Die Kalahari in Botswana und Namibia ist keine Wüste. Sie ist zwar sehr sandig, doch es handelt sich eigentlich um eine Trocken- oder Dornbuschsavanne. Das bedeutet, dass es dort in 10 Monaten nicht einmal regnet. In den restlichen beiden Monaten schon und das nicht zu knapp.
Für mich als selbstfahrender Abenteurer war es tatsächlich eine große Überraschung, dass ich nicht auf eine heiße staubige Landschaft traf, sondern auf eine schlammige Seenplatte. Denn Ende März, unmittelbar nach der Regenzeit im Norden Botswanas, steht die Savanne zum Großteil unter Wasser. Wohin das Auge reicht Sumpf, aus dem Wasser ragende Grasstengel und viele verschlammte Tümpel.
Aber ich fange einfach mal von vorne an. Als Afrika-Selbstfahrer ist für mich Botswana das gelobte Land. So groß wie Frankreich, aber mit nur 2 Millionen Einwohnern. Die Infrastruktur ist für Touristen ausgelegt und es gibt eine Menge Asphaltstraßen.
Zudem ist das Land im Südwesten Afrikas mit einer einzigartigen Naturlandschaft gesegnet. Dazu gehören der Kalahari Transfrontier Nationalpark und das Central Kalahari Game Reserve, das über 50.000 Quadratkilometer groß ist. Das sind 10.000 Quadratkilometer mehr als die Fläche von Dänemark.
Eine Selbstfahrer-Tour in Botswana ist mit einem gemieteten kalaharitauglichen Fahrzeug gut zu bewältigen. Natürlich ist einiges an Ausstattung nötig: Allrad, Dachzelt, Camping-Equipment, Langstreckentank und einiges mehr. Die meisten Autos dort sind Toyota Hilux, Land Cruiser oder Land Rover.
Johannesburg in Südafrika oder Windhoek in Namibia eignen sich gut als Startpunkt für die Tour durch die Kalahari. Botswana hat sich auf Selbstfahrer eingestellt. Tankstellen, Bankautomaten, Supermärkte, Campingläden und touristische Dienstleister aller Art sind überall zu finden.
Wir wollten quer durch das Central Kalahari Game Reserve (CKGR) fahren. Die Anfahrt hatten wir von Südosten geplant, im Nordwesten wollten wir wieder raus. Danach wollten wir nach Maun in den Norden Botswanas fahren.
Für die Anfahrt in das CKGR wählte ich ab Johannesburg die Route über Serowe in Botswana. Von dort geht es beim Örtchen Rakops direkt zum Matswere Gate des Schutzgebiets. Meine erste Erkenntnis: Das nächste Mal in Rakops übernachten und gleich morgens bis zum Gate fahren. Wir fuhren von Khama Rhino Sanctuary, von Serowe bis Rakops, dann zum Gate. Die Fahrt dauerte einfach viel zu lange.
Vom Gate wollten wir zur Sunday Pan fahren. Dort gibt es Campingplätze für Selbstfahrer. Das bedeutete über 100 Kilometer durch eine liebliche Seenlandschaft zu reisen. Auch der Weg, eigentlich mehr ein Track, schien aus einer unendlichen Abfolge von kleinen Teichen zu bestehen, die wir durchfahren mussten. Da brauchten wir für 50 Kilometer mal eben drei Stunden. Doch das machte uns nichts aus. Die Sonne strahlte und wir genossen die fantastische Graslandschaft.
Immer weiter fuhren wir von der Hochebene hinab ins Deception Valley. Der Weg, der diesen Namen eigentlich nicht verdient hatte, war ein einziger Morast. Wären hier Flamingos gewesen, hätte ich mich wie in den Everglades gefühlt. Mit mehr Glück als Verstand und in der Untersetzung meisterten wir auch diese Strecke.
Auf der anderen Seite des Deception Valley fuhren wir aus dem Tal hinauf Richtung Sunday Pan. Wir hatten 100 echt harte Kilometer hinter uns und der Campingplatz war schon fast in Sicht. Da passierte es. Zwei Kilometer vor unserem Ziel blieben wir in einem unscheinbaren Schlammloch stecken.
Den ganzen Tag hatten wir keine Menschenseele gesehen, also hofften wir gar nicht erst auf Hilfe. Sofort machten wir uns an das Ausgraben. Doch schon eine Viertelstunde später kamen Eva und Karel in ihrem Landy vorbei und zogen uns raus. Glück muss man haben! Was wäre die Alternative gewesen, wenn die beiden Helfer nicht vorbei gekommen wären? Graben, warten, übernachten und die Nerven behalten!
Nach diesem Intermezzo störte es uns auch gar nicht mehr, dass die Schilder zu unserer Campsite von Elefanten in der Steppe verteilt und somit nutzlos waren und dass die GPS-Koordinaten der Parkverwaltung nicht stimmten. Wir fanden unseren Weg auch so.
Die nächsten Tagen verbrachten wir in der Gegend um die Sunday Pan. Nachts hörten wir die Löwen brüllen, die sich tagsüber nie blicken ließen. Auf dem Campingplatz trafen wir noch einige andere Flutopfer und tauschten Geschichten aus. Dann verließen wir die Kalahari wieder. Diesmal ohne stecken zu bleiben. Obwohl Abstieg und Aufstieg aus dem Deception Valley auch auf dem Rückweg kein Zuckerschlecken waren.
Mein persönliches Fazit: Auf tiefem Sand außerhalb der Regenzeit macht das Fahren mehr Spaß, als durch Teiche zu waten. Und wer das nicht glaubt, sollte sich mal einige Schlammvideos von Kalaharitouren auf Youtube ansehen.
Ob es stimmt, dass man sich aus Tiefsand leichter alleine befreien kann, als im Schlamm, kann ich nicht sagen. Aber ich habe einiges gelernt auf der Reise durch die Kalahari:
- Die Luft aus den Reifen des Fahrzeugs zu lassen, hat einem enorm positiven Effekt im Wasser, Schlamm und auch im Tiefsand – das Fahrzeug gewinnt sehr an Grip.
- Überlegt euch vorab, wie ihr die Luft wieder in die Reifen bekommt, bevor ihr auf Asphalt kommt. Am besten einen kleinen Kompressor mitnehmen.
- In der Kalahari ist in den tiefen Pfützen der feste Untergrund dort, wo das Wasser steht, nicht am Rand. Es ist also sinnvoller, mitten durch den Teich zu fahren, als am Rand entlang. Kaum zu glauben, stimmt aber.
- Ebenfalls unbedingt zu empfehlen bei hohem Gras: Den Kühlergrill mit einem Gazeschutz abdecken, so dass sich im Motorraum das Gras nicht entzünden kann.
- In Botswana sind die Campingplätze nicht eingezäunt. Ja, genau, nicht eingezäunt. Alle Tiere der Umgebung können vorbeischauen. Also aufpassen, Elefanten und Löwen sind hier die größte Gefahr. Wobei im CKGR wohl eher die Löwen im Camp vorbeischauen.
- Die Campingplätze im CKGR verfügen über eine Toilette und eine Feuerstelle, aber nicht über Duschen, Wasserhähne geschweige denn einen Wasseranschluss.
- Die passenden Fahrzeuge (Toyota Hilux, Toyota Land Cruiser, Land Rover) für solch einen Trip könnt ihr über spezialisierte Vermieter wie Bushlore, Britz, Asco oder Maun4x4 mieten, inklusive Dachzelt und Camping-Equipment. Das geht in Johannesburg oder auch in Windhoek. Beide Orte sind anfahrtstechnisch ungefähr gleich weit vom CKGR entfernt. Zwei Tage Anfahrt solltet ihr einplanen.
- Ihr müsst alle Nahrungsmittel und das Trinkwasser für euren Aufenthalt mitnehmen. In der Kalahari gibt es keine Läden oder Tankstellen. Serowe, Ghanzi oder Maun haben große Supermärkte, dort könnt ihr eure Vorräte aufstocken.
- Tankstellen gibt es in Ghanzi, Maun oder Rakops.
- Dringend empfohlen: Ein GPS, eine Digital- und Papierkarte der Gegend beispielsweise von tracks4Africa.
- Denkt daran, die Eintritte in die Nationalsparks und die Übernachtungen auf den Campingplätzen vorab zu buchen und zu bezahlen. Ohne bezahlte Buchung werdet ihr am Eingangsgate des Game Reserve nicht in das Schutzgebiet eingelassen. Die Buchungen können bei der botswanischen Nationalparkverwaltung in Maun oder über Agenturen gemacht werden. Das geht auch online oder übers Telefon.
Über den Autor: DC Loew ist als planetenreiter mit seinem gleichnamigen Reiseblog hauptsächlich in Lateinamerika, Europa und Afrika unterwegs. Irgendwann wird er auch mal nach Asien und Australien fahren, aber in Botswana und Tansania gibt es halt wahnsinnig viel zu sehen und zu erleben! Eine Tour wie die hier im Text geschilderte organisiert der Autor selbständig. Autofahren durch unwegsames Gelände in Afrika macht ihm Spaß, es darf halt nichts passieren, was über das Wechseln eines Reifens hinausgeht. Neben dem Reisebloggen ist die Naturfotografie in den Safarigebieten Afrikas die größte Leidenschaft des Autors. Und da geht es ihm wie Prinz Harry: Wenn er erwachsen ist, will er Wildlife Photographer werden!
Wer mehr über das richtige Verhalten auf Safaris wissen will, der sollte noch diesen Artikel von DC Loew lesen: Botswana-Camping: Tipps und Infos für deine Camping-Safari
Fotos: © DC Loew, planetenreiter