Nachdem sich der erste Teil unseres Artikels „Abenteuer Pamir Highway“ über Tadschikistan und den Pamir Highway mit Land und Leuten beschäftigt und hilfreiche Informationen zum Beispiel zu den Themen Einreisebestimmungen, Fahrzeugversicherung, Dieselqualität und -verfügbarkeit liefert, beginnen wir jetzt unsere Reise durch die spektakulären Gebirgslandschaften des Landes.
Besuchte Highlights und die Pamir Highway Route
Wir sind aus Usbekistan im Westen Tadschikistans eingereist. Kurz hinter der Grenze liegt Pandschakent (1). Mit seinen über 30.000 Einwohnern bietet das Dorf ausreichend Infrastruktur, um dort alles Notwendige unkompliziert zu erledigen. Es gibt funktionierende Bankautomaten, Geschäfte einiger Mobilfunkanbieter, einen Markt und diverse Lebensmittelläden, um die Vorräte aufzustocken. Im Anschluss bietet sich ein Abstecher zu den Margozur Seen an, besser bekannt als 7 Lakes, Haft Kul auf Tadschikisch (2). Ebenfalls ein traumhaft in den Bergen gelegener See ist der Iskanderkul (3). In Duschanbe (4) kann alles für die Fahrt über den Pamir Highway vorbereitet werden. Auf die weiteren Nummerierungen entlang des Pamir Highway wird im Text weiter unten eingegangen.
Der Grenzübergang von Usbekistan nach Tadschikistan
Samarkand liegt nur 40 Kilometer von Tadschikistan entfernt und so dauert die Fahrt am Morgen nach unserem Abendessen mit Englischnachhilfe bei dem usbekischen Deutschprofessor nicht lange. Wegen der unklaren Situation, ob wirklich für jeden dritten Tag unseres Aufenthalts eine Registrierung gefordert wird, sind wir bei der Ausreise etwas verunsichert. Also zeigen wir lieber erst einmal nur unsere Pässe und warten, was passieren wird. Prompt fragt der Grenzbeamte nach unseren Registrierungen. Wir zeigen ihm die Papiere, die wir haben. Die letzte Woche in Samarkand wird durch sie nicht abgedeckt. Er wirft keinen Blick auf die Belege und legt sie irgendwo auf seinem Tisch ab. Dann stempelt er unsere Pässe und schon sind wir wieder draußen bei unserem Fahrzeug. Dort geht die Kontrolle ebenso zügig und etwa eine halbe Stunde später fahren wir bereits auf tadschikischen Boden.
Die tadschikischen Beamten begrüßen uns sehr freundlich. Während wir in dem kleinen Häuschen die Pass- und Visaformalitäten erledigen, desinfiziert ein weiterer Mitarbeiter die Reifen unseres Autos. Niemand möchte Geld haben, was uns positiv überrascht. Häufig ist das Besprühen des Fahrzeugs mit irgendwelchen Mitteln ein willkommener Anlass für eine Gebühr. Im nächsten Gebäude beim Zoll wird die übliche Fahrzeugkontrolle durchgeführt und die Importgebühr kassiert, in unserem Fall 25 $. Freunde mit einem Mercedes Sprinter sollten nur Stunden vorher an der gleichen Grenze 45 $ bezahlen. Der nach kurzer Diskussion hinzugerufene Chef setzte dann aber großzügig den Preis ebenfalls auf 25 $ fest.
Für uns war der usbekisch-tadschikische Grenzübergang einer der schnellsten und entspanntesten der Reise. Alles in allem haben wir nur rund eine Stunde Zeit benötigt.
Die 7 Lakes
Nachdem wir uns in Pandschakent mit Bargeld, Lebensmitteln und einer SIM-Karte versorgt haben, geht es endlich wieder raus in die Natur. Die Strecke entlang den sieben Seen zweigt kurz hinter Pandschakent in südlicher Richtung ab und führt direkt in die Berge. Immer am Wasserlauf und steilen Berghängen entlang verläuft die Schotterpiste bis zum siebten See.
Es ist zwar möglich, mit dem Auto bis zum letzten See zu fahren, die Straßenverhältnisse werden aber deutlich materialbelastender. Wir entscheiden uns für die schonende Variante. Die Nacht verbringen wir direkt unterhalb eines kleinen Dorfes am Südende des sechsten Sees und unternehmen eine kurze Wanderung zum siebten.
Die Dorfbewohner empfangen uns mit herzerwärmender Freundlichkeit. Ein alter Mann, dem nur noch zwei Zähne verblieben sind, kann auf Deutsch von eins bis fünf zählen. Er lädt uns und den jungen russischen Musiker Vlad, den wir unterwegs getroffen haben, zum Tee ein.
Wir haben Glück, Vlad kann Englisch und übersetzt uns die Geschichte des Alten: “Mein Vater hat im Krieg auf der Seite Russlands gegen die Deutschen gekämpft. Nach dem Krieg ist er in sein Heimatdorf zurückgekehrt und hat dieses Haus für Gäste errichtet. Jeder, der kommt, ist willkommen und kann hier übernachten. Ist es nicht schön, dass wir – Tadschiken, Russen und Deutsche – jetzt hier gemeinsam sitzen, während unsere Väter noch gegeneinander gekämpft haben?”
Vlad hatten wir kurz zuvor am siebten See getroffen. Er ist zu Fuß und per Anhalter unterwegs und schleppt neben seinem Rucksack diverse Musikinstrumente mit sich. Umso glücklicher war er, als er die Erlaubnis bekam, ein Stück des Weges Richtung Dorf auf einem Esel zurückzulegen.
Ob er allerdings lange glücklich blieb, ist zu bezweifeln. Er hatte ziemlich damit zu tun, im Sattel zu bleiben und sein Gepäck, von dem wir schon einen Teil trugen, zusammenzuhalten.
Wir kommen dennoch alle wohlbehalten im Dorf an, wo sich sofort einige Männer versammeln, sich mit uns unterhalten möchten und uns auffordern, Fotos zu machen.
Der Iskanderkul
Der Iskanderkul ist ein weiterer, wunderschön im Fan-Gebirge gelegener See. Eine etwa 60 Kilometer lange Wanderroute verbindet ihn mit den 7 Lakes. Mit dem Auto geht es allerdings zurück, den gleichen Weg, den wir in das Tal hineingefahren sind, dann auf der Hauptstraße nach Osten und anschließend wieder auf eine Schlagloch-übersäte Schotterpiste Richtung Südwesten und zum See. Rund 170 Kilometer müssen zurückgelegt werden. Wegen der schlechten Straßen empfiehlt es sich, einen ganzen Fahrtag einzuplanen. Am Südufer des Iskanderkul finden sich traumhafte und abgeschiedene Stellplätze für mehrere Nächte. Auf dem Weg dorthin führt die Route unmittelbar an einem Ferienhaus des Präsidenten vorbei. Als wir daran vorbeifahren, hinterlässt es aber einen verwaisten und heruntergekommenen Eindruck.
Der Tunnel des Todes
Es wird Zeit, nach Duschanbe weiterzufahren. Der Pamir Highway wartet auf uns. Wir sind gar nicht mehr weit entfernt, doch zuvor gilt es noch eine Hürde zu nehmen. Eigentlich heißt er Ansob- oder Istiqlol-Tunnel, wie auch die kyrillische Beschriftung über der Nordeinfahrt verrät. Da er aber seit seiner Eröffnung im Jahr 2006 diverse Menschenleben gekostet hat, ist es zu dem Furcht einflößenden Beinahmen Tunnel des Todes gekommen. Wer das Risiko eingeht hindurchzufahren, kann die Fahrtzeit zwischen Tadschikistans beiden größten Städten, Duschanbe und Chudschand, um circa vier Stunden verkürzen.
Das Problem: als er für den Verkehr freigegeben wurde, war er noch lange nicht fertig. Es gab keine Beleuchtung, nur eine pechschwarze, fünf Kilometer lange Röhre und darin etliche Autos ohne Licht. Keine Entlüftung, wodurch sich giftige Kohlenstoffverbindungen im Tunnel sammelten, keine durchgängige Asphaltdecke und keine Entwässerung, weshalb der Boden an vielen Stellen überschwemmte und die Löcher in der Fahrbahn nicht mehr zu erkennen waren.
Bis 2016 hat sich jedoch einiges verbessert, zumindest für hiesige Verhältnisse. Der Tunnel ist mittlerweile fast durchgängig beleuchtet und die Asphaltdecke wurde vollständig geschlossen. Sodass unsere Fahrt hindurch recht unspektakulär verläuft – zum Glück! Bei viel Verkehr sammeln sich noch immer die Abgase in dichten, schwarzen Rauchschwaden. Zudem ist der Tunnel sehr schmal und daher sind die fünf Kilometer insbesondere für Fahrradreisende, welche die Strecke auch immer wieder nutzen, ein sehr unangenehmer und gefährlicher Teil.
Die Hauptstadt Duschanbe
Wir kommen ohne Schwierigkeiten mit wenig Verkehr durch den Tunnel und beginnen in Duschanbe sofort mit den Vorbereitungen für die Fahrt über den Pamir Highway. Das Auto wird nochmals durchgecheckt und wir entscheiden, die hinteren Stoßdämpfer zu erneuern. Schon länger schwanken wir auch bei kleinen Bodenunebenheiten wie ein Schiff bei Seegang. Passende Kayaba Dämpfer sind trotz Wochenende und Feiertag von Anar schnell aus Moskau per Luftfracht organisiert. Dennoch müssen wir unfreiwillig ein paar Tage länger als geplant in Duschanbe bleiben. Aber lieber sorgen wir jetzt vor, als dass wir womöglich auf dem Pamir Highway Probleme bekommen.
Immerhin gibt es das Sim Sim in Duschanbe. Eine Brauerei, die ein ordentliches Weißbier braut und dazu sehr gute Schaschlikspieße anbietet. An der Straße davor ist es zwar nicht gemütlich, man kann dort aber problemlos auch mal eine Nacht im Auto verbringen.
Auf Dauer ist das natürlich nicht das Wahre und wir ziehen ins Hostel um. Zu unserem Glück, denn dort treffen wir Oli und Roland, zwei Schweizer Motorradfahrer, die die gleiche Strecke fahren möchten. Beide haben sich für Honda Africa Twins entschieden, Roland für eine brandneue, Oli für ein 28 Jahre altes Model. Wir verstehen uns auf Anhieb so gut, dass wir beschließen gemeinsam aufzubrechen. Leider hält der tadschikische Zoll unsere Stoßdämpfer einen Tag fest und so fahren Oli und Roland vor, während wir erst am Nachmittag aus der Stadt kommen.
Der erste Blick auf Afghanistan
Die beiden Motorradfahrer geben uns ihre Position durch und es gelingt uns, zur Abenddämmerung bei ihnen anzukommen. Am nächsten Morgen schlafen wir erst einmal aus. Glücklich, endlich auf der Traumstrecke angekommen zu sein, lassen wir es langsam angehen. Draußen rumort es allerdings schon seit geraumer Zeit. Immer wieder hören wir Gekicher. Als wir uns endlich bequemen auszusteigen, bemerken wir, dass wir Besuch bekommen haben.
Die zwei Kinder kommen aus einem Dorf unterhalb des Hügels, auf dem wir übernachtet haben. Nun, wo wir endlich da sind, haben sie einen Riesenspaß. Das Warten hat sich gelohnt. Die Motorräder werden untersucht, unser Auto ebenfalls und sie freuen sich sehr, dass sie unsere Wohnkabine auch von innen angucken dürfen.
In der Dunkelheit konnten wir es am Vortag nicht mehr sehen. Wir haben die Stelle erreicht, an der die Straße erstmals auf den Fluss Pandsch und somit auf die Grenze zu Afghanistan trifft. Als später am Vormittag auch noch die Wolken aufziehen, ergibt sich ein traumhaftes Bild.
Irgendwann fahren wir doch weiter und sehen bald den ersten Wegweiser, der das Nachbarland ankündigt.
Straßenqualität entlang des Pamir Highway
Der Pamir Highway ist ein Teil der Fernstraße M41, die durch Afghanistan, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan verläuft. Der erste Streckenabschnitt von Osch in Kirgistan bis nach Chorugh wurde 1932 fertig gestellt, der zweite, die Strecke von Duschanbe bis Chorugh, acht Jahre später. Manche Teile sind seitdem sicher noch nie saniert worden. Kommt man von Duschanbe, was wegen der langsam ansteigenden Höhe und der somit besseren Akklimatisierung zu empfehlen ist, hat man fast das (trügerische) Gefühl auf einer deutschen Alpenstraße zu fahren, so gut ist die Asphaltqualität.
Doch im Laufe der Strecke ändert sich dieses Bild schnell. Es gibt immer wieder Passagen, die in sehr gutem Zustand sind, häufig ist aber die Asphaltdecke aufgerissen, durchlöchert oder extrem wellig und verworfen, sodass jede höhere Geschwindigkeit schnell zu bösen Fehlern führen kann.
Die Straßenverhältnisse zollen ihren Tribut. Da bleibt auch mal ein Laster liegen und muss per Kran entladen werden, oder ein Hänger bricht in der Mitte entzwei.
Auch an Overlander-Fahrzeugen, die für solche Belastungen häufig etwas zu schwer sind, hinterlässt die Strecke ihre Spuren. Während unserer Zeit auf dem Pamir Highway erfahren wir von Mitreisenden von gebrochenen Ersatzradhaltern, Blattfedern und Panhardstäben sowie defekten Stoßdämpfern. Wir kriechen getreu unserem Motto wie eine Schnecke durch die Löcher und über die Verwerfungen und kommen glücklicherweise ohne Blessuren durch.
Kalaikhum
Kalaikhum (6) ist mit seinen knapp 2.000 Einwohnern für Pamir Verhältnisse ein größeres Dorf. Es gibt eine Tankstelle, einen Supermarkt, Banken und diverse Unterkunftsmöglichkeiten. Falls für die restliche Strecke noch irgendetwas fehlen sollte, ist hier die Gelegenheit, sich darum zu kümmern.
Samstags findet an der Ruzvat-Brücke, die über den Grenzfluss führt, ein tadschikischer Markt statt, an dem auch afghanische Händler ohne Visum teilnehmen dürfen. Oli hatte als einziger von uns das Glück, ihn zu besuchen. Er hatte sich am Vorabend wegen heftigen Regens ein Hotelzimmer gegönnt, während Roland und wir unwissend weitergefahren sind.
Auch unsere zweite Chance in Ischkoschim (8), wo sich ebenfalls Samstags Tadschiken und Afghanen zu einem Markt treffen, haben wir leider verpasst. Die Händler bauen ihre Verkaufsstände auf einer Flussinsel im Pandsch auf, genau an der Grenze zwischen Tadschikistan und Afghanistan. Wer ihn besuchen möchte, hinterlegt seinen Pass bei den tadschikischen Grenzbeamten und holt ihn bei der Rückkehr wieder ab. Es wird kein Visum für Afghanistan benötigt.
Von Kalaikhum nach Chorugh
Die Strecke nach Chorugh (7) verläuft weiterhin kontinuierlich am Grenzfluss entlang. Dabei gewinnen wir stetig an Höhe. Die Landschaft ist geprägt von Erd- und Brauntönen, immer wieder unterbrochen durch saftig grüne Oasen, in denen Siedlungen liegen.
Und immer wieder haben wir wunderbare Begegnungen und Erlebnisse mit den Menschen, die dort leben. Uns wird bei jeder Dorfdurchfahrt freundlich zugewunken und für die Kinder sind alle Reisenden eine Attraktion, besonders natürlich, wenn man auch noch auf dem Motorrad sitzen darf.
Aga Khan
Im Gegensatz zum restlichen Tadschikistan sind die Pamiris, also die Bewohner der Pamir Region, Anhänger des schiitischen Islam, genauer, sie sind Ismailiten. Und noch genauer sind sie Nizariten, eine weitere Untergruppierung. Diese Glaubensrichtung gilt als besonders weltoffen und modern. Männer und Frauen beten in der Moschee gemeinsam, Frauen müssen kein Kopftuch tragen, die Vielehe, das Fasten im Ramadan und das Pilgern nach Mekka werden abgelehnt.
Ihr Oberhaupt, Karim Aga Khan IV., hat das Aga Khan Development Network (AKDN) gegründet, eine der weltweit größten Nichtregierungsorganisationen mit etwa 96.000 Angestellten und einem Jahresbudget von rund einer Milliarde US Dollar. Auch in Tadschikistan ist die AKDN aktiv und hilft in der Pamir Region zum Beispiel durch den Ausbau von Mobilfunknetzen, Tourismusentwicklung und Energieversorgung. Ende 2018 wurde in Chorugh das Ismaili Jamatkhana and Centre eröffnet. Jamatkhana übersetzt sich in etwa zu Gemeindehaus. Es handelt sich um ein Begegnungszentrum mit Bücherei, Konferenz-, Studien- und Klassenräumen sowie einer Gebetshalle. Das moderne Gebäude, kann zu bestimmten Zeiten besichtigt werden, die man am besten vorher mit dem Wachpersonal am Eingang klärt. In dem beeindruckenden Bau darf leider nicht fotografiert werden.
M41 oder Wakhan Valley
In Chorugh entscheidet sich der weitere Fahrtverlauf. Ab hier gibt es zwei Möglichkeiten.
Der kürzere Weg folgt der Fernstraße M41 direkt in östlicher Richtung. Hat man wie wir noch nicht genug vom Flusstal und den Blicken auf den afghanischen Hindukusch, fällt die Entscheidung für die Route nach Süden. Sie führt entlang des Wakhan Korridors, eines Überbleibsels aus der Zeit des Great Game, als Ende des 19. Jahrhunderts Großbritannien und Russland um die Vorherrschaft in Zentralasien kämpften. Der Korridor beginnt beim Dorf Ischkoschim (8), wo die Straße einen Knick nach Osten macht. Erst bei Punkt 9 auf der Karte verlässt die Route die Grenze endgültig und steigt dann zu den höchsten Pässen der Strecke an. Der zusätzliche Weg im Wakhan Valley lohnt sich. Die Landschaft bleibt atemberaubend.
Im Wakhan Valley bietet sich eine Übernachtung an den Bibi Fatima Hotsprings an. Ein steiler Weg führt den Berg hinauf bis auf 3.200 Meter. Nicht nur das klare, heiße Wasser ist nach Tagen staubiger Piste eine Wohltat. Auch eine Nacht auf der Höhe ist sehr hilfreich zur Akklimatisierung für die nun kommende Passage.
In die Berge nach Murgab
Als wir den Pandsch verlassen, geht es in steilen Kehren hinauf und wir nähern uns der Schneegrenze. Die Landschaft wird härter, behält aber eine fast schon grafische Linienführung. Die Formen und Schattierungen in Braun- und Schwarztönen haben wir so in noch keinem anderen Gebirge gesehen. Mit uns sind nun auch Hirten mit ihren Schafen und Ziegen auf der Straße. Der Mai neigt sich dem Ende und die Tiere werden auf die Sommerweiden in den Hochgebirgslagen getrieben.
Nach dem Anstieg erreichen wir ein Hochplateau. Die Piste ist von starkem Wellblech geprägt, doch die Ausblicke entschädigen.
Kurz darauf trifft die Straße wieder auf die Hauptroute M41. Dort lohnt sich ein weiterer Abstecher zum Bulunkul. Nicht nur der See, auch die Strecke dorthin liegen fantastisch. Etwas dahinter gibt es einen putzigen Mini-Geysir.
Um in Richtung kirgisischer Grenze zu kommen, müssen wir zurück auf die M41. Sie zeigt in diesem Abschnitt die tunnelartigen Verwerfungen, die wir oben beschrieben haben. Die Landschaft verändert sich langsam und das Plateau weitet sich, während die Farben heller und wärmer werden – trotz der drohenden Gewitterwolken.
Über den Ak-Baital-Pass
In Murgab haben wir eine Höhe von 3.600 Metern erreicht. Der Containermarkt bietet sich an, um ein paar Vorräte aufzustocken. Was gehandelt werden kann, wird sich hier finden. In so einer abgeschiedenen Ecke der Welt darf allerdings keine allzu große Auswahl erwartet werden.
Hinter dem Dorf beginnt ein erneuter Anstieg. Gleichzeitig kommt die Grenze zu China immer näher und wir fahren lange Strecken an einem hohen Stacheldrahtzaun entlang, der das Grenzgebiet markiert. Immer weiter geht es hinauf. Der höchste Pass des Pamir Highway, der Ak-Baital-Pass (11) mit 4.655 Meter über dem Meeresspiegel wartet auf uns. Wir sind gespannt, wie wir und unser Auto mit der Höhe zurechtkommen werden. Während wir uns die Straße hochwinden, habe ich das Gefühl, dass mir die dünne Luft etwas mehr zusetzt als unserem Fahrzeug. Ich verspüre einen leichten Schwindel, während der Leistungsverlust am Auto nicht der Rede Wert ist. Zum Glück vergeht das Schwindelgefühl schnell wieder als wir den Berg hinabfahren.
Der Karakul
Hat man den Ak-Baital-Pass erfolgreich hinter sich gebracht, geht es wieder 600 Höhenmeter hinab zum größten See Tadschikistans. Karakul bedeutet auf deutsch schwarzer See. An dessen Südende gibt es einen Offroad-Pfad, der direkt zum Ufer führt. Das letzte Stück ist etwas herausfordernder zu befahren. Dort verbringen wir unsere letzte Nacht in Tadschikistan.
Auch am nächsten Morgen auf unserem Weg zur Grenze haben wir noch für lange Zeit wunderschöne Blicke auf den See. Die Landschaft berührt uns. Sie erinnert uns etwas an das südamerikanische Altiplano, mit dem Unterschied, dass hier Yaks und keine Alpakas grasen.
Ein letztes Mal werfen wir einen Blick zurück auf das Gebirgsmassiv und auf eine der schönsten und spektakulärsten Routen, die wir je gefahren sind.
Über den Autor: Wenn ihr mehr von Dagmar und Oliver lesen wollt, dann schaut doch mal auf ihrem Blog goneforadrive.com vorbei. Übrigens findet ihr die beiden auch bei Instagram.
Zum ersten Teil vom Abenteuer Pamir Highway
Zum ersten Teil des Abenteuer Pamir Highway geht es hier: Tadschikistan: Abenteuer Pamir Highway – Teil 1.
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© Fotos: Oliver Neumann