Während wir mit der Mercedes X-Klasse durch Tirana fahren, erscheint diese Stadt kaum anders als die großen Städte in den Nachbarländern. Schwer vorstellbar, dass sich hier vor knapp 30 Jahren nur Pferdefuhrwerke und Fahrräder auf den Straßen unterwegs waren. Heute steht das Land vor dem Beitritt in die EU, doch abseits der Städte ist die Vergangenheit noch immer gegenwärtig. Auch der Mercedes Pick-up, mit dem wir durch Albanien fahren, scheint ein Fahrzeug zwischen den Welten zu sein. Ein Spagat zwischen Arbeitstier und Luxus-Karosse.
Mit sechs Mercedes Pick-ups fahren wir durch das Getümmel der albanischen Hauptstadt Tirana. Auch wenn 10 Fahrzeuge gleichzeitig auf der Kreuzung stehen, niemand hupt oder fuchtelt mit den Armen. Wer nun Vorfahrt hat ist unklar, doch die Albaner fahren langsam über die Kreuzung und lassen auch durchaus anderen den Vortritt.
Neben der Straße sehen wir das bunte Treiben. Hin und wieder sehen wir Geschäfte unter freiem Himmel, vor den Geschäften, in denen die Albaner gebrauchte Kleidung verkaufen. Quasi wie ein Flohmarkt auf dem Bürgersteig. Was seltsam ist, dass von den großen Discoutern oder Fastfoodketten noch keine einzige Filiale in der Stadt zu sehen ist.
Dafür gibt es gefühlt an jeder Ecke eine Waschanlage, eine Auto-Werkstatt oder einen Laden vor dem Hunderte von Auto-Felgen stehen. Man kann kaum glauben, dass vor drei Jahrzehnten Autos im privaten Besitz noch verboten waren. Heute sehen wir auf den Straßen vor allem gebrauchte Fahrzeuge, die meisten davon sind alte Mercedes. Dass viele der Wagen das Lenkrad auf der rechten Seite haben, scheint die Albaner überhaupt nicht zu stören.
Als wir aus der Stadt hinauskommen, fahren mit unseren X-Klassen eine schier endlose gerade Straße entlang. Hier reiht sich ein Möbelgeschäft an das andere. Nach 75 Läden haben ich aufgehört zu zählen. Unterbrochen wird die Kette an Möbelhäusern nur hin und wieder durch einen Brautmodenladen, auch von denen es auf dieser Straße sicher ein Dutzend geben muss.
Aber wo stellen die Albaner all diese Möbel nur hin? In den letzten Jahren hat es offensichtlich einen regelrechten Bauboom in Albanien gegeben. Überall sehen wir neue Häuser, die allerdings aussehen, als hätte man vergessen, das zweite Stockwerk noch draufzubauen. Oder das zweite Stockwerk befindet sich seit einigen Jahren im Rohbau und wird jetzt zur Wäschetrocknung genutzt. An vielen Häusern und Geschäften baumeln verblichene Stofftiere. Wie uns unser Guide nachher erklärte ein alter Brauch, um das Böse abzuwehren.
Wir biegen von der Hauptstraße ab und sind schon auf einer Straße, die den Offroadern unter uns, ein Grinsen aufs Gesicht zaubert. Asphalt hat diese Straße noch keinen gesehen. Bei den fast Fußballgroßen Schlaglöchern muss man selbst mit für einen Pick-up recht angenehmen Fahrwerk der X-Klasse aufpassen.
Auch wenn der ein oder andere Autojournalist auf das Fahrwerk der X-Klasse geschimpft hat, empfinde ich es im Vergleich zum ursprünglichen Standard-Fahrwerk unseres ISUZU D-MAX als wahre Wohltat.
Beide Achsen des Mercedes Pick-up sind mit Schraubenfedern ausgestattet. Die Dämpfer an der Hinterachse sind über ein Stützlager direkt am Leiterrahmen befestigt. Bei normaler Fahrt auf Asphalt oder langsamen Fahrten auf Schotterpisten spricht das System weich an. Bei sportlicheren Fahrten egal ob im Gelände oder auf Asphalt sprechen die Dämpfer härter an und sorgen so für ein hohes Maß an Stabilität.
Auch wenn wir den Allrad auf dieser Strecke noch nicht gebraucht hätten, so ist das Fahren mit dem Mercedes Pick-up dank des permanenten 4MATIC Allradantrieb auf den Pisten wie auch auf Asphalt angenehm.
Mittlerweile sind wir auf Pisten in den Bergen nördlich von Tirana unterwegs. Hier haben wir einen wunderschönen Blick auf den Bovilla-Stausee, der die Hauptstadt mit Trinkwasser versorgt.
Ursprünglich wollten wir mit der Mercedes X-Klasse noch weiter durch die albanischen Berge fahren, doch kurz vor unserer Ankunft hatte es ein Erdbeben und heftige Regenfälle gegeben, so dass weite Teile der Straße unterspült und unbefahrbar sind. Also drehen wir um und fahren auf der SH38 zu unserem Hotel mit Campingplatz, dem Shkreli Resort Qafeshtame. Die vermeintlich gut ausgebaute Strecke schraubt sich wieder hinauf in die Berge und bietet herrliche Ausblicke ins Tal. Im Berg sehen wir immer wieder Tunnel, die für Fahrzeuge deutlich zu klein sind. Wohin sie wohl führen?
Wer von uns auf dieser Tour glaubte, dass die albanischen Asphaltstrecken, auch wenn sie neu aussehen, problemlos befahrbar sind, wird nun eines besseren belehrt. Die Kurven drängen sich einspurig an den Berg und sind komplett uneinsichtig. Da tuen wir es lieber den Albanern nach und hupen vor jeder Kurve als Warnung. Doch wären die Kurven auf der Strecke nicht schon gefährlich genug, so taten wir auch gut daran auf den geraden Strecken nicht die 258 PS des X 350 d auszureizen. Denn völlig unvermittelt gibt es auf der Strecke immer wieder Verwerfungen im Asphalt, die nicht ohne sind. Wer da zu schnell drüber brettert, kann sich leicht im Abgrund wiederfinden oder sich zumindest einen heftigen Schaden am Wagen zuziehen.
Nach Einbruch der Dunkelheit kommen wir im Shkreli Resort an. Der Ort war bereits seit 1921 der Rückzugsort des albanischen Königs. An diesem Ort soll die Luft besonders gesund sein, weil hier die Luftströme aus den Bergen und vom Meer aufeinandertreffen und das Wasser der Quellen sehr magnesiumhaltig ist. In den Siebzigern wurde hier von der kommunistischen Regierung ein Resort gebaut, zu dem nur hohe Mitarbeiter der Regierung Zutritt hatten. Das Wasser der Quelle wird heute in Flaschen abgefüllt und als Mineralwasser verkauft.
Am nächsten Morgen fahren wir die K37 Richtung Burrel. Die Straße ist großteils mit runden Steinen gepflastert und nennt sich King’s Road. Sie ist eine Straßen, die in den 1920er Jahren der damalige albanischen König Zog I erbauen ließ. Irgendwo am Rand der Straße sehen wir die schmucklosen Ruinen seines ehemaligen Wohnsitzes.
Die Piste ist feucht vom Nebel der Nacht und die Steine sind mittlerweile losem Geröll gewichen. Hier ist es endlich soweit auch mal die Low-Range-Untersetzung und die Sperre der Mercedes X-Klasse auszuprobieren. Beim Mercedes X 350 d stehen drei Allradmodi bereit: 4MAT für den normalen Fahrbetrieb, 4H für verbesserte Traktion im Gelände sowie 4L für schweres Gelände. Umgeschaltet wird hierbei per Drehregler in der Mittelkonsole.
Die Kombination aus Längsdifferenzialsperre (0–100 %), dem Hinterachssperrdifferenzial und der Untersetzung sorgen auch auf dieser Piste dafür, dass der Wagen weder rutscht noch ausbricht.
Mit dem DYNAMIC SELECT System verfügt X 350 d 4MATIC serienmäßig über einen Fahrprogrammwahlschalter, der bisher bei Pick-ups nur selten zu finden ist. Mit ihm lassen sich die Fahreigenschaften des Wagens erheblich verändern. Von entspannt und komfortabel bis hin zu sportlich dynamisch bleiben keine Wünsche offen. Fünf Programme stehen zur Auswahl: Comfort, Eco, Sport, Manuell und Offroad. Das Offroad-Programm bietet höhere Schaltpunkte und das Ansprechverhalten des Gaspedals ist sehr fein und damit sehr genau dosierbar.
Das Fahrwerk des Mercedes X 350 d gibt es in zwei Varianten: 202 mm Bodenfreiheit und optional mit 222 mm Bodenfreiheit. Die Bodenfreiheit von 202 Millimetern war auf unseren Pisten absolut ausreichend, nur selten schrammten größere Steine unter dem Wagen. Auch wenn wir es auf dieser Tour nicht ausprobieren konnten, so kann die X-Klasse Steigungen von bis zu 45 Grad mühelos meistern, durch 60 cm tiefe Wasser waten und Schräglagen bis zu 50 Grad nehmen.
Als wir aus den Bergen herausfahren, kommen uns auch immer mehr Kleinbusse entgegen, die die Kinder aus der Schule zurückbringen. Die Busse sehen wie die albanischen Straßen aus, als hätten sie schon einiges mitgemacht. Mittlerweile ist es 18:00 Uhr und unsere Tour neigt sich dem Ende.
Unsere X-Klassen sind staubig wie die Pisten, über die wir gefahren sind. Doch auch wenn der Mercedes unter den Pick-ups sich einwandfrei im Gelände schlägt, so ist es schwer vorstellbar, dass dieser Wagen zukünftig auf Baustellen oder im Gelände zu finden sein wird. Auch wenn der Mercedes Pick-up es kann, so bleibt er doch ein Luxusgefährt, das nicht in diese Welt zu passen scheint.
Ein älterer Herr in einem schmutzigen Jacket kommt uns entgegen, in der Hand den Strick seiner Kuh. 200 Meter weiter geht ein Mann mit seinem Esel spazieren. Hintendrein laufen fünf Ziegen. Hier nicht weit von Tirana entfernt, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Es scheint, als wäre dies eine andere Welt. Langsam nähern wir uns wieder der Hauptstadt und kehren zurück in unsere Welt.
Disclaimer: Es handelt sich um eine Reise, zu der wir von der Daimler AG eingeladen wurden.
Fotos: Daimler AG