Wer schon einmal auf Island war, weiß dass es dort bereits im Sommer sehr kühl werden kann. Daniela und Ulli waren mit Freunden und ihren Syncros im Herbst auf Island unterwegs und konnten dabei ein ganz besonderes Schauspiel miterleben.
Starker Regen empfängt uns, als wir im Hafen von Seydisfjördur von der Fähre fahren. Der Himmel wirkt fast schwarz. „Was machen wir nur hier?“, schießt es mir plötzlich durch den Kopf. Zwei Wochen Island inklusive Fähre und das im Herbst? Wir, das sind Ulli und ich mit unserem T3 Syncro und unsere Freunde mit einem T4 Syncro. Es ist bereits unser fünfter Besuch auf der Insel, aber das erste Mal im Herbst.
Der Zollbeamte mahnt uns eindringlich: „Heavy rain in the south part of iceland“. Kein Problem, wir hatten ohnehin vor, erstmal ins Hochland zu fahren. Als erstes mussten wir nun mit unserem T3 (Lundi) die Passstraße rüber nach Egilstadir schaffen. Schon ganz schön anstrengend für einen 70 PS Turbodiesel. In Egilstadir heben wir Geld bei der Bank ab, kaufen ein paar Lebensmittel, und organisieren eine isländische SIM-Karte für unsere Handys.
Über die Ringstraße fahren wir bis zur Abzweigung der 923 Richtung Brú. Endlich wieder Schotter unter den Rädern. Leichter Regen fällt vom Himmel, doch je weiter wir ins Landesinnere kommen, desto freundlicher wird es.
Bei Brú fahren wir auf die F910. Eine schöne Piste für unsere Island-Newbies, da die Furten alle kurz und flach sind. Am Wegesrand wechselt sich Lava mit Lava ab. Mal als scharfkantige Felsen, mal als loses Geröll, dann wieder Lava, die aussieht, als wäre sie gerade erst erstarrt. Die Vegetation ist mehr als spärlich.
Seitdem wir von der Ringstraße abgebogen sind, sind wir keinem Auto mehr begegnet. Es scheint, als wären wir völlig alleine im Hochland unterwegs. Wir erreichen die großen Flussläufe Kreppá und Jökulsá á Fjöllum. Das Gletscherwasser schießt in milchigblauen Strömen an uns vorbei. Wir sind heilfroh, dass über diese Flüsse jeweils feste Brücken führen.
Nach einer endlosen Fahrt durch die Einsamkeit erreichen wir die Abzweigung zur F903 zum Kverkfjöll, unserem Übernachtungsplatz. In der unwirtlichen Lavalandschaft sehen wir immer wieder kleine grüne Oasen. Die Sonne steht am stahlblauen Himmel. Die Hütte am Kverkfjöll ist bereits ins Sichtweite. Aber es scheint, als kämen wir dort niemals an. Die Kilometer schleichen dahin. Dann erreichen wir endlich die Hütte. Doch statt Freude macht sich Enttäuschung breit. Die Hütte hat den Winter über geschlossen.
Der eiskalte Wind brennt wie Feuer im Gesicht. Wir stellen die Wagen in den Schutz der großen Hütte. Auf dem fest installierten Grill grillen wir unser frisch gekauftes Lammfleisch. Essen müssen wir dann im Auto, der Wind ist einfach zu stark. Die Sonne versinkt mit einem großem Schauspiel über dem Vatnajökull und verheißt eine sternenklare Nacht.
Ein leichtes Kribbeln macht sich in meinem Bauch bemerkbar, heute könnte ein lang gehegter Traum endlich wahr werden: Nordlichter. Ich baue mein Stativ und die Kamera auf und lege die Fernbedienung bereit. Nachdem sich die Sonne endgültig verabschiedet hat, habe ich den Eindruck einen leichten grünlichen Schimmer zu sehen. Ich reibe mir die Augen. Der Schimmer wird dichter, er wandert und erscheint an wechselnden Stellen am Himmel.
Ich bekomme eine Gänsehaut. Alles fühlt sich auf einmal unwirklich an. Schnell springe ich in meine Jacke und laufe mit der Kamera nach draußen. Eisige Kälte empfängt mich, der Wind ist deutlich stärker als am Nachmittag. Dennoch schaffe ich es, das Stativ in einer relativ windgeschützten Ecke aufzubauen. Inzwischen haben die Nordlichter richtig losgelegt, Wellen, Bänder und Spiralen aus grünem Licht wechseln sich am Himmel ab. Ich weiß nicht, wohin ich gucken soll.
Immer wieder erschüttern Windböen das Stativ und vernichten so die Aufnahmen. Die Nordlichter verändern schnell ihre Position, zwischendurch habe ich das Gefühl, dass sie mich umkreisen. Nach einer guten Stunde ist das Spektakel vorbei. Erst jetzt merke ich, wie mir die Kälte in die Glieder gekrochen ist. Durchgefroren aber glücklich steige ich ins Bett.
Am nächsten Morgen sind wir zeitig unterwegs. Die Sonne steigt gerade hinter den Hügeln auf. In den Mulden liegen noch Frost und Raureif. Der Wind ist verschwunden und es liegt eine wunderbare Ruhe über dem Land.
Heute wollen wir zur jüngsten Lava auf der Insel dem Holuhraun-Lavafeld nördlich des Vatnajökull. Wir fahren ein kurzes Stück zurück und folgen am Abzweig nach Hvannalindir der F902 geradeaus und biegen später auf die F910 Richtung Askja ab. Die Herdubreid, die Königin der isländischen Vulkane, begleitet unseren Weg. Kurz vor Mittag erreichen wir die Hütten von Dreki. Auch hier ist niemand zu sehen.
Auf der F910 fahren wir weiter Richtung Dyngjujökull. Am Horizont entdecken wir Dampfwolken. Das muss das neue Lavafeld sein. Ein kleines Hinweisschild beim Fluss Svartá weist uns den Weg. Wir folgen der Sandpiste und erreichen nach zwei Furten einen provisorischen Parkplatz. Ein kurzer Pfad lädt uns zu einem Spaziergang über das Lavafeld ein. Wir sehen wie ein Gletscherfluss des Dyngjujökull unter der Lava hindurchfließt. Dabei erhitzt sich der Fluss auf 50 Grad. Am Ende vermischt er sich wieder mit seinen kalten Seitenarmen, um so wohl einen der größten Hot-Pots Islands zu bilden. Ich bin beeindruckt von der unglaublichen Kraft der Natur an diesem Ort.
Wir fahren weiter Richtung Myvatn, heute Abend wollen wir dort übernachten. Zum ersten Mal im Hochland kommen uns drei Autos entgegen. Es sind Freunde von uns, die mit ihren VW-Bullis mit der gleichen Fähre nach Island gekommen sind. Der Weg aus dem Hochland führt uns über die F88 Richtung Herdubreid. Bei Herdubreidarlindir kommen wir an eine Furt. Sie ist tief, sollte aber gut zu schaffen sein.
Nach kurzer Zeit erreichen wir die Ringstraße beim Berg Hrossaborg. Auf dem Campingplatz bei Reykjahlid gesellen wir uns zu einen weiteren T3 Bulli aus Berlin. Die Sonne neigt sich Richtung Horizont und auch an diesem Abend sind die Aussichten auf Nordlichter wieder groß.
Ich packe meine Fotoausrüstung und steige auf den nächsten Hügel. Wie gestern beginnt die Lichtershow noch bevor die Sonne komplett verschwunden ist. Diesmal intensiver und interessanter als am Abend zuvor. Zwischendurch sieht es so aus, als ob ein Ufo über mir kreist. Wahnsinn! Es weht nur eine leichte Brise, was das Fotografieren deutlich einfacher macht. Nachdem die Nordlichter verschwunden sind, sinke ich glücklich ins Bett. In der Nacht wache ich mehrmals auf und sehe immer wieder die ein grünes Glühen am Himmel.
Am nächsten Morgen fahren wir über die Ringstraße südlich des Sees Myvatn über Laugar zum Godafoss. Der Götterwasserfall zählt zu den größten Wasserfällen Islands. Das Wasser des Skjálfandafljót stürzt über einer Breite von ca. 30 m etwa 12 m in die Tiefe. Der Sage nach soll der Gode Porgeir um das Jahr 1000 n. Chr. nach der beschlossenen Übernahme des Christentums als Staatsreligion die letzten heidnischen Götterbilder in den Godafoss geworfen haben.
Wir fahren auf der Ringstraße weiter durch Akureyri, der Hauptstadt des Nordens, durch das Öxnadalur über die Öxnadalsheidi nach Varmalidh. Auf einem Campingplatz oberhalb des Ortes übernachten wir schließlich. In dieser Nacht zeigen sich die Nordlichter nur ganz leicht.
Nach einem kleinen Zwischenstopp in der Werkstatt folgen wir am nächsten Tag der Kjölurroute (35) entlang vieler Seen und dem Blöndulón, einem großen Stausee, zurück ins Hochland. Neben der Piste sehen wir die ersten vereiste Pfützen.
Tief hängende Wolken begleiten uns für den Rest des Tages. Wir machen einen kurzen Abstecher nach Hveravellir, einem Geothermalgebiet östlich des Langjökull. Bereits beim Aussteigen schlägt uns der Gestank fauler Eier entgegen: Schwefel. Überall steigen kleine und größere Wolken aus der Erde.
Es gibt hier Heißwasserquellen, etwa die von Sinterterrassen umgebene Bláhver (dt. „Blaue Quelle“), Fumarolen, Stellen aus denen Wasserdampf austritt und die fauchende Solfatare, wie der Öskurhöll (dt. „Brüllender Hügel“), aus denen neben Wasserdampf auch Schwefel aus der Erde kommt. Im Sommer sind hier hunderte von Touristen unterwegs, heute sind wir ganz alleine mit den Naturwundern.
Unser heutiges Etappenziel ist der Kerlingarfjöll, ein vulkanischer Gebirgszug mitten im Landesinnern südwestlich des Hofsjökull. Nach dem Abzweig auf die F347 endet unsere Fahrt ziemlich schnell an einer Wasserdurchfahrt. Von der ehemaligen Brücke ist nichts mehr übrig geblieben. Da wir unschlüssig sind, ob wir die Durchfahrt riskieren wollen, drehen wir um und fahren auf der 35 Richtung Süden.
Als wir eine unbewohnte Hütte neben der Piste entdecken, halten wir an und bauen unser Nachtlager auf. Der Himmel ist aufgeklart und die letzten Strahlen der Abendsonne versuchten erfolglos uns zu wärmen. Unser Atem erinnert an die Dampfwolken, die wir morgens noch im Thermalgebiet gesehen haben. Auch in dieser Nacht, sind nur ganz wenige Nordlichter zu sehen.
Als wir aufwachen, sehen wir, dass sich über Nacht ganz viele Eiskristalle auf der Windschutzscheibe zu uns gesellt haben. So schön sie auch sind, mit unser Standheizung verscheuchen wir sie schnell. Heute geht es Richtung Süden. Die Wolken scheinen direkt über der Piste zu hängen und lichten sich nur langsam je weiter wir Richtung Süden kommen. Die Bergkuppen rechts und links der Piste haben über Nacht eine weiße Mütze bekommen.
Schon von Weitem kündigt Gischt unser morgendliches Ziel, den Gullfoss, an. Der Parkplatz, auf dem sonst Dutzende von Touristenbussen parken, ist wie leergefegt. Ganz allein machen wir uns auf den Weg zum goldenen Wasserfall, der durch den Fluss Hvítá gespeist wird. Er besteht aus zwei Kaskaden, die rechtwinklig zueinander stehen. Von der zweiten Stufe stürzt das Wasser in eine Schlucht, die eine Tiefe von 70 Metern erreicht. Beeindruckt stehen wir oberhalb der Schlucht und betrachten das Wasser, das mit unglaublichem Getöse hinabfällt.
Als nächstes fahren wir zum Hochtemperatursystem am Fuß des Laugarfjall. Hier gibt es eine Vielzahl von heißen Quellen, unter anderem die Geysire „Großer Geysir“ und Strokkur. Der Strokkur bricht sehr zuverlässig alle 5-10 Minuten aus und ist der Star in diesem Gebiet. Nachdem wir den Geysiren eine Weile beim Ausbrechen zugesehen haben, machen wir uns auf den Weg zum heutigen Campingplatz in Laugaland. Laut rufende Schwäne folgen uns eine Zeit lang. Neben der Straße sehen wir satte grüne Wiesen und kleinere Höfe. Vorbei ist es mit der Einsamkeit des Hochlandes.
Am nächsten Morgen finden wir in den Mulden ein paar Schneeflocken. Auf der Ringstraße fahren wir weiter Richtung Osten. Tiefe Wolken und leichter Nieselregen sind heute unsere Begleiter. Da das Wetter auf den Vestmannaeyjar, den Westmännerinseln, wesentlich schöner sein soll, machen wir uns auf den Weg dorthin. Die Inseln südlich der isländischen Küste sind vulkanischen Ursprungs und bestehen aus 14 Inseln, 30 Schären und 30 Felsen. Mehrmals täglich fährt ein Schiff von Landeyjahöfn nach Heimaey, der größten und einzigen bewohnten Insel.
Als wir am Hafen ankommen, sehen wir, dass die nächste Fähre erst nachmittags zur Insel gehen soll. Da die Campingplätze auf der Insel Heimaey im Oktober nicht mehr geöffnet haben, ist uns die Zeit auf der Insel zu kurz und wir entscheiden uns weiter entlang der Südküste zu fahren.
Wir besuchen den Seljalandsfoss, einen der schönsten Wasserfälle Islands. Auf einem rutschigen Pfad gehen wir hinter den Wasserfall und blicken durch ihn durch, wie durch einen nassen Vorhang. Fasziniert stehen wir am Fuße des Wasserfalls und lassen uns von der Gischt durchnässen.
Endlich durchbricht die Sonne die Wolkendecke und es wird langsam schöner. Die Straße führt uns entlang des Eyjafjallajökull Richtung Dyrhólaey. Kurz vorher zweigt rechts eine kleine Piste zum Sólheimarsandur ab. Am 21. November 1973 musste eine amerikanische DC-3 wegen Spritmangels am Strand notlanden. Das Wrack liegt noch heute an der Küste, nur wenige Meter vom Atlantik entfernt.
Hohe Wellen, starker Wind und schönster Sonnenschein begleiten unseren weiteren Weg. Der südlichste Punkt Islands, das Cap Dyrholaey liegt nur einen Steinwurf entfernt. Die Spitze des Kap bildet ein Felsentor, durch das Boote fahren können. Von oben haben wir eine hervorragende Aussicht über das Meer und auf den in Wolken verhangenen Mýrdalsjökull. Im Osten sehen wir die Reynisdrangar, die schwarzen Felsnadeln vor Vík.
Blick auf die Felsen beim Cap Dyrholaey
Am Reynisfjall bewundern wir die gleichmäßigen Basaltstelen, die stummen Zeugen der Entstehungsgeschichte Islands. Der Legende nach sollen die drei schwarze Felsen Skessudrangur, Landdrangur und Langsamur Trolle sein, die nachts ein Schiff an Land bringen wollten, aber von den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages versteinert wurden.
Reynisdrangar, die schwarzen Felsnadeln vor Vík
Wir fahren noch einmal um den Hausberg der Víker herum auf den dortigen Campingplatz. Auch wenn dieser schon geschlossen hat, bietet er trotzdem einen guten Punkt zum Übernachten. Zum Abschluss eines herrlichen Tages gibt es köstlich gegrilltes Lamm, ein paar Regentropfen und danach einen wunderschönen Regenbogen.
Am nächsten Tag wollen wir den Blick auf die Südküste genießen und fahren nach einigen Kilometern links die 214 Richtung Myrdalsjökull in die Küstenberge hinauf. Das Tal des Múlakvísel öffnet sich vor uns und gibt den Blick Richtung Süden frei. Doch dicke Regenwolken versperren uns die Sicht. Leichter Nieselregen setzt ein und wir fahren die Ringstraße weiter Richtung Osten.
Durch das Mýrdalssandur, entlang der Eldhraun fahren wir nach Kirkjubaejarklaustur. Von dort fahren wir gleich weiter in das Skeidarársandur. Bei gutem Wetter könnten wir links den Vatnajökull sehen, doch die dicken Wolken lassen nur ab und zu einen Blick auf den Fuß des Gletschers zu. Die Wasserläufe in der weitläufigen Sanderfläche sind nicht immer nur zahme Läufe. Deshalb überqueren wir zahlreiche Stahlbrücken, die bei größeren Gletscherläufen in der Vergangenheit schon öfter zerstört wurden. Ein Mahnmal südlich von Skaftafell aus verbogenen Brückenteilen erinnert an den großen Vulkanausbruch der Grímsvötn und der darauffolgenden Flutwelle im Jahr 1996. Ein leichter Schauder läuft mir über den Rücken, wenn ich mir die zerstörerische Kraft der Kombination von Wasser, Felsen und Eisblöcken vorstelle.
Wir biegen ab zum Skaftafell-Nationalpark. Dort ist der Campingplatz auch im Herbst geöffnet. Da wir heute nur wenig gefahren sind, ist es erst 14:00 Uhr als wir auf dem Campingplatz ankommen.
Nach dem Aufstellen der Bullis mache ich mich alleine auf den Weg zu einer kleinen Wanderung zum Svartifoss, dem schwarzen Wasserfall. Hier stürzt der Stórilækur (großer Bach) über eine Felskante, die von Basaltsäulen wie Orgelpfeifen eingerahmt wird und fließt weiter ins Vestragil.
Flussabwärts folgen der Magnúsarfoss, Hundafoss und Pjódafoss, drei weitere Wasserfälle. Immer wieder regnet es leicht, aber die leuchtend bunte Herbstfärbung der Birken, Pappeln und Ebereschen macht die Zeit zu einem wunderbaren Erlebnis. Es sind nur wenige Menschen unterwegs und ab und zu kreuzt ein Vogel meinen Weg. So sitz auf einmal eine Rotdrossel vor mir auf dem Weg und ist gar nicht scheu. Sie lässt sich geduldig von mir fotografieren bevor sie weg fliegt.
Am nächsten Morgen steht die ganze Wiese unter Wasser, denn in der Nacht hat starker Regen eingesetzt. Wir müssen erst einmal furten, um wieder auf die Schotterstraße zu kommen. Laut Wettervorhersage erwartet uns heute den ganzen Tag Regen. Trotzdem besuchen wir den Jökulsárlón, einen der größte Gletscherseen in Island. Der Wind zerrt an unseren Kapuzen und eiskalter Regen schlägt uns ins Gesicht. Trotzdem blicken wir fasziniert auf die mächtigen Eisblöcke, die vom Breidamerkurjökull abgebrochen sind und in der Gletscherlagune vor sich hin dümpeln. Schwarz, weiß und eisblau, jedes Eisstück ist anders gefärbt, abhängig von den eingelagerten Stoffen wie Lavaasche, Staub oder verschiedenen Kristallen.
Langsam schmelzen sie ab und machen sich dann auf die Reise durch den kurzen Fluss Jökulsá á Breidamerkursandi unter der Brücke hindurch in den Atlantik. Wir bewundern die Eisblöcke am Strand, die dort oft noch tagelang rumliegen und einen skurrilen Kontrast zum schwarzen Sand bilden. Total durchnässt ziehe ich mich nach meiner Fotosession erstmal im Bulli um.
Auf der Ringstraße fahren wir weiter Richtung Ostfjorde über Höfn nach Djúpivogur. In dieser kleinen Hafenstadt finden wir einen Campingplatz, der zu einem dortigen schicken Hotel gehört. Für uns wird extra das kleine Waschhäuschen geöffnet und aufgewärmt, sehr schön. Wir blicken von unserem Stellplatz genau auf das Hafenbecken mit den kleinen Fischerbooten. In der letzten Stunde hat sich das Wetter dann doch gebessert und es erwartet uns eine klare Nacht. So funkeln dann auch immer wieder schwache Nordlichter über den Himmel. Es ist unsere letzte Nacht auf der Insel, was uns wirklich traurig macht.
Der nächste Tag steht ganz im Zeichen der Rückreise. In Seydisfjördur wartet die MS Norönna schon auf uns. Von der Fähre blicken wir zurück auf den Hafen, die Sonne geht unter und wir erleben eine großartige blaue Stunde, die Zeit von Sonnenuntergang bis zur kompletten Dunkelheit.
Ein letztes Mal hoffen wir auf Nordlichter, die Vorhersage war gut, doch selbst als wir langsam aus dem Hafen auslaufen, bleibt der Himmel schwarz.
Über die Autorin: Daniela Toman ist Landschaftsarchitektin, Gartenfotografin und großer Island-Fan. Seit diesem Urlaub weiß sie, dass der Herbst eine fantastische Reisezeit für Island ist. Die Planung für die Tour im Herbst 2016 läuft bereits.
Fotos: © Daniela Toman