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Tasmaniens Naturwunder, Teil 1 – Eine unvergessliche Rundreise

Ellen und Jonas sind seit 1077 Tagen mit ihrem Land Rover auf Weltreise. Momentan sind sie in Tasmanien unterwegs und erzählen hier von ihrer höhepunktreichen Reise, die zum Nachahmen verführt. Doch bevor ihr gleich schon eure Koffer packt, lehnt euch zurück, genießt ein Glas Wein und streift mit den beiden durch die Naturwunder Tasmaniens.

Auf unser nächstes Ziel freuen wir uns ganz besonders, nicht nur wegen den vielversprechenden Lobpreisungen der Reisebroschüren. Ein ganz besonderes Wiedersehen steht uns bevor: Ellens Mutter wird uns in den folgenden drei Wochen begleiten.

Unsere zeitlose und freie Art zu Reisen müssen wir deshalb etwas anpassen, denn selbstverständlich wollen wir Galina eine spannende Zeit bereiten, gespickt mit einer Prise Abenteuer und einer Handvoll unvergesslicher Eindrücke. Tasmanien, die ferne Insel am anderen Ende der Welt, bietet für solche hochgesteckten Ziele glücklicherweise genug Nahrung.

Tasmanien

Mit der faszinierenden Pflanzen- und Tierwelt Tasmaniens reist man weit in die Vergangenheit – über 50 Millionen Jahre war die Insel mit dem australischen Festland verbunden. Erst vor ca. 12.000 Jahren wurde die Landverbindung geflutet. Durch die Isolation konnten einige Beutelarten hier überleben, die auf dem Festland inzwischen ausgestorben sind.

Tasmanien, entsprechend der Größe von Schottland, hat heute lediglich circa 500.000 Einwohner. 37 Prozent der Insel bestehen aus Nationalparks, wovon zwei Drittel sogar zum UNESCO Weltnaturerbe zählen. Dort liegt auch der Schwerpunkt unserer Reise. Wir wollen die einzigartige Natur mit all ihren Facetten erleben, indem wir über den gesamten Zeitraum ausschließlich campen und einige Tageswanderungen unternehmen.

Unser Besuch in der Hauptstadt Tasmaniens fällt deswegen bewusst mager aus. Obwohl Hobart sehr ansehnlich und interessant zu sein scheint, sehen wir die Stadtbesichtigung lediglich als einen leichten Zeitvertreib, während sich Galina von dem Jetlag erholt. Für den großen Auftakt unserer Tasmanien-Rundreise haben wir etwas anderes im Sinn.

Freycinet Nationalpark

Nach einer eindrucksreichen ersten Fahrt entlang der Ostküste, auf der wir schon einige herrliche Ausblicke auf die glitzernde Buchten erhaschen dürfen, kommen wir im Freycinet Nationalpark an. Zwar ist der Campingplatz an den Friendly Beaches schon voll, dafür finden wir einen einsamen Platz an der nicht minder malerischen Moulting Lagoon auf der gegenüberliegenden Seite der Freycinet Penisula.

Berühmt ist der Nationalpark mit den schroffen Granitfelsen wegen der Weinglass Bay – einem Strand, welcher immer wieder zu den 10 schönsten der Welt gezählt wird. Unser Wanderweg führt uns zu einem traumhaften Aussichtspunkt und später direkt zum prominenten Strand. Perlweißer Sand, saphirblaues Wasser und eine perfekt geschwungene Form – natürlich verstehen wir, warum wir hier nicht alleine sind.

Nach einer Badepause schließen wir die Rundwanderung ab, welche uns durch den typisch australischen Busch zum Ufer des Hazard Beach führt. Auch hier trauen wir uns ins eiskalte Wasser des südlichen Pazifiks.

Als wir wieder am Auto ankommen, überrascht uns ein Zettel an der Windschutzscheibe: Michael und Judy, die wir gerade erst in Sidney besucht haben, machen ebenfalls Tasmanienurlaub und haben unseren Landy entdeckt. Sie haben für uns bei den Friendly Beaches, wo wir am Vortag kein Glück hatten, einen Platz reserviert.

Hier bleiben wir gleich zwei Nächte, denn für den folgenden Tag sind Höchsttemperaturen gemeldet. Und wir sind bereits an dem perfekten Traumstrand, wohin man bei solch einem Wetter am liebsten fahren würde.

Douglas Apsley Nationalpark

Auf dem Weg zu einer anderen großen Attraktion, besuchen wir einen kleinen Nationalpark, der unscheinbar etwas abseits der Küste liegt. Zunächst laufen wir durch trockene Eukalyptuswälder, bis wir auf die markanten Felsformationen aus Dolerit-Gestein treffen, welche die Apsley Gorge säumen. Einen tiefen Spalt hat der plätschernde Fluss Douglas in die Landschaft gefräst und dabei zahlreiche kühle Basseins gebildet, die bei schönem Wetter zum Baden einladen.

Entlang dieser außergewöhnlichen Schlucht versuchen wir nun unseren Weg zurück zu finden, indem wir über Felsen klettern oder auch mal durchs Wasser waten. Diese Tour fordert ein Opfer, Jonas Schuhsohlen reißen ab und er klettert rund 3 Stunden ohne Schuhe durch die Schlucht. Doch am Ziel wartet eine Belohnung: Es bleibt noch genug Zeit, um vor dem nahenden Gewitter im größten Wasserloch eine Runde zu schwimmen.

Im Vergleich zu dem tosenden und wilden Ozean, hat die Douglas Aspley Gorge einen anderen, stillen Zauber inne. Erschöpft aber glücklich ziehen wir weiter.

Bay of Fires

Ein weiteres Highlight an der Ostküste Tasmaniens bietet die Bay of Fires. 2008 wurde der gesamte Küstenabschnitt vom Lonely Planet zum „heißesten“ Reiseziel auf der ganzen Welt gekürt. Endlose Ufer gekleidet in Sand, so weiß wie Puderzucker und so fein, dass er unter den Füßen quietscht. Die charakteristischen, vom roten Moos überzogenen Granitfelsen bilden einen idealen Farbtupfer inmitten des kristallklaren türkisblauen Meeres. Bei diesem Motiv scheint jedes Foto zu gelingen!

Während Ellen und ihre Mutter all die Buchten ablaufen, erlernt Jonas die Meeresfischerei von einem unserer Camping-Nachbarn (dass wir direkt am Strand campen, brauchen wir an dieser Stelle wohl kaum erwähnen). Zum Abendessen gibt es tatsächlich, wie von Galina bestellt, auf dem Lagerfeuer zubereiteten Australischen Lachs, selbstgefangen natürlich.

Die Bay of Fires ist vermutlich die schönste Bucht, die wir auf unserer gesamten Reise bestaunen dürfen. Ellen freut sich besonders, dass sie diese Erinnerung diesmal mit ihrer Mama teilen kann. So gut gefällt es uns hier, dass wir ganze drei Tage bleiben. Leider schlägt das Wetter langsam um.

Tamar Valley

Der Februar soll eigentlich der wärmste und beständigste Sommermonat in Tasmanien sein. Doch wegen der geografische Lage und dem Wetterphänomen um den 40. Breitengrad der Südhalbkugel, können an einem Tag auch mal alle vier Jahreszeiten erlebt werden. In den Bergregionen, welche wir eigentlich anvisiert haben, soll es in den nächsten Tagen schneien. Wir überdenken unsere Pläne, denn die Nordküste bleibt erstmal von den Niederschlägen verschont.

Alternativ beschließen wir das Tamar Valley zu erkunden. Als Ausgangspunkt nehmen wir Launceston, die von der viktorianischen Architektur geprägte und zweitgrößte Stadt in Tasmanien. Hier bekommen wir eine gute Gelegenheit, Jonas‘ kaputte Wanderschuhe zu ersetzen und für Galina den original Australischen Hut aus Känguruleder zu besorgen. Ein Muss!

      

Viele schöne Landschaften durften wir bereits bestaunen. Nun wollen wir mehr von der einzigartigen Tierwelt Tasmaniens sehen und machen uns deshalb auf die Suche nach Pinguinen, die an der Ostseite der Flussmündung gesichtet werden können. Leider kommen sie nur bei Nacht an die Ufer, worauf wir nicht warten wollen, denn am Leuchtturm des Low Head weht ein garstiger Wind.

Auf der Westseite dagegen haben wir die Gelegenheit innerhalb einer privaten Führung das Platapus-Haus zu besichtigen. Dort erfahren wir faszinierende Details über diese urzeitlichen Wesen – halb Vogel, halb Säugetier – und dürfen das sonderbare Schnabeltier und seinen nahen Verwandten, den schrulligen Ameisenigel, hautnah erleben.

Narawntapu Nationalpark

Eine Schotterpiste bringt uns durch den Wald zum Narawntapu Nationalpark. Hinter den Büschen des schönen und sauberen Campingplatzes finden wir ein windgeschütztes Plätzchen, wo wir zwei Tage bleiben – genug Zeit für eine Halbtageswanderung durch die herrliche Natur. Spätestens mit der beeindruckenden Aussicht auf einem hochgelegenen Lookout freuen wir uns darüber, diese Ecke Tasmaniens nicht ausgelassen zu haben.

Auch die Artenvielfalt, insbesondere unter den Beutlern, ist einfach nur erstaunlich – nicht umsonst wird der Landstrich auch Tasmaniens Serengeti genannt. Wir sehen einige Känguruarten, viele Vögel und so manch anderes Getier.

Eigentlich hatten wir großes Glück, was die Tierwelt anbelangt. Seit wir in Tasmanien sind, essen wir regelrecht jeden Abend mit Possums und Wallabys an einem Tisch, selbst ein Wombat ist uns schon begegnet. Doch leider ist es uns bisher nicht gelungen, den berüchtigten Tasmanischen Teufel zu sichten. Hier müssen wir also nachhelfen.

Wings Wildlife Park und das Umland

Der vom aussterben bedrohte tasmanische Teufel ist der größte noch lebende Raubbeutler. Früher beinahe bis zur Ausrottung gejagt, steht der Teufel seit 1941 unter Artenschutz. Zunächst hatte sich die Population gut erholt. Doch seit dem Ende der 90er Jahre gefährdet eine, sich rasant verbreitende, Tumorerkrankung erneut das Überleben der Tierart.

Im Wings Wildlife Park dürfen wir die seltenen Tiere tatsächlich beobachten. Und natürlich einige mehr. Wir erfahren Vieles über die Besonderheiten der tasmanischen Tierwelt und dürfen vor allem endlich das tun, was in freier Wildbahn streng untersagt wird: Kängurus füttern!

In den nächsten Tagen vertrödeln wir die Zeit, indem wir am Fluss neben der Tierparkanlage campen. Ein idyllischer Ort, um eine Pause zu machen und die intensiven Eindrücke der letzten Wochen zu verdauen.

Langweilig soll es uns dennoch nicht werden. Deswegen erkunden wir auch etwas die ländliche Umgebung, indem wir einen kleinen Abstecher zum Küstenort Pinguin machen und schließlich in Richtung der Berge weiterziehen, um auch noch den Leven Canyon zu besuchen.

Schlechtes Wetter am Cradle Mountain

Noch immer hält sich der Wintereinbruch fest in den Bergen. Unsere Hoffnungen auf besseres Wetter haben sich nicht erfüllt. Dennoch fahren wir unerschrocken in die Höhenlagen, um zumindest einen Blick auf die alpine Landschaft zu erhaschen. Die Aussicht verändert sich. Aus dem trockenen Buschland wird feuchter Regenwald, dann Karst- und Grasland. Wir biegen ein in das Vale of Belvoir Naturreservat, um am Lake Lea zu übernachten.

Ein ganz besonderer Ort ist das, keine Frage. Der Mondaufgang über dem Bergsee ist magisch anmutend, die Verknüpfung mit der Geschichte der Ureinwohner interessant. Doch so richtig können wir unseren Aufenthalt hier nicht genießen. In der Nacht müssen wir uns zu dritt in das kleine Defender-Bettchen kauern, um nicht zu erfrieren. Unsere Campingausrüstung ist einfach nicht ausgelegt für die kalten Temperaturen und Lagerfeuer strikt untersagt. Schade, ein Höhepunkt wäre die Wanderung in den Cradle Mountains sicher geworden.

Tatsache ist, dass wir uns dringend aufwärmen müssen und so bleibt uns nichts anderes übrig, als schnellstmöglich in tiefer gelegene Gefilde zu fahren. Während wir durch die gemütlichen Dörfchen Sheffield und Deloraine schlendern, schmieden wir Pläne für die uns hier verbleibende Zeit.

Tasman Nationalpark

Eine knappe Woche bleibt uns, die wir intensiv zum Wandern nutzen wollen. Laut Wettervorhersage erwartet uns angenehmeres Klima auf der Tasman-Halbinsel. Einen freien Platz finden wir am beliebten Fortesque Bay Camp, von wo aus viele Wanderwege starten. Galina kann ihren Bewegungsdrang nicht länger zurückhalten und wandert sogleich zum Cape Hauy los.

Eine anspruchsvolle Wanderung haben wir auch noch im Visier. Dafür starten die Mädels in der Frühe auf dem 30 Kilometer langen Coastal Track, während Jonas das Auto am anderen Ende parkt und uns entgegen läuft. Daraus wird eine aufregende Tagestour, während dieser uns abwechslungsreiche Landschaften, atemberaubende Steilklippen und sogar wilde Tiere, wie Tigerschlangen und Ameisenigel, begegnen. Die spektakulären Aussichtspunkte – Waterfall Bay, Devils Kitchen und Tasman Arch – bilden schließlich den krönenden Abschluss.

Für die kulturelle Note ist auf der Tasman-Halbinsel ebenfalls gesorgt. Wir besichtigen das historische Denkmal der Sträflingskolonie Port Arthur und lernen somit ein paar Fakten zur Geschichte Tasmaniens kennen.

Tasmanien-Finale

Nun nähert sich unsere gemeinsame Reise langsam dem Ende. Für die letzten Eindrücke wechseln wir nochmal die Bucht und finden uns in der malerischen Lime Bay wieder. Selbst das Wetter scheint wieder mitzuspielen. An der traumhaften Szenerie können wir uns einfach nicht satt sehen: Stachelrochen schwimmen um unsere Beine, schwarze Schwäne ziehen gemächlich vorüber, süße Wallabys springen durch den Sand. Wie wild ist doch Tasmanien!

Unsere letzte Wanderung am Cape Raoul wird zum würdigen Finale. Entlang der von Winden gepeinigten Landstriche finden wir immer wieder einzigartige Ausblicke auf die schroffen, säulenartigen Felsklippen. An einem davon beobachten wir einige Zeitlang voller Bewunderung sogar eine Robbenkolonie, die ungestört ein lautes Geschrei veranstaltet. Dann machen wir uns auf den Rückweg.

Heute bringen wir Ellens Mutter zum Flughafen. Doch bevor es losgeht, greifen die beiden verrückten Hühner nach der Schnorchelausrüstung. Eigentlich gibt es nicht so viel zu sehen unter Wasser. Wohl sollen uns die kalten Wellen mit einem beißenden Zwicken zeigen, dass dies hier kein Traum war.

Zum Abschlussessen gönnen wir uns frische Austern im Bangor Weingut mit Restaurant und einem bezaubernden Ausblick.

Die Sonne scheint uns ins Gesicht. Was war das doch für eine unvergessliche Rundreise!

Tasmanien-Tipps für deine Reise:

  • Sowohl in Horbart, als auch in Launceston gibt es Outdoor-Ausrüster. Der Günstigste ist Anaconda. Hobart hat sogar einen Second Hand Laden, wo ihr Schlafsäcke, warme Kleidung usw. bekommt.
  • Wanderführer für Tasmanien von Rother. Eine wahrer Schatz!
  • Der Holiday Park Pass berechtigt bis zu 8 Personen pro Fahrzeug bis 8 Wochen lang zum Eintritt in ALLE Nationalparks. Kosten: 60 AUD pro Auto, einmalig. Ggf. zuzüglich Campinggebühren.
  • Für die Inlandfischerei wird eine Fischereiabgabe verlangt. Kontrolliert wurden wir in zwei Monaten allerdings kein einziges Mal.

Über die Autoren: Ellen und Jonas sind seit fast drei Jahren in der Welt unterwegs. Gerade befinden sie sich in Australien. Mehr über die beiden und ihre Reise findet ihr auf www.intothefar.de