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Zweitpass zum Reisen

Dokumente für die Offroad-Fernreise – Teil 1

Internationaler Führerschein

In dieser Reihe schauen wir uns wichtige Dokumente für die Offroad-Fernreise an. Unterwegs in Europa machen wir uns um den Führerschein meist keine Gedanken. Der nationale Führerschein wird in der Europäischen Union und dem Europäischen Wirtschaftsraum in allen Formen anerkannt. Doch spätestens wenn ihr die EU beziehungsweise den EWR verlasst, benötigt ihr möglicherweise den internationalen Führerschein. Da geht es schon los, denn DEN internationalen Führerschein gibt es nicht. Wusstet ihr beispielsweise, dass es verschiedene Exemplare davon gibt? Nein? Wir bringen Licht ins Dunkle.

Internationale Führerscheine werden auf Basis von zwischenstaatlichen Abkommen ausgestellt und dienen dem Nachweis der Fahrerlaubnis in den beteiligten Ländern. Die Ausstellung erfolgt in der Regel durch die Straßenverkehrsbehörden. Die Aufgabe kann jedoch auch – wie beispielsweise in Österreich – an den Automobilclub delegiert sein.

Der internationale Führerschein ist ein Zusatzdokument

Zunächst einmal ist der internationale Führerschein kein eigenständiger Führerschein, sondern ein Zusatzdokument. Dieses ist zusammen mit dem nationalen Führerschein gültig.

Der internationale Führerschein ist im Prinzip eine Übersetzung eurer nationalen Fahrerlaubnis und soll den Behörden vor Ort die Überprüfung der Fahrberechtigung erleichtern. Dafür findet ihr im Dokument eine Übersicht der einzelnen Fahrerlaubnisklassen, die die ausstellende Stelle in Übereinstimmung mit dem nationalen Führerschein gültig markiert und stempelt.

Dokumente für die Offroad-Fernreise
Die Fahrerlaubnisklassen sind in Übereinstimmung mit dem nationalen Dokument markiert.

Wiener, Genfer und Pariser Übereinkommen regeln die Anerkennung und Ausgabe der internationalen Führerscheine

Dem Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr von 1968 sind fast einhundert Länder beigetreten. Darunter auch die (späteren) EU-Staaten. Unter den Teilnehmerländern befinden sich auch viele bei Offroadreisenden beliebte Reiseländer, beispielsweise Albanien, Armenien, Bosnien, Chile, Iran, Kirgistan, Marokko, Mexiko, Mongolei, Oman, Peru, Senegal, Südafrika, Tadjikistan, Tunesien, Türkei, Usbekistan, das Vereinigte Königreich und viele andere mehr. Ihr seht, mit dieser Variante des internationalen Führerscheines seid ihr schon ganz gut aufgestellt.

Als Vertragsstaaten des Pariser Abkommens, welches schon sehr viel früher geschlossen wurde, nämlich 1926, nennt dieser internationale Führerschein beispielsweise beliebte Reiseländer wie Ägypten, Argentinien, Chile, Indien, Mexico, Thailand (dazu später mehr), Türkei und das Vereinigte Königreich.

In Deutschland erhaltet ihr internationale Führerscheine nach Wiener und Pariser Abkommen. Das deckt schon eine Menge Länder ab, ergibt jedoch eine gewisse Problematik zum Beispiel bei USA Reisen.

Denn darüber hinaus gibt es noch das Genfer Abkommen von 1949. Diesem gehören die USA und Kanada sowie verschiedene afrikanische und asiatische Staaten an. Durch die Unterzeichnung der verschiedenen Abkommen können Gruppen von Ländern entstehen, welche internationale Führerscheine nach dem ein oder anderen Abkommen ausgeben und akzeptieren, jedoch nicht den internationalen Führerschein einer anderen Ländergruppe. Die USA sind so ein Beispiel. Denn die USA ist lediglich dem Abkommen von 1949 beigetreten. Das bedeutet, dass es für die Akzeptanz eines internationalen Führerscheines nach dem durch die Bundesrepublik  Deutschland unterzeichneten Abkommen schlichtweg die Rechtsgrundlage fehlt. Die gute Nachricht für Reisende ist, dass die US-Behörden einen internationalen Führerschein nach dem Wiener Übereinkommen in Verbindung mit einem gültigen EU-Führerschein im Allgemeinen kulanzweise akzeptieren.

Dokumente für die Offroad-Fernreise
Eines der wichtigen Dokumente für die Offroad-Fernreise: in Deutschland erhaltet ihr internationale Führerscheine nach Wiener und Pariser Abkommen.

Wo benötigt ihr den internationalen Führerschein

Wie schon eingangs erwähnt, erkennen alle Staaten der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraumes wechselseitig die nationalen Führerscheine an. Und zwar in jeder Form, also Scheckkartenformat, rosa Papierführerschein oder gar den alten grauen Lappen. Auch in der Schweiz wird der deutsche Führerschein anerkannt. Übrigens, der deutsche Führerschein ist trotz Austritt aus der EU ebenso im Vereinigten Königreich gültig. Dort ist ein internationaler Führerschein aktuell nicht erforderlich.

Dann gibt es einige Länder, in denen die Mitführung eines internationalen Führerscheines empfohlen wird. Dazu gehört beispielswiese das beliebte Balkanreiseland Albanien.

Mietet ihr euch ein Fahrzeug vor Ort? Dann macht euch im Vorfeld der Reise beim Vermieter schlau. Denn manchmal verlangen die Mietwagengesellschaften die Vorlage eines internationalen Führerscheins zur Überprüfung der Fahrerlaubnis.

Teilweise erkennen Länder den internationalen Führerschein nur für einen begrenzten Zeitraum an (z.B. Paraguay 90 Tage) oder er muss vor Ort durch die Behörden gestempelt werden damit er im Land gültig ist (z.B. Bolivien). Es kann natürlich immer sein, dass dies vor Ort ganz anders gehandhabt wird oder es auch kurzfristige Änderungen in den Regelungen gibt, also besser vor Ort noch einmal erkundigen. Thailand hat etwa im vergangenen Jahr eine solche Änderung erlassen, demnach sind nun internationale Führerscheine nach dem Wiener Abkommen vorzulegen.

In Japan nützt euch weder der eine noch der andere internationale Führerschein etwas. Hier benötigt ihr eine beglaubigte Übersetzung eures nationalen Führerscheins.

Grundsätzlich empfiehlt sich jedoch die Mitnahme bei allen Reisen außerhalb der EU/ des EWR. Die Kosten für einen internationalen Führerschein sind vergleichsweise gering und auch wenn er in eurem Reiseland nicht zwingend vorgeschrieben ist, als Übersetzungshilfe taugt er allemal – ähnlich wie er internationale Fahrzeugschein, auf den wir im weiteren Verlauf dieser Reihe über Dokumente für die Offroad-Fernreise noch eingehen. Weitere aktuelle Informationen erhaltet ihr bei den Reisehinweisen des Auswärtigen Amtes, dem ADAC oder der Vertretung des Reiselandes.

So bekommt ihr einen internationalen Führerschein

Die Ausstellung der internationalen Führerscheine erfolgt bei der Führerscheinstelle eures Erstwohnsitzes vor Ort und kostet etwa 15 Euro. Manchmal könnt ihr diesen auch im örtlichen Bürgerbüro beantragen und er wird euch dann zugeschickt oder ich müsst ihn später dort abholen.

Ihr benötigt für den Antrag euren gültigen nationalen Führerschein im EU-Scheckkartenformat (ggf. muss ein alter Papier- Führerschein vorher umgeschrieben werden, was Zusatzkosten und Wartezeit verursacht), ein gültiges Ausweisdokument sowie je internationalem Führerschein ein Passfoto im üblichen Format.

Der internationale Führerschein nach dem Wiener Abkommen ist drei Jahre gültig, der internationale Führerschein nach dem Pariser Abkommen hat eine Gültigkeit von einem Jahr.

Eventuell benötigt ihr noch eine sogenannte Karteikartenabschrift, sofern euer Führerschein nicht bei der jetzt zuständigen Führerscheinstelle vor Ort ausgestellt wurde. Dies ist eine Bestätigung der ausstellenden Behörde und ihr erhaltet sie von dem Führerscheinregister des Ortes in dem euer Führerschein ausgestellt wurde. Oftmals könnt ihr dies online erledigen oder die jetzt zuständige Führerscheinstelle erledigt das für euch.

Vor Ort im Reiseland herrschen in der Praxis oft andere Bedingungen

Oftmals kennen Polizei und andere Behörden in Ländern außerhalb der EU oder des EWR den EU-Kartenführerschein und akzeptieren diesen kulanzweise. Dann schlummert der internationale Führerschein eben in der Dokumentenmappe. Doch manchmal wird die Mitführungspflicht eben tatsächlich kontrolliert und die Übersetzung macht die Verständigung einfacher.

Im weiteren Verlauf dieser kleinen Reihe werden wir euch noch weitere Dokumente für die Offroad-Fernreise vorstellen und uns dem internationalen Fahrzeugschein und dem Carnet de Passage widmen. Auch auf das Thema Zweitpass gehen wir noch ein. Weitere Tipps zur Reisevorbereitung bekommt ihr auf unserer Themenseite dazu.