Budel, gesprochen „Büdel“, liegt in den Niederlanden, südlich von Eindhoven. Guckt man sich dort die Gegend um den Landmaschinenbetrieb van den Wildenberg in Google Maps an, ist nichts auffälliges zu erkennen, ein paar Hallen und drumherum viel Acker. Doch seit fünf Jahren verwandeln sich im Oktober die landwirtschaftlichen Flächen rund um den Betrieb in ein Offroad-Mekka. Denn jedes Jahr im Oktober findet hier Offroad Budel statt.
Wie im letzten Jahr auch, kamen hier Anfang Oktober gut 1.200 Fahrzeuge und etwas mehr Menschen zusammen, um in Sand und Schlamm zu wühlen und eine Party zu feiern. Sehen wir einmal von der Größe der Veranstaltung ab, ist das an sich nichts außergewöhnliches, wenn Leute sich zum gepflegten Festfahren treffen. Aber Offroad-Budel ist dennoch etwas Besonderes.
Eine echte Offroad Veranstaltung
Auf Google Maps kann man am Veranstaltungsort nichts Besonderes erkennen, denn Offroad Budel ist kein Offroad-Park, in dem sich lediglich einmal im Jahr Offroader treffen. Nein, Offroad Budel entsteht von Jahr zu Jahr neu. Jedes Jahr rücken freiwillige Helfer mit Baggern und anderem Gerät aus, um den Acker des van den Wildenberg-Betriebs in eine Offroad-Landschaft zu verwandeln. Und nicht nur das, sie tun dies auch in rund 12 umliegenden Arealen, Betrieben und militärischen Einrichtungen. Nach der Veranstaltung werden das Hauptgelände und die meisten Parcours wieder eingeebnet und der zumeist landwirtschaftlichen Nutzung zurück gegeben. Jahr für Jahr ein beträchtlicher Aufwand.
Gut 600 Kilometer Strecke im Umland, etliche davon selbst nur Sand und unbefestigte Piste, erfasst in 12 Roadbooks, verbinden das Hauptgelände mit den umliegenden Parcours. Die Teilnehmer können vorab eines dieser limitierten Roadbooks für ein oder zwei Tage gegen Zahlung von 50 Euro Pfand buchen. Rund 100 Kilometer ist solch ein Roadbook lang und beinhaltet 3 bis 4 Gelände. Auf diese Art schicken die Veranstalter von Offroad Budel gut 1.000 Fahrzeuge auf die Strecken rund um Eindhoven. Alles legal und mit Erlaubnis der Behörden.
Alle Fahrzeuge sind willkommen
Offroad Budel ist ein Stelldichein der Offroad-Szene im Westen. Primär aus Holland, Belgien und Deutschland reisen Fahrer aller Marken an. Vom den kleinen Suzukis und Ladas über die mittleren wie Jeep, Land Rover, Mitsubishi, Nissan und Toyota bis hin zu den größeren wie Unimog und Lappländer. Alte wie neue Fahrzeuge, vom Standard bis zum totalen Wettbewerbsumbau, hier könnt ihr alles finden.
5 Jahre Offroad Budel
Die diesjährige Veranstaltung vom 06. bis zum 08. Oktober war zugleich ein kleines Jubiläum. Zum fünften Mal lud Offroad Budel die Fans ein. Extra für dieses Jubiläum wurde die Veranstaltung um einen Tag verlängert. Freunde sowie regelmäßige Besucher wurden zu einer exklusiven Veranstaltung inklusive Tour am darauffolgenden Montag eingeladen.
Mit den rund 1.200 Fahrzeugen ist Offroad Budel am Limit. Die Umgebung und die Strecken verkraften nicht mehr Fahrzeuge an einem Wochenende. Wer also dabei sein möchte, sollte die Webseite des Veranstalters offroadbudel.nl im Auge behalten. Ist das Kontingent an Roadbooks vergeben, bleibt Nachzüglern nur noch das Hauptgelände zum Fahren übrig.
Ein großes Angebot
Hauptgelände
Auf dem Hauptgelände gibt es im Mittelpunkt den Rundparcours mit einer Schlammstrecke, direkt am Festzelt. Diese Strecke schaffen nur wenige. Ordentlich Power und große Reifen sind dabei hilfreich. Dafür, dass es dort nicht langweilig wird, sorgen ein Bagger und ein Wasserschlauch. Der Baggerfahrer achtet darauf, dass der Schlamm immer schön knietief und gut bewässert ist. Bleibt ein Fahrzeug stecken, was nahezu unvermeidlich ist, kommt er sofort zur Hilfe. Und als würde solch ein Fahrzeug nichts wiegen, schwenkt der Baggerfahrer einmal mit der Schaufel zur Seite und zieht so das angehangene Vehikel aus dem Schmodder.
Auf dem Parcours können die Teilnehmer bis in die Nacht fahren. Optimale Bedingungen die eigenen Lichtleisten endlich richtig zu testen. Es sind einige Hindernisse, Auf- und Abfahrten und viel Verschränkungsstrecken aufgebaut.
Messebereich und Markt
Neben dem Hauptgelände befinden sich Messestände. Teileanbieter, Clubs und Fahrzeughersteller, die noch echte Offroader im Programm haben, haben hier ihren Stand. Hier kann man gemütlich von Stand zu Stand schlendern, gucken, Fragen stellen. Die meisten hier sprechen sehr gut deutsch und englisch, so dass nette Gespräche und Beratungen möglich sind. Von der Messe aus, hat man den Parcous auch immer im Blick.
Nebenstrecken
Wer früh genug über die Webseite von Offroad Budel sein Roadbook ergattert hat, kann mit seinem Wagen zur technischen Abnahme, sofern er sich für eine rote oder schwarze Strecke entschieden hat. Das sind zwei von drei Klassen: blau, rot oder schwarz. Das entspricht SUV und Standardfahrzeug, Standardfahrzeug mit Offroad-Umbau und Hardcore-Offroader, Prototypen und Wettbewerbsfahrzeuge. Für die schwarze Klasse muss das Fahrzeug eine Winde haben.
Bevor es mit dem Offroader auf die Strecke geht, muss der Wagen noch begutachtet werden. Die Helfer prüfen, was ist an Offroad-Ausstattung vorhanden, ist Bergematerial dabei und griffbereit, verliert dein Wagen Öl? Wenn alles in Ordnung ist, gibt es den Aufkleber der gewünschten Klasse. Fehlt etwas oder entspricht das Fahrzeug nicht den Anforderungen, wird das Fahrzeug eine Klasse heruntergestuft. Für die roten und schwarzen Strecken darf das Fahrzeug nicht höher als 2,5 Meter sein.
In den umliegenden Parcours sind die Strecken entsprechend gekennzeichnet, so dass sichergestellt ist, dass die Teilnehmer mit ihrem Fahrzeug die Strecke auch wirklich schaffen. Vor-Ort wachen Helfer darüber, dass jeder seiner Streckenfarbe folgt. Hier und da kann sicherlich auch mal die Farbe gewechselt werden. Im Zweifelsfall einen der Ordner fragen. Der schaut sich das Auto an und gibt sein Okay, wenn abzusehen ist, dass der Wagen es packt.
Beim Buchen des Roadbooks gibt es die Option „Terrein-Terrein“, wenn das Fahrzeug für rote oder schwarze Strecken geeignet ist. Dann führt der Weg direkt von einem Offroad-Gelände zum nächsten und die landschaftlichen Strecken werden ausgelassen.
Organisation, Verpflegung und Unterhaltung
Direkt neben dem Parcours gibt es ein großes Festzelt und die Schlemmer- und Getränkebuden. Frikandel, Friet Special, Hamburger und andere Leckereien. Die Teilnehmer erhalten einige Freibons für Getränke. Im Festzelt werden morgens Frühstück, Brötchen und Kaffee angeboten.
Abends spielen im Zelt Livemusik und DJs auf. Wenn das Wetter es nicht so gut meint, wie an diesem Wochenende, gibt es zum Wärmen zahlreiche, große Feueröfen, die mit reichlich Brennholz versehen sind. So hat man die Wärme im Rücken und das Geschehen vor Augen.
Zur Unterhaltung trugen auch einige monstermäßig aufgemachte Showcars bei, die mit der Schlammpassage keine Probleme hatten. Laut, groß und ganz und gar aufällig waren sie weder zu übersehen noch zu überhören, was bei den Zuschauern gut ankam.
Das Camp
Der ganze Fahr- und Partybereich ist weit genug weg vom Camp. Im Camp geht es ruhig und gesittet zu. Überall gibt es ausreichend saubere Toiletten und Duschen. Damit bei schlechtem Wetter die vielen Fahrzeuge die Campwiese nicht in ein totales Schlammchaos verwandeln, sind auf den Hauptwegen große Stahlplatten als Straße ausgelegt. Diese Maßnahme hat einen weiteren nützlichen Effekt. Es ist sehr leicht die Zufahrt zur technischen Abnahme und den Hauptparcours zu finden. Einfach nur den Stahlplatten folgen.
Das Camp ist auf solchen Treffen natürlich auch immer die zweite, „heimliche“ Messe, auf der die ganzen Klassiker, Umbauten und toll aufbereitete Fahrzeuge zu finden sind. Und bei so einem offenen Treffen wie Offroad Budel ist eine besonders große Palette zu bewundern.
Familien sind willkommen
Auch für Kinder wird ein großes Programm geboten. 5 Euro kostet eine Aktivitätenkarte. Damit können die Kinder an allen Aktivitäten teilnehmen. Nach Herzenslust können sie auf einer Strohballenburg klettern, wenn sie mit ihren Füßen an die Pedale kommen, können sie selbst mit einem Offroader über ein Gelände fahren. Aber auch Paintball spielen, die Kinderdisco besuchen oder handwerkern, beispielsweise Zimmern.
Die Gemeinschaft macht es möglich
Auch wenn die Veranstaltung erst zum fünften Mal stattfindet, gewinnt man schnell den Eindruck, dass die Organisatoren genau wissen, was sie tun. Alles ist sehr gut vorbereitet und läuft wie am Schnürchen.
Auch in den einzelnen Geländen sind zahlreiche Helfer, leicht an den gelben Westen zu erkennen, unterwegs. In einigen Geländen stehen Verpflegungsstände, die warmes Essen, warme und kalte Getränke anbieten.
Das gute und reibungslose Gelingen ist sicherlich dem Engagement der gut 300 freiwilligen Helfer von Offroad Budel und des übergeordneten Bundesligavereins Motoball Vereniging Budel geschuldet. Ein recht unbekannter Sport, bei denen mit Enduros Fußball gespielt wird. Alle helfen mit, dass Offroad Budel ein Erfolg wird, sei es beim Baggern, als Posten oder im Catering.
Aber auch die Teilnehmer sind gefordert. Leider gibt es immer wieder Fälle, in denen es Leute mit den Regeln nicht so genau nehmen oder sogar erheblich über die Strenge schlagen. Das schadet natürlich der Veranstaltung, da das Event vom Goodwill der Umgebung, den Orten und Gemeinden lebt, die das Fahren auf den unbefestigten Wegen erlauben. Um diese Zustimmung der Behörden und der Bewohner nicht zu gefährden, sollte jeder sich an die Anordnungen des Veranstalters halten, damit die Teilnehmer von Offroad Budel diese Freiheit so lange wie möglich genießen können.
© Fotos: Dee Schwarzer und Andreas Woithon
Diesen Bilderlink hat uns das niederländische online Offroad-Magazin Terrein.nu zur Verfügung gestellt: Budel bei Terrein.nu