Die enorme Vielfalt an Blogs und Vlogs zum Thema Fernreise und hierzu tauglichen Fahrzeugen dokumentieren es mehr als eindeutig: auch oder gerade wegen der Pandemie ist die Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer ungebrochen. Dennoch werden wohl auch nach dem Ende der Reisebeschränkungen viele weiterhin ihr Verlangen nach der großen Auszeit durch Berichte und Clips am Bildschirm befriedigen: Nicht zuletzt der offensichtliche, nicht abschätzbare Wust an notwendigen Vorbereitungen wirkt abschreckend und entmutigt die Meisten, den ersten Schritt zu wagen. Dabei sind es genau diese, die sich bequem von Zuhause aus kategorisieren und recherchieren lassen – und somit greifbar werden. Wir geben einen Überblick für euren Plan zur langen Offroad-Reise.
Das Interesse an individuellen Langzeitreisen ist nicht nur ungebrochen, sondern findet eine wachsende Fan-Gemeinde. Einmal einfach los fahren, den Alltag hinter sich lassen, sich nur dem Abenteuer der Straße, wilden Landschaften und exotischen Kulturkreisen hingeben – davon träumen vermutlich die meisten, die eine der attraktiven Overlander-Messen vor dem Lockdown besuchten und hier die entsprechenden Fahrzeuge angeboten bekommen, welche Freiheit und Unabhängigkeit suggerieren.
Die Besucherzahlen der großen Veranstaltungen zum Thema stiegen bis zur Pandemie stetig, die Auftragsbücher renommierter Ausrüster sind übervoll, fast wöchentlich drängen neue Anbieter auf den boomenden Markt. Dennoch wissen viele der Aussteller um die große Differenz zwischen der immensen Zahl der Interessenten auf ihren Ständen und den daraus tatsächlich resultierenden Aufträgen.
Augenscheinlich stirbt für viele der Traum recht schnell wenn sie nach der Veranstaltung wieder Zuhause sind. Das mag zum einen an den doch stattlichen Preisschildern des Angebots liegen, zum Anderen jedoch auch an dem scheinbar unüberwindbaren organisatorischen Fragen, die in den verschiedensten Bereichen auftauchen und die ein solches Unterfangen rasch absolut undurchführbar erscheinen lassen.
Diese Vielfalt an Fragen ist jedoch schnell entzerrt und wandelt sich zu einer handlichen und individuellen Liste, wenn sie in drei grundlegende Kategorien eingeteilt wird:
- Finanzen
- Reisende/ Reiseziel
- Reisefahrzeug
Mit diesen drei Punkten könnt ihr anfangen, euren Plan zur langen Offroad-Reise zu schmieden.
Punkt 1 im Plan zur langen Offroad-Reise: Wie dick muss das Portemonnaie sein? Die Finanzen im Blick
Wen interessieren die Umstände der Finanzierung nach einem spannenden Reisebericht nicht? Wie machen die Protagonisten das? Die Frage nach der Finanzierung einer Langzeitreise aber auch die Frage nach dem zu veranschlagenden Budget für ein solches Unternehmen sind wohl jene, die vielen als erstes in den Kopf kommen.
Ganz klar ist: Unterwegs sein kostet Geld und wenn man nicht beabsichtigt während der Reise zu arbeiten, so ist es notwendig vor der Abreise ein gewisses finanzielles Polster anzusparen. Dessen Umfang fällt allerdings höchst unterschiedlich aus und hängt in erster Linie von den Präferenzen, Bedürfnissen und Reisezielen der Reisenden ab.
Redet man von den unmittelbaren Kosten, so wird in diesem Zusammenhang gerne von Tages- oder Monatssätzen pro Kopf gesprochen. Die unmittelbaren Kosten sind quasi der variable Anteil der entsteht, weil man unterwegs ist wie z.B. Verpflegung, Visagebühren, Verschiffungskosten, Treibstoff, Ersatzteile… etc.
Nicht dazu gehören zusätzlich anfallende, individuelle Belastungen wie z.B. Kranken- und Rentenversicherung, Kosten für Miete der Wohnung in der Heimat, etc. Aber wie setzen sich die Tagessätze der unmittelbaren Kosten zusammen und was sind die Kostentreiber?
Wo liegen die versteckten Kosten-booster?
Als erstes ist es die Reiseart:
Damit ist nicht nur das Fortbewegungsmittel gemeint. Natürlich spielt es eine erhebliche Rolle ob man mit dem Motorrad beispielsweise in den Oman reist oder mit dem MAN KAT 6×6. Die Differenz der Kosten für Treibstoff und die Verschiffung über die Straße von Hormus alleine geben dem Motorradreisenden vermutlich die Möglichkeit ein Jahr länger unterwegs zu sein.
Erheblich ist auch der Komfortbedarf: Sucht man jeden Abend einen Campingplatz auf, speist anschließend in einem schicken Restaurant und besiegelt den Tag mit einer leckeren Flasche Wein, so wird der Tagessatz deutlich höher ausfallen als bei jenem Overlander, der sich bei Anbruch der Nacht mit seinem Fahrzeug ein ruhiges Plätzchen im Busch sucht, um sich dort anschließend sein Abendessen aus lokalen Zutaten selbst zu kochen.
Auch das Reiseziel ist kostenentscheidend
Oft gibt es hier ganz erhebliche Unterschiede in fast allen Bereichen. Während beispielsweise ein Liter Diesel im Iran 3 €-Cent und ein Brot 30 €-Cent kostet, muss man für das Gleiche in Norwegen 1,50€ und 3,00€ bezahlen. Schnell wird klar was dies für eine Rundreise von 8.000 km bedeutet:
Bei einem Verbrauch von 12 l/100 km ergeben sich Mehrkosten in Norwegen von über 1.400€ nur für die Versorgung mit Treibstoff!
Natürlich ist auch die geographische Lage des Ziels ein erheblicher Faktor. Möchte man die Panamericana mit dem eigenen Fahrzeug befahren und dieses auch anschließend wieder mit nach Hause nehmen, dann muss für die Verschiffung das Budget bei einem Geländewagen von vornherein mindestens 4.000€ höher angesetzt werden – plus entsprechender Anzahl Flüge!
Eins wird deutlich: Will man die Tagessätze verschiedener Reisender vergleichen, darf man nicht nur die Ziffern gegenüberstellen sondern es gilt weit mehr Fakten zu beleuchten, um zu einem aussagekräftigen Schluss zu kommen.
Als Faustformel gilt…
Je länger man unterwegs ist, desto niedriger der Tagessatz, jedoch umso kostspieliger die Gesamtreise. Also, wie hoch muss man den Tagessatz nun ansetzen? Pauschal kann dies nicht beantwortet werden, aber auch hier gibt es eine grobe Richtschnur: Durchschnittlich kommt eine Zweiergruppe im Geländewagen mit 700-1.200€ im Monat gut zurecht – pro Person natürlich – Ausreißer in beide Richtungen nicht ausgeschlossen.
Kein Patentrezept gibt es hingegen bei der Anhäufung der entsprechenden Finanzmittel – hier werden wohl die meisten den Weg des Sparens und bereitwilligen Verzichts wählen, um den Traum in die Realität zu überführen.
Wie kommt unterwegs Bares vom Konto in meinen Geldbeutel?
Zu dem Punkt Finanzen gehören natürlich auch die Zahlungsmittel als solche. Traveller cheques sind schon lange nicht mehr das probate Zahlungsmittel im Ausland. Das hat seinen Grund: mittlerweile ist in den meisten Ländern eine bequeme Bezahlung mit der EC-Karte der Hausbank möglich, ebenso wie das Abheben von Bargeld an fremden Geldautomaten. Wo das nicht geht, schließt in der Regel eine gängige Kreditkarte (American Express, Visa oder Mastercard) die Lücke. Oftmals können auch online Payments durch entsprechende Plattformen wie beispielsweise paypal durchgeführt werden um größere Rechnungen wie Container- oder Hotel- und Flugbuchungen zu begleichen.
In wenigen Fällen sind jedoch manche Länder vom internationalen bargeldlosen Zahlungsverkehr ausgeschlossen. Grund hierfür können z.B. wirtschaftliche Sanktionen sein. Iran war beispielsweise bis zuletzt ein solches Land. Hier muss vor der Einreise der gesamte Bedarf an Geld in Cash und idealerweise in einer gängigen und im Reiseland beliebten Währung (US- Dollar oder auch Euro) mitgeführt werden.
Einmal eingereist kann dann im Reiseland gewechselt werden. Das ist sinnvoller als außerhalb zu wechseln, da meistens die Wechselkurse vor Ort erheblich günstiger sind und es gleichzeitig die Frage entschärft, wieviel Bargeld der entsprechenden Zielwährung eigentlich benötigt wird. Es ist wesentlich leichter auf der Weiterreise im Nachbarland Dollar oder Euro ggf. auch auf der Straße zu tauschen als beispielsweise iranische Rial.
Tipp: Bei den Telekommunikationskosten kann es leicht passieren in eine Kostenfalle zu tappen.
Hier ist unbedingt zu prüfen ob der heimische Mobilfunk Anbieter attraktive Tarife für das Zielland für Telefonie und Internet anbietet und wie hoch die anfallenden Gebühren bei einer Weiternutzung der deutschen Karte sind. Eine schnelle und meistens auch deutlich günstigere Alternative bietet die Anschaffung einer Prepaid SIM Karte des Ziellandes.
Punkt 2: Reisende/ Reiseziel
Diese Aspekte sind so eng mit einander verwoben, dass man sie als eine Kategorie betrachten kann. Gleichwohl ist diese vermutlich bei den Meisten auch die Umfangreichste auf der Planungsliste.
Hier werden zum einen ganz persönliche Gesichtspunkte der Reisevorbereitung betrachtet, wie zum Beispiel die Gesundheit.
Nicht erst seit Corona ist die Frage nach dem Impfpass wichtig: Gewährleistet der Impfstatus einen guten Schutz für die entsprechende Reisegegend? Hierbei sollten neben den eigenen Bedürfnissen auch die Anforderungen des Reiselandes beachtet werden. Einige Reiseländer verlangen bei der Einreise bestimmte gültige Impfungen wie z.B. Hepatitis A&B oder Gelbfieber, sicherlich zukünftig auch gegen Covid-19. Darüber hinaus helfen professionelle Beratungsstellen und auch der Hausarzt herauszufinden, welche Impfungen im Hinblick auf das Reiseziel und die Jahreszeit sinnvoll sind.
Diabetes, Brille, Hörgerät – chronische Erkrankungen nicht vergessen
Brauchen sie eventuell Medikamente die sie regelmäßig einnehmen? Ist eine Versorgung im Zielland sicher gestellt oder muss ein entsprechender Vorrat vorab beschafft und dieser ggf. sogar gekühlt mitgeführt werden?
Bei aller Fürsorge für den Notfall sollte man jedoch nicht die lokalen Regularien und Gesetze des Ziellandes außer acht lassen. Was bei uns eventuell ein zwar verschreibungspflichtiges, aber sonst eher harmloses Medikament ist, kann dort als Droge oder Betäubungsmittel eingestuft werden. Dies kann zu ernsten, strafrechtlichen Unannehmlichkeiten beim Grenzübertritt führen, falls die Zöllner bei einer sorgfältigen Kontrolle in die Medikamentenbox schauen. Nicht selten werden für diesen Zweck auch Spürhunde eingesetzt. Daher gilt: Gibt es Zweifel im Bezug auf die legale Einfuhr eines Medikaments, muss im Vorfeld gründlich der Sachverhalt geklärt werden, beispielsweise durch eine E-Mail an das betreffende Konsulat. Die Mitarbeiter dort vermitteln bei Unkenntnis im Regelfall zu einer entsprechenden Beratungsstelle.
Sind sie Brillenträger? Dann sollte eine Ersatzbrille im Gepäck nicht fehlen, da eine Neubeschaffung auch bei aktuellem Brillenpass im Ausland mitunter schwierig werden kann. Das gleiche gilt für Träger/innen von Hörgeräten.
Leiden sie unter einer chronischen Erkrankung? Ratsam ist eine Beschreibung dieser in der entsprechenden Landessprache um schnelle Hilfe im Notfall gewährleisten zu können, zum Beispiel bei Allergien.
Sind Ihnen die Gegebenheiten des Reiseziels bewusst? Tropische Hitze oder arktische Kälte sind nicht jedermanns Sache. Indonesien beispielsweise sieht auf den Fotos paradiesisch aus, allerdings bringen die vorherrschenden 40° Celsius in Kombination mit beinahe 100% Luftfeuchtigkeit den Kreislauf der meisten Europäer fast zum Erliegen. Daher ist es wichtig sich die Bedingungen vor Ort auch im Zusammenhang mit der geplanten Reisezeit zu vergegenwärtigen.
Was gibt’s zu sehen – was muss ich wissen?
Ein weiterer Punkt der persönlichen Reisevorbereitung ist die Bildung übers Reiseziel. Was möchte ich mir anschauen? Was gibt es zu sehen? Welche besonderen rechtlichen Bedingungen gibt es? Zu vielen Reisezielen gibt es ein umfangreiches Angebot an Reiseführern welche teilweise bereits unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Hier kann der Fokus auf kulturelle Highlights liegen, auf sog. „Geheimtipps“ oder einfach nur darauf, das Land möglichst günstig zu bereisen. Rezensionen im Internet helfen die richtige Auswahl zu treffen.
Deutlich aktueller, oft auch unterhaltsamer und dennoch informativ sind Reiseberichte über das Land oder auch Onlineblogs. Zudem bieten diese bei entsprechender Auswahl die Möglichkeit, das Land aus dem Blickwinkel eines fahrzeugreisenden Overlanders kennenzulernen.
In diesem Zusammenhang fällt auch die Planung der Reisedauer und somit die Dauer der Auszeit. Es ist essentiell sich einen Überblick über die Gesamtdistanz zu verschaffen und anschließend im Abgleich mit den geplanten Vorhaben im jeweiligen Reiseland einen groben Zeitbedarf zu kalkulieren.
Aber seien Sie großzügig: Oft kommt es unterwegs anders als man denkt. Pannen, nicht vorhandene oder unregelmäßige Fahrpläne für Züge und Fähren machen einem schnell einen Strich durch die Rechnung, genau wie eventuell bisher nie erlebte Straßenzustände oder der Verkehr darauf. Es ist daher sinnvoll genügend Puffer- und Ruhezeiten einzuplanen damit das große Abenteuer nicht zu einer Hetzjagd wird.
Fast untrennbar mit der Reisedauer ist auch die richtige Reisezeit im Zielgebiet verbunden. Offensichtlich ist es keine gute Idee von Oktober bis März eine Rundtour durch Alaska im eigenen Auto zu planen. Es sind aber nicht nur widrige Temperaturen, die einen großartigen Aufenthalt versauen können. Klimazonen bedingte Besonderheiten, wie beispielsweise der Monsun in Teilen Asiens oder die „wet season“ im Norden Australiens, sollten gleich bei der Planung des richtigen Zeitpunkts miteinbezogen werden, will man nicht mitunter vom ersten Tag der Reise an auf von Sturzbächen überfluteten Straßen festhängen.
Hier hilft es Klimakarten und Niederschlags-, sowie Tabellen der Durchschnittstemperaturen der Region zu studieren. Hier wird oftmals sehr schnell deutlich, wann man besser nicht oder nicht mehr dort sein sollte. Die hier beschriebenen Situationen sind natürlich Extreme des Wetters auf unserer Erde. Es reicht aber sich vorzustellen wie viel unangenehmer und eingeschränkter eine Reise durch Mitteleuropa im November und den Folgemonaten sein würde, verglichen zu den warmen und farbenfrohen Sommermonaten. Hier gibt es schlichtweg ein schlechtes Timing.
Um unnötigen Ärger zu vermeiden sollte sich auch umfassend über die „do and don’t“ informiert werden. Im Iran ist es beispielsweise für alle Frauen Pflicht in der Öffentlichkeit ein Kopftuch zu tragen. Nicht Beachtung dieser Regel führt zu empfindlichen Strafen. Um einen angenehmen Aufenthalt zu haben, ist es darüber hinaus ratsam, sich vorab über die kulturellen Gepflogenheiten und Benimmregeln zu informieren.
Mit Händen und Füßen: wie steht es um die Sprachkenntnisse?
Nicht überall kommt man mit Englisch oder Deutsch weiter. Für diejenigen die Spaß an Sprachen haben, kann ein Sprachkurs ein nützlicher, wenn auch längerfristiger Vorbereitungspunkt sein. Oft bringt es einen unschätzbaren Wert mit sich, wenn man in der Lage ist die Menschen im Reiseland in Ihrer Landessprache anzusprechen – insbesondere wenn Sie einmal Hilfe benötigen.
Dennoch wird die Angst vor fehlenden Sprachkenntnissen und die damit verbundenen Kommunikationsschwierigkeiten überbewertet. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist in vielen Teilen der Welt um ein vielfaches höher, als man dies aus der Heimat gewohnt ist. Selbst ohne eine gemeinsame Sprache wird mit Händen und Füßen oder auch bebilderten Hilfsbroschüren, welche alle gängigen Fragestellungen beinhalten (z.B. Point It), immer ein Weg gefunden das eventuelle Problem zu lösen. Auch installierte Übersetzungsapps helfen seine Wünsche zu äußern- auch wenn dadurch je nach Sprache mitunter unterhaltsame Missverständnisse entstehen.
Einen oder mehrere Pässe?
Die Formalitäten, die jeder Reisende vor und teils auch während der Reise zu erledigen hat sind recht vielschichtig. Die ausreichende Gültigkeit des Reisepasses ist genauso wichtig wie dessen Erfüllung der Standards zur Einreise ins Zielland. In Deutschland ist es möglich bei entsprechender Begründung mehrere Reisepässe zu besitzen. Das ist in vielerlei Hinsicht sinnvoll:
Einerseits besteht durch einen zweiten Reisepass die Möglichkeit auch von unterwegs aus im Heimatland Visa für die Weiterreise zu beschaffen. Manche Länder bestehen auf die Beantragung des entsprechenden Eintrags im Heimatland, gewähren aber andererseits oft nur kurze Gültigkeitszeiträume, die wiederum eine Beantragung vor der Abreise sinnlos machen. Durch einen zweiten Pass kann dieses Problem gelöst werden.
Andererseits gibt ein zweiter Pass ein gutes Gefühl, falls der eigentliche einmal verloren geht oder gestohlen wird. Somit sind sie immer noch in der Lage sich auszuweisen. Zu guter Letzt gibt es einige Staaten die Einreisestempel anderer Staaten nicht akzeptieren oder durch deren Vorhandensein unnötige Komplikationen verursachen. Auch dies kann mit einem zweiten Reisepass umgangen werden.
Das Thema Visabeschaffung führt im Allgemeinen zu Abschreckung da hier oft erheblicher bürokratischer Aufwand und Fremdsprachenkenntnisse erwartet werden. In der Tat trifft dies nur noch auf sehr wenige Reiseziele wie z.B. China zu. Sollten dort Berührungsängste bestehen können auch sämtliche Visa für die geplante Reise durch Agenturen beschafft werden, entsprechendes Kleingeld für diesen Service vorausgesetzt.
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Visavergabe, insbesondere für Mitteleuropäer, in den letzten Jahren vereinfacht und liberaler wurde. Bei vielen Staaten ist das Visum bei der Ankunft an der Grenze erhältlich, manchmal sogar kostenlos. Bei einigen weiteren kann das Visum bequem und schnell online erworben werden. Es ist hilfreich sich genau zu informieren, welches Visum tatsächlich vorab in der Heimat beschafft werden muss und welches sich vielleicht unterwegs z.B. im Nachbarland des Ziellandes besorgen lässt. Das macht den Reiseverlauf deutlich flexibler und stressfreier, bedeutet allerding oft etwas Wartezeit vor Ort.
Versicherungen: welche sind ratsam?
Ein weites Feld der Vorbereitungen im Zusammenhang mit den Reisenden ist der Punkt Versicherungen. Als erstes kommt einem hier wohl die Krankenversicherung in den Sinn. Als gesetzlich Versicherter endet der Krankenversicherungsschutz an den Grenzen der EU und auch innerhalb der EU ist er nach Übertreten der deutschen Grenzen für in Deutschland Versicherte nur befristet vorhanden. Abhilfe schafft hier eine Langzeit-Auslandskrankenversicherung, welche relativ günstig von verschiedenen Versicherungen angeboten werden und eine solide Grundabsicherung bietet.
Die deutsche Krankenversicherung muss für die Dauer des Auslandsaufenthaltes nicht weiter geführt werden. Hier ist unter dem Nachweis einer gültigen Auslandskrankenversicherung eine Abmeldung erforderlich. Die letzte deutsche Krankenversicherung, welche vor der Reise zuständig war, ist verpflichtet Sie nach der Heimkehr auch wieder aufzunehmen.
Anders sieht das bei privaten Krankenversicherungen aus. Diese bieten für ihre Mitglieder oft einen weltweiten Krankenversicherungsschutz. Der Vorteil hierbei ist, dass man als Patient oftmals einen höheren Standard erwarten kann (falls im Zielland überhaupt vorhanden). Nachteilig wirken sich die deutlich höheren Beitragskosten aus. Außerdem ist der Auslandskrankenversicherungsschutz auch bei den privaten Versicherungen oftmals zeitlich z.B. auf ein Jahr befristet.
Möchte man also länger unterwegs sein oder aber Kosten sparen, bietet hier die Anwartschaft oder eine Ruhendstellung der Versicherung Abhilfe. Dabei wird gegen eine Gebühr der Status des Versicherten eingefroren. Somit kann er nach der Rückkehr seine Versicherung wieder zu alten Vertragsbedingungen aufleben lassen ohne neue Konditionen verhandeln zu müssen.
Auch andere Versicherungen sollten auf Ihre Gültigkeit und auf etwaige Verpflichtungen des Versicherungsnehmers überprüft werden. Interessant ist beispielsweise, ob die private Haftpflichtversicherung oder die Rechtschutzversicherung auch im Ausland leistet. Falls nicht kommt eine Kündigung oder aber eine mögliche Erweiterung in Betracht, möchte man auf den entsprechenden Schutz nicht verzichten.
Falls der Hausstand in der Heimat beibehalten wird und für diesen eine Hausratsversicherung oder Wohngebäudeversicherung existiert, so ist die Versicherung über die Abwesenheit und deren Dauer des Versicherungsnehmers in den meisten Fällen zu informieren (Obliegenheitspflicht). Grundsätzlich sollten die Versicherungsgesellschaften deren Verträge auch während der Abwesenheit bestehen bleiben sollen, über die Reise und deren Dauer benachrichtigt werden.
Alle guten Dinge sind drei: das Reisefahrzeug
Bei diesem Themenblock geht es nicht um die oft diskutierte Frage welches Fahrzeug das perfekte Reisefahrzeug ist. Auch soll es nicht um die reisespezifische Ausrüstung des Vehikels gehen, sondern vielmehr um notwendige Reisevorbereitungen, die alle Fahrzeuge bei einer großen Tour betreffen, gleich ob Motorrad, Auto oder Lkw.
Hierbei treten drei Punkte in den Vordergrund:
- Die Fahrzeug-Versicherung
- Das Carnet-de-Passage
- Fahrzeugverschiffung
Betrachtet man die grüne Versicherungskarte der heimischen Kfz-Haftpflicht-Versicherung eines Fahrzeuges, so ist hier ersichtlich in welchen Ländern für das Kfz eine Haftpflichtversicherung besteht. In den meisten Fällen wird man hier feststellen, dass die Versicherer nach dem Verlassen des europäischen Kontinents keinen Versicherungsschutz gewähren.
Es steht nicht nur außer Frage, dass ein gültiger Haftpflichtschutz auch in fremden Ländern äußerst sinnvoll ist, vielmehr gestatten viele Staaten gar keine Einreise ohne den Nachweis einer gültigen Kfz-Haftpflichtversicherung.
Dieses Problem kann man auf zwei Wegen lösen: Stressfreier und somit ratsamer ist die Versicherung des Fahrzeugs bei einer der wenigen Versicherungen, welche sich auf den internationalen Versicherungsschutz von Reisefahrzeugen spezialisiert haben (z.B. Jahn & Partner). Hier wird nicht nur die Haftpflichtversicherung angeboten, sondern oftmals auch eine Kasko- oder Teilkasko-Versicherung, wodurch eine finanzielle Absicherung des Wertes bei Verlust, Zerstörung oder Beschädigung des Fahrzeugs gewährleistet ist.
Der zweite Weg ist individueller: Der Erwerb einer Haftpflichtversicherung welche nur für das jeweilige Land gilt. Dies geschieht unproblematisch beim Grenzübertritt. Die Vorteile dieser Lösung sind zum einen der Kostenvorteil, sowie die Sicherheit, dass die Versicherung von den Behörden im Zielland akzeptiert wird.
Nachteilig wirkt sich hingegen aus, dass die Versicherungspolicen meistens nur in der Landessprache verfasst werden und somit häufig das Problem auftritt, dass nicht erkennbar ist, wie hoch der Versicherungsschutz ist und in welchem Umfang dieser besteht oder an welche Bedingungen er geknüpft ist (z.B. wer fährt). Auch sind die Policen immer zeitlich befristet (z.B. einen Monat). Wird das Zeitfenster überschritten ist eine Verlängerung oft problematisch, teilweise sogar nicht machbar.
Während im Schadensfall die Frage nach dem richtigen Ansprechpartner bei der deutschen Versicherung leicht geklärt ist, bleibt dies bei der ausländischen in vielen Fällen offen.
Der Pass fürs Auto: das Carnet de Passage
Beim Carnet-de-Passage sieht die Sache viel einfacher aus: entweder man braucht es oder man braucht es nicht. Das Carnet ist ein Dokument, das eine zollfreie Einfuhr eines Kfz in viele Länder ermöglicht. Voraussetzung hierfür ist, dass die entsprechenden Länder sich an diesem Zollabkommen beteiligen.
Viele Staaten Asiens, sowie beinah alle Afrikas setzen diese Dokument zur Einfuhr des Fahrzeugs voraus, ebenso Australien. Beantragt wird das Carnet beim zuständigen Automobilclub des Heimatlandes, der auch darüber Auskunft gibt, in welchen Ländern es vorgeschrieben ist. In Deutschland ist dies der ADAC. Hier wird vor Ausstellung des Heftes eine Sicherheitsleistung hinterlegt, deren Höhe sich nach dem Wert des Reisemobiles richtet.
Das Carnet ist so aufgebaut, dass es bei richtiger Handhabung die einwandfreie Ein- und Ausfuhr des Fahrzeugs dokumentiert und somit als Beleg dient, dass in keinem bereisten Land ein nachträglicher Anspruch auf Verzollung erhoben werden kann. Nach der Heimkehr erhält man dann gegen Abgabe des Heftes seine eingezahlte Sicherheitsleistung zurück.
Ob für die Langfahrt das Carnet notwendig ist richtet sich allein nach der Route und den Ländern, deren Erkundung geplant ist.
Tipp: mittlerweile verlangen viele Länder die gar nicht am Zollabkommen beteiligt sind die Vorlage des Carnets. Der Grund ist nicht immer ersichtlich. Ohnehin kann man nicht auf einen routinierten Umgang der Beamten mit dem Dokument hoffen. Da im Falle eines fehlerhaft gestempelten Carnets die Sicherheitsleistung einbehalten werden kann, ist man gut beraten an den Grenzen das Heft nur auf Verlangen vorzuzeigen und dessen Handhabung genau zu überwachen.
Ab in den Container: Hier oder am Ort der Verschiffung buchen?
Soll die Reise jenseits des europäischen Kontinents beginnen oder auch im Verlauf eine Verschiffung des Fahrzeugs notwendig werden, bietet sich an, auch diesen Punkt vor Reisebeginn detailliert zu planen.
Während dies bei einem Reisestart in Übersee ohnehin unumgänglich ist, kann es vorteilhaft sein erst vor Ort den Transport zu organisieren, falls die Passage im späteren Reiseverlauf erfolgt. Der Grund ist eine viel höhere zeitliche Flexibilität für den Reisebeginn. Somit wird Stress und Termindruck vermieden. Containerschiffe sind heute beinahe mit Paketboten Zuhause vergleichbar: die Schiffe verkehren nach eng getakteten Fahrplänen und Routen zwischen einer unüberschaubar großen Anzahl von Häfen und transportieren ihre „stählernden Pakete“ oft äußerst termingerecht und trackbar. Zudem kann die Verschiffung bei einer Buchung vor Ort deutlich kostengünstiger ausfallen, da weniger Agenturen an der Vermittlung beteiligt sind. In diesem Fall sollte allerdings mit längeren Wartezeiten gerechnet werden. Jedoch kann dies durch eine geschickte Routenplanung beinah vernachlässigt werden.
Bleibt die Frage wie lange das Abarbeiten all dieser organisatorischen Punkte dauert? Realistisch sind zwei bis drei Monate wenn man sich neben seiner täglichen Arbeit ambitioniert um diese Punkte kümmert.
Danach heißt es einsteigen, Motor starten und los fahren. Euer Plan zur langen Offroad-Reise ist wahr geworden. Vielleicht wird man vorher noch einmal über eine der großen Messen schlendern können. Dieses Mal aber nicht zum träumen – sondern um noch flott das letzte Ausrüstungsutensil einzukaufen.
Über den Autor: Je abgelegener desto lieber: Seine Leidenschaft gilt dem Abenteuer des Fernreisens, insbesondere in menschenleere Gegenden unserer Erde. Seit vielen Jahren macht Christian Ebener sich auf die Suche nach ursprünglichen und wilden Landstrichen um die Besonderheit dieser Orte zu spüren und diese in stimmungsvollen Bildern mit seiner Kamera fest zuhalten. Die Erlebnisse und Begegnungen, die sich auf den langen oft strapaziösen Wegen dorthin ereignen, erzählt er später in seinen spannenden Büchern, wie beispielsweise „Vier Quadratmeter Freiheit“ und Fünf Quadratmeter Freiheit. Dort erfuhr sich Christian Ebener die Erfahrungen für den Plan zur langen Offroad-Reise.
Christian Ebener im Web: christian-ebener.de
© Fotos: Christian Ebener und Doreen Kühr