Südamerika ist eine beliebte Reiseregion für Offroadreisende und es dauert Monate, wenn nicht Jahre alle Gegenden des südamerikanischen Kontinentes zu entdecken und zu erfahren. Warum nicht ein Fahrzeug vor Ort haben und immer mal wieder für ein paar Monate durch Südamerika reisen?
Das dachten sich auch Susi und Walter und und übernahmen vor Ort einen gebrauchten Allradsprinter Iglhaut 312 D, der bereits zum Wohnmobil umgebaut war und einige Kilometer gesehen hatte. Nach einer ersten Reise von Mitte Januar bis Ende März 2022, die überwiegend in der Werkstatt stattgefunden hat, berichten sie uns nun von ihrer zweiten Südamerikareise, die sie von Oktober 2022 bis Januar 2023 durch das vielfältige und weite Argentinien führte.
Erstmal Ankommen und in den Reise-Rhythmus finden
Gutes Essen und Beinfreiheit machen die 14 Flugstunden erträglich. Es gibt sogar ein Frühstück. Das ist schon mal ein guter Start. Nach einem kurzen Transfer von etwa 120 Kilometern steht unser Sprinter vor uns.
Nach einigen Tagen des „Ankommens“ brechen wir auf. Heute ist unser Hochzeitstag und wir wollen den Tag in der „Estancias de Narbona“ mit einem schönen Essen feiern. Da wir nach ein paar Pannen immer noch kein Vertrauen in unseren Sprinter haben, machen wir zunächst einen großen Bogen durch den Südwesten von Uruguay. Nach 10 Tagen wechseln wir das Land und reisen nach Argentinien ein. Im Ort Premero de Mayo lassen wir das Öl wechseln. Unser Soki (Sorgenkind) wie wir unseren Sprinter tauften, scheint Öl zu verbrauchen.
Wir wollen nach Mi Recuerdo auf den Campingplatz, den wir bereits von der letzten Tour kennen, leider hat er zu. Hinter einem Bahndamm am Feldrand finden wir einen, von Wind geschützten Platz. Gegen Abend kommt der Bauer, um nach seinen Rindern zu sehen. Zwei Gauchos mit typischem Barett sitzen im Pickup. Kurzes woher und wohin in Spanisch und Deutsch, schon sind sie wieder verschwunden. Schön, so ohne Stress wild stehen zu können.
Und schon startet unsere Entdeckungstour durch Argentinien
Hunderte von Kilometern fahren wir durch Getreidefelder und unendliche Wiesen. Unser Ziel, der Lago Epecuen mit einen der höchsten Salzgehaltswerten weltweit. Dort soll es eine überflutete Stadt geben. Von weitem sehen wir schon die toten Bäume am Seeufer, die Ruinen der Schlachterei und Häuser. Im Museum wird die Geschichte vom Unglück mit vielen Fotos und Texten erklärt. Die Stadt war in den 40er Jahren ein florierender Kurort. Sogar eine Zugverbindung von Buenos Aires gab es. Wegen wasserarmen Jahren baute man immer mehr Zuflüsse, um die Wassermenge beizubehalten. 1985 gab es dann heftige Regenfälle, die Dämme brachen und binnen weniger Stunden war die ganze Stadt viele Meter unter Wasser. Erst 25 Jahre danach ging das Wasser wieder zurück, die Überreste wurden wieder freigelegt. Ein sehr interessanter Abstecher.
Ein weiterer Stopp bei El Condor. Wir wollen uns dort die Papageien ansehen. An der Steilküste graben die Vögel ihre Nester in den Sandstein. Komisch, dass dies die Südseite ist, wo nie die Sonne hinkommt. Schon bei der Anfahrt sitzen Hunderte auf der Stromleitung. Am Parkplatz können wir auf einer Holzterrasse in Augenhöhe die farbenprächtigen Papageien beobachten. Einmal Husten und alle fliegen mit Geschrei auf.
Wale hautnah im Nationalpark Valdes
Bei Bahia Creek liegt ein Sanddünengebiet, die ursprüngliche Straßenführung ist hier unter den Dünen verschwunden. Nahe Puerto Madryn gibt es den National Park Valdes. Am Eingang ein Informationszentrum, hier erfährt der Besucher alles über die Wale. Im Oktober und November bringen sie hier in der Bucht ihre Jungen zur Welt. Nach einer Rundfahrt stehen wir außerhalb des Parks, direkt am Strand. Nur einige Meter vom Ufer tummeln sich an die 10 Wale und vergnügen sich vor uns. So sitzen wir in unseren Stühlen und beobachten das Schauspiel. Hier eine Flosse, da ein Kopf. Wir wissen gar nicht wo wir hinsehen und wo wir fotografieren soll. Die Kolosse lassen es sich gutgehen. Sie schwimmen auf dem Rücken, drehen sich um die Achse oder platschen mit einer Flosse ins Wasser. Die Jungen immer bei der Mama.
Wir kommen nach Gaiman, ein Ort walisischen Ursprungs. Am Campingplatz steht ein MAN aus Miesbach, Hans und Karola. Mit ihnen verbrachten wir die nächsten Stunden im Ort. Es tut gut, mal wieder zu Ratschen. In einem der Teehäuser wollten wir was trinken, aber es war knallvoll. Viele Kleinbusse, die Einheimischen beim Sonntagsausflug. So machten wir doch lieber einen Spaziergang. Die Häuser, teilweise aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, mal etwas ganz anderes. Viele Rosen und hübsche Blumenanpflanzungen schmücken die Gärten. Im Park gibt es Stände mit Kuchen, Snacks, Marmelade, Gebäck und Teekannen. Viele Leute sind unterwegs, Musik läuft im Hintergrund.
In einem Café gibt es dann doch noch Kuchen, heiße Schokolade und Eis. Dulce de leche, Zitronenmousse, Mandeleis und vieles mehr, einfach köstlich. Die Zeit vergeht wie im Fluge bis wir zurück zum Camping Bomberos schlendern.
Noch mehr Wildlife auf der Weiterfahrt
Wieder an die Küste, wir wollen nochmals See-Elefanten sehen. Über eine Staubstraße, zum Playa bzw. Isla Escondida. Da liegen sie, Bullen, Weibchen und Jungtiere. Wir können ganz nah an sie heran, mit einem müden Augenaufschlag nehmen sie Kenntnis von uns. Liegen nur rum, winken mit der Flosse oder schnarchen und rülpsen. Wenn die Bullen sich bewegen, kommen die Massen schwerfällig in Bewegung. Wir bleiben und suchen uns einen Stellplatz.
Parallel der Küste, der lehmige Boden ist staubig und stark erodiert. Kurz nach Camarones, hinter einer bewachsenen Düne ist unser Nachtplatz. Das Reservat, Cabo Dos Bahias, ist ab 8 Uhr geöffnet. Der Ranger nimmt die Personalien auf, dann dürfen wir weiterfahren, der Eintritt ist frei. Bereits nach einigen Metern stehen viele Guanakos. Nach drei Kilometern kommt der Parkplatz, es geht zu Fuß weiter. Wir hören Rufe, sie klingen wie Esel, sind aber Pinguine. Vom Metallsteg sind beiderseits der Höhlen Magellan Pinguine zu sehen. Wenn sie mit ihrem gesenkten Kopf zum Strand laufen, wirken sie unbeholfen und traurig, doch dann auch wieder irgendwie putzig. Sie kommen nur hier vor, sind ca. 50 cm groß und wiegen etwa fünf Kilogramm.
Aus jedem Loch schaut ein Tier, es ist gerade Brutzeit. Wenn die Jungen soweit sind, schwimmen alle wieder Richtung Brasilien. Lange beobachten wir die Pinguine, die sich noch nicht ins Wasser trauen. In Sichtweite liegt eine kleine Insel mit Unmengen von Seelöwen, eine Geräuschkulisse, ihr glaubt es nicht.
Dank Soki gibt es Werkstatturlaub in Comodoro Rivadavia
In Comodoro Rivadavia, machen wir mal wieder einen Werkstatturlaub. Die Lager aller Getriebe müssen erneuert werden. Wenn wir fahren können, stehen wir in Rada Tilly auf dem Campingplatz. Immer wieder überlegen wir unsere Optionen, aber es bleibt wie gehabt, es muss einfach alles repariert werden. So versuchen wir den Kopf frei zu bekommen und den Tag zu genießen. Wir spazieren am Strand entlang.
Noelia und Dario, die Werkstattbesitzer, laden uns zum Asado ein. Der Grillmeister bringt ständig wunderbares Fleisch. So sitzen wir Stunden und übernachten gleich im Gästezimmer. Wir werden wie Familie aufgenommen, entsprechend herzlich ist dann auch die Verabschiedung.
Überraschung einige Tage später
Die ganze Nacht hat es leicht geregnet. Tief hängen die Wolken. Gut, dass wir nicht in dem Tal bei den Tamarisken stehen geblieben sind. Wie wir die Fahrspur zurückfahren, fliegt der Lehm schon rechts und links hoch. Als ich auf die Staubstraße einbiege, rutschen wir einfach geradeaus weiter. Und das mit Allrad! Schlimmer wie Eis. Am Straßenrand greift dann doch der Dreck. Ich leg noch die Differenzialsperren ein und langsam schleichen wir zur Teerstraße zurück. Puh… und das waren nur 30km. Wir vergessen den direkten Weg und bleiben auf Teer. Nach 200 Kilometern erreichen wir ein Naturschutzgebiet in dem tolles, versteinertes Holz zu sehen ist. Solches Holz sahen wir ja schon oft, aber das hier ist faszinierend. Stämme von 45 Metern Länge und mehr sind hier hervorragend erhalten. Fast jeder zweite Stein am Boden ist Holz.
Auf der nicht mehr befahrenen Ruta 93 bleiben wir einfach für die Nacht stehen. Pampahasen schauen neugierig, was da los ist.
Heftiger Seitenwind auf der Ruta 40, der „Panamericana“
Vorherrschend ist immer noch das niedrige Gras, aber es wird hügelig. Wir sehen wieder viele Guanakos. Die fast fehlende Vegetation ersetzt die Natur durch farbenprächtige Mineralien.
Wir biegen auf eine Schotterstraße ab. Heftiges Wellblech und grobe Steine. Sie führt steil in ein Tal, um auf der anderen Seite wieder auf die Höhe zu klettern. 4×4 ist hier schon von Vorteil. Dann kommen wir in das Tal in dem die Felsmalereien sind. Am immer wasserführenden Fluss ist es saftig grün. Jede Stunde findet eine geführte Tour statt. Mit Schutzhelm ausgestattet geht’s los. Die 7.000 Jahre alte Felsmalereien zeigen an die 800 Hände sowie einige Personen und Guanakos.
Motorradfahrer haben hier mit heftigem Seitenwind zu kämpfen und liegen fast auf der Seite, wenn sie uns entgegen kommen. Deshalb beschließen wir die 400 km bis zum Cabo Curioso zu fahren, dort gibt es Plätze mit etwas Windschutz. Der Blick am Morgen aus dem Fenster – Sonnenschein, kaum Wind, wir bleiben hier. Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich das Wetter hier ändert. Es gibt Frühstück in der Sonne, das Meer rauscht. Der Strand besteht aus bunten, runden Steinen, die von den Wellen hin und her bewegt werden. Das Rollen der Steine hallt von der Klippenwand zurück. Die Steilwand ist 20 m hoch und hat Unmengen 30 Millionen Jahre alte Fossilien. Faszinierend ist auch der Höhenunterschied zwischen Ebbe und Flut, laut Navi etwa 10 m Tidenhub. Möwen sitzen am Strand, türkisblau das Wasser. Am Nachmittag kommen noch Delfine, die am Ufer entlang schwimmen.
Die Natur und Tierwelt faszinieren uns immer wieder
An der Rangerstation zum Nationalpark „Monte Leon“ erfolgt der Eintrag ins Buch sowie eine genaue Wegbeschreibung. Nach 2,5 km Fußweg hören wir schon die Pinguine, hier sind bereits die Küken geschlüpft. Der Weg führt bis zum Strand, eine schöne Bucht, unten am Wasser stürzen sich die Magellan Pinguine in die Wellen. Zu schnell vergeht die Zeit. Unser nächster Stopp ist bei der Seelöwen Kolonie um die Ecke.
Es geht nach El Chalten. Im Lago Viedma schwimmen kleine Eisberge und dahinter das Bergpanorama der Anden. Schneebedeckte Gipfel und den Fitz Roy mit seinen Zacken erblicken wir das erste Mal. Der Ort ist auf Trekkingtouren ausgelegt, Agenturen, Kneipen und Restaurants reihen sich aneinander. An der Touristen-Info starten einige Wanderungen. Die zum „Mirador des los Condores“ ist mit zwei Stunden gerade recht für uns.
Der Fitz Roy ist in Wolken, alle paar Schritte drehen wir uns um, vielleicht sehen wir doch etwas. Dann sechs Condore die ihre Schleifen drehen, riesige Vögel. Durch kleinere Senken führt der Weg, bewachsen mit niedrigen Bäumen, Büschen und überall filigrane Blüten. Beim Rückweg haben wir das Massiv dann ständig vor Augen. Langsam verschwinden die Wolken, die Gletscher leuchten in sanftem Blau. Es ist einfach ein Wahnsinn. Der Fitz Roy ist knapp 3.400m hoch und einer der wenigen felsigen Berge. Unsere Tour war beeindruckend, weil wir das Freiwerden der Zacken in Zeitlupe miterleben konnten.
Die Landschaft ist vielfältig und abwechslungsreich.
Wir beschliessen die Stichstraße zum Lago Desierto zu fahren. Sie führt am Fluss entlang, ist staubig mit Flussbett Charakter. Auch hier sind Radfahrer unterwegs, bei dem Wind, wir können es nicht nachvollziehen. Das Panorama ist grandios, der Fitz Roy und seine Nachbarn von der anderen Seite, auch die Vegetation ist anders. Einige Brücken sind zu queren, dann geht’s in den Wald. Alte Laubbäume säumen den Weg. Es gibt einige Wasserfälle, eine Gedenkstätte an den Chile – Argentinien Krieg und schließlich sind wir am Lago Desierto. An seinem Ende gibt es nur noch ein Fußweg über einen Pass nach Chile.
Entlang der Ruta 11 nach El Calafate
Wir fahren weiter, leider mit wolkenverhangenem Himmel. Die Vegetation wird wieder karger, es wirkt trist. Das Flusstal, das uns begleitet, hat kaum Vegetation. Dann taucht in Türkis der Lago Argentino mit kleinen Eisbergen auf. Die Ruta 11 führt am See entlang nach El Calafate. Ein Touristenort, Geschäfte und Kneipen wechseln sich mit Souvenirläden und Restaurants ab. Endlich ein Ort wie wir es lieben. So schlendern wir die Straße entlang, mehr ist es auch nicht.
In Richtung Nationalpark, bei einem Feldweg zu einer Baumgruppe wollen wir übernachten. Hier steht schon ein Sprinter aus Holland, da stellen wir uns dazu. Ein wenig Smalltalk, dann ins Auto, denn es wird kühl und schlechtes Wetter zieht heran. Hoffentlich klappt es morgen mit dem Perito Moreno Gletscher.
Am anderen Morgen ist alles dick voll mit Wolken. Wir fahren weiter entlang des Sees auf einer hügeligen Straße zum Parkplatz. Von hier gibt es einen kostenfreien Bus zum Aussichtspunkt. Wir entschließen uns für den Fußweg am See entlang, etwas Bewegung tut gut. Auf Metallstegen laufen wir einen Meter über dem Boden. Wir kommen dem Gletscher näher und somit auch den Balkonen, die an besonders schönen Stellen den Ausblick erleichtern. Das Knallen der Spannungsbrüche des Eises ist zu hören, Brocken bröseln herunter, dann dauert es meist nicht lange bis ein großes Stück ins Wasser fällt. Mit viel Spritzen und einem lauten Knall geht das vonstatten. Bis der Knall aber bei uns zu hören ist, ist oft schon alles vorbei. Das Schauspiel bewundernd, wünschen wir uns immer größere Stücke, die abbrechen sollen.
Der Wind hört nicht auf, wir wünschen uns angenehmeres Klima
Unser Entschluss steht fest, wir fahren nach Norden, schließlich müssen wir nicht alles auf einmal sehen. Der Süden läuft uns nicht weg. Wir passieren den verschlafenen Ort Tres Lagos, ein alter Sammelpunkt für den Transport der Schafwolle aus den umliegenden Estancias. Nachtplatz ist am Lago Cardiel, in einer tollen Wüstenlandschaft, türkises Wasser, sandiger Boden mit Büschen, dahinter die Berge. Wir müssen nach Gobernador Gregores einen Reifen flicken lassen. An der Tankstelle frag ich nach einem Reifen-Flicker. Antwort: Manana, Domingo todo cerrado (Morgen, Sonntag ist zu). Also selber flicken, an der Tanke gibt es Luft, besser geht es nicht.
Von der Panamericana biegen wir in Teckla auf die Ruta 17 ab. Sie führt nach Westen. Jetzt änderte sich die Landschaft, zuerst runde Hügel mit Schafen, dann wurden die Hügel zackiger und höher. Die Staubstraße führt kurvig hindurch und es gibt Kühe, Bäume, Kiefern und große Büsche. Das Gebiet wird auch als die argentinische Schweiz bezeichnet. Die Estancias sehen gepflegter aus, Gauchos treiben die Pferde zusammen. Abwechslungsreiche, schöne Strecke und kaum Wind. Eine üppige Menge an bunten Lupinen am Wegesrand, nach der monotonen Ebene ganz ungewohnt.
Gesperrte Wanderwege wegen einer Unwetterwarnung
Esquel ist touristisch erschlossen, viele Cafés und Restaurants, eben ein Wander- und Winterskiort für den Nationalpark Los Alerces. Am Parkeingang erfahren wir, dass wegen Unwetterwarnung die Wanderwege alle gesperrt sind, zum Durchfahren müssen wir daher keinen Eintritt bezahlen. Zur Sommerzeit dürfte, bei dieser Infrastruktur, hier einiges los sein. Entlang verschiedener Seen fahren wir durch eine tolle Landschaft.
Im Nationalpark Nahuel Huapi erklärt uns der Ranger, dass es feste Fahrzeiten gibt. Bis 14 Uhr darf hoch, ab 16 Uhr erst wieder nach unten gefahren werden, also Einbahnstraße. Immer wieder tolle Ausblicke auf die Berge und den Cerro Tronador, mit 3.500m. Die Staubstraße schlängelt sich durchs Flusstal, vorbei an große Wiesen mit Lupinen und gelben Ginster. Am Gletscher angekommen, müssen wir ihn erst mal finden, denn nicht umsonst heißt er „der schwarze Gletscher“. Beim Kalben rutschen neben Eis auch Unmengen der Asche und Granitstaub mit ab, deshalb erhält er eine dunkle Farbe, vom Stein schwer zu unterscheiden.
In Junin de los Andes gibt es die Via Christi, ein Statuen Park der das Leben Jesu in 24 Darstellungen zeigt. Figuren mit Gesichtern der Mapute-Indianern, ein Indianervolk, die eigentlichen Besitzer des Landes. Ganz oben am Hügel, zwischen Station 23 und 24 dann der eigentliche Kreuzgang. Gekrönt von einer riesigen Jesus-Statue liegend am Boden. Da wir ja nichts zu büßen haben, sparen wir uns diesen schweren Weg, zumal der Kuchen in dem Lokal sehr verlockend ist.
Der Vulkan Lanin mit 3.747 Metern Höhe soll einer der schönsten Berge sein
Es besteht keine Frage, auf alle Fälle ist er imposant. Schon auf der Anfahrt thront er mächtig über alle anderen Berge in seiner Umgebung. Gleichschenkelig mit weißen Häubchen und dem Krater, toll. Das im Reiseführer versprochene Spiegelbild ist, bei einem Wellengang wie am Meer, nicht drin. Weiter am Fluss Alumine, tief zwischen den Bergen eingegraben, die Hänge mit Pinien, Kiefern und Laubbäumen bewachsen.
Dann die ersten Araukarien. Alte, urzeitliche Bäume, statt Blätter oder Nadeln haben sie harte Schuppen, Zapfen und eine borkige Rinde. Sie haben ein sehr hartes Holz und sind den Mapuche heilig. Faszinierend, was die Natur hervorbringt. Es folgt ein Foto nach dem anderen. Wir erreichen den Lago Alumine, mit starkem Gegenwind. Heute geht es auf den Campingplatz „Don Cirilo“. Es gibt heiße Duschen und WiFi. Sonnig und windgeschützt an einer kleinen Lagune verbringen wir den Nachmittag.
Im schönen Touristenort Villa Pehuenia noch Versorgung, bevor es an der chilenischen Grenze weiter nach Norden geht. Bis hoch auf die Berge wächst hier ein Wald von Araukarien. Wir erreichen unseren ersten höheren Pass mit 1.700m. An den Hängen sind letzte Schneefelder und wir müssen genau hinschauen, denn einige sind weißer Sand. Hier kommt der vulkanische Ursprung wieder zum Vorschein.
Wir erreichen das Hochtal mit dem See Caviahue. Er ist sehr sauer, wodurch er kein Leben enthält. Gleich nach dem Ort gibt es die Möglichkeit am See zu stehen. Einige Büsche geben Windschutz, so sitzen wir den Nachmittag draußen in der Sonne. Robert und Birgit aus Meran kommen uns entgegen, was ein Treffen verlangt. Wir stehen jetzt auf 1.600m und sind gespannt wie kalt es nachts wird. Da es dann doch gut zum Aushalten ist, sitzen wir bis spät in die Nacht, gibt ja auch viel zu erzählen.
Am Morgen überrascht uns strahlend blauer Himmel und Windstille
Der See liegt wie Pudding vor uns, das Panorama spiegelt sich darin. Spontan sind wir uns alle einig, dass wir noch einen Tag dranhängen. Am Abend stehen wir vor einem Restaurant im Ort, es öffnet, wie so viele, erst um 20 Uhr. Dies ist uns zu spät, also zum Supermarkt und selber kochen.
Robert und Birgit fahren nach Süden, bei uns geht’s nach Norden. Als erstes kommen uns Mapuche Gauchos mit ihren Herden entgegen. Stolz auf dem Pferd sitzend und dick in bunter Kleidung eingepackt. Nicht weit, der Wasserfall des Rio Agrio. Etwa 20m fällt der kleine Fluss in ein rundes Becken. Das wäre jetzt nichts Besonderes, wenn nicht die verschiedenen Gesteinsschichten der letzten paar tausend Jahre zu sehen wären. Durch das saure Wasser wird Eisen aus dem Gestein gelöst und färbt das gesamte Ufer orange. Als Kontrast ist durch den Sprühnebel alles mit grünem Moos bewachsen. Ein schöner Wasserfall.
Die Straße verläuft meist auf 1.500m Höhe und folgt dem breiten Flusstal des Rio Neuquen. Immer wieder Begegnung mit Gauchos bzw. Mapuche, die ihre Herden, Schafe, Ziegen oder Kühe den Weg entlang treiben. Die Berge haben buschigen Bewuchs, total eingestaubt und keine Bäume. Nach 150 Kilometer Piste erreichen wir die Ruta 40 und kurz darauf Chos Malal.
Der Wind fängt wieder an zu blasen
Finden wir hier einen Stellplatz? Über iOverlander sehen wir dann einen Platz bei einer verlassenen Farm. Gerade Fläche, Bäume als Windschutz, zwar sichtbar von der Straße, aber das ist hier ja kein Problem. Am Morgen kommt ein Schäfer. Kurzes Winken und ein „Buen Dia“, dann sucht er seine Herde. Es ist einfach schön, nicht wie in Afrika ständig bedrängt zu werden.
75km ohne Kurve über die gewohnt trostlose Ebene der Pampa. Endlich ein Abstecher, der den Namen verdient, 20km nach El Nihuil an einem Stausee. Ich hatte mir das etwas größer vorgestellt, bei uns läuft das eher unter Hochwasser Schutzwand. Die Straße führt in den Canyon des Rio Atuel. Etwa 30km durch die Schlucht lassen sich die verschiedenen Gesteine, ohne Frage vulkanisch, gut erkennen. Durch die Mineralien in den buntesten Farben. Auch die Erosionen könnten unterschiedlicher nicht sein. Picknickplätze sagen uns, dass es für heute genügt.
Nächstes Ziel ist San Rafael. Ein Campingplatz und Cabinas nach dem anderen, dazwischen Bars, Restaurants und Rafting Agenturen, voll touristisch erschlossen. Noch einige Flussbiegungen und wir sind aus der Schlucht und in der Ebene. Der Spuk ist vorbei. Durch das Hin und Her, auf der Suche nach Ersatzteilen, haben wir San Rafael kennengelernt. Eine sehr nette Stadt. Fußgängerzone mit Bars und Restaurants. Eine Bodega nach der anderen an den Ein- bzw. Ausfallstraßen. Wir sind nun im Valle de Uco, das Weinanbaugebiet. Wir beschließen im Restaurant „Oyo der Agua“ fein essen zu gehen. Quasi unser Weihnachtsessen.
Weitere Highlights warten auf uns
Gabi und Frank sind wieder in Argentinien, bei Mendoza. So steht einem Treffen nichts im Wege. Wir werden auf dem Camping „El Mangrullo“ miteinander Weihnachten feiern.
Zusammen wollen wir die Ruta 52 fahren, sie führt über einen 3.000m hohen Pass mit tollen Ausblicken. Am Hotel Villavicencio, dort soll es das beste Mineralwasser Argentiniens geben, beginnt die Passstraße zum „Cruz der Paramillo“. Im 16. Jahrhundert als Verteidigungsstraße gegen Chile angelegt. Im 18. Jahrhundert entdeckte Darwin versteinerte Araukarien. Es gibt hier auch Minen, in denen Blei, Zink und Silber abgebaut wurde. In engen Kurven am Hang entlang, klettern wir von 1.400m auf 2.970m hoch. Es gibt wirklich atemberaubende Aussichten.
Oben bläst eisiger Wind, auf 2.000m finden wir dann einen Nachtplatz. Am Horizont sehen wir die schneebedeckten Anden, sowie den Aconcagua mit 6.960m Höhe.
Wir fahren wieder allein. Der erste Höhepunkt, auf der Strecke zur chilenischen Grenze, ist die “Inkabrücke“. Als hier noch Gletscher waren, haben sich die Mineralien einer warmen Schwefelquelle auf dem Eis abgelagert. Als der Gletscher dann abtaute, blieb eine Steinbrücke stehen. Nächster Punkt ist der Passo Cristo Redentor mit 3.868m Höhe, direkt auf der Grenze zu Chile. Die letzten 680 Höhenmetern führt die alte Schotterstraße in 8,5 km mit vielen Kehren hinauf. Unvorstellbar, dass vor der Tunnel Fertigstellung hier der ganze Verkehr passierte. Wie so oft fahren wir über Schotterhalden und hoffen, dass alles hält. Auf der Passhöhe eine große Statue aus alten Waffen gegossen als Erinnerung an den Krieg 1904 mit Chile.
Auf knapp 4.000 Metern Höhe pfeift der Wind eisig
Der Aconcagua, Argentiniens höchster Berg, ist gleich auf der anderen Talseite. Nicht lange und wir fahren trotz des atemberaubenden Panoramas wieder runter. Die Strecke ist aus der anderen Richtung nicht weniger spektakulär. Auf der anderen Flussseite ist eine senkrechte Schotterwand. Unzählige verschüttete oder abgerutschte Straßenabschnitte zeugen von der Schwierigkeit der Bodenbeschaffenheit. Die Ruta 149 führt nordwärts an den hier 4.000 – 5.000m hohen Anden entlang.
Ein Abzweig zum „Cerro de los siete colores“, der Berg mit den sieben Farben, macht uns neugierig. Es ist eine Rundfahrt, die uns wirklich überrascht. Je weiter wir fahren, desto farbiger werden die Berge. Von Rot und Gelb bis zu den verschiedensten Brauntönen leuchten die Hänge. Keine Frage, hier bleiben wir über Nacht. Diesmal sind wir froh über den leichten Wind und es wird 38 Grad warm.
Wir folgen dem Rio los Lagos durch ein großes Tal. Auch hier bestehen die Hänge zu 90% aus Geröll, das mit Sand verbacken ist. Kieselsteine in der Größe eines Kuhkopfes schauen heraus. In San Jose de Jachal ändern wir die Fahrtrichtung nach Osten. Wir verlassen die Anden und fahren Richtung Uruguay. Wir bewegen uns jetzt auf 600m, die Vegetation wird grüner, wir sehen auch immer mehr Säulenkakteen. Die niedrigen Berge sind wie gefaltet aufgeschoben, von rötlicher Farbe. Asphaltiert und kurvenreich geht es nochmal auf 2.100m, am Horizont noch einmal ein schneebedeckter 6.000er. Am Nationalpark Ischigualasto entlang mit den glatten Felstürme, die typisch für den Park sind, dies aber ein andermal.
Wir kommen auf die Ruta 38, die nach Cordoba führt
Bei Chamcal übernachten wir an einem fast leeren Stausee. Es gibt verschiedene Kakteen und auf den Akazien wachsen teils blühend Tilandsien. Zurück zur Teerstraße, alle Plätze, die wir gestern halbherzig in Erwägung zogen, stehen aufgrund des nächtlichen Gewitters unter Wasser. Da hatten wir unseren Platz gut gewählt. Dann noch ein reißender Bach über der Piste, ein Pickup räumt bereits die großen Steine auf die Seite, wir helfen noch mit, dann geht es hindurch. So schnell verändert sich alles.
In La Falda. wollen wir Silvester mit Walter von Almagaucho verbringen. Mit Horst und Christine aus Aschaffenburg und zwei Freunden von Walter, Gustavo und Dido genießen wir ein erstklassiges Asado. Gustavo ist der Grillmeister, pro Person wurde 500g Fleisch und Wurst gerechnet, dazu noch Gemüse und Brot. Gemütlich geht es los, jeder bekommt von Gustavo regelmäßig einige Happen auf den Teller gelegt. Verschiedene Fleischsorten, Wurst und Kalbsbries, ungewohnt und lecker. Musik im Hintergrund, die Stimmung wird immer besser. Zum Schluss gegrilltes Gemüse und Grillkäse, es zieht sich über mehrere Stunden. Wir sind übersättigt, da muss der Grappa Abhilfe schaffen. Die Zeit vergeht schnell und um Mitternacht stoßen wir mit Sekt auf das Jahr 2023 an.
Nach einigen Tagen fahren wir weiter. Wir passieren dicht besiedeltes Gebiet. So viel Trubel und Verkehr nach der Einsamkeit Patagoniens ist ungewohnt. Viel Gastronomie und Läden wo Salami und Käse verkauft wird. Die Pampa ist jetzt flach und eingezäunt, eine Landschaft wie in der Poebene. An flachen Seen ist die Vogelwelt zuhause, die einzigen Tiere neben der Viehzucht. Es ist heiß, die Temperaturen liegen weit über 35 Grad. Wir sind nur noch 100m über den Meeresspiegel.
Nun heißt es Abschied nehmen von Südamerika – doch wir kommen bald wieder
Die Hitze schlaucht uns. Wir sehnen uns nach einem Pool und etwas Ruhe, so fahren wir 500km im Stück, bis zur Campsite „Mi Recuerdo“, die ist schön, schattig und hat einen Pool. Wir geniessen die Abende bei Vollmond, Sterne, Glühwürmchen und Grillenzirpen.
Unsere Offroadreise durch Argentinien neigt sich dem Ende zu. Ein paar Tage später geht es zur Grenze nach Uruguay. Stau, aber warum? Eine Baustelle auf der Brücke und Blockabfertigung? Es ist einfach ein großer Andrang, insgesamt dauert es zwei Stunden bis wir die Grenze passieren. Viele fahren zum Versorgen nach Argentinien, die Inflation hat für die Nachbarn eben Vorteile. Zuerst das argentinische TIP abgeben, Passkontrolle, diesmal kommt ein Stempel in den Pass, die Ausstellung des TIP für Uruguay, wieder für ein Jahr – fertig.
Nach einigen Besichtigungen in Uruguay – das ist aber eine andere Geschichte – kommen wir im Hotel Suizo an. Das ist der Platz wo unser Soki für die nächste Zeit untergebracht ist. Hier treffen wir wieder alte Bekannte. Viel gibt es zu erzählen, einiges muss instandgesetzt werden. Die Nachmittage verbringen wir im Pool.
Nach zwei Wochen der Erholung fliegen wir dann ins kalte Deutschland zurück. Der späteste Termin für die nächste Reise ist durch das TIP vorgegeben und so werden wir im Januar wieder hier sein.
Über die Autoren:
Susi und Walter Zielonkowsky reisen bereits seit Anfang der 80er Jahre und meist im Camper. Sehr viele Reisen gingen in die Sahara. Seit dem arabischen Frühling konzentrieren sich ihre Reisen zunächst auf das südliche Afrika und nun Südamerika.
© Fotos: Susi und Walter Zielonkowsky
Wir wünschen Susi und Walter weiterhin eine tolle Offroadreise durch Argentinien und weitere Länder Südamerikas. Gute Reise!
Hier auf Matsch&Piste findet ihr noch viele weitere Informationen zum Reisen in Südamerika. Schaut euch beispielsweise mal den Ratgeber zur Lagunenroute an. Dort bekommt ihr aktuelle und sinvolle Tipps zu diesem fantastischen Reisegebiet.