Alles muss offroad, robust und „rugged“ sein. Wohnmobile bekommen Allradantrieb und Unterfahrschutz, Navigationsgeräte dicke Schutzhüllen. Aber reicht das, was Garmin mit dem Garmin Overlander gemacht hat, um wirklich Offroad-Navigation abzubilden? Man soll ja nicht nach dem Äußeren urteilen, aber das gilt in beide Richtungen. Auch was äußerlich nach Offroad aussieht, muss sich an seinen inneren Werten messen lassen. Lest unseren Test über das Garmin Overlander Offroad-Navigationstablet.
Fast 700 Euro kostet das Garmin Overlander. Das ist eine Ansage für ein Navigationsgerät in Zeiten, in denen sehr viel Navigation für null oder nur sehr kleines Geld zu haben ist. Die Karten sind größtenteils umsonst und ausgewachsene Navigations-Apps, für die Straße und auch daneben, sind für unter zehn Euro zu haben. Warum also viel Geld ausgeben? Wir haben versucht das auf der Five Mountains Tour herauszufinden. Dort testeten wir das System auf einer Strecke von 1.500 km, Offroad von Slowenien bis Albanien.
Die Hardware des Garmin Overlander
Das Gesamtpaket hat soweit alles, was benötigt wird. Ein geschütztes Overlander-Gerät, ein (zu kurzes) USB-Lade- und Verbindungskabel, ein langes Ladekabel für den Halter mit einem Stecker für den Zigarettenanzünder und integrierter Empfangsantenne für den Verkehrsdienst DAB samt Saugnäpfen. Dieses Kabel passt dann in den Halter, der die Ladeverbindung integriert hat. Das Gerät dockt mit einem satten Klack magnetisch an den Halter an und sitzt dort gut und fest. Weiterhin ist ein Adapter für RAM-Mount oder Brodit-Halter dabei.
In dem Gerät ist der MT3326 GNSS-Chipsatz eingebaut, der oft in GPS-Trackern zu finden ist. Ein externer Bluetooth-GNSS-Empfänger kann nicht ohne weiteres mit dem Gerät verbunden werden. Zwar erlaubt Android den Anschluss über eine versteckte Funktion, sofern die Navi-App das nicht selbst integriert hat, aber es müsste zusätzlich eine weitere App installiert werden, um den externen Empfänger nutzen zu können. Dazu fehlt aber der Google Play Store und es ist fraglich, ob Garmin dann das Gerät nach der Installation fremder Apps noch unterstützen würde.
Der GNSS-Chipsatz unterstützt die drei Satellitennavigationssysteme GPS, Galileo und Glonass. Allerdings gibt es keinerlei Informationen oder Anzeige in Bezug auf die empfangenen Satelliten, Empfangsstärken usw.
Klein und rugged
Das Garmin Overlander ist ein 7″ Gerät. Für mich ist das die minimale sinnvolle Größe, kleiner dürfte es nicht sein. Gerade was die Routenplanung angeht, ist ein größerer Bildschirm von Vorteil. Sehr gut ist der Bildschirm, der auch bei hellem Licht klar abzulesen ist. Die Haptik gefällt und überzeugt. Das Material wirkt hochwertig und vermittelt den Eindruck, etwas vertragen zu können. Das wichtigste dabei ist die Stoßfestigkeit. Es besitzt die IP5X-Schutzklasse. Sowohl der Lautsprecher und die Buchsen wären im Falle des Falles Schlamm und Wasser ausgesetzt.
Aber Moment, muss es denn überhaupt etwas vertragen, wenn es im Fahrzeug benutzt wird? Die Antwort ist ja und nein. Wir reisen nun schon viele Jahre mit einem vollkommen normalen Tablet, welches auch schon Trophys mitgemacht hat. Solange der Halter das Gerät sicher im Griff hat, ist es für die meisten Einsätze auch ohne Schutz ziemlich sicher. Interessant wird eine dicke Schutzhülle erst, wenn der Wagen offen ist, beispielsweise bei einem Trophy-Umbau oder einem Side-by-side, oder wenn das Gerät außerhalb des Fahrzeugs verwendet wird.
Für die meisten Reisenden wird der Schutz des Garmin Overlander Im Grunde gar nicht nötig sein. Wer mit seinem Geländewagen auf Pisten und in Wüsten unterwegs ist und auch im Offroad-Einsatz mit Schlamm und Furten zu tun hat, dürfte sein Navigationsgerät auch ohne jeglichen Schutz sicher im Halter betreiben. Wird das Gerät auch außerhalb des Fahrzeugs benutzt, ist das dicke Schutzgehäuse in jedem Fall sinnvoll.
Das Thema Temperatur, in dem solch ein Gerät noch sicher funktioniert, ist aber für jeden Fahrzeugreisenden nicht unerheblich. Das Overlander ist für einen Bereich von -20C° bis 55C° ausgelegt. Die Ladetemperatur, der Bereich in dem das Gerät noch geladen wird, geht von 0C° bis 45C°. Handelsübliche Tablets liegen schon mal 10C° darunter, geben also deutlich früher auf.
Streß-getestet
Was allerdings das Overlander bietet und von einem handelsüblichen Tablet nicht zu erwarten ist, sind intensive Rütteltests, die der Hersteller bei der Entwicklung durchgeführt hat. Beim Overlander ist also davon auszugehen, dass es auch üble Pisten klaglos übersteht, was man, gerade auch in Bezug auf die empfindlichen Ladebuchsen, von anderen Geräten nicht behaupten kann. Unsere gesamte Teststrecke, die teilweise sehr rüttelig war und, hat das Gerät ohne Probleme gemeistert. Diese Wertigkeit hat natürlich auch seinen Preis.
Gelenkschwäche
Positiv wirkte auf den ersten Blick der Halter mit integrierter Ladefunktion. Gerade das Laden per Micro-USB-Steckerchen ist bei normalen Tablets problematisch. Die Buchsen leiern aus, das Laden schlägt fehl, im Grunde ist ein Tablet damit Schrott. Anders beim Overlander, es wird während der Fahrt über eine große Kontaktplatte im Halter geladen. Das Problem wurde hier also gut gelöst. Das Gerät hielt auch über die gesamte Zeit sicher an der Magnetplatte, egal wie rau die Piste wurde.
So machte der Halter machte zunächst Hoffnung, erwies sich letztendlich aber als empfindlich. Zu schnell gab das Kugelgelenk den Haltearm bei leichtem Verkanten frei und löste sich aus dem Saugnapf. Ein Problem, dass unserer Recherche nach, nicht bei allen Haltern auftritt.
Das Gelenk ist leider nicht in der Lage das Gewicht dauerhaft zu tragen. Irgendwann, spätestens nach einer Piste, steht das Tablet dann nach unten geneigt. Glücklicherweise ist eine Adapterplatte für ein Vierloch-RAM-Mount oder Brodit-System dabei. Meine Empfehlung wäre deshalb auf einen entsprechenden RAM-Mount Halter zu wechseln. Die schlagen allerdings auch noch einmal mit gut 40 bis 60 Euro zu Buche. Garmin hat dieses Problem erkannt und arbeitet bereits an einer verbesserten Version des Halters.
Etwas befremdlich fand ich, dass das Ladekabel des Halters für die alte, große Buchse des Zigarettenanzünders nach SAE J563 gedacht ist und nicht für einen normalen USB-Ladeanschluss. Das ist dem DAB-Verkehrsinformationssystem geschuldet, welches Internet-unabhängig arbeitet. Der Stecker ist Teil des Empfangssystems. Wer dennoch lieber seine USB-Buchse nutzen möchte, kann ein Garmin-kompatibles USB-Kabel für wenige Euro kaufen und an den Halter anschließen. Allerdings steht dann nicht der DAB-Dienst zur Verfügung. Wir empfehlen nicht die integrierte Micro-USB-Buchse des Gerätes im Fahrbetrieb zu verwenden, da diese zwar wichtig, im Allgemeinen aber sehr empfindlich ist.
Hinweis: Sollte Euch das Gerät bei einem USB-Kabel die Meldung anzeigen, dass es nicht ausreichend geladen werden kann, habt ihr ein nicht-Garmin-kompatibles Kabel erwischt, bei dem die Pinbelegung nur einen maximalen Ladestrom von 500 mA zulässt. Benötigt werden aber 1,5 A, die durch eine kompatible Pinbelegung erreicht werden.
Einschalten und dann…
Nach dem ersten Einschalten werdet ihr durch einige Dialoge geführt und müsst eure Zustimmung zu allem möglichen geben. Soweit normal. Was aber nervt ist, dass ihr nach jedem Wiedereinschalten des Bildschirms, erneut eure Zustimmung zum Ausdruck bringen müsst.
Als ich mir dann die Einstellungen ansehe, bin ich schon wieder etwas genervt. Auf dem Gerät sind mehrere Apps parallel installiert. Die Straßennavigation Drive, die kostenlose Offroad-Navigation Explore, ein Routentracker und ABC mit Umgebungsinformationen. Leider will jede App die Maßeinheiten separat eingestellt haben.
Daneben gibt es noch einige Funktionen, die von hier aufgerufen werden können: Navigations-Stopp, Zieleingabe, Campingplatzsuche, Telefon, inReach (Satellitentracker-Integration), Einstellungen und Aktualisierungen.
Kleiner Patzer in der B-Note
Die erste Software-Aktualisierung des Geräts zeigte dann eine Schwäche des Auslieferungszustands. Die Grundeinstellung schaltet das WLAN ab, wenn der Bildschirm in den Energiesparmodus geht, obwohl gleichzeitig eine aktive Stromversorgung während einer Aktualisierung gefordert wird. Wenn man das nicht weiß und dann die Aktualisierung in Ruhe laufen lassen möchte, merkt man gar nicht, dass sie angehalten wird, wenn sich der Bildschirm abschaltet. Das ist nicht nur dann blöd, wenn ihr die Aktualisierung über Nacht laufen lassen möchtet. Stellt euch diese Energiesparfunktion daher vorher entsprechend ein und verwendet das richtige Kabel für die Stromversorgung.
Das Garmin Overlander – Die Übersicht
Ok, was bietet das Garmin Overlander überhaupt? Es kommt mit einer aufgeräumten Oberfläche daher. Dort sind prominent die zwei Haupt-Apps dargestellt. Drive für die Straßennavigation und Explore für die Offroad-Navigation. Zwischen beiden kann auch leicht hin- und hergeschaltet werden. Drumherum gesellen sich noch eine App zur Zieleingabe mit Suchfunktion, eine App zum Tracken, die Wank- und Neigungsanzeige, eine Campingplatzsuche, eine Anzeige der Umgebungsparameter. Hinter der Suchfunktion verbergen sich weitere bekannte Apps wie iOverlander, Tracks4Africa, ACSI oder Tripadvisor.
Alles wichtige ist schnell und einfach zu erreichen, was die Bedienung vereinfacht. Insofern gefällt dieser erste Eindruck vom System.
Als weitere Optionen können die Garmin Rückfahrkamera BC35 und das Notfallgerät und Satellitentracker inReach integriert werden. Wer also auf diese Garmin-Systeme setzt, kann diese sinnvoll mit dem Overlander zusammen einsetzen.
Um das Paket abzurunden bietet das Garmin Overlander auch noch eine Bluetooth-Freisprechfunktion für die Kopplung mit den üblichen Smartphones.
Datenaustausch mit Hindernissen
Die erste Aufgabe, die ich mit dem Overlander erledigen wollte, war das Aufspielen der Tracks und Wegpunkte, die die Organisation der Five Mountains Tour in Googles KML- und KMZ-Format zur Verfügung gestellt hat.
Garmin bietet in der aktuellen Version 3.40 nur zwei umständliche Wege an, Daten zu importieren. Der erste geht über eine externe Speicherkarte, auf die die Daten von einem anderen Gerät aufgespielt werden müssen. In dieser Version könnt ihr auch noch nicht auswählen, welche Daten auf der Speicherkarte importiert werden, es werden einfach alle GPX- und KML/KMZ-Dateien genommen, die sich auf der Speicherkarte befinden.
Kommende Updates beseitigen Einschränkungen
Glücklicherweise kommt in Kalenderwoche 44 Version 3.50 bereits mit Verbesserungen heraus. Beim Import können dann die Daten von der SD-Karte ausgewählt werden und es wird ein Export von GPX-Dateien auf die SD-Karte möglich sein. Ab Anfang bis Mitte November, wahrscheinlich in Version 3.60, wird dann auch der Import von dem internen Speicher möglich sein. Damit entfällt die Notwendigkeit eine externe Karte nutzen zu müssen und die Daten können beispielsweise direkt von einem PC auf das Gerät kopiert werden. Angedacht ist auch ein Import aus dem Download-Ordner des internen Speichers, wodurch beispielsweise GPX-Tracks aus Quellen wie wikiloc.com direkt vom Tablet genutzt werden können.
Webfunktion Planung, Import und Export
Der andere Import-Weg geht über die Garmin Explore Webseite und euer eigenes Garmin-Konto. Ist kein Internetzugang vorhanden, fällt diese Webbrowser-Variante aus. Über diese Webseite könnt ihr auch Familie und Freunde freischalten, die dann eure Touren verfolgen können.
Für eine Massenbearbeitung muss wiederum auf das Gerät zurück gegriffen werden. Ein Löschen aller Daten auf einmal ist über den Webbrowswer nicht möglich. Etwas schade ist, dass die für die einzelnen Wegpunkte verwendeten Google-Symbole nicht mit übernommen werden. So waren in den Tracks der Five Mountains Tour Tankstellen und Campingplätze also solche mit dem entsprechenden Icon-Symbol dargestellt und endeten im Garmin als Fähnchen.
Limitierung auf maximal 500 Wegpunkte
Als ich versuchte die Wegpunktdatei der Five Mountains mit 819 Wegpunkten über mein Garmin-Webkonto zu importieren, stieß ich auf eine Limitierung von maximal 500 Wegpunkten. Müssen mehr Wegpunkte importiert werden, geht das nur über die Methode mit der Speicherkarte. Die Tracks konnte ich erfolgreich importieren und so auf das Gerät übertragen.
Wegpunkte, Tracks und Routen lassen sich nicht einzeln anzeigen und ausblenden. Alles was in der Bibliothek auf dem Gerät vorhanden ist, wird auch immer angezeigt. Ein Export der Daten ist derzeit nur über die Webseite eures Garmin-Kontos möglich. Aber auch hier hat Garmin angekündigt, bereits in der nächstem Version eine Exportfunktion anzubieten.
Achtung! Fallstrick möglich
Bei der Nutzung einer Speicherkarte kann der unbedarfte, wenig IT-lastige Anwender einen Fehler machen, der das Gerät unbrauchbar machen kann. Wird die Speicherkarte im Garmin Overlander formatiert, bietet Android die Möglichkeit an, die Speicherkarte dem internen Speicher hinzuzufügen (gilt für alle Android-Geräte mit Android Version 6.0 Marshmallow oder neuer). Das solltet ihr auf keinen Fall machen! Es passieren dann zwei Dinge. Erstens wird die Speicherkarte Teil des internen Speichers und darf danach nicht mehr entfernt werden. Wird sie sie entfernt, funktioniert das Gerät nicht mehr. Zweitens kann von ihr nicht mehr importiert werden, da dazu ja eine externe Speicherkarte benötigt wird.
Leider findet sich im Handbuch keinerlei Hinweis auf die gesamte Import-Thematik und auch keine Warnung in Bezug auf die Formatierung der Speicherkarte. Garmin hat diese Gefahr erkannt und überlegt bereits, die Möglichkeit die Speicherkarte dem internen Speicher zuzurechnen abzuschalten.
Karten
Mit das wichtigste sind die zur Verfügung stehenden Karten. Ich bevorzuge Karten aus unterschiedlichen Quellen und Satellitenkarten. Dafür gibt es auch einen Grund. Sehr viele Karten basieren heute auf den Open Street Map Daten (OSM). Das ist absolut in Ordnung, birgt aber eine Gefahr. Ein Fehler in den Daten oder fehlende Daten betreffen dann alle auf OSM-basierenden Karten. Daher habe ich gerne zusätzlich Karten von anderen Anbietern dabei. OSM bietet derzeit auch keine Satellitenkarten an.
Die Karten auf dem Garmin Overlander sind Garmins eigene Here-Karten für die Straßennavigation und OSM-basierte Karten für die Offroad-Navigation mit der Explore-App. Satellitenkarten gibt es derzeit nur für Florida. Aber gerade Satellitenkarten sind für den Offroad-Einsatz wichtig. Dieses Thema ist bei Garmin intern noch nicht ganz entschieden, Abhilfe kann aber die weiter unten erwähnte Custom-Maps-Funktion bringen.
Um kurz den Nutzen von Satellitenkarten im praktischen Einsatz zu erläutern. Auf der Five Mountains Tour suchten wir einen freien Stellplatz in der Nähe einen Flusses für die Nacht. Gut eignen sich dafür Wiesen oder Kiesfelder in Ufernähe. Auf Satellitenbildern sind diese gut zu erkennen und können dann gezielt angefahren werden. In unserem Fall konnten wir auf der Satellitenkarte solch ein Kiesfeld mit einer Rampe in der Böschung inkl. Fahrzeugspuren erkennen. Ein Hinweis, dass dort mit Fahrzeugen heruntergefahren werden kann. Auf topografischen Karten ist derartiges nicht zu sehen.
Mit dem Garmin Overlander kamen wir in dieser Hinsicht nicht weiter und wir mussten auf ein anderes System ausweichen.
Custom-Maps
Der Versuch über die Garmin-eigene Funktion „Custom-Maps“ eigene Overlay-Karten, beispielsweise mit Google Earth erzeugt, einzubinden, schlug bis jetzt fehl. Leider betraf das auch die im KML-Format bereitgestellte Karte der Five Mountains Tour. Aber auch an dieser Stelle arbeitet Garmin mit Hochdruck an Verbesserungen. Bereits im November soll die Custom-Maps-Funktion kommen, so dass eigene Karten, auch Satellitenkarten, als Overlays genutzt werden können. Das Einbinden funktioniert zwar nicht direkt über die Kartenverwaltung, aber für den, der sie braucht, wird es kein unüberwindliches Hindernis sein.
Offroad-Navigation
Die Offroad-Navigationsfunktionen sind schnell zusammengefasst und beinhalten die wichtigen Funktionen: Track aufzeichnen, Track nachfahren, Wegpunkte setzen und Wegpunkte anfahren, Routen planen, Routen nachfahren.
Nach dem Starten der Explore-App seht ihr die OSM-Karte. Ihr könnt sofort eure Position sehen und nach Karte fahren. Ihr könnt einen Wegpunkt erstellen und ihn per Luftlinie direkt anfahren oder ihr plant eine eigene Route und zeichnet sie ein. Allerdings müsst ihr zuerst in den Systemeinstellungen unter Navigation die Routenpräferenz auf Luftlinie stellen. Über die Wegpunktfunktion könnt ihr auch Koordinatenpunkte finden und speichern.
Importierten Tracks könnt ihr einfach nachfahren, wobei es keine weitere visuelle Unterstützung gibt, als die Linie der ihr folgt. Soweit unterscheidet sich das Garmin Overlander also nicht von vielen anderen Offroad-Navigations-Apps.
Auf der Straßennavigationskarte fehlen oft die kleineren Wege, die in der OSM-Karte noch angezeigt werden. Das ist aber verständlich und normal. In den beiden Bildern seht ihr die gleiche Position in beiden Navi-Apps (Drive und Explore).
Kombination mit der Straßennavigation Drive
Zwischen den beiden Navigationsprogrammen Explore und Drive könnt ihr hin- und herschalten. Habt ihr eine Route im Explore geplant oder wollt ihr einfach einen Wegpunkt per Luftlinie anfahren, könnt ihr nach Drive umschalten um sie dort nachzufahren.
Habt ihr einen einzelnen Wegpunkt als Ziel ausgewählt, führt euch Explore als auch Drive direkt per Luftline zum Ziel, sofern in den Einstellungen als Routenpräferenz Luftlinie eingestellt wurde.
Habt ihr eine Route geplant, wird Drive euch über eine Kombination aus Straßennavigation über routingfähige Wege und direktem Anfahren per Luftline führen. Dabei könnt ihr wählen, ob euch die Straßennavigation zuerst zum Anfang und dann entlang der Route führen soll oder ob direkt das Ziel angesteuert wird. Dann wird der Rest der Route ignoriert. Schaltet ihr zu Explore zurück, findet ihr dann dort beide Routen.
Allerdings scheint mir hier noch ein Fehler in der Darstellung vorzuliegen. Plant ihr eine Route in Explore, wechselt damit dann zu Drive, berechnet Drive den Weg zu eurer gewählten Startposition. In diesem Fall habe ich den Anfang der Route gewählt. Schaltet ihr dann zurück zu Explore, erscheint der errechnete Weg von Drive fehlerhaft.
Das ist eine durchaus interessante und im Overlander einzigartige Navigationsmöglichkeit. Sie kombiniert die geführte Turn-by-Turn-Navigation, wie ihr sie von Straßennavigationsprogrammen kennt, mit der Möglichkeit abgelegene Punkte jenseits der Straße anzufahren. So können Straßen- und Offroad-Tracks in einem kombiniert und mittels einer App (Drive) nachgefahren werden.
Das i-Tüpfelchen fehlt (noch)
Insofern ist Explore eine gute, solide Offroad-Navigations-App. Was der Explore-App zu einer vollkommen runden Offroad-Navigationslösung noch fehlt sind die Zielführungslinie und die Wegpunkt-zu-Wegpunkt-Navigation. Ihr könnt zwar eine Route in die Karte einzeichnen und dieser nachfahren, aber ihr bekommt keinerlei Informationen zu Strecke und Richtung des Ziels. Mit einer Zielführungslinie hättet ihr immer eine optische Referenz und Streckeninformationen zum Ziel oder zum jeweils nächsten Wegpunkt einer Route.
Separate Tracking-App
Zum Mitschneiden der gefahrenen Wege, dem Tracking, ist eine eigenständige App vorgesehen. Die Funktion ist nicht wie üblich in die Navigations-App integriert. Es empfiehlt sich daher, vor den Starten der Navigation, das Tracking einzuschalten. Ansonsten muss die Navigations-App einmal verlassen werden.
Das Tracking lässt sich nicht weiter konfigurieren, sprich in welchen Intervallen, nach Distanz oder Zeit oder beidem, ein Trackingpunkt gesetzt werden soll.
Im Web planen
Eine sehr positive Funktion ist das Planen von Routen ganz bequem am heimischen Webbrowser. Über euer Garmin-Konto kommt ihr in das Planungswerkzeug, das ebenso wie das Overlander, alle eure Wegpunkte, Tracks, Karten und Routen kennt. Auf der Karte könnt ihr dann nach belieben Wegpunkte setzen und Routen planen. Sobald das Overlander wieder eine Internetverbindung hat, werden die Daten synchronisiert. Das funktioniert in beide Richtungen, also auch was ihr am Gerät plant, findet ihr anschließend unter eurem Konto.
Schwächen in der Straßennavigation
Auch wenn wir uns eigentlich nur auf die Offroad-Navigation beschränken wollten, möchte ich dennoch von zwei Beobachtungen bei der Straßennavigation mit Drive machen. Straßennavigation ist ja eigentlich das heimatliche Spielfeld von Garmin. Vollkommen unerwartet offenbarte das Overlander hier kleine Schwächen. So fuhren wir in Golem, Albanien, auf einer Straße, die nah und parallel zur SH4 verläuft. Das Garmin wähnte uns auf der SH4 und gab entsprechende, aber eben falsche Fahranweisungen, während unser alternatives Tablet mit einer anderen Straßennavigations-App korrekt auf der parallelen Straße lokalisierte, obwohl beide Geräte nebeneinander im Fahrzeug angebracht waren. Die zweite Schwäche war, dass das Overlander drei- bis viermal so lange brauchte um zu erkennen, dass wir von der Route abgewichen sind, um eine Neuberechnung durchzuführen.
Noch funktioniert die Ortssuche nicht einwandfrei. Sucht ihr beispielsweise nach Oix, einem spanischen Ort in den Pyrenäen, wird dieser unter dem Land Spanien nicht gefunden. Wenn ihr aber über alle Orte sucht, wird er im Land Katalonien gefunden. Katalonien kann aber als Land nicht ausgewählt werden. Das ist sehr irreführend.
Fazit zum Garmin Overlander
Der Preis des Overlander wirkt auf den ersten Blick recht hoch, aber Garmin ist ein großer Name im Bereich der Navigation, der Erwartungen weckt. Unser Test ergab für uns, dass das Garmin Overlander, was die reine Offroad-Navigation angeht, zunächst nichts besser macht als andere Apps auf Standardgeräten. Wir verstehen Offroad-Navigation so, dass der Navigator auch tatsächlich navigiert und das Gerät ihn bei allem unterstützt, was die Position, Zielfindung, Streckenangaben, Kartendarstellung usw. angeht, sozusagen als digitales Karte- und Kompass-System.
Insofern könnte der Preis als unangemessen hoch angesehen werden. Auf den zweiten Blick bekommt ihr aber ein Gerät, welches robust ist, Stresstests überstanden hat und mit weiteren Funktionen, wie der Straßennavigation, Here-Karten und kostenpflichtigen Apps ausgestattet ist. Ziehen wir weiterhin in Betracht, dass Garmin zuhört, die kleineren und größeren Schwächen erkannt wurden und weiter an der Optimierung des Systems gearbeitet wird, so bekommt ihr ein wertiges Gerät, welches besser wird und an dem ihr sicherlich lange Freude habt.
Für uns ist das wichtigste, dass alle wesentlichen Funktionen eines echten Overlander-Gerätes, vollkommen autark und ohne Internet-Verbindung funktionieren müssen. Das schließt den Datenaustausch mit ein. Das Overlander ist dort noch nicht ganz angekommen, aber Garmin hat das vernommen und arbeitet daran.
Die Offroad-Navigation hat Schwächen, die auch bei vielen anderen Apps zu finden sind. Das ist nicht dramatisch, aber ein wenig enttäuschend. Immerhin gibt es Apps für unter 10 Euro, die in dem Bereich überhaupt keine Schwäche aufweisen. Ein ganz klarer Minuspunkt ist die Kartenversorgung nur mit der OSM-Topo-Karte. Ein Muss für Overlander und Offroader sind mindestens zusätzliche Satellitenkarten. Aber auch hier wird Garmin reagieren.
Insgesamt hat das Garmin Overlander zum jetzigen Zeitpunkt ein paar Schwächen und Einschränkungen und es fehlt das Alleinstellungsmerkmal. Garmin selbst hat viele dieser Punkte gehört und wird darauf reagieren. Auf der anderen Seite macht das Gerät einen hochwertigen Eindruck und wartet mit der einmaligen Kombination aus Straßen- und Offroad-Navigation auf. Ein Punkt den sicherlich viele Abenteuer-Camper und Reisende im boomenden 4×4-Markt zu schätzen wissen.
Warten wir also ein paar Versionen ab und sehen dann noch einmal hin. Wer sich jetzt schon für das Gerät entschieden hat, darf sich darüber freuen, dass es sukzessive verbessert wird.
Weitere Artikel zu dem Thema
Wenn ihr wissen wollt, was wir von einer Offroad-Navigation erwarten, könnt ihr hier nachlesen: Offroad-Navigation.
Björn Eldracher hat für uns die im Garmin integrierte iOverlander-App getestet. Seine Meinung findet ihr hier: iOverlander im Test.
4x4PASSION hat das Gerät auch einmal angeschaut. Hier ein kurzer Bericht darüber: Das Oerlander bei 4x4PASSION.
Updates zum Garmin Overlander
© Fotos: Doreen Kühr, Unternehmensfotografie NRW