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Der Defender aus James Bond Spectre nachgebaut von Graham Coster 4x4.
Der Defender aus James Bond Spectre nachgebaut von Graham Coster 4x4.

Der 007-Spectre-Defender aus Hildesheim

Der Landy ist nicht nur bei seinen treuen Fans beliebt, auch die Filmindustrie nutzt oft und gerne dieses Kultfahrzeug. Manchmal auch so, dass es fast keinem auffällt, wie es bei den City-Taxis im Film „Judge Dredd“ der Fall war. Ein jüngeres Beispiel für den Einsatz auf der Leinwand ist der James-Bond-Film „Spectre“. Dort wurde, wie in Skyfall auch, ein Defender 110 Crew Cab eingesetzt, diesmal von den bösen Jungs. Und er wurde ordentlich demoliert. Wem das im Herzen weh tut, der kann einen vollkommen intakten und zulassungsfähigen Nachbau des 007-Spectre-Defender bei Graham Coster 4×4 erwerben. Der Restaurations-Spezialist baute den Wagen so exakt nach, wie es die deutsche Zulassungsordnung erlaubt.

Manchmal packt Graham eine fixe Idee. Dann muss er diese umsetzen. So war es auch bei dem 007-Spectre-Defender, einem 110 Crew Cab. Vor einigen Jahren erwarb er einen verunfallten Land Rover Defender Td5 Station Wagon aus dem Jahr 2004 . Zunächst wusste er gar nicht, was er damit anfangen sollte. So blieb der Landy zunächst bei ihm stehen. Als Ende 2015 der 24. James-Bond-Film „Spectre“ in den Kinos erschien, kam ihm die Idee: „Den baue ich nach“.

Das passende Auto stand bereits in seiner Werkstatt. Gut, es war ein Td5 und kein Td4, aber das dürfte die meisten Landyfreunde nicht stören. Er und sein Mitarbeiter Toby begannen nun Bilder und Videos zu sichten, in denen das Fahrzeug abgebildet war. Möglichst originalgetreu sollte es werden. Aber auch zulassungsfähig, was hier und da Kompromisse bedeutete. Die Komplettrestauration konnte beginnen.

Vom 08/15-Defender zum Agentenjäger

Die Liste der Veränderungen ist lang. Den Bildern des Originals sind zwar viele Details zu entnehmen, was aber unter der Karosserie verändert wurde, liegt im Dunkeln. Daher konnte Graham sich hier austoben und seine Version eines 007-Spectre-Defenders umsetzen, der einer Agentenjagd würdig ist. Am Ende wurde so gut wie alles angepackt, verbessert und verändert.

Das Basisfahrzeug

Der originale Defender Td5 Station Wagon erlitt in einem Offroad-Park einen Totalschaden. Der linke Kotflügel konnte sich nicht mit einem Baum über die Weiterfahrt einigen. Die Folge: Rahmen verzogen, Bleche eingedrückt, Spritzwand krumm, Türen krumm. Totalschaden. Doch wie wir es aus Hollywood kennen, am Anfang des Films bekommt der schwer lädierte Held eine zweite Chance. Oder besser ein Angebot. Du darfst weiterleben, wenn wir ein paar Veränderungen an Dir vornehmen dürfen. So bekam auch der 110er ein neues Leben eingehaucht.

Schwer verwundet kam der Agentenjäger bei Graham Coster an.
Schwer verwundet kam der Agentenjäger bei Graham Coster an.

Karosse

Zunächst wurden alle beschädigten Teile ausgetauscht. Der Station-Aufbau kam runter und wurde durch eine neue Pick-Up-Wanne ersetzt. Der Rahmen wurde durch einen vollverzinkten neuen Rahmen von Richard Chassis ausgetauscht. Das reichte Grahams Ansprüchen aber noch nicht. Also wurden auch alle Türen, und zwar Rahmen und Beplankung, sowie die Spritzwand, die Cappings und alle Verbinungen zwischen Rahmen und Karosse abgebeizt und verzinkt.
Für den geeigneten Auftritt vor den Nobelhotels dieser Welt ist das ganze Auto in der neuen Evoque-Farbe „Santorini-Schwarz“ lackiert. Der Kühlergrill, die Plastikverblendungen der Frontlichter wurden dezent mit einem rauhen Schutzlack versehen.

Antrieb und Antriebsstrang

Der Td5-Motor wurde in Grahams Worten „dezent“ überarbeitet. Das bedeutet der Zylinderkopf wurde inspiziert und bekam eine neue Dichtung. Alle Schläuche wurden durch solche aus Silikon ersetzt. Die normalerweise unzugängliche Dieselpumpe ist nun über eine einfache Wartungsklappe zu erreichen. Der Ladeluftkühler wurde durch ein etwas größeres Modell ersetzt, der Ölkühler für das Automatikgetriebe gab hier die Grenzen vor. Die Auspuffanlage ist komplett aus Edelstahl.

Aus einen Discovery 2 wurde das Automatikgetriebe mit Verteilergetriebe genommen. Beides wurde zum Getriebespezialisten Ashcroft nach Großbritannien geschickt und dort überholt. Das Verteilergetriebe wurde auf Stage 2, also Heavy-Duty, umgerüstet. Von Ashcroft stammen auch die beiden Torsen-Ausgleichsgetriebe in den Achsen. Die Differenziale wurden „gepeggt“. Das Ashcroft-Pegging-System stützt den Tellerrad des Differenzials, so dass es unter hoher Last nicht seitlich weggedrückt werden kann.

Fahrwerk

Das Fahrwerk wurde durch eines von Trail Master mit ca 60 bis 70 Millimeter Höherlegung ersetzt. Eine Nachlaufkorrektur oder gekrümmte Längslenker sind für die Vorderachse nicht nötig, denn die verwendeten Swivel enthalten alle Korrekturen. Für die Hinterachse wurde auf gekrümmte Längslenker zurückgegriffen.

Die 30 Millimeter Spurverbreiterung machte auch gleich breitere „Augenbrauen“ notwendig. Die Bremszangen sind ebenfalls neu und die Bremsleitungen sind in Stahlflex ausgeführt.

Bei der Bereifung musste vom Original abgewichen werden. Die bulligen Reifen werden in Deutschland einfach nicht zugelassen. Also musste sich Graham hier mit den größtmöglichen zufrieden geben, die ohne weiteres gefahren werden können: BF Goodrich im Maße 285/75 R16 auf Borbet 8×16 Leichtmetall-Felgen.

Sicherheit

Nicht nur für die bullige Optik sondern auch für die Sicherheit der Insassen ist ein Käfig eine sehr sinnvolle Sache. Das Original gibt es vor, also bekam Grahams 007-Defender ebenfalls einen Safety-Devices Käfig in NA-Spezifikation (North America). Auf dem Käfig wurde der gleiche Safety-Devices Dachgepäckträger, der eigentlich für einen Defender 90 istt, montiert, an dem auch das „falsche“ österreichische Kennzeichen „IL 62734Z“ angebracht ist. Falsch, weil es das Stadtwappen von Wien zeigt, das Kennzeichen aber für „Innsbruck Land“ steht. Die Seiten werden durch eine Rock- und Treeslider-Kombination geschützt.


Beleuchtung

Um alles sicher im Blick zu haben sorgen zwei Nolden LED-Hauptscheinwerfer für die Ausleuchtung vor dem Fahrzeug. Zu ihrem Schutz, wenn es mal heftiger zugeht, sind Lampenschutzgitter angebracht. Das Kennzeichen am Dachgepäckträger wird von den vier Lightforce 160 Watt LED-Strahlern umringt, die auch im Film für ausreichende Ausleuchtung sorgten. Damit werden die Gegner mit 22.000 Lumen bis zur Handlungsunfähigkeit geblendet. Diese Scheinwerfer haben keine E-Kennzeichnung und wurden deshalb als Arbeitsleuchten geschaltet. Das Standlicht ist mit einem Relais und Widerstand versehen, um keine Probleme mit den im Heck verbauten LED-Rücklichtern zu bekommen. Die Blinker sind rundherum in weißer LED-Optik gehalten. Rücklichter, Rückfahrlicht und Nebelschlußleuchte ebenso.

Interieur

Ein vielgescheuchter Agent ist für jede Beqemlichkeit dankbar, die ihm eine kurze Zeit Ruhe und Entspannung verschafft. Neben dem Automatikgetriebe, dessen Discovery-2-Schalthebel durch die Konsole des NAS-Defenders lugt, tragen dazu auch die mit Elite Seat MK2 „Diamond Red XS“ Schalensitze von ExmoorTrim und das kleinere RAID-Lenkrad für die präzisere Handhabung bei. Der Lendenbereich des Fahrersitzes kann mit einer kleinen Pumpe an den Fahrer angepasst werden.

Damit jeder weiß, mit wem er es hier zu tun hat, ist in die integrierten Kopfstützen der Schriftzug „007“ in roter Farbe eingestickt. Die hintere Sitzbank musste zugunsten von zwei ExmoorTrim Highback Sitzen auf Sitzkonsolen und einer abschließbaren Cubby-Box, weichen. Der Dachhimmel und die Türverkleidungen sind mit abwaschbaren Alcantara-Kunstleder bezogen. So können jegliche Spuren, von was auch immer geschehen ist, problemlos beseitigt werden. Für die, in diesem Business unabdingbare, Diskretion, sorgen die getönten Scheiben.


Zusatzausstattung

Dieser Punkt darf bei keinem James-Bond-Fahrzeug fehlen. Eines sei gleich gesagt, wir dürfen hier keine Details über die streng geheimen Ausrüstungsgegenstände veröffentlichen, die der nationalen Sicherheit dienen. Die anderen führen wir selbstverständlich auf.

Von vorne nach hinten gesehen, fängt es mit der Warn-Zeon-Winde mit grauem Dyna-Seil und der Mantec-Windenstoßstange an. Das Bergeseil, welches so auffällig um die Frontpartie geschwungen ist, kommt vom Seilspezialisten Seilflechter.

Auch beim Schnorchel war eine Korrektur nötig. Nicht weil es den im Film verwendeten Schnorchel nicht gibt, nein, weil dieser eine Attrappe ist. Käfig und Schnorchel aus dem Film passen eigentlich nicht zusammen. Wer sich das einmal genauer ansieht, stellt fest, dass beim Filmauto der Schnorchel über dem Käfig liegt. Das wollte Graham zu Gunsten der Funktion nicht übernehmen und montierte einen funktionsfähigen Schnorchel.


Wie im Film auch, wurde auf eine Kotflügelantenne verzichtet. Sie könnte die Schauspieler verdecken, die wahrscheinlich sowieso keine Zeit zum Radiohören haben. Der spätere Besitzer dieses Autos möchte das hingegen vielleicht doch tun. Daher wurde auf dem Dach eine kleine, dezente Haifischflossen-Antenne angebracht.

Im Heck finden sich dann je ein Zusatztank für Diesel und Wasser, mit jeweils 67 und 42 Liter Fassungsvermögen. Die Heckstufe ist die des NAS-Defenders.

In der Pickup-Wanne befindet sich der Einfüllstutzen für den Wassertank. Die Heckscheibe ist mit einem Gitter vor Gefahren von hinten geschützt. Die Heckklappe kann wie eine Tür geöffnet werden und ist mit einem Dämpfer versehen. An ihr prangt, genauso wie vorne die edle „Range Rover Sport“-Variante des „Land Rover“-Emblems in schwarz, mit Edelstahlring.


Für die geheimen Zusatzsysteme, die Winde und anderen Verbraucher ist im 007-Spectre-Defender unter dem Fahrersitz ein IBS-Doppelbatterie-System eingebaut, welches dem Britpart-DA1174-System entspricht. Die Kontrolle darüber kann über das im Innenraum angebrachte Display ausgeübt werden.

In Kürze zu haben…

Graham Coster möchte sich in Kürze von seinem 007-Spectre-Defender trennen. Der Preis liegt bei exakt 77.007 Euro. Darin enthalten ist das wichtige Wiederherstellungsgutachten, welches sogar einen höheren Wert ausweist. Im Falles eines Schadens oder Diebstahls wird so der reelle Wert des Umbaus durch die Versicherung gezahlt und nicht der Zeitwert eines x-beliebigen Basisfahrzeugs gleichen Typs.

Die Schöpfer: Graham (links) und Toby (rechts) investierten rund 600 Arbeitsstunden.
Die Schöpfer: Graham (links) und Toby (rechts) investierten rund 600 Arbeitsstunden.

© Fotos: Graham Coster 4×4 und Matsch&Piste