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Cameron Highlands, Malaysia

9 Monate lang „Auf in den Osten“

Eva und David waren neun Monate auf dem Landweg Richtung Osten unterwegs. Ihr Ziel war es, mit zwei Defendern nach Australien zu reisen. 22 Länder haben sie auf ihrer Reise durchquert. In Thailand beschlossen sie zurückzufahren. Lest selbst, warum ihre Reise dort endete und wieso sie mit nur einem Defender zurückkamen.

Wie seid ihr auf die Idee mit der Reise „Auf in den Osten“ gekommen?

David: 2012 hatte ich mir einen Defender gekauft mit dem Plan, damit einmal um die Welt zu fahren. 5 Jahre, 5 Kontinente sollten es werden. Aber dazu ist nie gekommen.

Irgendwann hatte ich mir eine Route Richtung Osten bis nach Thailand rausgesucht. Die Strecke stand eigentlich fest. Ein paar Tage später habe ich bei Blacklandy, einem großen deutschen „Land Rover“-Forum, von Evas Reiseplänen gelesen. Ihre Route war fast identisch.

 

Offroad in Albanien
Offroad in Albanien

Eva: Ich hatte den Defender zu Hause, ein Überbleibsel aus einer früheren Beziehung. Ich habe überlegt, was ich mit dem Auto mache. Ich brauchte ihn nicht, weil ich damals einen Firmenwagen hatte. Der Defender stand bloß rum und kostete Geld. Ich wollte ihn nur behalten, wenn ich ihn auch benutzen würde, wie es sich für einen Defender gehört.

Also habe ich gebastelt und basteln lassen, so dass mein Defender einen Innenausbau hatte, der mir gefiel. Dann habe ich eine Probetour mit einem Freund nach Tunesien gemacht. Wir sind bei der ElChott in der Touristenklasse gestartet. Das fand ich total super. Vor allem musste ich mich nichts kümmern, nur um das Fahren oder vielmehr das Fahren lernen auf Sand.

Danach war mir klar, die nächste Tour geht ohne Gruppe nur mit Beifahrer nach Marokko. Das habe ich dann auch gemacht. Das war der Punkt, an dem klar war: Der Defender bleibt und ich werde mit ihm eine längere Reise machen. In meinem Job war ich zu der Zeit nicht glücklich, also hatte ich nichts zu verlieren. Auf Blacklandy habe ich dann nach Mitfahrern gesucht. Und dann hat sich David gemeldet, als einzige ernst gemeinte Antwort.

Das heißt, ihr kanntet euch noch gar nicht, bevor ihr zusammen losgefahren seid?

Eva: Wir haben uns auf der Abenteuer Fürstenau 2013 das erste Mal getroffen. Da haben wir direkt beschlossen, dass wir die Reise zusammen machen. Allerdings mit zwei Autos. Keiner von uns wollte seinen Defender zu Hause lassen.

Dann haben wir noch Mitfahrer gesucht. Dazu haben wir eine Webseite mit einer Art Casting gemacht und das Ganze auf Facebook gepostet. Es haben sich ungefähr 10 Interessenten gemeldet. Die meisten davon kamen nicht in Frage. Mit vier oder fünf haben wir uns getroffen. Wir haben sie in Offroad-Parks eingeladen und sie getestet.

Sonnenuntergang in Armenien
Sonnenuntergang in Armenien

David: Erst mal haben wir sie Lagerfeuer machen lassen.

Eva: Wir wollten wissen, ob sie als Mitfahrer offroad-tauglich sind und ob die menschlich zu uns passen. Da war aber leider keiner dabei.

Dann seid ihr ohne Mitfahrer in zwei Defendern aufgebrochen. Wann habt ihr euch entschlossen, nur mit einem weiter zu fahren?

Eva: Das ging relativ schnell, ungefähr drei bis vier Wochen nach dem Start. Wir waren auch 24 Stunden am Tag zusammen. Da gab es einige Situationen, in denen wir uns gegenseitig helfen mussten, raushelfen mussten und eben auch gut zureden mussten. Sowas schweißt zusammen.

David: Es war ja ganz einfach: Entweder man schlägt sich die Köpfe ein oder … Dann haben wir beschlossen, wir schlafen nur noch in einem Auto. Nach vier Wochen wollten wir den zweiten Wagen möglichst schnell loswerden. Wir haben Evas Defender in Rumänien stehen lassen und ihre Eltern haben ihn abgeholt.

Wie sah das mit den Kosten auf eurer Reise aus? Was habt ihr durchschnittlich ausgegeben? Und wie habt ihr die Reise finanziert?

David: Wir haben beide vorher viel gearbeitet und dadurch einiges gespart.

Wüste Kavir, Iran
Wüste Kavir, Iran

Eva: Von der Idee bis zum Start der Reise sind zwei Jahre vergangen. In dieser Zeit hat jeder von uns versucht so viel wie möglich zu sparen. Wir hatten für die Reise ungefähr 20.000 Euro pro Person als Budget. Soviel haben wir am Ende nicht gebraucht, weil wir nachher mit einem Auto weiter gefahren sind.

Im Monat haben wir ca. 2.000 Euro ausgegeben. Davon haben wir sehr luxuriös gelebt und da waren Verschiffungen, Flüge, Tauchscheine und solche Sachen drin.

Ihr wart in 22 Ländern, welches davon hat euch am besten gefallen?

David: Der Iran.

Eva: Iran, Georgien und Armenien. Armenien fand ich toll, weil wir da viel mit den Einheimischen zu tun hatten. Wir haben zufällig eine Frau kennengelernt, die in Deutschland gelebt hat und ein bisschen Deutsch sprach. Mir war es wichtig, auf der Reise auch Leute kennenzulernen und mit denen gemeinsam ihre Speisen zu kochen und zu essen. Das haben wir in Armenien und im Iran erleben können.

In Armenien bei wundervollen Menschen
In Armenien bei wundervollen Menschen

Mit der Frau in Armenien haben wir viel Zeit verbracht. An einem Tag sollte es Huhn geben, das haben David und ich dann fangen müssen. Eigentlich sollten wir das selbst schlachten, aber das war uns doch zu viel. Wir haben es aber gerupft und ausgenommen.

David: Albanien hat mir gut gefallen. Aber das schönste Reiseland ist der Iran. Vor allem wegen der Leute. Wir waren 30 Tage im Iran und davon nur 3 Nächte allein.

Als wir nach Tabriz fuhren, hielt uns ein Typ an und rief: „Hey, ich fahr mit euch rum und zeig euch die Stadt. Wollt ihr auch noch die Fabrik von meinem Vater ansehen?“ Das war total verrückt. Die Iraner sind tolle Menschen. Alle extrem nett und hilfsbereit. Auch die Landschaft ist beeindruckend. Im Norden ist es eiskalt und es liegt Schnee und im Süden liegen Wüsten und das Meer.

Was ist während der Reise am Defender kaputt gegangen?

Die Klimaanlage, Vakuumpumpe, Bremskraftverstärker und die Gummis von den Längslenkern. Der TD4 ist von 2007, war aber schon einmal komplett überholt, weil der Vorbesitzer mit dem Wagen nach Kapstadt gefahren ist.

Was war euer schönstes Erlebnis auf der Reise?

Beide: Auch wenn das nicht direkt etwas mit der Reise zu tun hat, aber das allerschönste war, in Bangkok im Krankenhaus das Herz des Babys schlagen zu sehen.

Gab es auch Situationen, in denen ihr Angst hattet?

Eva: Es gab ein paar Situationen im Gelände, in denen ich dachte, wir kippen gleich. Und zweimal war mir klar: „Jetzt ist es aus.“ Aber David war immer ganz ruhig und hat gesagt, das klappt schon, hat es auch.

David: Wir sind weder überfallen oder beklaut worden. Auch das Auto ist nicht aufgebrochen worden und bedroht worden sind wir auch nicht. Die Grenzen, von denen wir dachten, sie wären schlimm, waren ganz entspannt.

Ihr seid durch die Krim gefahren, nachdem die Russen dort einmarschiert sind. War das nicht bedrohlich?

Eva: Bevor wir auf der Krim ankamen, wussten wir nicht, ob wir mit dem Auto als Tourist überhaupt durchkommen. Wir hatten keine Informationen, dass das schon jemand gemacht hat. Wir haben Kontakte im Forum gehabt und da war einer, der auf der Krim gewohnt hat. Der sagte, das sei kein Problem. Ich habe mich dann noch in einem russischen Forum angemeldet und auch dort hieß es, das sei unproblematisch. Dann haben wir es probiert, mehr als nicht reinlassen konnten die Russen uns nicht.

U-Boot Werft in Balaklawa, Sevastopol
U-Boot Werft in Balaklawa, Sevastopol

David: In unserem Blog haben wir darüber geschrieben, wie es ist, auf der Krim über die Grenze zu fahren. Es ist keine bedrohliche Grenze. Wir brauchten ein russisches Visum und das hatten wir. In dem Teil der Ukraine durch den wir gefahren sind, konnten wir auch nicht erkennen, dass da gerade ein militärischer Konflikt ablief. Ab und zu haben wir einen Panzer oder einen Militärposten gesehen. Aber wir wurden nie angehalten oder kontrolliert.

Eva: Die haben da noch nicht mal geguckt.

Wie sehen eure weiteren Reisepläne aus?

Beide: Erstmal machen wir Babypause.

Eva: Ursprünglich wollten wir bis nach Australien. Wir sind wegen des Babys früher zurück gekommen. Vermutlich machen wir die Australien-Tour 2017. Dann stecken wir das Auto in den Container, fahren drei Monate rum und kommen dann wieder zurück. Eine lange Weltreise kommt für uns nicht mehr in Frage.

David: Bei der ersten Reise haben wir unsere Wohnungen aufgelöst, meine Firma stillgelegt und Eva hat gekündigt. Das war sehr viel Aufwand. Das würden wir jetzt nicht mehr machen. Für uns war das Reisen nach 4 bis 5 Monaten nicht mehr so interessant.

Kalut Shahdad, Iran
Kalut Shahdad, Iran

Eva: Nach ein paar Monaten waren wir so voll mit Eindrücken, dass wir keine Lust mehr hatten uns irgendwelche Sehenswürdigkeiten anzusehen. Mir kam es so vor, als wäre ich übersättigt und ganz unempfindlich allem gegenüber geworden. Am Anfang war das nicht so.

David: An den ersten drei Grenzen war alles noch aufregend. Was haben wir uns am Abend vorher noch Gedanken gemacht: Haben wir alles weggeräumt? Ist alles ordentlich? Aber nach der zwanzigsten Grenze, war das nur noch Routine.

Verschiffung in Bandar-Abbas
Verschiffung in Bandar-Abbas

Wir wollen keine Reise mehr machen, die länger als 4 Monate dauert. Zehn Jahre durch die Welt zu reisen, ist nichts für uns. Aber bevor man es nicht ausprobiert hat, kann man das nicht wissen. Trotzdem wollen wir noch viele und vor allem weite Reisen machen.

Mehr über Evas und Davids Reise findet ihr in ihrem Blog: Auf in den Osten!