Kurzentschlossen kauft Christopher Many in Schottland einen alten Land Rover. Das ist nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich ist, dass er nach dem Kauf gleich mit seinem Neuerwerb auf Reisen geht. Gleich nach dem Kauf acht Jahre lang fast alle Kontinente mit einer soeben erworbenen Land Rover Serie III zu bereisen, das ist sicherlich einmalig.
Auch wenn Mathilda, so heißt seine treue Begleiterin mit Allradantrieb, trotz vieler kleiner und größerer Blessuren durchgehalten hat, so spielt sie doch nicht die Hauptrolle in Manys Buch. Sie bleibt im Hintergrund und taucht nur auf, wenn sie etwas geleistet oder Schaden genommen hat, beispielsweise einen Rahmenbruch. In dem Buch geht es hauptsächlich um die Dinge, die Many in den verschiedenen Ländern und mit den unterschiedlichsten Kulturen erlebt hat. Sein Weg führt ihn zunächst über Skandinavien ostwärts nach Russland, in die Mongolei, Sibirien, hinüber nach Nordamerika. Von dort treibt es ihn nach Südamerika. Es folgt der Sprung nach Afrika, den Nahen Osten und dann zurück nach Hause.
Mit viel Zeit, 50.000 Euro und nur wenig Planung startet er 2002 seine Reise.
Manchmal ist er nur als Reisender unterwegs und bei Einheimischen zu Gast, manchmal betätigt er sich als Begleiter einer Reisegruppe oder als Chef einer Farm. So taucht er mal mehr oder weniger tief in das Geschehen in den jeweiligen Ländern ein. Many sucht den Kontakt mit den Menschen und erfährt so viel über sie und ihr Leben. Er schildert dabei Amüsantes und Nachdenkliches und gibt so einen Einblick in die fremden Welten.
Gewollt politisch Unkorrekt
Wer eine ausgiebige touristische Beschreibung der Reiseziele erwartet, wird enttäuscht werden. Vielmehr öffnet der Autor seinen Blick auf Hintergründiges, auf die Begegnungen mit den Menschen mit ihren Eigenheiten und ihrer unterschiedlichen Kultur. Das wird insbesondere bei seinen Schilderungen seiner Erlebnisse in den USA und den afrikanischen Ländern deutlich. Nicht durch schöne Sonnenaufgänge und unvergessliche Panoramen verklärt, sieht er nicht selten recht schonungslos auf die Realität. Er nimmt die Akteure vor Ort oftmals nicht in Schutz, so wie es häufig unsere Reaktion ist, wenn wir Armut oder Missstände sehen. Im Buch wird deutlich, dass seiner Ansicht nach, die Menschen vor Ort oft selbst für ihre missliche Lage verantwortlich sind. Dabei wirft er auch immer wieder einen kritischen Blick auf seine eigene Heimat, die westliche Welt.
Fazit: Kurzweilig zu lesen, öfters humorvoll, aber die Ausgewogenheit fehlt. Leider geraten, durch die häufigen kritischen Abschnitte, die schönen Seiten der langen Reise für meinen Geschmack etwas zu kurz. Ich hätte gerne mehr davon gelesen, ohne auf die kritischen Töne verzichten zu müssen, auch wenn das Buch dadurch dicker geraten wäre. Christopher Many mag oft Recht haben, aber es trübt etwas das Leseerlebnis, erwartet der Leser doch im Schwerpunkt eine Reiseerzählung und kein gesellschafts- oder geopolitisches Kritikwerk. Dennoch tut es auch mal gut nicht alles nur durch den geschönten Blick der Kameralinse eines Normaltouristen zu Gesicht zu bekommen. Würde ich es wieder kaufen? Ja.
Sprache: Deutsch
Seiten: 310
Hinter dem Horizont links: Acht Jahre mit dem Land Rover um die Welt bei Amazon