Als Julia Hofmann ihre Land Rover Serie 2a in England abholte, war schnell klar, dass der Wagen eine Menge Arbeit kosten würde. Heute hat sie die Serie nicht nur liebevoll restauriert, sondern auch den Innenausbau der Land Rover Serie komplett selbst geschreinert.
Julia Hofmann war schon immer von Autos fasziniert. Ihre Liebe zu Land Rover verdankt sie ihrem Bruder. Den Klassiker „Die Götter müssen verrückt“ sein, in dem eine Serie 1 mitspielte, muss er mindestens 100 Mal gesehen haben. Letztlich trug auch der Fuhrpark ihres Bruders dazu bei, sie mit dem Landy zu infizieren. Sage und schreibe 20 Oldtimer umfasst seine Sammlung, vor allem aber Landys.
VW Käfer restaurieren statt Disco
In der Zeit, in der ihre Freunde in die Disco gingen, restaurierten Julia und ihr Bruder mit gerade mal 16 Jahren einen alten VW Käfer. Mitte Zwanzig begann sie mit dem Radfahren, allerdings passte das Rad nur leidlich in den Käfer. Jetzt war es an der Zeit, ihren Traum vom Land Rover wahr werden zu lassen. Und wo findet man immer noch die meisten alten Land Rover? In Großbritannien.
Vom pflegebedürftigen Oldtimer zur Masterarbeit
Doch die Serie 2a, die Julia und ihr Bruder aus England mit nach Hause brachten, machte schon auf der Rückfahrt Probleme. Der Vergaser passte nicht zum Motor, die Elektrik zickte rum und die Scheinwerfer gingen gar nicht erst an. Würde ihr Bruder Sebastian nicht alle Zicken jedes Landy egal welchen Baujahrs in und auswendig kennen, wäre ihre Serie gar nicht erst in Deutschland angekommen.
Während ihres Innenarchitekturstudiums restaurierte sie mit ihrem Bruder den alten Land Rover. Der Wagen wurde geschliffen, gespachtelt und im Originallack neu lackiert. Den Vier-Zylinder-Benziner tauschte sie gegen einen Vier-Liter-Diesel-Motor mit 75 PS. Die originalen Blattfedern ersetzte sie durch Parabolic Springs und das Getriebe bekam eine längere Übersetzung. Dazu gab es einen komplett neuen Kabelbaum und eine zweite Batterie.
Der Innenausbau einer Land Rover Serie als Abschlussarbeit
Gegen Ende ihres Studiums suchte Julia nach einem Thema für ihre Abschlussarbeit. Als professionelle Mountainbikerin war sie viel unterwegs. Das war das Thema „Minimales mobiles Wohnen“ mit Blick auf die Zielgruppe der Mountainbiker mehr als passend. Ihr Professor, selbst Camper und Autonarr, ließ sich sogar darauf ein, statt eines maßstabgetreuen Modells ein Modell in Originalgröße als Abschlussarbeit zuzulassen.
Doch Julia hatte nur acht Wochen von der Einreichung ihres Themas bis zur Abgabe der fertigen Arbeit. Tag und Nacht arbeitete sie am Ausbau der Land Rover Serie. Sie recherchierte in Foren, machte Skizzen und technische Zeichnungen. Anschließend baute sie den kompletten Ausbau aus Pappe, änderte Teile und zeichnete wieder, bis alles passte.
Acht Wochen arbeitete sie Tag und Nacht am Innenausbau der Land Rover Serie
Nach der kompletten Planung, begann sie damit, die Serie komplett abzudichten. Wer einen Land Rover sein Eigen nennt, weiß wie hoffnungslos dieses Unterfangen ist. Noch heute erinnert sie sich mit Schmunzeln daran, wie viel Kleber und Dichtungen sie dafür gebraucht hat. Sogar das Dach hat sie abgenommen, jede einzelne Dichtung erneuert und anschließend den Wagen komplett gedämmt.
Beim Holz hat sich Julia für Pappelsperrholz mit Eschefunier entschieden. Pappelholz und Eschenholz hat sie selbst miteinander verleimt. Gut, wenn man vor dem Innenarchitekturstudium eine Lehre als Schreinerin gemacht hat. Da Eschenholz sehr hart ist, brauchte sie das Holz am Ende nur zu ölen. Kratzer kann sie so später einfach wegschleifen.
Stauraum ohne Ende
Die Wände der Serie hat Julia komplett mit Holz verkleidet und an den Seiten Oberschränke gebaut. Dort bewahrt sie ihre Kleidung auf, aber auch Dinge wie Knieschoner, Wäscheleine oder Hängematte.
Unter dem Bett ist weiterer Stauraum, den sie über Klappen von oben und über Schubladen von hinten erreichen kann. Dort liegen Campingtisch, Grill, Stühle und Fahrradersatzteile.
An den Wänden unter den Hochschränken hat Julia noch Taschen aus Filz angebracht, in die sie Kleinkram stecken kann. Bei den Näharbeiten der Matratzen, sowie den Filztaschen konnte sie auf die Fingerfertigkeit ihrer Mutter zählen.
Wichtig war Julia bei ihrem Ausbau vor allem, dass sie ihr Fahrrad mit in den Wagen nehmen kann, denn professionelle Montainbikes kosten einen fünfstelligen Euro-Betrag.
Das Mountainbike befestigt sie nachts und während der Fahrt mit Haltern neben ihrem Bett. Um das Fahrzeug zu befestigen benutzt sie die Halter eines alten Thule-Radträgers. Fährt sie zu zweit und ohne Rad kann sie das Bett in kompletter Breite des Wagens nutzen.
Kochen und essen
In einer Schublade im Heck ist die Küche untergebracht. Die Deckel auf der Schublade dienen nach dem Herausziehen als Arbeitsfläche. Zusammen mit der Platte an der Heckklappe bildet die Arbeitsfläche ein „L“. Hier hat Julia genug Platz zum Kochen. In der Schublade sind Kocher, Küchenutensilien, Lebensmittel und Gewürze sofort erreichbar.
Die Vordersitze der Serie hat Julia komplett neu gebaut. Hinter dem mittleren Sitz befindet sich nun eine Klappe, die als Stauraum für Teller und Besteck dient. Ausgeklappt hat Julia einen praktischen Tisch. Hier kann sie gemütlich essen, wenn das Wetter draußen ungemütlich ist. Hinter Fahrer- und Beifahrersitz hat sie weiteren Stauraum geschaffen, hier ist Platz für Laptop, Warndreieck und andere wichtige Dinge.
Licht und Strom
Als Mountainbikerin schreibt sie für Zeitschriften und Online-Magazine. Damit sie unterwegs ihren Laptop wieder aufladen kann, hat sie gemeinsam mit ihrem Vater eine zweite Batterie, einen Spannungswandler und Steckdosen eingebaut.
In die Oberschränke hat sie LED-Leuchten eingebaut, um auch abends genug Licht in der Serie zu haben. Mit den Leuchten war sie jedoch unzufrieden, denn hier hatte sie zu sehr auf einen günstigen Preis geachtet, statt auf Qualität zu setzen.Deshalb hat sie jetzt bessere Lampen nachgerüstet und als Außenbeleuchtung eine Ledlenser XEO 19R montiert. Diese kann sie bei anstehenden nächtlichen Bikeausfahrten einfach, voll geladen, aus dem Halter nehmen und auf ihren Helm montieren.
Kosten des Ausbaus
Wie viel der Ausbau genau gekostet hat, kann die Mountainbikerin nicht mehr sagen. Da es ihre Abschlussarbeit war, hat sie viele der Materialen von den Firmen umsonst bekommen. Sie schätzt, dass der Ausbau komplett bei knapp 1.000 Euro liegt.
Wo Julia Hofmann mit ihrem Landy überall unterwegs ist, könnt ihr auf ihrer Webseite www.sunnyrideoflife.de erfahren.
© Fotos: Tobias Woggon