Wie können wir uns als Offroadreisende auf krankheits- oder unfallbedingte Situationen gut vorbereiten um entspannt zu reisen? Das wollen wir uns in diesem Ratgeber zum Thema Gesundheit auf Reisen anschauen.
Was ist, wenn ich unterwegs krank werde? Eine Frage, die ich oft höre, wenn ich Menschen von meinen Reisen in weiter entferntere Gebiete berichte. Meine Antwort ist darauf meist: „Das gleiche wie daheim!“. Denn wer gut vorbereitet auf Reisen geht hat meiner Erfahrung nach nichts zu befürchten.
Natürlich sind die hier gegeben Hinweise und Tipps sehr von der individuellen und der jeweiligen Situation abhängig und können nur Anregungen sein, wie ihr euch vorbereiten könnt. Jeder macht hier sicher andere Erfahrungen und legt auf unterschiedliche Punkte wert. Vieles ist gerade in diesem Bereich von persönlichem Empfinden und Umständen abhängig. Erkenntnisse zur Hilfeleistung bei Notfallsituationen ändern sich. Zudem darf ich natürlich nicht ärztlich beraten und dieser Ratgeber ersetzt auch keine ärztliche Beratung und die eigene individuelle Vorbereitung. Doch das wichtigste ist meiner Erfahrung nach, sich auch mit dem wichtigen Thema der Gesundheit auf Reisen im Vorfeld einmal auseinanderzusetzen, sich gut vorzubereiten und dann das Reisen zu genießen. Und genau dazu möchten wir euch mit diesem Ratgeber eine Hilfestellung geben. Los geht’s!
Die Basis bildet ein guter Verbandkasten
Wie reagiere ich richtig bei einem Unfall? Was tue ich, wenn sich ein Reisepartner weitab von größeren Ortschaften den Knöchel verstaucht oder gar etwas gebrochen hat. Wie verhalte ich mich richtig bei Insektenstichen oder Tierbissen? Wie verbinde ich eine Schnittwunde richtig? All dies sind Situationen, die auch auf Reisen eintreten können und bei denen ihr euch bestimmt schon mal gefragt hat, wie ihr damit umgehend würdet.
Gerade auf Reisen ist das Thema besonders wichtig, da es doch mal länger dauern könnte, bis professionelle Hilfe vor Ort ist oder eine Stadt mit entsprechender Infrastruktur erreicht werden kann.
Was auf jeden Fall in euren Offroader gehört ist natürlich ein Verbandkasten. Die Mitführung ist in Deutschland Pflicht und der Inhalt eines Verbandkastens ist nach DIN 13164 klar geregelt.
Was in so einem Verbandkasten genau enthalten ist, könnt ihr beispielsweise hier beim ADAC nachlesen.
Bitte kontrolliert euren Verbandkasten regelmäßig und beachtet dabei insbesondere, dass der Inhalt des Verbandkastens einem Verfallsdatum unterliegt. Bei abgelaufenem Verfallsdatum kann dies als ein geringer Mangel bei der Hauptuntersuchung eingestuft und bei einer Verkehrskontrolle zu einem Verwarnungsgeld führen.
Nicht nur bei einer solchen Kontrolle ist dies unangenehm, es könnte auch sein, dass ein Verbandpäckchen keimbelastet ist und bei Verwendung zu (lebensgefährlichen) Komplikationen führt. Hierzu werdet ihr ganz unterschiedliche Meinungen im Netz finden. Während ich bei Lebensmittel entspannt bin und auch bei abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum alles esse was noch gut riecht und schmeckt, nehme ich das Thema Verfallsdatum bei der medizinischen Versorgung sehr ernst, denn diese Dinge sind schließlich für den Fall, wo sie einwandfrei funktionieren müssen bestimmt.
Nachfüllpacks für den Verbandkasten sind für kleines Geld erhältlich und dessen sterile Inhalte gibt es sogar mit einem Verfallsdatum von 20 Jahren ab Herstellungsdatum.
Wie könnt ihr den Verbandkasten sinnvoll ergänzen?
Insbesondere auf Reisen in entlegenere Gebiete kann es empfehlenswert sein, über diese Mindestausstattung hinaus, weiteres Material mitzuführen. So können neben zusätzlichem Verbandmaterial und Pflastern, sterile Einmalmaterialien eine sinnvolle Ergänzung sein. Selbst wer damit nicht umgehen kann, hat so gerade in Gebieten mit einer weniger guten medizinischen Versorgung, die Möglichkeit dieses Material einem Arzt zu übergeben.
Immer mal wieder hört man in diesem Zusammenhang, dass es aufgrund solchen Materials bei Zollkontrollen zu Komplikationen gekommen sei. Solche Erfahrungen habe ich bei Grenzübertritten noch nicht gemacht. Zu besonderen Einfuhr- und Ausfuhrbestimmungen später noch mehr.
Zum Schutz vor Infektionen beim Beatmen eines (unbekannten) Notfallpatienten bietet sich eine Beatmungsmaske an. Diese schafft eine physikalische Barriere zwischen dem Helfenden und dem Betroffenen.
Zusätzlich ist eine Universalschiene wie beispielsweise die SAM® Splint Schiene im Falle eines Falles eine praktische Sache zur Immobilisierung von Extremitäten.
Ebenso sollte eine mehrfach verwendbare Gel-Kühlkompresse, welche ihr zum Bespiel immer einsatzbereit in der Kühlbox liegen haben könnt, und eine Wärmflasche nicht fehlen. Eine Alternative, wenn ihr keine Kühlmöglichkeit an Bord habt, sind Sofort-Kältekompressen bei denen die Kühlung durch Druck auf den Beutel ausgelöst wird. Dabei werden chemische Verbindungen und Wasser genutzt, um der Umgebung Wärme zu entziehen. Durch den Druck wird der Innenbeutel zerstört und durch Vermischung die Reaktion ausgelöst. Diese Kompressen sind jedoch nur einmal verwendbar.
Die Liste an Zusatzausstattung soll Anregungen geben und ist natürlich je nach Einsatzzweck und Gebiet immer noch erweiterbar.
Noch zwei Tipps
Bei den gängigen Erste Hilfe Sets ist die Ausstattung im Verhältnis zum Preis fast häufig eher spärlich. Aus diesem Grund wurde das „Notfallset Erste Outdoor“ entwickelt, welches im „Erste-Hilfe-KUNTERBUNT“-Shop erhältlich ist. Aus einer Idee heraus ist dieser Online-Shop entstanden und es handelt sich um einen Verbund von Erste-Hilfe-Outdoor Trainern, die Menschen dabei unterstützen möchten, bei Aktivitäten in Freizeit und Sport das „richtige“ Verbandmaterial dabei zu haben.
Zuoberst liegt bei mir immer eine Erste-Hilfe-Anleitung. Denn selbst bei regelmäßiger Auffrischung der Erste-Hilfe-Kenntnisse, kann es in einem echten Notfall mit entsprechender Stresssituation sicher passieren, dass dieses Wissen nicht unbedingt abrufbar ist. So eine Erste-Hilfe Anleitung bekommt ihr zum Beispiel im Rahmen eines Kurses beim DRK. Dazu eignet sich auch das Handbuch Erste Hilfe für den Outdoorbereich im „Taschenformat“. Praktischerweise ist dieses auf dem strapazierfähigen Material pretex® gedruckt, welches auch bei Nässe eine hohe Festigkeit aufweist (wird z.B. auch bei Einsatzdokumenten von der Bundeswehr genutzt) und kommt im einfach zu lesenden Klappregisterformat.
Was gibt es sonst noch?
Der Vollständigkeit halber soll hier auch noch das sogenannte Tourniquet nicht unerwähnt bleiben. Beim Thema Abbinden gibt es oft unterschiedliche Meinungen, Empfehlungen und Hinweise. Es wird auch bei einem Standard Erste-Hilfe-Kurs häufig nicht gelehrt und auf die Risiken des Abbindens hingewiesen. Die Anwendung eines Tourniquets wird beispielsweise für Rettungskräfte gelehrt. Hieraus lässt sich schon erkennen, dass hier Zusatzwissen notwendig ist!
Das Tourniquet ist ein Abbinde-System und eine Möglichkeit der Versorgung, wenn stark blutende Wunden an den Extremitäten nicht von außen durch Druck bzw. einen Druckverband gestillt werden können. Wenn ihr euch so etwas beispielsweise für Fernreisen anschaffen möchtet, solltet ihr zum einen auf Qualität achten und müsst euch unbedingt mit der richtigen Bedienung vertraut machen. Das Abbinden ist ein sehr massiver Eingriff mit Risiken, doch es kann Leben retten. Dazu bedarf es der richtigen Ausbildung und medizinische Beratung sind hier unbedingt erforderlich. Informiert euch dazu bei Bedarf. Qualitativ hochwertige Tourniquets können – richtig angewendet – eine empfehlenswerte Ergänzung des Verbandkastens, z.B. bei Fernreisen abseits der Zivilisation sein.
Jetzt noch alles sicher und doch gut griffbereit verstauen
Wichtig ist, dass der Verbandkasten gut griffbereit und doch sicher und vor unbefugtem Zugriff etwa durch Kinder im Offroader verstaut ist. Dafür haben sich Verbandkoffer, wie etwa die bekannten Verbandkoffer der Leina Werke, Modulare Erste Hilfe Taschen wie die Große Erste Hilfe Tasche von Nakatanenga oder Erste Hilfe Rucksäcke bewährt. Erste Hilfe Taschen gibt es praktischerweise auch als wasserdichte Versionen wie diese Erste Hilfe Tasche mit Rollverschluss von Tatonka.
In einem Koffer ist alles gut sortiert und durch die harte Schale gut geschützt, zudem sitzt er sicher in der Halterung. Bei einer Tasche oder Rucksack ist es dagegen für euch einfacher damit auch in unwegsamen Geländen einen gewissen Weg zum Patienten zu laufen, sollte dies erforderlich sein.
Sinnvoll ist auch ein Aufkleber, der von außen erkennen lässt, wo sich das Erste-Hilfe-Material im Fahrzeug befindet. So kann etwa auch ein Ersthelfer, der zur Unfallstelle dazu kommt, schneller helfen.
Gesundheit auf Reisen beinhaltet auch, auf Unfälle vorbereitet zu sein
Sehen wir uns ein paar Situationen, wie sie typischerweise auf Reisen vorkommen können, an.
Wundversorgung und Druckverband
Dabei drückt ihr zunächst eine sterile Wundauflage fest auf die Wunde und wickelt anschließend eine elastische Binde einmal um das verletzte Körperteil, damit die Wundauflage fest anliegt. Sodann einen Druckkörper auf den Verband legen und diesen fest einwickeln. Als Druckkörper kann ein Päckchen Mullbinden aber auch etwas anders, was ihr gerade griffbereit habt, dienen. Er sollte allerdings keine scharfen Kanten haben und natürlich angemessen groß sein. Macht euch mit der Versorgung von stark blutenden Wunden mittels Druckverbands vertraut!
Schienen von Knochenbrüchen
Weiter vorn im Text hatten wir schon eine Universalschiene als sinnvolle Ergänzung bei Brüchen erwähnt. Doch es geht auch anders. Denn zum Schienen etwa eines gebrochenen Armes, kann eine Zeitung verwendet werden, in der der Arm liegt, und die dann mit zwei gefalteten Dreieckstüchern oder alternativ einem zusätzlichen Geschirrtuch zusammengeknotet wird. Eine andere Alternative können Stöcke in Verbindung mit Gürteln oder Spanngurten, die ihr ohnehin an Bord habt, sein.
Wie ihr so eine Universalschiene einsetzen könnt, erfahrt ihr beispielsweise in diesem Video:
Transport von Verletzten
Ist eine Verletzung nicht direkt an eurem Fahrzeug, sondern beispielsweise auf einer Wanderung passiert, müsst ihr den Verletzten unter Umständen zunächst zum Auto transportieren. Seid ihr zu zweit kann ein Verletzter recht gut mit einem, zu einem Tragering gewickelten, Dreiecktuch – welches ihr im Verbandskasten findet – transportiert werden. Noch einfacher ist es mit einem Berge- bzw. Rettungstuch. So ein Bergetuch ist vergleichsweise günstig erhältlich und kann eine weitere sinnvolle Ergänzung zum Verbandkasten sein, wenn ihr oft in schwierigem Gelände unterwegs seid. Ebenso kann es gut möglich sein, eine Trage aus Materialien, die ihr dabeihabt und solchen, wie ihr so vor Ort in der Natur findet zu bauen. Solche Dinge könnt ihr bei einem Outdoor- Erste-Hilfe-Kurs erlernen. Dazu später mehr!
Bewusstlosigkeit
Bei Bewusstlosigkeit und ausreichender Atmung wird der Patient in die sogenannte Stabile Seitenlage gebracht. Das Ziel der Stabilen Seitenlage ist es, dass der Mund des Patienten zum tiefsten Punkt des Körpers wird, damit etwa Erbrochenes und Blut abfließen kann. Dies, damit es nicht in die Atemwege gelangen kann. So wird der Betroffene vor dem Ersticken bewahrt. Wie die Stabile Seitenlage funktioniert, könnt ihr euch in diesem Erste-Hilfe-Tutorial Stabile Seitenlage des Johanniter Unfallhilfe e.V. ansehen:
An dieser Stelle ein Hinweis, dass es zwei verschiedene Methoden der Stabilen Seitenlage gibt. Eine ältere, die ihr wahrscheinlich auch mal bei einem Kurs gelernt habt und eine neuere. Bei der neueren ist es meiner Erfahrung nach, einfacher, auch schwerere Personen in diese Lage zu bringen. Die alte Variante hat einen Vorteil, wenn die betroffene Person anschließend transportiert werden muss. Lasst euch dies von einem Profi im Rahmen eines Erste-Hilfe-Kurses erklären.
Verbrennungen versorgen
Habt ihr euch am Lagerfeuer oder Grill verbrannt? Eine Verbrennung sollte mit körperwarmem Wasser gekühlt werden, um ihre Ausdehnung zu stoppen und um Linderung zu verschaffen. Allerdings sollte die Wunde nicht zu lange gekühlt werden. ACHTUNG – nur Extremitäten kühlen (Arme, Beine). Nicht den „Körperstamm“! Nach dem Kühlen ist es wichtig, die Wunde steril zu verbinden. Bei Verbrennungen ist die weitere Behandlung durch einen Arzt angeraten.
Sonnenbrand lindern
Ein Sonnenbrand ist im Prinzip eine Verbrennung ersten Grades. Er kann durch schwere Zellschäden noch Jahre später zu Hautkrebs führen. Leidet ein Mensch unter einem Sonnenbrand, muss dieser sofort in den Schatten. Die betroffene Stelle solltet ihr mit einem feuchten Tuch kühlen. Bei größeren verbrannten Hautstellen, muss die betroffene Person zum Arzt, dies insbesondere, wenn zu den Symptomen noch Fieber oder Schüttelfrost dazukommen.
Unterzuckerung und Dehydrierung
Gerade auf Offroad-Reisen wird oft unregelmäßig gegessen. Schnell kann daher der Körper in eine Unterzuckerung geraten. Zittern, kalter Schweiß und Kopfschmerzen sind häufig die Folge. Gegen Unterzuckerung helfen am besten Traubenzucker oder gesüßte Getränke. Danach sollte der Patient möglichst bald etwas Richtiges essen. Hierauf zu achten gehört auch zum gesund reisen dazu.
Ebenso kann es gerade auf langen Überführungsetappen in wüstenartigen Gegenden schnell zur Dehydrierung kommen. Auch hier sind Kopfschmerzen oft ein Anzeichen. Je nachdem wie stark die die Dehydrierung, fortgeschritten ist, können auch niedriger Blutdruck, Kreislaufschwäche, Schwindel und Verwirrtheit die Folge sein. Da hilft nur langsam und in kleinen Schlucken trinken. Eine Kombination aus der richtigen Menge an Salzen und Zucker erhöht die Wasseraufnahme. Hierfür gibt es im Handel auch fertige Mischungen zum Auflösen im Wasser.
Gefährlich ist auch der Sonnenstich
Hitze kann auch zu einem Sonnenstich führen. Sonnenstich-Patienten haben oft einen hochroten, heißen Kopf, sie klagen über Unruhe, Kopfschmerzen und manchmal auch Ohrgeräusche. Übergeben kann ebenfalls eine Folge sein und es können Bewusstseinsstörungen auftreten. Die Körpertemperatur ist nicht erhöht, aber dem Betroffenen ist trotz Hitze kalt. Nackensteifigkeit ist hier ebenfalls ein Indiz für einen Sonnenstich. Der Betroffene muss nun sofort aus der Sonne gebracht werden. Langsames Trinken und ein nasser Lappen im Nacken und Gesicht gehören zu den Sofortmaßnahmen. Wichtig ist es nun, nicht zu stark zu kühlen, um den Körper nicht noch weiter zu erhitzen. Bei Bewusstlosigkeit, Stabile Seitenlage. Ein Sonnenstich kann auch zu gefährlichen Komplikationen, wie zum Beispiel einem Hirnödem führen.
Hitzebedingte Erschöpfung und Hitzschlag
Weitere thermische Notfälle sind die hitzebedingte Erschöpfung und der Hitzschlag.
Die Ursache einer hitzebedingten Erschöpfung sind hoher Wasser- und Elektrolytverlust durch Schwitzen und gleichzeitig zu geringer Flüssigkeitsaufnahme. Oft ist der Betroffene kaltschweissig, hat einen erhöhten Puls und erniedrigten Blutdruck. Übelkeit, Erbrechen und Unruhe sowie Muskelkrämpfe sind weitere Symptome. Auch hier muss der Patient sofort aus der Sonne in eine kühlere Umgebung gebracht werden. Erhöhte Lagerung der Beine und eine leichte Flüssigkeitszufuhr bei leichten Fällen ohne Erbrechen und Bewusstseinsstörungen, gehören hier zu den Sofortmaßnahmen.
Beim Hitzschlag versagt die körpereigene Temperaturregulierung. Dadurch steigt die Körpertemperatur kontinuierlich an und ab 42 Grad Celsius tritt der Tod ein. Erkennbar kann ein Hitzschlag durch trockene, heiße, rote Haut (später graue Haut), einer Körpertemperatur von mehr als 40 Grad Celsius, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen sowie erhöhtem Puls und erhöhte Atmung sein. Der Patient kann auch Bewusstlos werden. Bei Bewusstlosigkeit, Stabile Seitenlage.
Zu den Sofortmaßnahmen gehören die Flachlagerung in kühler Umgebung mit leicht erhöhtem Oberkörper, Kühlung sowie Überwachung der Vitalfunktionen.
Unterkühlung und Erfrierungen
Sind wir bei Kälte unterwegs, kann die Unterkühlung oder auch Erfrierungen auftreten. Bei langen Rettungszeiten kommt die Wideraufwärmung nach Hibler zum Einsatz. Hierbei besteht jedoch auch die Gefahr des sogenannten „after drops“, der Einschwemmung von kaltem Blut aus den Extremitäten bei Bewegung des Betroffenen, daher den Betroffenen möglichst nicht bewegen! Vorrangig wird das Körperzentrum erwärmt. Dazu wird
- nasse Kleidung entfernt
- ein mit etwa 40 Grad Celsius warmen Wasser (ggf. auch Handwärmer verwenden) getränktes Tuch auf die Brust (nicht direkt auf die Haut) gelegt; Aufwärmung auch durch eigene Körperwärme möglich
- der Betroffene in mehrere Schichten eingepackt
- die Vitalfunktionen laufend beobachtet
Insektenstiche
Insektensprays zum präventiven Einsatz, sind bei vielen Reisenden schon in der Grundausstattung vorhanden. Praktisch kann hier auch ein Moskitonetz sein.
Sind euch Unverträglichkeiten oder Allergische Reaktionen bekannt? Dann Vorsorgen, damit ihr gesund reisen könnt! Dies kann beispielsweise Insektenstiche betreffen. Durch Insektengifte kann ein anaphylaktischer Schock, erkennbar an den Alarmzeichen Juckreiz, Brennen, Hitzegefühl und Rötung im Rachenbereich und im Bereich der Handteller sowie Fußsohlen, auftreten. Dafür gibt es Autoinjektoren zur akuten Behandlung, welche vom Arzt verschieben werden.
Alle hier beschriebenen Fälle können lebensbedrohlich sein und die Sofortmaßnahmen ersetzen natürlich nicht das Rufen der Rettungskräfte.
Auf die häufigsten Fragen zur Ersten Hilfe im Gelände und Gesundheit auf Reisen hat Matsch & Piste auch in diesem Artikel praktische Antworten parat.
Oft gibt es Änderungen oder neue Erkenntnisse bei all diesen Arten der Hilfeleistung. Dazu ist jede Situation anders und erfordert eventuell eine andere Herangehensweise. Daher können wir hier nur Anregungen geben und empfehlen, sich damit vertraut zu machen und sein Wissen aktuell zu halten. All diese Techniken könnt ihr in einem Ersten Hilfe Kurs erlenen und auffrischen. Denn das Schlimmste ist, nichts zu tun! Achtet bei allen Hilfeleistungen – wie immer – auf eure Eigensicherung. Insbesondere bei blutenden Wunden heißt es daher immer: Gummihandschuhe anziehen!
Weitere sinnvolle Hinweise hält das DRK auf seinen Seiten zur Ersten Hilfe parat. Beim DRK gibt es übrigens auch eine App, die euch in Notsituationen interaktiv begleiten kann, die DRK Erste Hilfe App für unterwegs. Denn…
Beratung und Ausbildung ist auch bei der Ersten Hilfe das A und O!
Dies sollen alles Anregungen sein, wie ihr euch optimal vorbereiten könnt. Lasst euch gerade vor einer Reise gut beraten. Liegt euer Erste-Hilfe-Kurs bereits einige Zeit zurück? Dann frischt ihn auf oder macht einen Offroad- bzw. Outdoor-Erste-Hilfe-Kurs. Bei letzterem, wie ihn beispielsweise das DRK Heidelberg mit dem Rotkreuzkurs „Erste Hilfe in besonderen Notfallsituationen“ anbietet, könnt ihr neben dem Auffrischen von Basiswissen viele nützliche Techniken der Ersten-Hilfe bei Sport- und Outdoor-Aktivitäten erlernen und euch so besser auch besser zum Thema Gesundheit auf Reisen vorbereiten.
Natürlich könnt ihr auch ganz viel tun, um kritische Situationen zu vermeiden und so ganz einfach zu einer guten Gesundheit auf Reisen beizutragen. Dazu gehören ganz einfache Basics, wie die richtige Sitzposition im Fahrzeug, richtiges Anschnallen, sicheres Verstauen und Verzurren der Ausrüstung und vieles mehr. Für viele von uns liegt die Fahrschule schon eine Weile zurück und einiges gerät in Vergessenheit. Zum Auffrischen bietet sich ein Fahrsicherheitstraining etwa beim ADAC an. Ihr seht schon, Möglichkeiten der Vorbereitung zum gesund reisen gibt es viele.
Nun packen wir unsere Bordapotheke
Sprechen wir über Gesundheit auf Reisen, gehören natürlich auch Medikamente dazu. Das Packen der Reiseapotheke hängt sehr von persönlichen Gesundheitsverhältnissen, dem Reisegebiet und der Länge ab. Daher kann dieser Ratgeber nur ein Anhaltspunkt für die persönliche Reiseapotheke sein. Lasst euch vor der Reise qualifiziert beraten, beispielsweise von eurem Hausarzt oder einem Tropeninstitut.
Zur Grundausstattung können Mittel gegen Schmerzen und Fieber, Augentropfen, Fieberthermometer, Pinzette, Zeckenzange, Desinfektionsmittel/ Wunddesinfektionsmittel, Tabletten gegen Halsschmerzen, Gel für Sportverletzungen, Mittel gegen Durchfall und Verstopfung, Mittel gegen Insektenstiche/ gegen Juckreiz/ zur Behandlung von Verbrennungen, Sonnenschutzcreme, Salben für Wunden, Traubenzucker, Medikament gegen Reisekrankheit, Glukosesalzpräparate und ggf. Nahrungsergänzungsmittel gehören.
Dazu kommen je nach Reiseziel, Art und Dauer Ergänzungen wie Malariamedikamente, starke Schmerzmittel und antivirale Mittel. Ebenso kann die Mitnahme eines Breitbandantibiotikums zur Behandlung einer stärkeren Infektion bei Fernreisen sinnvoll sein.
Lasst euch in Sachen Zahngesundheit von eurem Zahnarzt beraten und packt gegebenfalls ein einfaches Zahnbehandlungsset mit ein. Darin enthalten ist Zahnarztbesteck und Füll-/ Befestigungsmaterial. So lassen sich etwa herausgefallene Kronen wieder befestigen und Zahnfüllungen ersetzen, damit die unangenehmen Folgen lindern und Zeit bis zu einem Zahnarztbesuch überbrücken.
Die Bordapotheke kann ein sinnvoller Aufbewahrungsort für eine Liste mit Notfallrufnummern sein, etwa den Telefonnummern der Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren in Deutschland, Österreich und Schweiz.
Wichtig auch hier, alles sollte sicher (auch vor unbefugtem Zugriff bzw. dem Zugriff vor Kindern) und dennoch im Notfall gut erreichbar verstaut sein. Dies kann ähnlich wie beim Verbandsmaterial ein Koffer oder eine Arzneibox, wie sie beispielsweise bei Mehari erhältlich ist sein. Auf jeden Fall sollte auch hier gut erkennbar sein, wo sich die Medikamente befinden.
Beratungsmöglichkeiten zur Reiseapotheke, Impfungen und mehr gibt es beispielsweise bei den Tropeninstituten oder auch bei eurem Hausarzt.
Muss ich sonst noch etwas bei der Mitnahme von Medikamenten beachten?
Bei Medikamenten gibt es Verfallsdaten, die ihr regelmäßig, spätestens vor dem Antritt einer Reise, prüfen solltet.
Bitte informiert Euch über die Einfuhrbestimmungen der jeweiligen Reiseländer. Insbesondere für Schmerzmittel gelten in einigen Ländern strenge Auflagen bzw. Verbote, deren Missachtung zur Einreiseverweigerung bzw. zu Problemen bei späterer Wiedereinreise bis hin zur Ablehnung von Visaanträgen führen können. Auch bei der Wiedereinreise in die EU bzw. nach Deutschland kann dieses relevant sein, etwa wenn die mitgeführten Medikamente unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.
Gegebenenfalls ist die Mitnahme einer ärztlichen Bescheinigung für das Mitführen von bestimmten Medikamenten empfehlenswert, um Probleme und Wartezeit bei Grenzkontrollen zu vermeiden, oder sogar vorgeschrieben. Manchmal ist diese auch noch durch die zuständige Gesundheitsbehörde zu beglaubigen. Ein entsprechendes Muster findet ihr hier beim ADAC.
Aktuelle Informationen zu einzelnen Reiseländern findet ihr auf den Seiten des Auswärtigen Amtes sowie bei den Zollbehörden oder den Vertretungen des Reiselandes in Deutschland.
Abschließend sei hierzu noch gesagt, dass wir hier im Sinne einer guten Vorbereitung natürlich oft auf extremere Fälle von Krankheit unterwegs eingehen. Mir ist bewusst, dass das auch Angst vorm Reisen machen kann. Das muss nicht sein. Meine Erfahrung von vielen Reisen ist, dass es an vielen Orten sehr wohl eine gute Versorgung gibt – oftmals leider nicht für viele Teile der lokalen Bevölkerung, doch für uns Reisende meist kein Problem. Und es sind glücklicherweise oft ohnehin die kleineren Widrigkeiten wie Durchfall oder mal eine Erkältung, die uns zu einer Pause zwingen. Darum habe ich mich beim Titel dieses Ratgeberartikels auch bewusst für „Gesundheit auf Reisen“ und nicht für „Krankheit auf Reisen“ entschieden. Und für die schlimmeren Fälle gibt es ja immer auch noch die Möglichkeit eines, idealerweise durch die Auslandsreisekrankenversicherung abgedeckten Rücktransportes. Das schauen wir uns jetzt mal genauer an.
Die Auslandsreisekrankenversicherung als sinnvolle Ergänzung
Gesundheit auf Reisen bedeutet auch gut versichert zu sein. Mit der Europäischen Krankenversicherungskarte können gesetzlich Krankenversicherte in den EU- und einigen anderen europäischen Ländern (eingeschränkte) medizinische Leistungen erhalten. Ein Rücktransport ist hier beispielsweise nicht abgedeckt. Darüber hinaus bieten sich spezielle Auslandsreisekrankenversicherungen (Kurz- und Langzeit) an. Solche zusätzlichen Versicherungen können sich übrigens auch für Privatkrankenversicherte lohnen um etwa einen Selbstbehalt zu schonen.
Beim Rücktransport wird oft zwischen „medizinisch sinnvoll“ und „medizinisch notwendig“ unterschieden. Schaut hier vor Abschluss einer Versicherung genau in die Bestimmungen. Bei der Kondition „medizinisch sinnvoll“ deckt die Versicherung bereits den Rücktransport ab, wenn er „nur“ „sinnvoll“ und vertretbar ist. Meines Erachtens dürfte dagegen eine Klausel, bei der der Rücktransport „medizinisch notwendig“ sein muss, in vielen Fällen schwer zu erfüllen sein, denn dies hieße ja, dass eine ausreichende Behandlung im Reiseland nicht möglich ist.
Auslandsreisekrankenversicherungen ähneln sich manchmal auf den ersten, flüchtigen Blick, weisen bei genauer Prüfung der Vertragsbedingungen jedoch entscheidende Unterschiede in den Merkmalen und Leistungen auf! Vergleicht die Bedingungen vor Abschluss ganz genau und berücksichtigt dabei auch, wenn ihr chronische Erkrankungen habt, denn hier kann es sein, dass der Versicherer nur mit Einschränkungen oder gar nicht leistet. Gerade für Langzeitreisende kann es zudem eine wichtige Voraussetzung sein, dass Heimatbesuche mit abgedeckt sind, das ist nicht bei allen Versicherern der Fall. Schaut auch danach, ob Selbstbehalte anfallen und Verlängerungs-/ Verkürzungsmöglichkeiten hinsichtlich der Gültigkeitsdauer bestehen. Ebenso wichtig können je nach Reiseziel die Bedingungen im Falle einer Reisewarnung sein.
Vergleicht bitte nicht nur die Prämienhöhen, sondern die Leistungen im Detail!
Besondere Reisesituationen und -gebiete erfordern besondere, vorbeugende Maßnahmen
Höhe
Welcher Offroadreisende träumt nicht von einer Reise durch den Pamir oder die Anden? Das bereisen dieser atemberaubenden Bergwelten erfordert aufgrund der teils enormen Höhen auch eine gute gesundheitliche Vorbereitung .
Die sogenannte Höhenkrankheit äußert sich häufig in einem Komplex von Symptomen (Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust, Müdigkeit, Schlafstörungen, allgemeine Schwäche, Halluzinationen , Unruhe, Atemnot, Schwindel, Benommenheit bis zur Apathie und Tinnitus). Die Höhenkrankheit kann lebensbedrohlich sein.
Auslöser sind oft ein zu rascher Aufstieg, Überanstrengung, Alkoholgenuss, Flüssigkeitsmangel, Infekte und die Einnahme von Schlafmitteln. Doch wie bei vielen Krankheiten, lässt sich auch bei der gefährlichen Höhenkrankheit viel zur Vorbeugung tun.
Der menschliche Körper ist an vieles anpassungsfähig und so kann er sich durch die vermehrte Produktion von roten Blutkörperchen prinzipiell der Lage in der Höhe in gewissem Maße anpassen.
Akklimatisieren und weitere Maßnahmen
Dazu gewöhnt man den Körper durch langsamen Aufstieg und längeres Verweilen an die Höhe – das sogenannte Akklimatisieren.
Ebenso sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Trinkt ausreichend, jedoch keinen Alkohol! Durch Dehydrierung wird in großen Höhen das Blutvolumen verringert und rote Blutkörperchen können zusammenkleben und so die Blutversorgung unterbrechen. Eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr kann beträchtlichen Risiken entgegenwirken.
Hierzu gibt es beispielsweise Tipps auf den Seiten des DAV Summit Club, der Bergsteigerschule und Spezialreiseveranstalter des Deutschen Alpenvereins.
Zudem gibt es medikamentöse Vorbeugungsmaßnahmen, welche jedoch nie dazu verleiten sollten, zu schnell an Höhe zu gewinnen. Sprecht dazu mit eurem Arzt!
Zur Behandlung gibt es verschiedene Medikamente. Diese Mittel können die Beschwerden einer Höhenkrankheit bessern, aber auch die Warnzeichen verschleiern! Treten Symptome der Höhenkrankheit auf, heißt es tiefere Lagen aufzusuchen. So kann eine wirksame Linderung erreicht werden.
Eine ärztliche Beratung und Behandlung sind hier dringend angeraten.
Berücksichtigt in solchen Regionen das Höhenprofil der geplanten Route. Müsst ihr bei Symptomen etwa euren Schlafplatz verlassen und niedrigere Höhen aufsuchen, ist der falsche Zeitpunkt um in der Landkarte nach Möglichkeiten zu suchen. Ich hatte beispielsweise während einer Reise durch den Pamir das Höhenprofil der Route ausgedruckt hinter der Sonnenblende klemmen.
Wer sich in der Vorbereitung einer solchen Reise unsicher ist, kann sich übrigens nicht nur ärztlich beraten, sondern auch testen lassen.
An dieser Stelle sei mir nochmal der Hinweis gestattet, dass ich kein Arzt bin, keine medizinische Ausbildung habe und hier nur aus Erfahrungen berichten kann, wie ich selbst solche Reisen vorbereite und mich anhand vieler Informationsquellen informiere und euch so ein paar Tipps geben, wie ihr euch entsprechend vorbereiten könntet. Informiert euch und sprecht mit eurem Haus- oder einem Facharzt, wenn ihr eine solche Reise vorhabt und bereitet euch gut vor, damit die Tour entspannt wird.
Hitze
Führt euch die Reise in wunderschöne Wüstenlandschaften, kann große Hitze ein Thema sein.
Die Folge von intensiver Hitzeeinwirkung auf den menschlichen Körper können wie weiter vorn schon besprochen ein Sonnenstich, Sonnenbrände, Erschöpfung, Dehydrierung und Hitzschlag sein. Auch hier kann entsprechend vorgebeugt werden.
Etwa durch ausreichendes, regelmäßiges Trinken. Wichtig ist es also immer darauf zu achten, während der Fahrt genug Wasser, Tees oder Fruchtschorlen zu trinken, damit es erst gar nicht so weit kommen kann.
Ebenso wichtig ist, eine ausreichende Haut- und Kopfbedeckung, eine gute Sonnenbrille zum Schutz der Augen sowie der Einsatz von Sonnenschutzcremes.
Vieles davon mag jetzt selbstverständlich klingeln, ist jedoch auf einer spannenden Offroadtour durch tolle Landschaften manchmal dann doch schnell in Vergessenheit geraten.
Hab ihr gar eine Panne, kann es bei großer Hitze empfehlenswert sein, zunächst eine Pause einzulegen und erst nach Abklingen der höchsten Tagestemperaturen mit dem Schrauben zu beginnen.
Plant zudem Ausstiegsmöglichkeiten gerade aus schwierigen Offroadstrecken ein und informiert euch vorab über Versorgungsmöglichkeiten, dies kann etwa, wenn das Trinkwasser knapp wird, eine wichtige Maßnahme sein.
Tiere
Oft erleben wir bei unseren Reisen nicht nur atemberaubende Landschaften, sondern begegnen auch einer interessanten und spannenden Tierwelt.
Zecken
Zecken gehören jetzt wohl eher zu den weniger spannenden Tieren, können jedoch eine Reihe von Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen. Zu den bedeutendsten in Deutschland gehört zum einen die Borreliose und zum anderen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Gegen letzteres kann geimpft werden.
Die Zecke wartet häufig im Gebüsch oder auf herumliegendem Totholz auf vorbeikommende Menschen oder Tiere und gelangt durch Abstreifen beispielsweise auf den Menschen. Daran sehen wir schon, dass sich durch das Tragen von festem Schuhwerk, langen Hosen und langen Ärmeln gut vorbeugen lässt, denn so wird es der Zecke erschwert eine geeignete Hautstelle zum Stechen zu finden.
Zecken stechen nicht sofort zu, sondern laufen zunächst auf dem Körper bzw. der Kleidung umher um eine geeignete Stelle zu finden. Daher kann durch regelmäßiges Absuchen oder auch Duschen weiter vorgebeugt werden.
Ebenso kann die Anwendung von Schutzmitteln auf der Haut oder direkt auf der Kleidung wie etwa das Nobite Imprägniermittel schützen.
Hat eine Zecke gestochen, sollte sie, um das Infektionsrisiko zu minimieren, sobald wie möglich herausgezogen werden. Dabei möglichst alle Teile der Zecke entfernen, um eine Entzündung zu vermeiden! Zum sicheren Entfernen, greift ihr die Zecke mit einer Pinzette oder einer Zeckenzange bzw. Zeckenkarte nahe der Hautoberfläche an ihren Mundwerkzeugen zieht sie langsam und gerade aus der Haut. Ein interessantes Werkzeug zur Zeckenentfernung unterwegs ist auch der sogenannte Zeckstick.
Nach der Entfernung der Zecke ist eine Desinfektion sinnvoll mit z.B. Desinfektionsmittel Octenisept.
Anschließend solltet ihr die Einstichstelle mehrere Tage zu beobachten, um etwa die sogenannte Wanderröte, ein früher Hinweis auf eine Borreliose, besser erkennen zu können. Ggf. ist ein Arzt zu konsultieren, dies auch wenn andere Symptome eine entsprechende Erkrankung aufgrund eines Zeckenstichs wahrgenommen werden. Weitere nützliche Informationen zu Zecken findet ihr auf den Seiten des Robert Koch Institutes.
Schlangen, Spinnen und Skorpione
Etwas größer, jedoch mitunter auch gefährlich können Schlangen, Spinnen und Skorpione sein. Die gute Nachricht, nur wenige von ihnen haben ein, für den Menschen tödliches Gift.
Hier gilt es wieder einmal vorzubeugen sofern ihr in Gebieten unterwegs seid, wo es zu Kontakt mit ungebetenen Krabbeltieren und ähnlichem kommen kann. Schüttelt eure Schuhe und Kleidung aus bevor ihr sie anzieht, lasst nichts auf dem Boden herumliegen, setzt euch nicht auf den Boden oder greift gar in undurchsichtiges Gras oder Felsspalten und hebt keine Steine an. Schlafsäcke, das Zelt (geschlossen halten) und ähnliches gilt es vor dem Schlafengehen abzusuchen. Ein sorgfältiges Ausleuchten des Camps kann ebenso helfen.
Kommt es trotzdem zu einem Vorfall, sollte bei Gifttierverletzungen im Zweifel immer ärztlicher Rat gesucht und der Betroffene ohne Zeit zu verlieren in geeignete Behandlung gebracht werden – auch wenn viele der Stiche oder Bisse nicht lebensbedrohlich sind und lediglich starke Schmerzen verursachen. Je nach Fall gehören zu den Sofortmaßnahmen, das Beruhigen des Betroffenen, Ruhigstellung der betroffenen Extremitäten, zum Beispiel durch Schienung (siehe oben), die Schocklagerung und natürlich die Kontrolle der Vitalfunktionen und falls notwendig, Beatmung und Herzmassage. Wenn möglich sollte das Tier identifiziert werden (Eigenschutz nicht vergessen!) um eine etwaige Behandlung zu erleichtern.
Eine weitere sinnvolle Ergänzung des Verbandkastens für die Behandlung von Vergiftungen durch Schlangenbisse, Insektenstiche, etc. kann eine Saugspritze wie dieser Insektengiftentferner sein.
Viele Verhaltenshinweise nach einem Unfall mit Gifttieren findet ihr beispielsweise bei der Techniker Krankenkasse.
Tollwut
Die Tollwut ist in vielen Ländern nach wie vor ein Thema und menschliche Infektionen kommen vor allem in den Entwicklungsändern immer noch vor. Die Krankheit endet fast immer tödlich. Mit einer Tollwutimpfung kann man mögliche Risiken minimieren. Informiert euch dazu beispielsweise bei Eurem Hausarzt.
Auch Impfungen sind oftmals eine sinnvolle Prävention oder sogar vorgeschrieben
Wenn ihr eine Reise unternehmt, denkt bitte auch an die Mitnahme eures Impfpasses. Der Internationale Impfausweis bzw. offiziell „Internationale Bescheinigungen über Impfungen und Impfbuch“ der WHO dient auf Reisen zum einen dem Nachweis von Pflichtimpfungen (sofern im Reiseland zutreffend) und kann im Falle einer Verletzung oder eines Tierbisses auch hilfreich für den behandelnden Arzt im Ausland sein.
Lasst euch vor Reiseantritt von eurem Hausarzt oder bei einem Reisemediziner zu sinnvollen und Pflicht-Impfen beraten.
Eine gute Fitness ist förderlich für eine gute Gesundheit auf Reisen
Ihr kennt das, auf Offroad Reisen sitzen wir oft lange im Auto, abends dann angekommen im Camp wechseln wir vom Autositz in den Campingstuhl und am nächsten Tag geht es weiter. Klar, manchmal schauen wir uns noch die ein oder andere Sehenswürdigkeit an unterwegs, unternehmen eine Wanderung oder müssen mal wieder unseren Offroader ausbuddeln. Doch gerade auf längeren Reisen, wo manchmal längere Überführungsetappen zurückgelegt werden, fällt mir schon auf, dass nach einiger Zeit auch die Fitness zuweilen etwas nachlässt. Ein paar kurze Fitnessübungen oder der ein oder andere Fußmarsch können hier Abhilfe schaffen.
Was könnt ihr in Sachen Gesundheit auf Reisen noch tun, um optimal vorbereitet zu sein?
Was gehört noch zum Thema Gesundheit auf Reisen? Wichtige Telefonnummern solltet ihr immer parat haben. Zum gesund reisen gehören die Telefonnummern von Auslandsvertretungen, Hausarzt, Fachärzten, Versicherungen, ärztliche Beratung ADAC, etc.). Ebenso ist ein Notfallkontakt daheim eine sinnvolle Sache. Wichtige Dokumente sollten zentral und sicher abgelegt sein. Zudem kann es an abgelegenen Orten wichtig werden eine Möglichkeit der Notfallkommunikation zu haben. Dazu bieten sich sogenannte Satelliten-Messenger an, welche wir hier detaillierter vorgestellt haben.
Auf viele weitere Aspekte des sicheren Reisens werden wir demnächst in einem weiteren Ratgeberartikel noch eingehen.
Puh, das ist ganz schön viel, was es zu beachten und vorzubereiten gibt, oder? Doch sollten wir uns mit diesen Dingen intensiv beschäftigen um anschließend entspannt und gesund reisen und die Tour genießen zu können. Glücklicherweise zählen zu den häufigsten Gesundheitsstörungen unterwegs wahrscheinlich immer noch der Sonnenbrand, Mückenstiche und Durchfall. Und diesen ist schließlich leicht vorzubeugen oder sie sind meist vergleichsweise gut zu behandeln und bremsen uns wenn überhaupt nur kurzzeitig aus. Und wer gut vorbereitet ist, braucht keine Angst zu haben! In diesem Sinne, fahrt los und entdeckt die Welt für euch!
Vielen Dank an den DRK Kreisverband Rhein Neckar/ Heidelberg e.V. für die tolle Unterstützung bei diesem Ratgeberartikel zur Gesundheit auf Reisen.
© Fotos: M. Schütze und Björn Eldracher