Loading…
Alexander Wohlfarth

15 Jahre Buschtaxi.net – Ein Interview mit Alexander Wohlfarth

15 Jahre gibt es das Buschtaxi.net nun schon. Damit gehört es zu den Urgesteinen der Offroad-Szene im Internet. Grund genug mit Alexander Wohlfarth über die Seite und das Forum zu sprechen. Lest, was er mit dem Buschtaxi.net alles erlebt hat und was er sich für die Zukunft wünscht.

Wie bist du zum Offroad-Fahren gekommen?

Mein Vater hatte sich einen Nissan Patrol 160 gekauft, die Version mit den eckigen Scheinwerfern und der 3-Liter-Maschine. Ein unheimlich tolles Auto. Durch Bekannte gerieten wir dann an den Offroad-Club Baden-Württemberg, der bei uns in der Gegend aktiv war. Dann hat es mich gepackt und ich war mittendrin.

Der Patrol war für Einsteiger perfekt. Der hat einem wenig übel genommen und er musste wirklich viel mitmachen bei mir. Wenn man um die Limitierungen des Wagens wusste, konnte man unglaublich viel damit machen. Ich habe manchen Landy-Fahrer damit verblüfft, was der Patrol alles konnte. Es war ein sehr solides Auto. Ich weiß nicht, ob meine Liebe zu Offroad-Fahrzeugen geblieben wäre, hätte ich einen Wagen gehabt, der ständig kaputt gewesen wäre.

Mitte der Neunziger bin ich auf Daihatsu Wildcat und Suzuki LJ80 in der Deutschen Geländewagenmeisterschaft mitgefahren und habe mich dann über Suzuki Samurai und Toyota Hilux LN46 und LN105 langsam „nach oben gearbeitet“.

Vor 15 Jahren hast du das Buschtaxi.net gegründet. Wie bist du auf die Idee dazu gekommen?

Schon während meiner ersten Offroad-Jahre hatte ich immer den Land Cruiser im Hinterkopf. Irgendwann wollte ich das einfach mal angehen. Deshalb wollte mich im Internet informieren, da ich dort bereits beruflich viel unterwegs war. Das war 1995. Damals gab es zwei Offroad-Foren im Internet: das waren die 4×4-Freunde Münster und der Offroad-Club Baden-Württemberg, dessen Forum ich betreute. Als ich merkte, dass es keine Infos zu Land Cruisern im Netz gab, keimte in mir der Gedanke: Mach ich es halt selber. 1999 habe ich mir meinen ersten Land Cruiser gekauft. Gleich danach die Domain Buschtaxi.net reserviert. Dann dümpelte die Idee noch eine ganze Weile in der Schublade herum. Ich habe zwischendurch mal ein paar Leute angesprochen und ihr Interesse abgeklopft. Dann habe ich im Februar 2001 die erste Version der Seite in einer Nacht-und-Nebel-Aktion online gestellt.

Ich habe dann eine Liste auf der Seite gemacht, in die sich alle eintragen konnten, die einen Land Cruiser hatten. Die Liste diente dazu, dass sich die Leute über Umbauten oder Ausbauten austauschen konnten. Dazu gab es eine Seite mit redaktionellem Teil, Forum und Marktplätzen. Im Prinzip die Struktur wie sie heute noch besteht. Dann fing alles an sich zu entwickeln.

Das Ganze hat sich prächtig entwickelt, magst du mal ein paar Zahlen verraten?

Wir haben über alle Kanäle hinweg, also Forum, redaktioneller Teil, Twitter, Facebook, Instagram, Pinterest, über 600.000 Besucher pro Monat. Registriert sind derzeit 13.000 Mitglieder, ungefähr die doppelte bis dreifache Menge sind jeden Monat ohne Registrierung auf der Seite unterwegs.

Forum und redaktioneller Teil haben ungefähr gleich viele Besucher. Derzeit arbeite ich am Umbau des redaktionellen Teils. Die Technik steht schon, aber das ist noch einiges an Arbeit.

Das klingt nach viel Arbeit, wie viel Zeit investierst du denn täglich ins Buschtaxi.net?

Ich investiere sicherlich mehrere Stunden pro Tag. So genau kann ich das aber nicht sagen. Das kommt immer darauf an, was so passiert. Ich schaue immer mal wieder zwischendurch rein, wenn ich im Büro bin, aber auch wenn ich unterwegs bin.

Hat sich dein Leben durch das Forum verändert?

Es ist natürlich schwer eine Veränderung festzustellen, wenn die Veränderung nicht von heute auf morgen kommt. Das Forum ist 15 Jahre lang gewachsen und hat immer mehr Raum in meinem Leben eingenommen. Nicht zuletzt wegen der vielen Freundschaften, die durch das Buschtaxi.net entstanden sind. Mein Leben wäre ohne das Forum sicher völlig anders. Das Buschtaxi.net ist mit meinem Leben verwoben, das ist nicht einfach nur ein Job, sondern eine Leidenschaft.

Haben sich für dich auch Möglichkeiten eröffnet, die du ohne das Forum nicht gehabt hättest?

Das Forum hat großen Einfluss auf meinen Freundes- und Bekanntenkreis. Ich habe so viele Leute durch die Arbeit am Buschtaxi.net kennengelernt. Ich habe immer wieder zwischenmenschliche Dinge erlebt, die mir wahnsinnig viel gegeben haben. Vielleicht hätte ich die in einem anderen Rahmen auch erlebt. Wenn ich sehe, dass sich zwei Leute im Forum kennengelernt haben und sich dann auch auf den Treffen gut verstehen und zu Freunden werden, das finde ich klasse. Auch wenn es kitschig klingt, es ist toll, wenn du siehst, dass durch deine Arbeit etwas bewegt wird.

Das sind Dinge, die mich immer wieder verblüffen und aus denen ich Kraft ziehe. Das können Kleinigkeiten sein, einfach freundliche Rückmeldungen oder nette Worte. Ich habe durch das Forum so viele tolle Leute kennengelernt, die mich inspiriert haben. Menschen, die mich inspiriert haben, durch ihre Art, durch ihr Leben, durch ihre Reisen oder durch die Risiken, die sie eingegangen sind. Beispielsweise der Restaurateur, der mit einer Liebe zum Detail an eine Restauration rangeht, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Oder jemand, der tief im Berufsleben steckt, aber trotzdem regelmäßig großartige, auch längere, Touren macht.

Vorletztes Jahr habe ich einen Land-Cruiser-Fan getroffen, der seinen 78er verkaufte. Er erzählte mir, dass er über 80 Jahre sei und mit 60 Jahren seinen gut dotierten Job hingeworfen hat, um mit seiner Frau zu reisen. Sie haben sich den Land Cruiser gekauft und sind um die Welt gefahren. Tolle Reisen waren das und allein schon die Wagnisse, die sie dabei auf sich genommen haben.

Vor zwei Jahren haben sie festgestellt, dass Reisen aus Alters- und Krankheitsgründen nicht mehr geht. Er erzählte ohne jede Bitterkeit, dass die Zeit des Reisens nun vorbei sei und er deshalb den Wagen verkaufe. Er hätte ein tolles Leben gehabt, sehr viel erlebt und jetzt sei das eben vorbei. Diese Haltung, damit so umzugehen, das hat mich über alle Maßen beeindruckt und berührt. Das sind Dinge, die ich mitnehme.

Was würdest du sagen, war dein schönster Moment, den du mit dem Buschtaxi.net erlebt hast?

Da gibt es viele. Da würde ich nicht gewichten. Ich habe viele tolle Sachen gemacht, viel gelacht und eine Menge intensive Situationen erlebt.

Gab es Situationen, in denen du Angst um das Forum hattest?

Nein, Angst hatte ich nie um das Forum. Es gab natürlich Situationen, in denen ich zu kämpfen hatte, die herausfordernd waren. Meist durch Einflüsse von außen, einstweilige Verfügungen oder Hackerangriffe. Aber eben auch durch miese Stimmung, die plötzlich entsteht. Es gibt immer eine gewisse Dynamik in der menschlichen Kommunikation. Aber Angst hatte ich nie. Wenn man 15 Jahre lang ein Forum moderiert, dann hat man schon einen reichhaltigen Erfahrungsschatz aus dem man schöpfen kann. Das gibt einem eine gewisse Ruhe. In der letzten Zeit ist nichts passiert, von dem ich sagen könnte, das wäre neu. Es war alles schon da: alle Reaktionen, alle Befindlichkeiten, alle Höhen, Tiefen und Wellen, die in der menschlichen Kommunikation und dem Miteinander entstehen. Damit kann ich umgehen.

Waren da auch Momente, in denen du dachtest: „Ich mag nicht mehr“?

Nein, es gab keine Momente, in denen ich alles hinschmeißen wollte, zumindest nicht ernsthaft. Natürlich stehst du manchmal da und denkst: „Meine Güte!“ Dann klappe ich den Rechner einfach zu und ziehe mich mal für ein paar Stunden raus. Aber das ist sehr selten.

Glücklicherweise habe ich mir antrainiert, vieles von außen zu betrachten, auch mich selbst. Ich kenne mich sehr gut und weiß, wie ich in bestimmten Situationen reagiere. Ich weiß auch, dass ich nur ein Mensch bin. Etwas von außen zu betrachten hilft sehr.

Was wäre dein Wunsch für das Forum in den nächsten 15 Jahren?

Was ich mir wünsche ist, dass ich wieder mehr Zeit habe, die Dinge im Forum und auf der Seite zu tun, die ich im Kopf habe. Ich habe begonnen, Videos zu machen. Außerdem möchte ich mehr Testberichte machen, in denen ich den Leuten ganz konkret erkläre, was genau passiert. Das kostet alles viel Zeit.

Ich wünsche mir, dass meine Wegbegleiter, die über die letzten 10 oder 15 Jahre an meiner Seite waren, mich auch weiter begleiten werden. Ich wünsche mir, dass die Menschen, denen das Forum wichtig ist, weiter dabei bleiben. Dass wir wie bisher Spaß haben und weiterhin so viel passiert.

Ich wünsche mir, dass neue Menschen hinzukommen und es neue Impulse gibt. Wir nicht irgendwann in die Falle laufen, dass am Ende alles durchdiskutiert ist und es keine neuen Themen mehr gibt. Ich wünsche mir einfach, dass es weiter geht und so schön bleibt. Und dass ich nie Frust entwickle. Bislang ist das noch nie passiert und ich hoffe, dass das so bleibt.

Du hast das Buch „Legende Land Cruiser“ geschrieben. Wie bist du darauf gekommen, ein Buch zu schreiben?

Den Gedanken hatte ich schon lange. Irgendwann wirst du einfach zum Nerd, wenn du dich mit sowas beschäftigst. Da kam mir der Gedanke, das alles mal aufzuschreiben. Über das Buch hatte ich bereits drei Jahre nachgedacht, vermutlich schon länger. Der richtige Zeitpunkt kam dann zum 60-jährigen „Land Cruiser“-Jubiläum. Momentan sitze ich an der dritten deutschen Auflage, die im Frühjahr erscheinen wird. Die polnische Ausgabe ist seit zwei Jahren draußen, die englische seit drei Jahren. Die japanische Ausgabe kommt in zwei Wochen und für die französische suche ich derzeit einen Verlag.

Alexander Wohlfarth und Chefingenieur Land Cruiser Sadayoshi Koyari signieren das Buch "Legende Land Cruiser"
Alexander Wohlfarth und Chefingenieur Land Cruiser Sadayoshi Koyari signieren das Buch „Legende Land Cruiser“

Welchen Wagen fährst du jetzt?

Ich fahre immer noch den Land Cruiser, den ich mir 1995 gekauft habe: einen HJ75 ehemals BJ. Allerdings ist er im Moment nicht zugelassen, was ich zu meiner Schande gestehen muss. Im Moment komme ich nicht dazu, damit auf Tour zu gehen. Das werde ich im Sommer aber wieder machen. Außerdem fahre ich einen BJ42 und beruflich, weil ich viel unterwegs bin, einen normalen PKW.

Verreist du auch mit deinen Land Cruisern?

Wir sind immer mit dem Auto unterwegs. Mit dem Buschtaxi haben wir ein paar schöne Reisen gemacht, beispielsweise nach Libyen, Syrien, Tunesien und vieles mehr. Mit dem BJ42 sind wir durch Italien gefahren, mit dem LJ78 und dem Buschtaxi durch Frankreich. Letztes Jahr waren wir mit einem uralten Lexus in England, dieses Jahr soll es mit dem 75er nach Schottland gehen.

Zwischendurch fahre ich hin und wieder Klassiker-Rallyes mit den Wagen, wie die Hamburg-Berlin, die Köln Historic, die Sechsämterland Classic oder die Creme-21-Rallye.

Was waren die schönsten Reisen, die ihr gemacht habt?

Die Reisen nach Libyen und Syrien waren außergewöhnlich. Die Länder haben mich tief beeindruckt, vor allem Syrien. Wir waren 2010 dort, zwei Monate bevor der Bürgerkrieg losging.

Es gibt so viele schöne Momente. Unsere früheren Alpentouren waren immer eine Riesengaudi. Einmal waren wir in Frankreich an einem See. Da kam ein alter Franzose aus seiner Hütte. Mit dem haben wir dann die ganze Nacht erzählt und von seinem Wein getrunken. Wir haben uns zwar nicht richtig verstanden, aber das sind Momente, die man nicht vergisst.

Oder der Mensch, der uns in Syrien in seine Wohnung eingeladen hat. Der gab uns einfach den Schlüssel und ließ uns dort übernachten. Erst am nächsten Morgen kam er wieder.

Wohin möchtest du noch oder noch einmal reisen?

Ich sehne mich danach, wieder in die Sahara zu fahren. Es tut mir in der Seele weh, dass viele dieser wunderbaren Orte derzeit unerreichbar sind. Auch den Nahen Osten möchte ich gerne wiedersehen. Dass Syrien kaputt ist, tut mir weh. Dahin wäre ich auch gerne noch einmal gefahren.

Was ich sehen möchte? Alles, alles, alles! Es gibt nichts, was ich nicht sehen möchte. Im Sommer fahre ich nach Polen, demnächst bin ich in Spanien auf Tour. Ich bin glücklich, wenn ich unterwegs bin. Es gibt überall schöne Gegenden. Wenn du mich fragen würdest: „Wohin willst du morgen?“ Dann würde ich dir sagen: „Such es dir aus, ich kann mich kaum entscheiden.“

Alexander Wohlfarth

Was wäre dein Traum?

Das ist leicht. Ich möchte eines Tages in meinem eigenen „Land Cruiser“-Museum stehen. Träume sind nicht immer zu erfüllen, müssen sie auch nicht, aber das wäre mein Traum. Ich vermittle gerne Wissen und habe bereits ein Konzept für ein Museum im Kopf. Das ist ganz anders, als die Museen, die man kennt. Wenn ich irgendwann mal Glück habe, ein Museum zu machen zu dürfen, würde ich das umsetzen wollen.