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Iran abseits der Hauptrouten - Queshm, Valley of the Statues.
Queshm, Valley of the Statues.

Iran abseits der Hauptrouten

Nach den jüngsten politischen Ereignissen ist der Iran wieder einmal in aller Munde. Dennoch entwickelt er sich zu einem immer beliebteren Reiseziel. Kulturelle Sehenswürdigkeiten, außergewöhnliche Gastfreundschaft und traumhafte Landschaften überzeugen schon länger nicht nur Individualreisende. Nachdem wir 2014 während einer dreiwöchigen Reise mit einem Mietwagen von Teheran nach Schiras die Hauptattraktionen des Landes gesehen hatten, entschieden wir uns fünf Jahre später bei unserem zweiten Besuch den Iran abseits der Hauptrouten zu erleben.

Im Februar und März 2019 haben wir auf unserer Reise in die Mongolei mit unserem eigenen Fahrzeug sechs Wochen in weniger häufig bereisten Gegenden des Iran verbracht. Für eine erste Reise ins Land empfehlen wir allerdings die klassischen Ziele wie zum Beispiel Teheran, Isfahan, Yazd, Schiras und Persepolis. Sie stellen für uns weiterhin die Höhepunkte des Iran dar.

Besuchte Highlights

Unsere Routen im Iran abseits der Hauptrouten führen von Täbris im Nordosten bis zur Insel Queshm im Persischen Golf und in einer Schleife über Kerman bis nach Maschhad im Nordwesten. In der Karte sind die in den Beitragsbildern gezeigten Sehenswürdigkeiten markiert.

Übersicht der besuchten Highlights – Karte erstellt mit www.mapz.com
Übersicht der besuchten Highlights – Karte erstellt mit www.mapz.com

Die Highlights könnt ihr euch bei Matsch&Piste als KML-Datei herunterladen: Highlights Iran.

Visa

Für die Einreise in den Iran wird ein Visum benötigt, welches für einen Aufenthalt von bis zu 30 Tagen gilt. Die Einreise muss nach Ausstellung des Visums innerhalb von 90 Tagen erfolgen. Es ist also möglich, am letzten Tag der 90 Tage einzureisen und dann 30 Tage im Land zu bleiben. Wer noch mehr Zeit hat, kann den Aufenthalt im Iran bis zu zwei Mal um jeweils weitere 30 Tage verlängern lassen.
Die Visa werden von Botschaften und Konsulaten ausgestellt, wofür eine Referenznummer nötig ist, die über ein E-Visa-System (e_visa.mfr.ir/de/) beantragt werden kann. Unsere eigene und die Erfahrung vieler weiterer Reisender hat allerdings gezeigt, dass dieses System nicht zuverlässig funktioniert. Häufig werden Anträge gar nicht bearbeitet und nach 30 Tagen vom System automatisch als „abgelehnt“ gekennzeichnet. Erst danach ist es möglich, einen erneuten Anlauf, zum Beispiel über eine iranische Agentur, zu unternehmen. Nachdem genau dies mit unseren E-Visa-Anträgen passiert war, erhielten wir innerhalb weniger Tage von der Agentur Key2Persia (www.key2persia.com/) unsere Referenznummern und konnten damit unsere Visa in der iranischen Botschaft von Istanbul ausstellen lassen.

Wichtig: wer mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs ist, sollte dies trotz expliziter Frage danach nicht angeben. Ansonsten wird die Referenznummer nicht ausgestellt und an Touranbieter verwiesen. An der Grenze hat sich niemand für diese Tatsache interessiert und die Einreise mit dem eigenen Fahrzeug stellte für uns im Februar 2019 kein Problem dar.

Carnet de Passage

Wer mit einem eigenen Fahrzeug in den Iran reisen möchte, benötigt ein Carnet de Passage. Dieses Zolldokument garantiert die Ein- und Wiederausfuhr des Fahrzeugs. Wird ein Auto oder Motorrad nicht wieder ausgeführt, macht der Zoll des betreffenden Landes die Zolleinfuhrgebühren bei der Ausstellungsorganisation geltend – in Deutschland beim ADAC. Um sich gegen diese Forderung abzusichern, verlangt der ADAC für die Ausstellung eine Kaution, die je nach Fahrzeugwert variiert. Allerdings wird häufig die Zollgebühr sogar noch höher sein als die hinterlegte Summe, so dass man mit einer Nachforderung des ADAC rechnen muss, sollte ein Fahrzeug in einem Land verbleiben. Wird es ordnungsgemäß ausgeführt, erhält man eine entsprechende Bestätigung im Carnet-Dokument. Sobald das Fahrzeug wieder in der Europäischen Union ist, muss es dem Zoll vorgeführt werden. Dieser bestätigt ebenfalls die Rückkehr im Carnet und man kann die Kaution zurückfordern.

Diesel im Iran

Dieselqualität

Die Dieselqualität im Iran ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen in Fernreiseforen und -gruppen. Auf der aktuellsten Übersicht der Vereinten Nationen über den Schwefelgehalt im Diesel aus dem Jahr 2018 wird der Iran mit einem Wert von über 5.000 ppm gekennzeichnet. Gegen diese Angabe spricht zum Beispiel diese Tafel einer Tankstelle im nordöstlichen Iran, die mit Euro 4 Qualität wirbt:

Werbung einer Tankstelle im Iran für Euro 4 Diesel.
Werbung einer Tankstelle im Iran für Euro 4 Diesel.

Nachdem wir während unserer sechs Wochen im Land mit jedem Tankwart und jedem Mechaniker, den wir finden konnten, über das Thema Dieselqualität gesprochen haben, hat sich folgendes Bild ergeben. Es scheint so zu sein, dass im Norden des Iran hauptsächlich Euro 4 Qualität verkauft wird, in den größeren Städten gelegentlich auch Euro 5. Weiter im Süden findet sich ausschließlich Euro 3 Diesel. So zumindest die Aussagen, die wir im Land von den Iranern erhalten haben. Sicher können wir nur die folgende Aussage treffen: wir hatten zum Glück mit unserem Fahrzeug während der Reise keine Schwierigkeiten wegen unzureichender Dieselqualität. Wir fahren einen Ford Ranger Baujahr 2011 mit einem 2,5l Common-Rail Diesel Motor. Das Fahrzeug erfüllt die Euro 4 Abgasnorm, besitzt keinen Dieselpartikel aber eine Abgasrückführung.

Dieselverfügbarkeit

Diesel wird im Iran nur von LKW getankt, während alle PKW mit Benzin oder Gas fahren. Um sein Fahrzeug befüllen zu können, benötigt man eine Tankkarte. Ähnlich wie bei der Qualität ist ein deutliches Nord-Süd-Gefälle zu beobachten. Während im Norden des Landes jede Tankstelle, an der wir getankt haben, bereitwillig mit einer solchen Karte aushelfen konnte, besitzen die wenigsten Tankwarte im Süden eine, sondern organisieren diese, wenn sie hilfsbereit sind, vom nächsten LKW Fahrer.

Oft genug stießen wir aber auch auf reine Ablehnung und haben dann selbst die LKW Fahrer angesprochen. Unsere insgesamt 126 Liter Tankvolumen zu füllen war im Norden nie ein Problem, im Süden mussten wir häufig um die Menge, die wir erhalten durften, feilschen. Meist waren es um die 20 bis 30 Liter. Wir mussten also entsprechend öfter Tankstellen anfahren, die aber in ausreichender Anzahl vorhanden sind, so dass der Diesel nie knapp wurde. Es empfiehlt sich, beim Verhandeln mit den LKW Fahrern und Tankwarten direkt den Preis anzusprechen. Im Norden haben wir immer den üblichen doppelten Preis für Diesel bezahlt, also 600 Toman statt 300 pro Liter (entsprach zu unserem Wechselkurs vier Eurocent statt zwei Eurocent), während im Süden der Preis für Touristen schwankt. Der schlechtere Verfügbarkeit macht sich in höheren Preisen bemerkbar.

Wild-Campen im Iran abseits der Hauptrouten

Der Iran ist, zumindest in den von uns bereisten Regionen, ein sicheres Reiseland, welches von einer großen Gastfreundschaft geprägt ist. Steht man irgendwo in Sichtweite der Bevölkerung, wird man sehr häufig angesprochen und meist auch eingeladen – mindestens zum Essen, gerne aber direkt nach Hause.

Da die Iraner durchgängig campingbegeistert sind, wird ein Fernreisefahrzeug häufig für großes Interesse und Begeisterung sorgen. Während unserer sechs Wochen im Land hatten wir kein einziges Mal Schwierigkeiten beim Wildcampen. Sollte es passieren, dass man von einem Platz fortgeschickt wird, geschieht dies meist aus Bedenken um die Sicherheit der Reisenden. Auch wenn es meistens gar keinen Grund dazu gäbe.

Einreise in den Iran

Wir sind an einem Freitag Mittag von der Türkei am Grenzübergang Gürbulak-Bazergan, etwa 35 Kilometer östlich von Doğubeyazıt, eingereist. Direkt nachdem sich das Tor zum Iran öffnet, kommt ein bewaffneter Posten auf uns zu und fragt: „Habt ihr Alkohol dabei?“ „Nein“, lautet unsere Antwort wahrheitsgemäß. Das Päckchen Schweinespeck, welches wir kurz zuvor geschenkt bekommen hatten und noch nicht essen konnten, verschweigen wir lieber. Er wirft noch einen kurzen Blick ins Fahrzeug, ohne irgendwelche Stauräume zu öffnen und wir dürfen weiterfahren. Nach wenigen Metern parken wir das Fahrzeug vor dem Schaltergebäude. Und sehen eine riesige Menschenschlange, die sich durch das langgestreckte Gebäude und vorne wieder herauswindet.

„Schleuser“ oder nicht?

Und schon steht ein junger Mann in zivil vor uns, der in passablem Englisch erklärt: „An Freitagen ist immer so viel los. Da haben alle frei. Ist aber kein Problem, ihr als Touristen müsst euch nicht anstellen. Folgt mir, ich kümmere mich um alles.“ Wir wittern einen Schleuser, der Geld für seine Dienste verlangen wird. Außerdem möchten wir keine Sonderbehandlung. Entsprechend wehren wir uns und geben unsere Pässe nicht aus der Hand, die er sofort vehement fordert. Trotzdem werden wir auf der Rückseite des Gebäudes hineingeschoben und stehen plötzlich hinter dem Schalter, der für den riesigen Stau verantwortlich ist. Der Schalterbeamte fordert ebenfalls unsere Pässe, obwohl einige hundert Leute vor ihm warten. Gegen unseren Willen erhalten wir also doch eine Sonderbehandlung, die ganze Zeit allerdings mit dem Gefühl, dass unser „Guide“ doch noch eine Gegenleistung erwartet. Auch auf mehrmalige Nachfrage bei den uniformierten Beamten kann uns keiner verraten, welche Funktion er eigentlich erfüllt. Er kann sich aber vollkommen frei im Gebäude bewegen. Wir werden zum Zoll geschoben, der sehr routiniert das Carnet ausfüllt. Es ist deutlich zu erkennen, dass sie Erfahrung mit der Prozedur haben.

Immer die gleiche Frage nach Alkohol

Zuletzt folgt die Fahrzeugkontrolle durch den Zoll. Wieder werden wir gefragt, ob wir Alkohol dabei hätten. Wieder verneinen wir. Und warten auf einen weiteren Zollbeamten, der das Auto ansehen soll. Währenddessen bietet unser Schleuser an, er könne uns Geld wechseln und eine Haftpflichtversicherung für unser Auto verkaufen. Daher weht also der Wind. Sein angebotener Wechselkurs entspricht leider nicht dem, den uns www.bonbast.com kurz zuvor verraten hatte. Auf dieser Internetseite, die im Iran nur über eine VPN-Verbindung erreichbar ist, werden die aktuellen Straßenkurse angezeigt. Auch nach längerem Verhandeln bleibt er zu deutlich darunter. Wir werden später in Täbris Geld wechseln. Irgendwie vertrauen wir ihm nicht und es bleibt die ganze Zeit ein komisches Gefühl. Daher lehnen wir auch die Kfz-Haftpflichtversicherung ab. Durch die iOverlander Smartphone-App wissen wir, dass ein Versicherungsbüro direkt an der Ausfahrt aus dem Grenzgebiet liegt. Die Versicherung dort hat uns für 60 Tage 35,00 Euro gekostet.

Der Zollbeamte, der für die Kontrolle unseres Fahrzeugs verantwortlich ist, kommt und möchte wissen: „Habt ihr Alkohol dabei?“ „Nein“, antworten wir. Erneut öffnen wir alle Türen des Fahrzeugs. Der zuletzt hinzugekommene Zollbeamte wirft ein paar Blicke in Fahrer- und Wohnkabine, wieder ohne Stauräume zu öffnen und unterzeichnet dann ein Blatt Papier, auf dem irgendetwas in Farsi geschrieben steht. Unser Schleuser nimmt es direkt an sich und es entsteht etwas Verwirrung, ob wir jetzt fertig sind und fahren dürfen. „Ja, ihr könnt fahren“, erklärt uns einer der Zöllner, der sehr gut Französisch spricht. Ein Bauchgefühl lässt uns allerdings nicht los. Wir treten nochmals auf unseren Schleuser zu und fordern das Blatt auf Farsi ein, welches er an sich genommen hatte. Wir bekommen es und fahren los. Es geht ein paar Kilometer durch Sperrgebiet bevor wir an ein Tor mit Wachleuten kommen. Nachdem wir den Farsizettel abgeben öffnet sich das Tor und wir sind im Iran angekommen. Dank der Sonderbehandlung, die wir nicht verhindern konnten, hat der ganze Grenzübertritt nur rund eineinhalb Stunden benötigt.

Welcome to Iran

Direkt im ersten Dorf hinter der Grenze fährt auf einmal ein grüner Kleinbus neben uns her. Die Großfamilie im Inneren gestikuliert wild winkend und freudig strahlend. Wir halten an, sie springen heraus, begrüßen uns, empfehlen uns Sehenswürdigkeiten in der Umgebung, laden uns zum Essen zu sich nach Hause ein – es gäbe Fisch. Nun sind wir wirklich angekommen, genauso hatten wir den Iran in Erinnerung behalten.

Dennoch schlagen wir die Einladung aus, möchten stattdessen unser Ziel Täbris noch erreichen, wo wir uns zunächst um Organisatorisches kümmern: Geld tauschen und eine iranische SIM-Karte besorgen. Dank des Angebots von Nasser Khan, der im Touristenbüro am Haupteingang des historischen Basars arbeitet, fallen diese Dinge sehr leicht. Der Geldwechsel findet ganz entspannt bei Nasser im Büro am Schreibtisch statt. Er ruft einen Geldwechsler von der Straße an, klärt und verhandelt den aktuellen Schwarzmarktkurs mit ihm und uns und dann warten wir kurz. Es klopft, der Geldwechsler tritt ein, setzt sich uns gegenüber und wir erhalten riesige Pakete von Scheinen im Austausch gegen ein paar hundert Euro. Nasser Khan ist ein Phänomen. Er spricht acht Sprachen fließend. Während der Zeit, die wir mit ihm verbringen, können wir uns zumindest von fünf Sprachen selbst überzeugen. Wir erleben, wir er nahtlos zwischen Deutsch, Englisch, Französisch, Farsi und Türkisch wechselt, ohne einmal den Faden zu verlieren. Und er spricht eine Menge. Vermutlich braucht er diese vielen Sprachen, um all das auszudrücken, was in ihm vorgeht. Wir mögen ihn und gehen abends nach seinem Feierabend noch gemeinsam etwas essen.

(1) Täbris, Kabud-Moschee (Blaue Moschee)
(1) Täbris, Kabud-Moschee (Blaue Moschee)
(1) Täbris, Kabud-Moschee (Blaue Moschee)
(1) Täbris, Kabud-Moschee (Blaue Moschee)
(1) Täbris, Historischer Basar
(1) Täbris, Historischer Basar

Orchesterprobe

Unser Übernachtungsplatz in Täbris liegt etwas außerhalb des Zentrums in einem Park mit Duschen. Dort können wir kostenfrei im Auto schlafen. Eines Abends parkt ein 18 Jahre alter Jeep neben uns, wir kommen sofort mit dem Fahrer ins Gespräch. Er ist ein Riesenfan von Offroad und Camping und träumt vom Reisen. Leider hat er nur wenig Zeit, denn er muss zur Orchesterprobe des Tabriz Philharmonic Orchestra, in dem er Klarinette spielt. Und wir dürfen zuhören. Wir folgen ihm ins Nachbargebäude und der Abend wird dank des Dirigenten ein Highlight. Durch Vorsingen und teilweise sehr witziges Nachahmen der Darbietungen der Musiker bekommt der Abend eine völlig unerwartete Komik.

Zudem genießen wir die zwei Stunden in einem warmen, beheizten Raum. Nachdem wir in Tabriz noch immer im Schnee campieren wird es Zeit, schnell in den Süden zu fahren.

(1) Täbris, Übernachtungsplatz im Schnee
(1) Täbris, Übernachtungsplatz im Schnee

Der Weg nach Süden

Als wir bei Schusch aus dem Zagrosgebirge herauskommen steigt die Temperatur von einem Tag auf den anderen um gut 15 Grad und wir fühlen uns wieder wohl. Zuvor hatten wir noch das Mausoleum des Öldjeitü in Soltanyieh besucht, eine von vielen UNESCO Weltkulturerbestätten im Iran. Ein beeindruckender Kuppelbau aus dem frühen 14. Jahrhundert. Mit einer Höhe von über 35 Metern ist die Kuppel eine der größten der Welt.

(2) Soltanyieh, Mausoleum des Öldjeitü
(2) Soltanyieh, Mausoleum des Öldjeitü
(2) Soltanyieh, Mausoleum des Öldjeitü
(2) Soltanyieh, Mausoleum des Öldjeitü

Ebenfalls auf dem Weg und noch mitten im Gebirge liegt die Tropfsteinhöhle Kataleh Khor. Im Gegensatz zur nicht weit entfernt liegenden Ali Sadr Höhle ist hier wenig los. Außer uns parkt nur ein Bus mit einer iranischen Reisegruppe auf dem Gelände. Zusammen mit der Busbesatzung erhalten wir eine rund zweistündige Führung, die tief in das Höhlensystem hineinführt.

Iran abseits der Hauptrouten - (3) Tropfsteinhöhle Kataleh Khor
(3) Tropfsteinhöhle Kataleh Khor

Endlich im Warmen angekommen besuchen wir in der Nähe von Schusch ein weiteres Weltkulturerbe, die Ruinenstadt Tschogha Zanbil, eine mittel-elamitische Residenzstadt, gegründet um 1250 v. Chr. mit einem der besterhaltenen mesopotamischen Tempeltürme (Zikkurat). Früher konnte man mit dem Fahrzeug auf dem umzäunten Gelände über Nacht bleiben und so die historische Stätte in Ruhe bei Sonnenauf- oder untergang ansehen. Dies ist leider nicht mehr möglich und wir übernachten auf einem Platz direkt vor dem Eingangstor.

Iran abseits der Hauptrouten - (4) Schusch, Ruinenstadt Tschogha Zanbil
(4) Schusch, Ruinenstadt Tschogha Zanbil

Etwa 1500 Jahre jünger ist das von römischen Kriegsgefangenen errichtete historische Bewässerungssystem von Schuschtar. Dank dieser Anlage konnten große Anbauflächen bewässert werden und die Region entwickelte sich zu einem wichtigen Agrarproduzenten.

Iran abseits der Hauptrouten - (5) Schuschtar, historisches Bewässerungssystem
(5) Schuschtar, historisches Bewässerungssystem

Jashak Salzdom

Ganz besonders beeindruckt hat uns dieses äußerst seltene Naturschauspiel: Der Jashak Salzdom oder Kuh-e Namak, wie er im Persischen genannt wird. Es handelt sich im Grunde um einen Berg aus Salz, der sich aus dem Erdinneren bis an die Oberfläche gedrückt hat und sich in schroffen Formen und bunten Farben wie ein Oktopus über die darunter liegenden Hügel stülpt. Man spricht von einer Salzdecke, einem Salzgletscher oder Namakier. Es gibt auf der Erde nur wenige Gebiete, in denen dieses Phänomen auftritt und nach unserem Wissensstand nur hier, im Zagrosgebirge, liegt das Salz sichtbar an der Erdoberfläche. Dies wird durch das äußerst trockene Klima der Region möglich. Eine vollkommen faszinierende und überwältigende Landschaft, die zur gleichen Sensation werden könnte wie beispielsweise Pamukkale in der Türkei. Mit dem Unterschied, dass wir hier so gut wie alleine sind und so der Ort noch in vollkommener Schönheit wirken kann. Eine echte Seltenheit heutzutage.

Iran abseits der Hauptrouten - (6) Busher Provinz, Jashak Salzdom (Kuh-e Namak)
(6) Busher Provinz, Jashak Salzdom (Kuh-e Namak)
Iran abseits der Hauptrouten - (6) Busher Provinz, Jashak Salzdom (Kuh-e Namak)
(6) Busher Provinz, Jashak Salzdom (Kuh-e Namak).
Iran abseits der Hauptrouten - (6) Busher Provinz, Jashak Salzdom (Kuh-e Namak)
(6) Busher Provinz, Jashak Salzdom (Kuh-e Namak)

Queshm

Den südlichsten Punkt unserer Reise erreichen wir auf der Insel Queshm im Persischen Golf. Der Oman ist nur noch 60 Kilometer entfernt und die gesamte Insel ist geprägt von Hitze, Erosion durch Wind und Wetter und den dadurch entstandenen, bizzarren geologischen Formen.

Das erste, was unsere Aufmerksamkeit fesselt, nachdem wir von der Fähre fahren, ist jedoch dieser 55 Jahre alte Mack LKW. Man sieht sie noch häufig auf den Straßen im Iran, aber selten so gepflegt und herausgeputzt wie dieses Exemplar. Entsprechend stolz ist der Fahrer, der uns erklärt er und sein Truck seien gleich alt.

(7) Queshm, 55-jähriger Mack LKW
(7) Queshm, 55-jähriger Mack LKW

Valley of the Statues

Das Valley of the Statues ist wenig besucht, was wir nutzen und mehrere Nächte bleiben. Der Chahkooh Canyon zeichnet sich durch enge Spalten, tiefe Schluchten und durchlöcherte Felsformationen aus. Dort und an der Namakdan Salzhöhle sind deutlich mehr Touristen unterwegs. Das Salzhöhlensystem ist über sechs Kilometer lang. Vom Parkplatz aus geht in einen stockdusteren Teil der Höhle, der irgendwann in einer Sackgasse endet. Rechts am Haupteingang vorbei führt ein nicht beschilderter, etwa zwei Kilometer langer Pfad zu einer tunnelartigen Höhle, die durchlaufen werden kann.
Übrigens kostet keine der beschriebenen Sehenswürdigkeiten Eintritt. Das gilt nicht für das wohl ebenfalls sehr sehenswerte Valley of the Stars, welches aber leider geschlossen hatte, als wir es besuchen wollten.

Iran abseits der Hauptrouten - (7) Queshm, Valley of the Statues
(7) Queshm, Valley of the Statues
(7) Queshm, Chahkooh Canyon
(7) Queshm, Chahkooh Canyon
(7) Queshm, Namakdan Salzhöhle
(7) Queshm, Namakdan Salzhöhle

Die Kalouts in der Dascht-e Lut

Es wird Zeit, den Weg Richtung Maschhad anzutreten, von wo wir nach Turkmenistan weiterfahren werden. Allerdings nicht, ohne noch für ein paar Tage in die Dascht-e Lut zu fahren. Diese Wüste ist der einzige Ort, den wir bereits auf unserer ersten Reise in den Iran besucht hatten. Die Dascht-e Lut ist ein UNESCO Weltnaturerbe und gilt als einer der heißesten Orte der Welt. Es wurden schon über 70 °C gemessen. Im Sommer ist daher ein Besuch nicht empfehlenswert.

Was die Wüste so besonders macht sind die sogenannten Kalouts, hunderte von plateauförmigen Felsen, die aus dem Wüstensand ragen. Der Anblick ist atemberaubend. Eine asphaltierte Straße führt mitten durch die Felsformationen, so dass sie von jedermann gut besichtigt werden können. Dieses Mal haben wir die Möglichkeit, den Ort noch intensiver aufzunehmen als während unserer Tour mit dem Mietwagen. Zum einen spielt Zeit keine Rolle, so dass wir ein paar Nächte zwischen den Felsen verbringen können. Und außerdem fahren wir nicht die Straße sondern abseits davon direkt durch die Wüste. Die GPS Daten des Tracks gibt es von der Pistenkuh (pistenkuh.de/reisen/asien/iran-oman/gps-daten-kalouts/).

(8) Dascht-e Lut, Kalouts
(8) Dascht-e Lut, Kalouts
(8) Dascht-e Lut, Kalouts
(8) Dascht-e Lut, Kalouts
(8) Dascht-e Lut, Kalouts
(8) Dascht-e Lut, Kalouts
(8) Dascht-e Lut, Kalouts
(8) Dascht-e Lut, Kalouts

Ein Wiedersehen nach fünf Jahren

Auf dem Rückweg versuchen wir noch, Mostafa und seine Familie wiederzufinden. Auf Vermittlung eines Iraners aus Kerman haben wir 2014 eine Nacht in seinem Homestay im winzigen Dorf Shafiabad am Rande der Wüste verbracht. Es gelingt, wir finden ihn tatsächlich und bleiben wieder für eine Nacht. Ein Kühlschrankmagnet von uns mit dem Berliner Alexanderturm hängt noch immer dort und die Familie freut sich riesig über die Fotoabzüge von unserem ersten Aufenthalt, die wir extra noch in Kerman ausgedruckt haben.

Die Änderungen im Dorf, in dem nur um die 30 Familien leben, sind enorm. Fast jedes zweite Haus bietet mittlerweile Übernachtungsmöglichkeiten und bewirbt diese kräftig mit Schildern oder Leuchttafeln. Damals war nichts dergleichen zu sehen. Der Ort hat dennoch nichts von seinem Charm eingebüßt – und Mostafa und seine Familie sowieso nicht, auch wenn seine Unterkunft inzwischen nicht mehr nur „Homestay“ heißt, sondern „Ecolodge Kalout“ und inzwischen ein Gästebereich angebaut wurde. Damals ist die Familie noch in ein kleines Nebengebäude gezogen um Gästen Platz für die Nacht zu machen.

(8) Sonnenuntergang in Shafiabad
(8) Sonnenuntergang in Shafiabad
(8) Bei Mostafa und seiner Familie in der Ecolodge Kalout
(8) Bei Mostafa und seiner Familie in der Ecolodge Kalout

Pilgerstadt Maschhad

Eines der wichtigsten religiösen Zentren der Schiiten findet sich in Maschhad. Der achte schiitische Imam Reza liegt hier in einem Schrein begraben. Jährlich rund 20 Millionen Pilger und Touristen kommen auf etwa drei Millionen Einwohner der Stadt. Der Schrein liegt im Zentrum eines riesigen Gebäudekomplexes, der unter anderem ein Museum, eine Moschee, Gebetshallen, eine Universität und weitere Einrichtungen umfasst. Insgesamt sieben Innenhöfe sind um den Schrein angeordnet. Die gesamte Anlage fast mehr als 600.000,2 Fläche.

Besucher, die nicht dem Glauben des Islam angehören, werden in Begleitung durch die Anlage geführt. An oder gar in den Schrein gelangt man dabei nicht. Aber auch der Rundgang durch die Höfe und Gebetshallen ist äußerst beeindruckend. Es ist die größte religiöse Anlage, die wir je besucht haben. Es herrscht Fotografieverbot, wobei dies interessanterweise nur für große Kameras gilt. Mit dem Handy aufgenommene Fotos sind in Ordnung.

(9) Maschhad, Imam Reza Schrein
(9) Maschhad, Imam Reza Schrein
(9) Maschhad, Imam Reza Schrein
(9) Maschhad, Imam Reza Schrein

Damit verabschieden wir uns vom Iran abseits der Hauptrouten. Auf uns warten fünf Tage Transit durch Turkmenistan. Mit einem GPS-Tracker an Bord geht es durch eines der restriktivsten Regime unserer Zeit.

Wenn ihr mehr von Dagmar und Oliver lesen wollt, dann schaut doch mal auf ihrem Blog goneforadrive.com vorbei. Übrigens findet ihr die beiden auch bei Instagram.

© Fotos: Oliver Neumann