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Offroad Streckensperrungen

Gedanken zu Offroad-Streckensperrungen und weiteren Einschränkungen

Wohin geht die Reise?

Vermehrt nehmen wir in diesen Tagen wieder Initiativen für Offroad-Streckensperrungen und weitere Einschränkungen hinsichtlich unserer Hobbys und Lebensstile wahr. Ein paar Gedanken dazu und warum wir trotzdem nicht den Mut verlieren sollten.

Beispiele für Streckensperrungen und weiteren Einschränkungen gibt es viele. Seien es die jüngsten Entwicklungen zum Camping in Griechenland, die vor allem in der Wohnmobilszene für einen Aufschrei sorgten oder Initiativen für die Eindämmung des motorisierten Verkehrs in beliebten Regionen Frankreichs. Und all das ist kein rein europäisches Phänomen. Selbst im vielgepriesenen Offroadparadies Australien sehen sich Geländewagenfreunde und Outdoor-Enthusiasten mit vermehrten Einschränkungen und Offroad-Streckensperrungen beliebter Strecken konfrontiert. Doch die zahlreichen Initiativen für den Erhalt der Möglichkeiten machen Mut.

Anfang des Jahres wurden vor allem Griechenland-Fans unter den Campern aufgeschreckt

Anfang des Jahres verabschiedete die zuständige Behörde in Griechenland ein neues Gesetz, dass das Abstellen von Wohnmobilen einschränkt. Demnach ist es nun verboten, Campingfahrzeuge in Wohngebieten außerhalb der dafür vorgesehen Plätze für länger als 24 Stunden sowie grundsätzlich an bestimmten Orten wie beispielsweise Küstenstreifen bzw. Stränden abzustellen. Die Strafen bei Zuwiderhandlung sind hoch. Als Gründe werden eine beabsichtigte Erhöhung der Nutzung von ausgewiesenen Camping- und Stellplätzen im Sinne der Natur, Umwelt und Hygiene genannt.

An sich bedeutet dies jedoch nicht viel Neues, den Wildcamping war schon vorher untersagt – nicht nur in Griechenland – sondern in fast allen europäischen Ländern.

Offroad-Streckensperrungen
Entspannen am Strand in Griechenland mit Einschränkungen.

Offroad-Streckensperrungen in Frankreich geisterten kürzlich durch Geländewagenforen

In Frankreich hat sich nach unseren Recherchen von der rechtlichen Seite jüngst nichts geändert. Doch auch hier greift ein allgemeiner Trend gegen den motorisierten Sport um sich. Einige Regionen in Frankreich sind stärker davon betroffen als andere und Gegenden im Süden versuchen motorisierte Aktivitäten in der Natur grundsätzlich zu verbannen.

Über etwaige Einschränkungen in Italien hatten wir vor einiger Zeit schon einmal ausführlich berichtet

Vor einiger Zeit tauchte in der Offroad- und Reiseszene das Gespenst von einem angeblichen neuen Offroad-Fahrverbot in Italien auf. Unsere Recherchen ergaben damals, dass keinesfalls von einem grundsätzlichen Offroad-Fahrverbot gesprochen werden kann und sich für Geländewagenfahrer nichts Wesentliches geändert hat. Vielmehr ergab sich, dass es darum gehe, die Zuständigkeit für nicht-öffentliche Straßen zu regeln. Mit dem damals neu erlassenen Dekret sei nicht mehr der Staat, sondern einzelne Regionen und Gemeinden verantwortlich für die Instandhaltung dieser Strecken. Entscheide sich nun die verantwortliche Stelle gegen eine weitere Instandhaltung, so werde die Strecke für den öffentlichen Verkehr gesperrt.

Wie immer liegt es an jedem einzelnen, sich vorab bzw. vor Ort gut zu informieren, was erlaubt ist und was nicht und sich so zu verhalten, dass die tollen Strecken noch weiter befahren werden können.

Offroad-Streckensperrungen
Streckensperrungen gibt es auch im beliebten Reiseland Italien.

Das häufige Missverständnis mit dem Jedermannsrecht in Skandinavien

Das Jedermannsrecht räumt den Menschen die Möglichkeit ein sich frei in der Natur zu bewegen ohne diese zu beschädigen. Sei es zum Paddeln, Wandern, Radfahren, Skilaufen oder anderen Aktivitäten. Das Jedermannsrecht gilt im Allgemeinen in der Natur und außerhalb privaten Eigentums sowie der speziell geschützten Gebiete wie beispielsweise Nationalparks.

Doch gibt das Jedermannsrecht niemandem ein Recht darauf mit einem Fahrzeug in der Natur abseits von Wegen zu fahren oder zu campen. In Schweden wird dies zum Beispiel durch das sogenannte Terrängkörningslagen geregelt und das Fahren mit motorisierten Fahrzeugen im Gelände eingeschränkt sowie in Norwegen durch das Gesetz über den Kraftverkehr in Randgebieten und Wasserstraße.

Übrigens, während das Wildcampen mit Fahrzeugen auf Island teilweise in früheren Jahren zumindest geduldet wurde, ist die Gesetzeslage auch hier in den letzten Jahren verschärft worden und der Gesetzgeber hat mit einem vollständigen Verbot des Übernachtens mit Wohnmobilen und ähnlichen Fahrzeugen außerhalb von offiziellen Campingplätzen oder dafür freigegebenen städtischen Gebieten reagiert.

Mehr Informationen zu Skandinavien Reisen findet ihr übrigens in unserem Ratgeber dazu.

Offroad-Streckensperrungen
Das Jedermannsrecht gibt uns viele Freiheiten, solange wir uns an die Regeln halten.

Auch im Offroadparadies Australien kommt es zu immer mehr Einschränkungen

Dies betrifft dort nicht nur Geländewagenfahrer, sondern auch Radfahrer, Wanderer und andere Freizeitaktivitäten in der Natur. Immer mehr Nationalparks sperren entsprechende Zuwegungen. Jüngst forderte eine Petition mehr Transparenz darüber, wie Offroader und andere Nutzer im australischen Bundessaat New South Wales Zugang zu öffentlichem Land erhalten oder verweigert bekommen.

Das Interesse an der Petition – die bereits innerhalb von zwei Tagen mehr als 10.000 Unterschriften erhielt – war so groß, dass die Website der Regierung vorübergehend geschlossen wurde. Die Petition hat im Bundesstand eine große Diskussion angestoßen. Genau solche Initiativen machen Mut. Dazu später noch mehr.

Die zahlreichen Initiativen für den Erhalt der Möglichkeiten machen Mut

Offroad-Enthusiasten sehen sich im Gelände häufig Herausforderungen gegenüber und nehmen diese bereitwillig an. Seien es steile Anstiege, tiefe Wasserlöcher oder Sandfelder. All dies wird mit einer gewissen Hartnäckigkeit und Passion gemeistert. Und so gibt es auch zahlreiche Initiativen von Offroadern für Offroader, welche sich dem Erhalt der Möglichkeiten und einem Entgegenwirken gegen Offroad-Streckensperrungen und weiteren Einschränkungen angenommen haben. Ein paar dieser Initiativen stellen wir euch heute vor.

Codever in Frankreich

Es gibt in Frankreich einige Organisationen, die sich für die Nutzung und den Schutz des Netzes der Trails einsetzen. Eine der aktivsten Organisationen ist derzeit Codever. Der Organisation geht es darum, die Wahrnehmung zu fördern, dass die Wege für alle da sind. Codever wurde am 30. Juni 1987 auf Initiative von Gilbert Gunhold ins Leben gerufen. Nachdem er von einem in Vorbereitung befindlichen restriktiven Gesetz erfahren hatte, mobilisierte er auch die Auto- und Motorradszene und so gründete sich das Komitee für die Entwicklung grüner Freizeitbeschäftigungen. Auch heute noch richtet sich Codever an alle, die die Natur nutzen für ihre Freizeitaktivitäten, Wanderer, Radfahrer Motorradfahrer, Quadfahrer, 4×4 und viele andere mehr.

Offroad-Streckensperrungen
Die Organsiation Codever setzt sich für den Erhalt der Befahrbarkeit vieler toller Strecken in Frankreich ein.

Tread Lighty

Tread Lightly ist eine us-amerikanische, gemeinnützige Organisation. Es geht dabei um die Förderung des verantwortungsvollen Umgangs mit motorisierten Fahrzeugen bei der Freizeitgestaltung in der Natur. Also darum, den Einklang zwischen Bedürfnissen der Nutzer und der Natur herzustellen. Dazu bietet die mitgliederbasierte Organisation eine große Bandbreite von Initiativen, Trainings, Lehrmaterialien und vielem mehr an. Es geht dabei nicht nur um das verhindern von Offroad-Streckensperrungen, nein sogar um Initiativen zur Widereröffnung von bereits gesperrten Wegen. Übrigens, auch Overland Bound, durch zahlreiche Mitglieder auch in Europa vertreten, folgt in seinen Werten den Tread Lightly Grundsätzen, beispielsweise durch das Leave it better than you found it-Prinzip. Denn heute ist es wichtiger denn je, dass wir alle die Möglichkeit haben die Natur zu nutzen, sie jedoch dabei nicht zu beschädigen.

Verlassen wir Plätze am besten mindestens genau so sauber und ordentlich wie wir sie vorgefunden haben, vielleicht sogar besser.

Trail Adoption

Eine weitere tolle Möglichkeit sich für die Nutzung der Natur und ihren gleichzeitigen Erhalt einzusetzen sind die sogenannten Adopt-A-Trail-Programme in den USA. Diese bieten die Möglichkeit für Unternehmen, Vereine oder Privatpersonen mit den zuständigen Forsten zusammenzuarbeiten und sich dabei um die Instand- und Reinhaltung von zugewiesenen Wegen zu kümmern. Vielleicht auch etwas, was in Europa umsetzbar wäre?

Green Lane Association

Die Green Lane Association (GLASS) ist eine 1995 gegründete nationale Non-Profit-Organisation in UK. Auch sie kümmert sich um die Förderung des barrierefreien Zugangs zur Natur für alle Nutzer und folgt der Grundüberzeugung ist, dass jeder Mensch das Recht hat, die Landschaft zu betreten und öffentliche Mehrzweckwege zu nutzen, und das unabhängig von der Fortbewegungsart. Die Green Lane Association führt verschiedene Projekte durch, von Unterhaltsarbeiten an den Trails bis hin zu Aufklärungskampagnen und dem Entgegenwirken von illegalem Offroadfahren abseits der erlaubten Wege und vielem mehr.

Im Unterschied zu den anderen Organisationen kann sich die GLASS auf ein altes Wegerecht berufen. Sie versuchen dieses alte Wegerecht durch protokollierte Nutzung der Wege und deren Pflege zu erhalten. Es gibt eine zentrale Datenbank die alle Mitglieder einsehen können und Repräsentanten, die in den einzelnen Regionen die Green Lanes übersehen und als Ansprechpartner fungieren. So führen sie als guten Grund für das Green Laning an, dass die Nutzung durch Fahrzeuge die Wege auch für andere Teilnehmer überhaupt erst nutzbar bleiben. Ein Umstand den auch viele Landwirte so sehen, da die verdichteten Fahrspuren auch bei schlechtem Wetter das begehen und befahren ermöglichen. Da eine sogenannte Green Lane ein offizieller Weg ist, wäre die Alternative die Asphaltierung, was wieder Nachteile auch für die Natur mit sich bringen würde. Die Mitglieder der GLASS unterwerfen sich auch einem Kodex, der den besonnenen Umgang mit dieser Ressource vorschreibt.

Wir haben bereits an anderer Stelle über die GLASS berichtet: Zwischen Asphalt und Offroad – Green Laning in Großbritannien.

Offroad-Streckensperrungen
Der besonnene Umgang mit legal befahrbaren Tracks ist wichtig – hinterlassen wir am besten einfach nur unsere Reifenspuren.

Clean Ups

Auch etwas, was im amerikanischen Raum schon lange sehr beliebt und auch in Deutschland immer häufiger durchgeführt wird, sind sogenannte Clean Ups. Teilweise von Organisationen, teilweise durch Städte und Gemeinden oder auch privat zum Beispiel unter Bezeichnungen wie Saubere Gemarkung oder Sauberes Flussufer und ähnliches organisiert. Dabei werden ausgewählte Flächen vom achtlos weggeworfenen bzw. illegal entsorgtem Müll befreit und dieser ordnungsgemäß entsorgt. Dies kann auch jeder einzelnen von uns tun, wenn wir auf einem Track unterwegs sind oder an einem Lagerplatz ankommen. Solche Aufräumaktionen sind eine tolle Möglichkeit etwas für Natur und Umwelt zu tun und dabei auch zu zeigen, dass wir umsichtigen Offroader und Offroadreisende nicht diejenigen sind, die etwas zerstörend, sondern diejenigen, die aufräumen und uns für den Erhalt der Natur einsetzen.

Petition in Australien gegen Offroad-Streckensperrungen

Wie eingangs schon erwähnt, gibt es in Australien eine interessante E-Petition an den Legislativrat von New South Wales. Diese wurde von Tony Crooke, einigen von euch sicherlich bekannt als Moderator des Podcast The Outer Side, initiiert. Sie zielt zunächst darauf ab, die Maßnahmen der Regierung zu überprüfen. Neben Allradfahrzeugen könnte diese Petition auch Auswirkungen auf andere Freizeitnutzer in New South Wales wie Camper, Jäger, Angler, Buschwanderer, Radfahrer und Bergsteiger haben. Die Initiative zieht mittlerweile große Kreise und lenkt große Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema. Den aktuellen Stand könnt ihr hier erfahren:

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Was kann jeder einzelne noch gegen Offroad-Streckensperrungen und Einschränkungen tun?

Ihr seht schon, wenn wir ein bisschen über den Tellerrand hinausschauen, dann finden sich eine ganze Menge Möglichkeiten dem Trend von Einschränkungen entgegenzuwirken.

Nun es ist nicht jedermanns Sache gleich eine große Initative zu gründen oder gar eine Petition zu starten. Das muss auch gar nicht sein. Jeder einzelne kann im Rahmen seiner Möglichkeiten etwas beitragen. Sei es die Unterstützung einer der genannten Initiativen oder etwas im eigenen Umfeld. Was wir alle auf jeden Fall tun können ist es uns an bestehende Regeln zu halten und noch ein bisschen mehr.

Halten wir unterwegs doch ohnehin häufiger einmal an für einen Fotostopp oder eine kleine Pause, dann schnappen wir uns einfach beim nächsten Mal einen Müllbeutel und nehmen ein wenig vom achtlos weggeworfenen Müll mit. In diesem Zusammenhang sollten wir uns auch eine weitere Frage stellen. Diese wird in der Outdoor-Ethik im englischsprachigen Raum häufig mit „to have or to be“ umschrieben. Worum geht es dabei in Kürze? Nun, auf Reisen sehen wir viele schöne Dinge am Wegesrand. Seien es Pflanzen, Steine, Muscheln und vieles mehr. Bitte belasst diese da wo sie sind und erfreut euch einfach für den Moment an dem schönen Anblick. So greifen wir nicht nur nicht in die Natur ein, sondern der nächste kann sich ebenso daran erfreuen.

Denn eines ist sicher, es liegt auch zumindest zu einem einem Teil am Verhalten von uns allen, ob es zu weiteren Einschränkungen kommen wird.  Verhalten wir uns als umsichtig und rücksichtsvoll, sodass wir noch viele Jahre die schönen Strecken dieser Welt befahren und großartige Orte besuchen und genießen können.

© Foto: Nicole Woithon-Dornseif, Andreas Woithon, Björn Eldracher