Kürzlich haben wir euch Rhis tollen und knallgelben Land Rover 90 vorgestellt. Damit ist sie 2019 rund sechs Monate durch Europa gereist. Was sie auf dieser Europa Rundreise mit dem Geländewagen als junge Frau mit Anfang Zwanzig alles erlebt hat, hat sie uns erzählt. Seid gespannt!
Rhiannon – oder kurz Rhi – ist schon früh mit dem Reisevirus in Kontakt gekommen. Bereits als Kind ist sie jeden Sommer mit der Familie und dem 110er Defender ihres Vaters gereist. Die erste große Tour führte sie durch die französischen und Schweizer Alpen. Damals war Rhi vier Jahre alt. Nachdem es 2010 in die Pyrenäen und 2013 einmal von Süden nach Norden durch Portugal ging, verschiffte ihr Vater den 110er in 2016 nach Südafrika und eine weitere tolle Reise begann. Heute denkt Rhi, dass dies der Punkt war, an dem sie endgültig vom Fernweh gepackt wurde. Dougal – ihr gelber 90er, den wir euch hier kürzlich vorgestellt haben – war dabei die Eintrittskarte zu ihren eigenen Reiseabenteuern.
Rhi, wohin bist Du genau gereist und wie lange?
Ursprünglich wollte ich nur drei Monate unterwegs sein und daraus wurden etwa sechs Monate, weil ich einfach nicht nach Hause wollte. Ich bin auf dieser Europa Rundreise mit dem Geländewagen durch 20 Länder Europas gereist. Kurz gesagt, verließ ich im Mai 2019 meine Heimat England, setzte aufs Festland über und begann meine Tour in Frankreich und Belgien. Ende Juni war ich dann schon in Rom und im Juli mit Dougal in Österreich und Ungarn unterwegs. Im August folgte ein Familienausflug nach Lappland und als ich zu Beginn des Herbstes dann in Deutschland war, standen 20.000 Kilometer mehr auf dem Tacho meines Landys. Und dann passierte etwas Unerwartetes und ich bin seitdem nicht mehr auf Dauer in meine ursprüngliche Heimat zurückgekehrt.
Das klingt spannend. Wie bist Du auf die Idee zu dieser Europa Rundreise mit dem Geländewagen gekommen?
2004 baute mein Vater meiner Schwester und mir einen Mini-Rover. Er war aus Holz und von einem Rollstuhlmotor angetrieben, konnte vorwärts und rückwärts fahren und hatte sogar funktionierende Scheinwerfer. Wir fuhren damit durch die Felder und taten so, als wären wir irgendwo im Gelände unterwegs. Oder wir brachten ihn zur jährlichen Landrover-Show, um damit herumzufahren und Papas Einkäufe zu transportieren und sogar unseren Freund Anthony auf seinem Fahrrad zu ziehen.
Und nachdem wir Dougal gebaut hatten, war es nur noch eine Frage der Zeit, wann ich losfahren würde. Während meines zweiten Studienjahres machte ich bereits eine kleine Testreise nach München, um herauszufinden, ob ich gerne allein reise. Die kurze Tour machte mir viel Freude, sodass ich beschloss, nach meinem Abschluss ein Jahr Pause einzulegen. Gesagt getan, sofort begann ich mit den Planungen für eine mehrmonatige Europa Rundreise mit dem Geländewagen.
Das grobe Reiseziel war schnell auserkoren. Denn ich wusste, diese Reise würde das erste Mal sein, dass ich länger als ein Wochenende allein reise. Europa erschien mir da als das einfachste und sicherste Reiseziel für eine allein reisende Frau, die sich mit ihrem Auto auskennt. Also wurde es Europa. Ich hatte ein paar Adressen von sicheren Unterkünften von Freunden dabei, nur für den Fall, dass etwas schief gehen würde.
Frühere Reisen waren immer auf zwei Wochen begrenzt und es war meist etwas hektisch. Ich wollte mir Zeit nehmen und einige Orte, an denen ich schon gewesen war, genauer erkunden und intensiver auf mich wirken lassen. Und natürlich viele neue Orte sehen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Außerdem bietet Europa eine große Vielfalt was die Landschaften angeht. Ich dachte, dass mir hier nicht langweilig werden würde. Eine Europa Rundreise mit dem Geländewagen schien schon damals einfach die perfekte Option zu sein.
Wie hast Du Dich auf die Europa Rundreise mit dem Geländewagen vorbereitet?
Um mich vorzubereiten, lernte ich die Grundlagen der Automechanik und wie ich den Dougal unterwegs instand halten muss, was die Betriebsstoffe betrifft, auf welche Geräusche ich besonders achten sollte und wie beispielsweise ein Radlager repariert wird – ich wollte anfangs wie gesagt nur drei Monate weg sein, daher verzichtete ich auf das Wissen um komplexere Dinge wie etwa einen Zahnriemenwechsel. Mein Vater hat mir vieles davon beigebracht.
Ich habe mir einen einfachen Ausbau für den 90er ausgedacht, damit ich im Fahrzeug schlafen kann. Ich baute ein Bett aus Holzlatten, das sich über den Beifahrersitz klappen lässt, benutzte alte Stauboxen als Stauraum und kaufte mir eine zuverlässige Engel-Kühlbox. Das war’s auch schon.
Außerdem schrieb ich mir ein Notizbuch mit den wichtigsten Informationen aus jedem Land, in das ich reisen wollte und fügte Telefonnummern und Adressen von Freunden und Familie hinzu. Für den Fall, dass ich in Schwierigkeiten geraten sollte machte ich Kopien von allen wichtigen Dokumenten und speicherte sie digital. Zudem habe ich vor Abreise dafür gesorgt, dass ich ein Backup der Zahlungsmittel und eine Kopie meines Reisepasses an einem sicheren Ort untergebracht habe. Bei den Reiseabenteuern in der Kindheit hatte ich viel über die Planung und das Packen gelernt und Paul von OneLife Adventure stand mir mit professionellen Ratschlägen bei der Routenplanung zur Seite.
So fühlte ich mich gut gerüstet für meine Europa Rundreise mit dem Geländewagen. Es konnte losgehen.
Hast Du die Route im Vorfeld genau geplant oder spontan entschieden?
Ich hatte nur eine grobe Route geplant und in welche Richtung ich fahren wollte. Zudem hatte ich ein paar konkrete Pläne für die Zeit. Zum Beispiel den Besuch der Abenteuer und Allrad in Bad Kissingen. Meine Cousine und ihr Verlobter wollten mich einen Teil der Reise begleiten, da musste ich einfach zu einem bestimmten Zeitpunkt in Basel sein. Später dann wieder bei meinem Onkel in der Nähe von Nürnberg, damit ich die Familie für das schon erwähnte skandinavische Reiseabenteuer treffen konnte.
Ansonsten war alles ziemlich spontan und ich folgte dem schönen Wetter. Ende Juli stand ein Overland Bound Treffen am Matterhorn auf dem Reiseplan und ich war von einem der Mitglieder eingeladen worden, zuvor mit ein paar anderen Offroadreisenden auf einem Berg irgendwo Österreich zu übernachten. Also machte ich mich einfach auf den Weg dorthin. Im Nachhinein betrachtet war es wahrscheinlich nicht meine klügste Idee, mich mit einem Mann, den ich nur einmal zuvor getroffen hatte, auf einem Berg mitten im Nirgendwo zu treffen. Aber das war es, was mein Leben verändert hat.
Europa ist sehr vielfältig, Du hast es schon angesprochen. Wie sah es mit der Verständigung aus?
Zu dieser Zeit konnte ich nur fließend Englisch sprechen. Ich hatte in der Schule Französisch gelernt und wusste noch genug, um in der Bäckerei etwas zu bestellen und einen Platz auf einem Campingplatz zu buchen. Außerdem habe ich bereits 2017 begonnen Deutsch zu lernen. Das war sehr hilfreich, um einige Wörter zu erkennen oder ungefähr zu wissen, wie ich nach dem Weg frage.
Ich bemühe mich, in den jeweiligen Reiseländern zumindest „Bitte“ und „Danke“, „Hallo“ und „Auf Wiedersehen“ in der Landessprache zu lernen. Die Menschen freue sich darüber und es bringt sie zum Lachen, wenn ich etwas falsch ausspreche – schon ist das Eis gebrochen.
Wo war es besonders schön auf dieser Europa Rundreise mit dem Geländewagen?
In der Schweiz hat es mir sehr gut gefallen und ich habe auch die Landschaft in Österreich sehr genossen – es gab da einen besonderen Sonnenuntergang in Österreich, seitdem ich wirklich zu schätzen weiß, warum ich diese Europa Rundreise mit dem Geländewagen unternahm.
Slowenien ist mit Sicherheit ein schönes verstecktes Juwel. Außerdem hatte ich einen sehr denkwürdigen Sonnenuntergang in Paris, als ich mit Freunden an der Seine im Angesicht des glitzernden Turms Wein trank.
Was hat Dir besonders gut gefallen?
Ich mag die Freiheit und Spontanität, die ich auf der ganzen Europa Rundreise mit dem Geländewagen erlebt habe, sehr. Ein paar Menschen von zu Hause sagen, ich spräche über den Kontinent, als wäre er mein Heimatdorf, als wäre Rom nur eben die Straße runter. Und es sind ebenso die Begegnungen mit den Menschen, die eine solche Reise ausmachen. Es ist toll neue Leute kennenzulernen. Vor der Reise war ich ein ziemlich schüchterner Mensch und die Reisebegegnungen haben mich aus meinem Schneckenhaus herausgelockt. Ich habe auf dieser Reise einige Freunde fürs Leben gefunden.
Gab es auch negative Erlebnisse?
Es gab ein paar technische Probleme mit dem Auto. Doch das gehört dazu und es hilft nur ruhig zu bleiben und sie zu beheben. Sonst waren es eher Kleinigkeiten. In Italien fiel es mir wirklich schwer mit den Menschen in Kontakt zu kommen und außerdem habe ich meine Brieftasche im Zug in Italien verloren. Insofern war Italien leider keine gute Erfahrung auf dieser Reise. Oh, und ich hätte fast versehentlich in einem FKK-Camp in Frankreich gezeltet, was zwar keine negative Erfahrung war, aber doch ein kleiner Schock.
Wie hat sich der 90er Landy auf der Reise bewährt?
Dougal hat sich größtenteils gut geschlagen. Ich hatte ein Problem mit der Kühlung, welches irgendwo in Österreich begann, zu einer Reifenpanne am Matterhorn führte und dann wahrscheinlich die Ursache für die geplatzte Zylinderkopfdichtung in den Niederlanden war. Als ich schließlich nach Hause kam, stellte sich heraus, dass die Verbindung zum Einlegen der Untersetzung und der Mitteldifferenzialsperre nicht richtig montiert war.
Was würdest Du jemandem raten, der auch eine Europa Rundreise mit dem Geländewagen machen möchte?
Genießt einfach die Reise und habt keine Angst vom ursprünglichen Plan abzuweichen. Lernt unterwegs neue Leute kennen, seid offen für Neues und die Pläne ändern sich. Das sind ehrlich gesagt die besten Erinnerungen, die ich gemacht habe, weil sie unerwartet kommen und einen aus der Komfortzone holen. Ursprünglich hatte ich zum Beispiel nie geplant, nach Ungarn zu fahren, doch ich traf in Luxemburg wunderbare Menschen mit einem 130er Defender die in Budapest leben. Chris und Erin mit ihrem ansteckenden Motto „Work. Play. Live!“ haben mich unter ihre Fittiche genommen und ich habe viel von diesen erfahrenen Reisenden gelernt.
Und so ist es auch passiert, dass auf der Tour plötzlich jemand in mein Leben trat und sich dadurch mein Lebensmittelpunkt gar in ein anderes Land verlagert hat – so lebe ich seit mittlerweile rund drei Jahren glücklich in Deutschland und reise gemeinsam mit meinem Freund Valentin – unterwegs getroffen auf einem Berg im Nirgendwo. Auch das hatte ich natürlich nicht geplant.
Welche Reisepläne gibt es für die Zukunft?
Wir fahren im September in die Pyrenäen und hoffen, nächstes Jahr eine Reise in die Türkei zu unternehmen. In Zukunft würde ich Dougal gerne nach Kanada verschiffen, um Amerika zu erkunden. Auch Afrika oder Australien sind tolle Reiseziele. Wir werden sehen, welche Möglichkeiten sich ergeben und was realisierbar ist. Ich möchte gerne noch vieles sehen und Osteuropa steht als nächstes auf der Liste.
Gibt es eine Traumreise die Du gerne machen würdest?
Das ist eine schwierige Frage. Es wäre schön, eines Tages die Welt zu umrunden. Ich denke, das ist ein Traum! Ich habe von Menschen gehört, die einfach von Australien nach Europa gefahren sind, das klingt so verrückt, aber ich würde es tun.
Vielen Dank, Rhi, für das interessante Interview und die tollen Einblicke zu Deiner Europa Rundreise mit dem Geländewagen. Wir wünschen noch viele tolle Reise-Abenteuer und immer eine gute Fahrt.
Wenn ihr mehr über Rhi und ihre Reiseabenteuer mit Dougal erfahren möchtet, dann schaut euch mal auf Instagram unter oldmandougal um. Und hier geht es zur YouTube Wiedergabeliste der Europa Rundreise mit dem Geländewagen.
© Fotos: Rhiannon Healey