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Schnell unterwegs - Der VR 4580 auf der Fenix Rallye 2021.
Schnell unterwegs - Der VR 4580 auf der Fenix Rallye 2021.

Bei der Fenix Rally 2021

Auf der ersten Fenix Rally in 2021 sind wir mit Ulrich und Brigitte vom Vision-Racing-Team und ich mit Ali von Team Dream Dakar dabei. Das VR Team startet mit dem Toyota VR 4580 in sein erstes Rennen, Ali und ich sind mit dem Land Rover Defender gestartet, mit dem wir 2015 schon auf der Dakar waren.

Die beiden Dream Dakar Teams. V.l.n.r. Daniel, Brigitte, Ulrich, Ralf, H.-C., Ali.
Die beiden Dream Dakar Teams.
V.l.n.r. Daniel, Brigitte, Ulrich, Ralf, H.-C., Ali.

Prolog zur Fenix Rally 2021

Seit der Dakar Teilnahme 2015 stand der Land Rover Defender 110er unbenutzt in der Halle und wurde von mir und der Firma re-Suspension wieder aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Wir wollen damit zur Fenix Rally 2021.

Ich bin in den letzten Jahren regelmäßig für verschiedenste Teams auf ebenso verschiedenen Fahrzeugen gefahren. Für Ali wird die Fenix Rally 2021 die erste Veranstaltung seit sechs Jahren werden.
Beide Teams packen ihre Autos mehr oder weniger in Eigenregie und fahren auch getrennt zu Hause los. Die eigentliche technische Vorbereitung hat die Firma re-Suspension geleistet. Wir treffen uns spät nachts auf der Autobahn bei Karlsruhe um von da aus gemeinsam Richtung Genua weiterzufahren. Ulrich und Daniel, der eine der beiden Mechaniker des Vision-Racing Teams, haben den VR 4580 hinter dem 105er Service Toyota auf dem Anhänger. Ich fahre den Land Rover Defender mit Brigitte, der Beifahrerin des Renntoyotas, auf eigener Achse zur Fenix Rally 2021 nach Douz. Im Schlepptau haben wir noch Klaus und Norbert mit ihrem Toyota HDJ80 aus Hamburg, die in der Adventure Class starten. Die beiden werden uns als sehr nette und gesellige Gefährten in Erinnerung bleiben.

Genua - Tunis, der Fenix-Rallye-Tross in Wartesztelllung.
Genua – Tunis, der Fenix-Rallye-Tross in Wartesztelllung.
Die Einreisabfertigung in Tunis.
Die Einreisabfertigung in Tunis.

Mein Fahrer Ali und Ralf von re-Suspension, der zweite Mechaniker des Toyotas, fliegen nach Tunesien und stoßen erst in Douz zu uns. Der Land Rover ist bis unter die Decke mit Ersatzteilen vollgestopft, es gibt weder eine Servicecrew noch ein Serviceauto.

Die Überfahrt mit der Fähre und die Einreise nach Tunesien gestalten sich unspektakulär, einzig die Corona-Auflagen sind diesmal eine Abwechslung. In Douz angekommen beziehen wir Freitag Quartier im Servicepark. Die Rallye wird von dort aus starten und auch wieder dorthin zurückführen. Der Servicepark ist ein von hohen Mauern und Stacheldraht umgebenes Areal, genau gegenüber des Hotels. Rund um die Uhr bewacht, muss sich niemand Sorgen um sein Werkzeug und die Ersatzteile machen.

Das Unterlagenpaket.
Das Unterlagenpaket.

Bürokratie und natürlich…Corona

Samstag stehen Papierabnahme und technische Abnahme auf dem Programm, jetzt wird es speziell. Bevor man zur Papierabnahme darf, muss jeder zum PCR-Test, durchgeführt vom Medical Team von RBI. Nach eineinhalb Stunden Wartezeit ist es soweit, die Proben aus den Nasenlöchern inklusive einer gefühlten Portion Gehirn sind abgegeben und es geht in die nächste Schlange vor dem Rennbüro. Hier gibt es noch ganz deutliches Verbesserungspotential seitens RBI, derartige Wartezeiten kenne ich bislang von der Balkan Rallye oder der Breslau Poland nicht.

Auf zum Corona-Test.
Auf zum Corona-Test.

Vorbereitung zahlt sich aus

Kaum drei Stunden später sind wir im Besitz unserer Aufkleber, des Tracking-Systems und der GPS-Halterung. Für alle Autos und die Side-by-Side wird ein Garmin Montana 700i vom Veranstalter bzw. Geotraq gestellt. Weitere GPS-Geräte an Bord sind nicht erlaubt – doch dazu später mehr.

Die technische Abnahme geht schnell, wir haben alle geforderten Stromanschlüsse für das Geotraq und das Garmin für beide Autos schon zu Hause vorbereitet. Die umfangreiche Checkliste wird abgehakt, wir haben im Vorfeld akribisch alle geforderten Dinge gemäß dem umfangreichen Reglement vorbereitet und erhalten nach wenigen Minuten die Startgenehmigung. Das habe ich bei F.I.A.-konformen Fahrzeugen auch nicht anders erwartet. Zur technischen Abnahme darf pro Auto nur ein Teammitglied erscheinen, das sagt das Covid 19 Protokoll des Veranstalters.

Das GPS-Gerät selbst wird es erst am nächsten Tag zum Start der Etappe geben, deshalb wird die abendliche 20 km Testrunde durch die Dünen von Douz ohne GPS gefahren. Das Studieren der im Netz bereitgestellten Anleitung muss reichen. Während der Testrunde zeigt sich aber schon, dass die Dichte der GPS-Punkte in den Dünen enorm sein wird.

Es geht los

Am Sonntag morgen ist der erste Start, Reihenfolge ist nach Startnummern bzw. Anmeldereihenfolge, einen Prolog zur Bestimmung der Startliste gibt es nicht. Wir starten als siebzehnte, Ulrich und Brigitte als sechsunddreißigste von achtunddreißig.

Los geht es durch sogenannte „Dunettes“, das sind kleine Dünen, die eher den Namen Sandhäufchen verdienen. Die sind zwar nicht hoch, dafür aber schön weich, die ersten Teilnehmer testen dort schon ausgiebig ihre Sandbleche und Schippen.

Die meisten Wegpunkte sind „Visible Waypoints“ WPV, das heißt sie sind im GPS als Punkt sichtbar und man kann darauf navigieren. Es gibt auch „Masked Waypoints“ WPM, diese gilt es nach Roadbook zu erreichen. Diese Wegpunkte sind nie im GPS sichtbar, Zeichen im Roadbook ist ein „M“. Ein Verpassen von beidem wird mit fünf Strafminuten geahndet.

Die dritte Wegpunktgattung sind WPC, das sind Kontrollpunkte an neuralgischen Stellen der Strecke, meist um Abkürzungen zu verhindern. Ein Verfehlen so eines Punktes gibt zehn Strafminuten.
Alle Punkte müssen in einem Radius von maximal 90 Metern angefahren werden damit sie validiert werden. Ansonsten gibt es besagte Strafzeiten. Von WPV zu WPV gibt es ausschließlich Kompasskurse, ca. 30 bis 50 Stück am Tag.

Typisches Rallye-Roadbook.
Typisches Rallye-Roadbook.

Ein bisschen wie Supermario

Das Spannende an der Geschichte ist, dass die WPV Punkte erst ab einem bestimmten Zoomlevel im GPS einen blauen Rand bekommen. In diesen blauen Rand muss man hineinfahren und den Punkt einsammeln. Das hat ein bisschen was vom alten Computerspiel Supermario. Jeder der schon mal versucht hat im Rennauto einen Touchscreen zu bedienen, weiß was das bedeuten kann: Das Tippen auf dem Bildschirm ist absolute Glückssache. In Verbindung mit Staub auf dem Display ist das noch weniger lustig. Jedes Wischen um etwas erkennen zu können beamt einen ins Nirvana. Da aber alle das gleiche Gerät benutzen müssen ist das kein besonderes Handicap, es nervt nur ziemlich.

Das Tagesergebnis ist ok

Das ist neben dem kommenden Freitag der einzige Tag, an dem nur eine Etappe gefahren wird. Wir rollen fast problemlos durch und werden sechzehnter. Einzig den abgebrochen Wischerhebel am Lenkrad muss ich abends Instand setzen. Der Toyota steht insgesamt fast 30 Minuten mit Elektrikproblemen, Schuld war ein Wackler im sündhaft teuren F.I.A.-konformen Not-Aus-Schalter. Dadurch laufen die E-Lüfter nicht vernünftig und die Fuhre verliert durch Überkochen 14 Liter der insgesamt 24 Liter Kühlwasser. Trotzdem beendet der Toyota die Tageswertung einen Platz vor uns.

Endlich Action auf der Fenix Rallye 2021
Endlich Action auf der Fenix Rallye 2021.

Montag bis Donnerstag werden wir jeden Tag zwei Etappen mit jeweils 110 km bis 150 km fahren. Zwischen beiden Etappen gibt es einen Tankpunkt für die Side by Side und eine Stunde Pause. Dort ist Service erlaubt und es gibt von einem lokalen Caterer mit halbmeter-langen, belegten Baguettes und Orangen zur Stärkung der Besatzung.

Hier mal wieder ein ausdrückliches Lob an die Orga, die meisten Gesichter kennen wir zum Beispiel schon von der Breslau.

Der Start in die jeweils zweite Tagesetappe erfolgt immer in Zieleinlaufreihenfolge der ersten Etappe ohne Regrouping.

Der zweite Tag ist für uns unspektakulär und endet auf Platz 21. Das Wegfahrsperren/Alarmsteuergerät zickt rum und wir fahren dauerhaft mit Warnblinker. Sieht komisch aus, macht aber nix.
Der Toyota fängt an diesem Vormittag an sich von Keilriemen anstatt von Diesel zu ernähren. In der Folge wieder Kühlprobleme, die Platz 32 am Ende des Tages bedeuten.

Verdrehte Sache.
Verdrehte Sache.

Ralf kauft daraufhin in Douz alle verfügbaren Keilriemen auf, die Ursache der Keilriemenrisse ist weiterhin unklar. Bei den nächtlichen Probefahrten sind die Riemen wechselweise abgesprungen, zerfetzt oder einfach so gerissen. Ein verbliebener Riemen saß sogar verkehrt herum auf seiner Riemenscheibe.

Ich zerlege nachts das Wegfahrsperrensteuergerät und setze das Relais des Impact-Sensors außer Betrieb. Jetzt denkt das Steuergerät zwar immer noch, das Auto wird gerade gestohlen, läuft aber dank ausprogrammierter Wegfahrsperre ohne zu hupen und zu blinken.

Der Rest der elektrischen Anlage, inklusive Warnblinker und Hupe funktioniert erfreulicherweise fehlerfrei. Um Mitternacht trinke ich noch ein Feierabendbier bei „Becker Touristik“, gehe duschen und falle ins Bett. Brigitte hat freundlicherweise mein Roadbook vorbereitet, so muss ich am Morgen nicht vollkommen blind losfahren. Zum Glück haben wir beide, durch die vielen F.I.A.-Veranstaltungen geprägt, einen sehr ähnlichen Stil der Vorbereitung.

Dienstag heißen die beiden Etappen „Cross Country“ und „Bumpy“

Heute gilt es schnelle und steinige Pisten, teilweise sind komplette Roadbookseiten übersät von „Triplecautions“ die fahrtechnisch und navigatorisch nicht ohne sind, zu bewältigen.

Hinter den „Trilpecautions“ verbergen sich meist Oueds, das sind ausgetrocknete Flussbetten, die wie mit einem Bagger in die Landschaft gefräst sind. Wenn man so ein Ding übersieht, ist die Rallye in aller Regel vorbei. Diverse Side-by-Side stehen mit abgerissenen Rädern regelmäßig am Rand.

Fenix Rallye 2021 - Oha! Jetzt heißt es aufpassen!
Oha! Jetzt heißt es aufpassen!

Unsere Navigation läuft perfekt, in diesem Terrain habe ich in anderen Autos schon Tagessiege eingefahren. Die reine Roadbooknavigation ganz ohne GPS-Hilfspunkte liegt mir. Wir werden Einundzwanzigste. Die Keilriemenserie des Toyotas wird noch durch eine verlorene Motorhaube ergänzt, macht Platz 24 am Ende des Tages.

Mittwoch Vormittag starten wir als 17. in eine kurze Etappe namens „Backtrack“. Viele schnelle Pisten kombiniert mit quasi unbefahrenen sandigen Pisten, bis auf ein 10 km langes Stück schön zu fahren. In genau diesem sandigen Gehoppel übersieht Ali eine steile kurze Düne und schlägt so stark ein, dass ich mich danach zunächst neu sortieren muss. Der Radmutternschlüssel reißt dabei aus seiner Halterung und liegt mit diversen Müsliriegeln und anderem Kleinkram aus den Türfächern bei mir im Fußraum. Beim Versuch mich zu sortieren, verfahre ich mich und der Toyota schlüpft unbemerkt an uns vorbei. Der hätte uns sowieso bald überholt, denn mehr als zwei Minuten hat der Verfahrer nicht gekostet.

Ulrich im Toyota VR 4580 hat sich mittlerweile an das Auto gewöhnt und kann die langen Passagen der Fenix Rally 2021 durchweg mit fast 160 km/h fahren. Das sind knapp 60km/h Vorsprung vor dem Land Rover.

Schnell unterwegs - Der VR 4580 auf der Fenix Rallye 2021.
Schnell unterwegs – Der VR 4580 auf der Fenix Rallye 2021.
Langsamer, aber hält mit, der Dakar-Defender.
Langsamer, aber hält mit, der Dakar-Defender.

Marathonetappe – Mit Schäden

Mittags dann ein kleiner Service bevor es in den ersten ersten Teil der Marathonetappe geht. Bestandsaufnahme des Einschlags: Lenkrad steht schief, der Kugelbolzen am Achsschenkel ist krumm und der rechte Anschlag des hydraulischen Bumpstops ist ziemlich kaltverformt. Also nix machen, einfach fahren! Der erste Teil der Marathonetappe läuft für beide Teams fehlerfrei. Traumhafte schnelle Pisten rund um den Parc Jebil und vor dem Zieleinlauf noch 20 km Sand mit einer kurzen Dünenpassage. Ali und ich kommen als Einundreißigste ins Camp, Ulrich und Brigitte als Einundzwanzigste. Zwei Plätze vor uns ein französischer Toyota HJ61 in quasi unrestauriertem Dakar 1986 Schrottzustand mit Rostlöchern. Schon peinlich, aber naja.

Der Biercopter auf den Fenix Rallye 2021.
Der Biercopter auf den Fenix Rallye 2021.

Die beiden Außencamps befinden sich im Camp Mars und im Camp Abdelmoula am Tafelberg Tembaine. Das hat Kapazitätsgründe, keines der beiden Camps bietet alleine genug Schlafplätze für alle Teilnehmer. In den Camps sind alle Crews servicetechnisch auf sich gestellt, Hilfe durch andere Personen als die Rennteilnehmer ist ausdrücklich untersagt.

Für Essen, Getränke und Zelte samt Bettzeug ist vom Veranstalter gesorgt. Da es dort keinen Alkoholausschank gibt, trinken wir erst einmal eine kalte Coca Cola. Diesen Missstand behebt die Orga umgehend und wirft aus dem Helikopter diverse Paletten Bier in den örtlichen Pool. Etliche Teilnehmer haben sich auch Zieleinlaufgetränke im Rennauto in übersichtlicher Anzahl mitgebracht.

Durch die willkürliche Zuordnung der Teilnehmer in die beiden 2 km voneinander entfernten Camps ergibt sich zum Einen die Möglichkeit sich beim Schrauben gegenseitig zu unterstützen, aber auch später mit Leuten am Lagerfeuer zu sitzen die man bis dato auf der Rallye nur aus der Ferne gesehen hat. Wie von Alex Kovatchev prophezeit, wird das ein echtes Highlight der Veranstaltung.

Uli, Brigitte und H.C. gönnen sich eine Erfrischung.
Uli, Brigitte und H.C. gönnen sich eine Erfrischung.

Kein Strom I.

Am Folgetag, dem Donnerstag geht die Erste Etappe in Richtung Ksar Ghilane, wo Serviceteam und Mittagessen auf uns warten. D.h. auf Ali und mich warten sie leider vergebens, exakt 4 km nach dem Start geht der Motor des Land Rover schlagartig aus und lässt sich nicht mehr starten.

Wir schicken über das InReach-System des Garmin eine Bergeanforderung ab, nachdem ein Versuch das Steuergerät auszulesen mit der Fehlermeldung „kein Kommunikationsaufbau zum ECU möglich“ endet. Ein zweites Steuergerät haben wir nicht dabei.

Da wir leider am weitest entfernten Punkt der gesamten Rallye stehen geblieben sind, schickt die Orga über Satellit die Meldung, dass es mit der Bergung länger dauern wird. Aus Langeweile fange ich an, den Sicherungskasten und das Steuergerät auszubauen und messe jede einzelne Leitung mit dem Multimeter durch. Da stellt sich heraus: Das Steuergerät bekommt keine Versorgungsspannung. Daher auch die fehlende Kommunikation zu Nanocom.

Kein Bild, kein Ton, es fehlt der Strom.
Kein Bild, kein Ton, es fehlt der Strom.

Ich ziehe eine fliegende Leitung quer durch das Cockpit und siehe da, die Kiste läuft wieder. Bis dahin sind aber drei Stunden vergangen und die Maximalzeit für die erste Etappe bereits überschritten.

Freudig über das Iridium-Netz des Garmin die Text, habe ich nioch schnell die Meldung an die Orga geschickt: Die Kiste läuft wieder, wir fahren auf Asphalt zurück ins Camp nach Douz.

Keine Kommunikation

Am Ausgang des Dünenfeldes direkt am Rand des Parc Jebil treffen wir auf den gelben MAN Kat von Achims Bergeteam. Die wollen gerade Luft ablassen um uns aus den Dünen zu fischen.
Leider ist unsere Absage der Bergung zwar bei der Race Control angekommen, wird von dort aus, sehr zum Ärger der Bergemannschaft, nicht weiterkommuniziert und die Jungs fahren fast 200 km umsonst in unsere Richtung.

Kein Strom II.

Nachdem wir uns in aller Form bei der Besatzung des Balai entschuldigt haben, fahren wir frohen Mutes auf kürzestem Weg Richtung Servicepunkt des Vortages. Ich navigiere uns über große Pisten zurück, quasi Luftlinie nach Nordwesten, dort endet die Pipelinepiste an der Teerstraße die zurück nach Duoz führt.

Glücklicherweise war ich schon oft in dieser Gegend unterwegs und kann mich ohne weiteres Kartenmaterial orientieren. An der Teerstraße angekommen, 35km vor Douz, gibt es aber wieder ziemlich dumme Gesichter. Abermals verstummt der Motor schlagartig

Diesmal ist die Fehlerdiagnose ohne Aussteigen möglich: Batterie Tiefentladen…

Keine Etappen

Was wir in der Euphorie des ersten Motorstarts übersehen hatten war, dass die Ladekontrollleuchte nicht ging. Wie es aussieht, hängt an dem weiß/grünen Kabel, das die Probleme verursacht, doch noch mehr als nur das Steuergerät. Aber wir befinden uns in Wurfweite eines Militärpostens, dort gibt es wieder GSM-Netz.

Freundlicherweise setzen sich Daniel und Ralf ins Serviceauto, das eigentlich nur für den Toyota bereitstehen sollte. Zur Erinnerung: Wir fahren ja ohne Service mit Ersatzteilen an Bord. So kommen wir am Seil ins Camp und haben an diesem Tag beide Etappen nicht beenden können.

Bedeutet Platz 35 von 36 verbliebenen Fahrzeugen. Der Toyota läuft heute problemlos, Brigitte navigiert das Team fehlerfrei als vierzehnte Ins Etappenziel – gelernt ist eben gelernt!

Fehlersuche

Nach Einbruch der Dunkelheit fange ich an den Fehler im Land Rover zu suchen, Erfolgsaussichten und Dauer der Reparatur sind vollkommen ungewiss. Nach diversen Messungen mit dem Multimeter mache ich den faulen Kabelstrang aus und beschließe, das schützende Wellrohr von Anfang bis Ende zu entfernen, es muss ein mechanischer Fehler sein.

Nach drei Stunden werde ich fündig. Das schützende Rohr hat auf 15 cm Länge die Isolierung der innenliegenden Kabel komplett zerstört. An dieser Stelle ist die Kabelführung und deren Befestigung absolut serienmäßig. Im Abstand der Rippen gucke ich bei mindestens acht Leitungen auf blankes Kupfer.

Jetzt wird alles gut! Nur noch reine Fleißarbeit, mit Isolierband alle beschädigten Stellen flicken, die in der Etappe abgeschnittenen Kabel am Steuergerät wieder anlöten und alles inklusive Armaturenbrett wieder zusammenbauen. Um 2 Uhr nachts ist die Kiste für den letzten Tag wieder einsatzbereit.

Selbst ist der Mann.
Selbst ist der Mann.

Wieder am Start bei der Fenix Rally 2021!

Freitag Morgen startet die letzte Etappe, für uns nur noch reine Formsache durchs Ziel zu fahren, die Platzierung ist vollkommen uninteressant. Die ersten 40 km geht es wieder durch unsere Lieblingsdunettes, wir werden wieder schlimm durchgeschüttelt. Am Dritten Tag war es so schlimm, dass ich wegen Kopfschmerzen morgens fast nicht aus dem Bett kam. Ich bin bestimmt 1.000 Mal mit dem Kopf seitlich in die Ohren des Schalensitzes eingeschlagen. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Fahrzeugen wühlen wir uns dank drei Torsensperren ohne anzuhalten durch den Sand. Vielerorts wird mal wieder massiv gesandblecht und geschippt.

Das Gerüttel in den kleineren Dünen ist so stark, dass sich regelmäßig das Display des Garmin auf den Kopf stellt. Selbst diese Kiste weiß nicht mehr wo oben und unten ist. Die restlichen 70 km sind dann mehr oder weniger schnelle Pisten, wir kommen von vielen Zuschauern beklatscht, im Kamelstadion durchs Ziel.

Vom Toyota mal wieder keine Spur, vermutlich ist der seit Stunden im Camp. Wie sich zeigen sollte, war meine Vermutung richtig: Der Toyota fährt einen Start-Ziel-Sieg. Übersetzt heißt das: 10 km gefahren, Kupplung rutscht, auf kürzestem Weg ab ins Ziel.

Fünf Minuten Strafe pro Wegpunkt und 15 Minuten pro maskiertem Wegpunkt geben ordentlich Striche auf dem Deckel. Wir beenden als Fünfundzwanzigste die letzte Etappe, der Toyota wird Vierunddreißigster. In der Gesamtwertung beenden wir die Fenix Rally 2021 auf Platz 28., der Toyota wird auf Platz 23.

Am Ende doch im Ziel. Das war die Fenix Rallye 2021.
Am Ende doch im Ziel. Das war die Fenix Rallye 2021.

Das Resumee der Fenix Rally 2021

Das Resumee der Veranstaltung ziehen wir während der fast 30-stündigen Fährüberfahrt. Der Toyota hat fahrzeugtechnisch und fahrerisch Potential, die erlittenen Pannen halten sich für den ersten Einsatz eines 100%igen Prototypen einigermaßen in Grenzen. Wenn die ausgemerzt sind, steht weiteren Einsätzen nichts mehr im Wege. Wir peilen die Teilnahme an der Breslau in der Cross Country Klasse an, wenn wir technisch am Ball bleiben, sollte das zu schaffen sein. 

Die Kritik an der Streckenführung die von einigen Teilnehmern geäußert wurde kann ich zwar nachvollziehen, aber wenn man coronabedingt nur um die Stadt Douz herum bewegen darf, gibt das Gelände einfach nicht mehr her. 

Die erste Fenix Rally war jedenfalls ein voller Erfolg und wir kommen gerne nächstes Jahr wieder.

H.C. Maurer hat bei uns auch schon über eine abenteuerliche Reise nach Afrika berichtet: Mit vier Mann und 2.800 Literns Sprit durch die Wüsten Afrikas.