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Lada Niva Gas-Umbau

Fahrzeugvorstellung: Lada Niva Gas-Umbau

Geld sparen und trotzdem Spaß haben?

Am Rande des Lada Niva Treffens im Mammutpark komme ich mit Thomas Höchenberger, 1. Vorsitzender der LADA NIVA IG Deutschland e.V.,  über seinen Lada Niva Gas-Umbau ins Gespräch. Schnell sind wir in den Vor- und Nachteilen und technischen Details vertieft und der Umbau entpuppt sich als interessante Angelegenheit. Wir stellen euch den Lada Niva Gas-Umbau vor.

Gasbetrieb im Kraftfahrzeug

Gas-Umbauten von Kraftfahrzeugen gibt es seit langem. Wobei es DEN Gas-Umbau nicht gibt. Grundsätzlich kommen zwei verschiedene Gase zum Einsatz. Einmal das Compressed Natural Gas (CNG), also komprimiertes Erdgas als Alternative zu Benzin und andererseits das Liquefied Petroleum Gas (LPG) oder auch Autogas genannt. Autogas ist ein flüssiges Gemisch aus Butan und Propan-Gas.

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts standen verschiedene Antriebsarten im Wettbewerb zueinander. Es wurde in unterschiedliche Richtungen geforscht und entwickelt auch in Sachen Gasantriebe. Die Entwicklung ist keinesfalls neu. Schon in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts fuhren Fahrzeuge mit erdgasähnlichen Gasen, beispielsweise Klärgasen, Holzgasen oder dem sogenannten Stadtgas aus der Kohlevergasung. Und auch heute werden Kraftfahrzeuge mit Erdgas oder ähnlichen Gasen, beispielsweise Agrargas betrieben.

Das Autogas oder LPG ist in den Eigenschaften dem Benzin sehr ähnlich, daher ist der Umbau eines Otto-Motors gut machbar. LPG wechselt bei atmosphärischem Druck, also dem gewohnten Normaldruck von etwa 1013 hPa oder einem bar, den Aggregatzustand zu gasförmig und verflüssigt sich bereits bei einem Druck von etwa 10 bar wieder. So kann es einfach in einem Tank gespeichert und große Mengen können gut transportiert werden. Das Verhältnis von flüssig zu gasförmig beträgt etwa 1 zu 250. In Deutschland sind rund 330.000 PKW mit Flüssiggasanlagen ausgestattet, Tendenz rückläufig.

Fahrzeuge die auf Gas umgebaut sind oder ab Werk für den Gasbetrieb ausgeliefert wurden, können entweder LPG oder CNG tanken und damit betrieben werden, ein Mischen oder Wechseln ist nicht möglich.

Der Lada Niva als Umbaubasis

Der Lada Niva wurde in den 1970er Jahren auf Basis eines PKW als Geländefahrzeug für ländliche Gebiete entwickelt. Der Niva stammt zwar ursprünglich aus der UdSSR, doch wurde er auch in anderen Regionen, wie beispielsweise Europa, schnell zu einem beliebten Geländefahrzeug und in Deutschland erfreut sich insbesondere dreitürige Basismodell nach wie vor großer Beliebtheit unter den Geländewagenfreunden. Neben dem 3-Türer gibt es viele weitere Karosserieformen, sogar Pick-ups wie das von Micha, was wir euch kürzlich vorgestellt haben.

Thomas hat einen Lada Niva Gas-Umbau (Modelljahr 2021). Die Basis ist das 3- Türer Modell mit dem bekannten 1,7 Liter Benzinmotor, welcher über die Jahre immer weiterentwickelt wurde und mittlerweile die Schadstoffklasse Euro 6 erfüllt. Das Fahrzeug hat 1.690 ccm Hubraum und holt daraus 83 Pferdestärken.

Er hat sich zu diesem Umbau entschieden, weil er auch mit einem LADA umweltbewusst unterwegs sein will und dabei auch noch Geld sparen kann.

Der Lada Niva Gas-Umbau

Bei diesem Lada Niva Gas-Umbau sprechen wir vom Umbau eines modernen Einspritzers. Umbauten für Vergasermodelle sind natürlich ebenso möglich. Der Niva hat eine Saugrohreinspritzung. Multipoint oder Singlepoint – je nach Baujahr.

Thomas hat sich für einen Umbau des Herstellers Zavoli entschieden. So ein Umbau mit einem deutlichen Eingriff in den Motor sollte in einer spezialisierten Fachwerkstatt erfolgen. Ein guter Betrieb gibt auch Garantie auf seine Arbeiten. Das kann wichtig sein, insbesondere wenn das Fahrzeug noch Werksgarantie hat. Den hier gezeigten Lada Niva Gas-Umbau hat das Autohaus Hütter in Walldorf bei Meiningen vorgenommen.

Vom Gas-Umbau sehen wir am fertigen Fahrzeug äußerlich nicht viel

Häufig wird dabei ein Zusatztank für das LPG in der Reserveradmulde im Heck installiert. Dies scheidet beim Lada Niva aus, da das Reserverad original unter der Motorhaube platziert ist und dies bei vielen Nivas schon anderen Umbauten weichen musste. Thomas Lada Niva ist mit einem Gastank unter dem Heck ausgestattet. Dieser fasst 60 Liter, trägt kaum auf und verringert die Bodenfreiheit nur minimal. Wichtig zu wissen ist es dabei, dass ein LPG-Tank nur rund zu 80 Prozent befüllt werden darf wegen der möglichen Ausdehnung des Gases. Dafür wird der Tankvorgang automatisch bei Erreichen des korrekten Füllstands gestoppt.

Die Montage des Gastanks im Heck erfordert jedoch eine andere Anhängerkupplung (auf dem deutschen Markt sind nur noch die dazu benötigten Varianten von GDW erhältlich und haben 1.900 kg Zuglast) sowie eine Verlegung des Abgasstranges und einen Verzicht auf den Mittelschalldämpfer.

Lada Niva Gas-Umbau
Die Montage des LPG-Taks erfordert eine Modifizierung des Abgasstranges und eine andere Anhängerkupplung.

Im Cockpit befindet sich ein kleiner Schalter zum Umschalten von Gas- auf Benzinbetrieb und umgekehrt. Dieser dient gleichzeitig als Füllstandsanzeige für den Gastank.

Lada Niva Gas-Umbau
Tankanzeige und Umschalter im Cockpit.

Der Umbau dauert in der Fachwerkstatt etwa zwei bis drei Tage und kostet rund 3.000 Euro inklusive der erforderlichen TÜV-Abnahme für die Eintragung in die Fahrzeugpapiere.

Lada Niva Gas-Umbau
Blick auf den Motor.

Oft werdet ihr lesen oder hören, dass ein auf Gas umgebautes Fahrzeug nicht Autobahn – beziehungsweise vollgasfest sei und es gar zu Leistungsverlust kommen kann. Das ist bei diesem Umbau anders. Zum Kühlen werden je nach Fahrzustand beim Gasbetrieb zusätzlich geringe Mengen Benzin eingespritzt und die Minderleistung ist in einem Bereich der nicht spürbar ist.

Fahren und Tanken

Das Fahren das Lada Niva Gas-Umbaus ist unspektakulär. Starten und Fahren funktioniert genauso wie bei einer reinen Benziner-Variante. Die Regelung übernimmt die Steuerung der Gasanlage. Gestartet wird das Fahrzeug im Benzin-Modus, da für den Gasantrieb eine Motortemperatur von etwa 35 Grad Celsius erreicht werden muss. Dies ist bereits ca. zwei Minuten der  Fall und der Motor wird mit LPG betrieben. Ein Umschalten ist auch manuell möglich.

Getankt wird an LPG-Tankstellen. Für die Befüllung gibt es einen separaten Anschluss am Fahrzeug. Oft werdet ihr diese hinter der Stoßstange oder unter dem Heck sehen. Keine schöne Lösung gerade bei einem Geländewagen, der auch mal im Matsch unterwegs ist.

Bei Thomas Niva ist dies besonders schön gelöst und der Tankanschluss für die Gas-Befüllung ist direkt neben dem Benzineinfüllstutzen hinter der serienmäßigen Tankklappe untergebracht. Für das Betanken können verschiedene Adapter erforderlich sein, denn die Systeme sind in Europa nach wie vor nicht einheitlich.

Lada Niva Gas-Umbau
Sauber und schön gelöst – der Einfüllstutzen befindet sich neben dem Benzineinfüllstutzen.

In Deutschland nutzen wir den ACME-Adapter. Es handelt sich um einen Schraubanschluss, der die Verbindung zur Gaszapfpistole herstellt. Der DISH-Adapter ist ebenfalls ein Schraubanschluss und ihr benötigt in beispielsweise in Italien, Griechenland und zahlreichen Balkanländern. Dann gibt es noch einen Bajonett-Adapter. Er kommt beispielsweise in den Niederlanden zum Einsatz. Ihr seht schon, wer mit seinem Gas-Umbau reist, sollte mit einem guten Sortiment Adaptern ausgerüstet sein.

Einen Überblick, welcher Adapter in welchem Land erforderlich ist, findet ihr beispielsweise auf der Internetseite des Generalimporteurs der Zavoli Gasanlagen.

Der Tankvorgang ist im Prinzip so einfach wie bei einem Benziner oder Diesel

LPG-Zapfsäule ansteuern, Tankdeckel und die Schutzkappe des Befüllanschlusses öffnen. Anschließend den erforderlichen Adapter einschrauben. Auf diesen Adapter kommt die Zapfpistole (verschraubt oder mit Bajonett, je nach Typ).

Dann wird der Tankhebel der Pistole festgestellt (wie bei einer üblichen Zapfpistole). Zum Starten des Tankvorganges muss an der Säule nun ein Taster betätigt werden. Dieser muss während des gesamten Tankvorganges gedrückt bleiben (Sicherheitsabschaltung beim Loslassen, „Totmannschaltung“). Ist der Tank voll, so stoppt der Tankvorgang automatisch. Der Taster kann losgelassen, der Zapfhahn entsperrt und abgenommen werden. Nun den Adapter entfernen und die Öffnungen verschließen. Das Tanken dauert auch nicht viel länger als bei Benzin.

Das Autogas-Tankstellennetz ist in Deutschland und auch einigen anderen europäischen Ländern vergleichsweise dicht und bei der Reichweite des Ladas von immerhin 350 Kilometern im Gasbetrieb sollte das problemlos sein. Reicht es mal nicht, steht immer noch der Benzinantrieb zur Verfügung. Also alles wie gewohnt.

Lada Niva Gas-Umbau
Beim Tanken kommen verschiedene Adapter zum Einsatz.

Wartung

Eine gute Wartung aller Fahrzeugkomponenten ist unabdingbar. Auch die Komponenten der Gasanlage müssen regelmäßig gewartet werden. Bei dieser Autogasanlage müssen alle 25.000km die Gasfilter getauscht, das Drucksystem geprüft, die Gasrails gereinigt, das Zündsystem kontrolliert und vieles mehr.

Wagen wir eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

Dabei fällt natürlich als erstes schon beim Vorbeifahren an einer Tankstelle der unterschiedliche Preis von Gas und Benzin auf. Nehmen wir einen Preis für Superbenzin (95 Oktan, E5) von etwa 1,75 Euro je Liter an (der durchschnittliche Preis im August 22 betrug in Deutschland 176,99 Eurocent) und einen Preis von rund einem Euro für den Liter LPG (entspricht etwa dem Durchschnittswert von Mitte Juni bis Mitte September, aktuell ist er etwas höher).

Der Lada Niva mit Gas-Umbau von Thomas verbraucht durchschnittlich 10 Liter Benzin oder 12 Liter Gas jeweils auf 100 Kilometern. Das ergibt – bei den oben genannten Annahmen – im Benzin-Modus Kraftstoffkosten von 17,50 Euro und Gaskosten von etwa 12 Euro, also eine Ersparnis von 5,50 Euro oder rund 30%. Klingt gut, oder?

Übrigens, falls ihr euch wundert, warum der Volumenverbrauch im Gasbetrieb etwas höher ausfällt als bei Benzin. Dies liegt daran, dass der Energieinhalt von Autogas bezogen auf das Volumen unterhalb dem von Benzin liegt.

Wir haben uns natürlich die Frage gestellt, ab wann sich der Lada Niva Gas-Umbau amortisiert

Betrachten wir nur die Kosten für den reinen Umbau (ohne Wartung und etwaige Reparaturen), so ist dies hier nach etwa rund 50.000 Kilometern der Fall.

Hinzu kommen noch die Steuerersparnis und teilweise Vorteile bei der Fahrzeugversicherung. Doch der Reihe nach. Halter von LPG-Fahrzeugen genießen derzeit noch einen Steuervorteil, der auf Basis des geringeren CO2 Ausstoßes gewährt wird. Erdgasumbauten werden übrigens länger gefördert, da noch weniger CO2 Ausstoß und nahezu keine Feinstaubemission. Der Umbau ist jedoch deutlich aufwändiger und damit teurer (Hochdrucksystem und größerer Tank erforderlich). Beim hier gezeigten Fahrzeug ist der CO2-Ausstoß von 233g auf 200g verringert.

Noch etwas zur Ersparnis: Je nach Versicherung und Einstufung bekommt ihr bei der Umrüstung auf Autogas auch bei der Versicherung einen Nachlass (je nach SF-Klasse, verschiedene Rabatt-Modelle, Jahreskilometer, etc.). Bei Thomas belief sich die jährliche Ersparnis auf 45 Euro. Diese Anlage hat sich bei einer Fahrleistung von 20.000 km pro Jahr in zwei Jahren bezahlt gemacht.

Vor- und Nachteile des Lada Niva Gas-Umbaus

Die Vorteile des Lada Niva Gas-Umbau liegen auf der Hand und sind nicht nur auf die direkte Kostenersparnis pro 100 Kilometer reduziert. Durch das Zwei-Tank-System verdoppelt sich im Prinzip die Reichweite, was auf Touren ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist. Die Anlage ist einfach zu bedienen, das Betanken ist genau so einfach wie mit Benzin. Die Verfügbarkeit ist in vielen Reiseländern kein Problem und sollte LPG nicht verfügbar sein, dann fährt der Lada eben mit Benzin. Übrigens, kann es auch genau umgekehrt laufen, nämlich in Ländern wo LPG viel weiterverbreitet ist als in Deutschland.

Gibt es auch Nachteile? Als Nachteile sind das Zusatzgewicht von etwa 25 Kilogramm, der nicht unerhebliche Umbauaufwand mit den damit verbundenen Kosten, zusätzliche Wartung und die durch den Tank im Heck leicht reduzierte Bodenfreiheit zu nennen. Im Winterbetrieb benötigt die Anlage ca. fünf bis sechs Minuten um auf die Vorheiztemperatur zu kommen.

Zur Versorgungssicherheit und Preisentwicklungen in der Zukunft können wir hier verständlicherweise keine verlässlichen Aussagen machen.

Praxiserfahrung und Fazit

Mit steigenden Benzinpreisen und dem Bewusstsein etwas für die Umwelt zu tun kann Thomas den Umbau nur empfehlen. Klar kostet es am Anfang erst einmal Geld. Doch die Kosten sind vergleichsweise schnell wieder eingespart und er kann für rund 60 Euro volltanken.