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Der Ineos Grenadier Station Wagon.
Der Ineos Grenadier Station Wagon.

Ineos Grenadier – Eine persönliche Einordnung

Welchen Nutzen hat der Ineos Grenadier für die 4x4-Szene?

Alle reden über den Ineos Grenadier. Sehnsüchtig wurde er herbeigesehnt, ließ doch die verkündete Botschaft hoffen. Da kommt endlich wieder ein echter, reiner Geländewagen, der nach vielen Jahrzehnten, in denen Hersteller Erfahrungen sammeln konnten, alles besser machen kann. Dazu zu einem erträglichen Preis. Halleluja!

Ich gebe es zu. Seit ich von dem damals noch „Projekt Grenadier“ genannten Vorhaben Mitte 2016 erfahren habe, war ich sehr aufgeregt. Und auch hin und her gerissen. Da will jemand den Land Rover Defender, für den mein Herz so schlägt, wieder aufleben lassen? Aber nicht Land Rover selbst? Was sage ich denn dazu? Gefällt mir das? Es ist nicht Land Rover, die Kultmarke, die das macht. Sondern Ineos. Aber wenn es dann ein Defender wird, warum nicht. Ich begleitete das Projekt ein Stück weit. Irgendwann wurde dann klar, dass es kein Defender werden wird. Zu viel stand dem entgegen. Aber gut, es soll immer noch ein pures, kerniges, no-nonsens Arbeitstier werden.

Hurra! Wir, die 4×4-Szene, werden von jemanden gehört, geschätzt und beachtet. Da ist jemand, der gegen allen Zeitgeist, gegen alle Widerstände und Unkenrufe seine Brieftasche öffnet und etwas schafft, auf das viele von uns hofften.

Was ist das, was den Grenadier als Fahrzeug aus dem Markt heraushebt, wenn wir von dem Vorhaben an sich und dem Schnippchen absehen, dass sein Design Land Rover geschlagen hat? Alleine dafür, Danke! Wobei, das Design ist nicht wirklich eigenständig. Land Rover Fans mögen das als Vorteil sehen, dass er wie der legitime Defender-Nachfolger aussieht, in dem wir aber als Mensch sitzen können. Und dass er sich ein paar gute Dinge bei anderen abgeguckt hat, beispielsweise die geteilte Hecktür über die ganze Breite wie beim Toyota Land Cruiser, ist nicht verwerflich. Beim Achskonzept folgt er dem Jeep Wrangler, was Geländefreunde hoffen lässt. Gut, die Anzahl an Konzepten ist eben endlich.

Andererseits nimmt ihm das Abgeguckte die Eigenständigkeit und wirkt nur wie ein Abklatsch. Hier muss jeder für sich selbst entscheiden, ob das eher gut oder schlecht empfunden wird. Aus rein pragmatischen Gründen würde ich es als Vorteil sehen.

Und nun, gute und ungeplante sieben Jahre später ist er da, der Ineos Grenadier. Es ist Zeit für mich zu schauen, was von meinem Traum vom Grenadier übrig geblieben ist. Ich betrachte ihn hier deshalb aus der Perspektive des Angekündigten, oder soll ich sagen versprochenen und gebe meine ganz persönliche Sichtweise auf das, was er nun geworden ist.

Was der Grenadier werden sollte

Als der Grenadier angekündigt wurde und die Marketingmaschinerie loslegte, wurde er als das Auto für den Macher, den Praktiker, den Handwerker und Naturburschen angepriesen. Nicht weniger als der beste Geländewagen der Welt, inspiriert von den Klassikern der 4×4-Szene sollte er sein. Spartanisch, reduziert, nur das Wichtigste eben, um den Job zu machen. Nicht einmal eine Funkfernbedienung oder Zentralverriegelung sollte er ursprünglich bekommen. Den Job konnte man dann in den Videos sehen. Menschen, die der Ineos Grenadier zukünftig tatkräftig unterstützen wird. Farmer, die abseits von allem ihr Heu verladen, die Familie auf Island, die mühevoll ihr Geld der kargen Landschaft auf dieser wunderschönen Insel abringt.

In mir entstand ein Bild eines Fahrzeugs, das erschwinglich ist, einen hohen Nutzwert und hervorragende Geländeeigenschaften hat. Robust und modern gebaut könnte er alles das an Schwächen ausmerzen, die wir beim Land Rover Defender so „lieben“.

Herrlich. In die Nähe dieser Ansage und des Mutes, das umzusetzen, stelle ich maximal noch den Suzuki Jimny GJ. Der hat ja dank seiner alten, frischen Form und des bewusst Unangepassten für viel Furore gesorgt und ist immer noch extrem beliebt. Irgendwie passt der Jimny GJ hier auch aus einem zweiten Grund hin. Ihn hat das Flottenemissions-Aus ereilt, als er so richtig steil ging.

Droht das dem Grenadier auch? Seine CO2-Werte liegen zwischen 286 und 336 g/km. Was ist, wenn er zu erfolgreich wird, aber mangels Kompensation ebenfalls nicht mehr zugelassen werden kann? Wird Ineos die Strafe an die EU zahlen? Wird der geplante E-Grenadier rechtzeitig kommen und auch in ausreichender Stückzahl verkauft werden? Bedenken wir, jeder, der einen E-Grenadier kauft, muss sich klar darüber sein, dass er so einen großen Verbrenner subventioniert. Der Umweltschutzgedanke kann daher kein Kaufgrund sein. So gesehen müsste jeder Grenadier-Kunde gleich einen E-Grenadier dazu kaufen.

Ich persönlich sehe heute ein Auto, das in Summe nicht geworden ist, was ich anfangs in den ersten Gesprächen mit Marketingfirmen vernommen und worauf ich mich gefreut habe. Das muss ja nichts Schlechtes bedeuten, schließlich kann der Sponsor des Projekts jederzeit sein Ansinnen und die Parameter ändern. Zumindest für die deutsche 4×4-Szene dürfte der Grenadier eine Enttäuschung sein. International, gerade in Bezug auf die USA, Australien und afrikanische Länder könnte er jedoch den Nerv getroffen haben. Dort, wo es noch lange Pisten und schlechte Wege gibt, über die mit den Alltagswagen gefahren wird. Allerdings bleibt auch dort immer ein Manko erhalten, das Gewicht und die damit verbundene Einbuße beim Nutzwert.

Bleibt die Frage, warum sollte der Markt dieses Auto mit offenen Armen willkommen heißen? Genau genommen gibt es „den“ Markt ja nicht, es gibt mehrere. Jeder hat seine Anforderungen und eine Kundschaft dafür. Dennoch, warum sollte das Auto die 4×4-Szene trotz unterschiedlicher Zielsetzungen, von hinten aufrollen? Was kann er so viel besser als andere, dass sich der Preis rechtfertigt? Was macht ihn also zu einem begehrten Auto, auch nachhaltig über einen ersten Hype hinaus? Schnell begeistern kann vieles, die Leute bei der Stange zu halten ist schwieriger.

Die Ikonen der Szene haben das geschafft, sein optischer Vorgänger sogar ganze 68 Jahre, der Jeep ist noch länger am Start. Toyota hat sich einen festen Platz in der Reiseszene und in allen Bereichen mit widrigen Bedingungen und einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Wird das auch der Ineos Grenadier schaffen? Zahlen Menschen mindestens 65.000 Euro für ein Auto, in dem Schafe verladen werden sollen? Jagen Sie ein so teures Auto wirklich in den Schlamm? Es ist ja nicht so, als gäbe es keine Alternativen. Reicht diese Käuferklientel dieses Fahrzeug so rentabel zu machen, dass es bleibt und weiterentwickelt werden kann?

Wie groß ist der Markt für kernige 4×4?

Schauen wir uns zuerst die Zahlen an. Land Rover verkaufte zuletzt etwas über 20.000 Defender im Jahr, bis das Fahrzeug dann eingestellt wurde. Neben anderen Gründen, ein Grund für die Briten damit aufzuhören. Die Ineos-Studie aus der Zeit, als der Plan noch war den Defender weiterzubauen, zeigte jedenfalls, dass es mit dem Defender mit endlichen und überschaubaren Änderungen hätte weitergehen können, wenn Land Rover nur gewollt hätte. Ist das ein valider Vergleich? Ich bezweifle es, denn der Defender-Kunde dürfte nicht der Grenadier-Kunde sein. Wenn auch nicht in Bezug auf die Gattung des Fahrzeugs, aber was den Preis angeht. Es gibt wahrscheinlich nur eine kleine gemeinsame Schnittmenge.

Mercedes feierte sich 2016 dafür erstmalig 20.000 G-Klassen im Jahr produziert zu haben, wie aus der Pressemitteilung vom 01. Dezember 2016 hervorgeht. Die neue G-Klasse ist da wesentlich erfolgreicher. Steigt ein G-Kunde zum Grenadier herab? Kleinerer Preis, weniger Inhalt und kein Prestige?

Dann mischen noch Toyota und Jeep im Offroad- und Reisemarkt mit. Toyota ist ideal positioniert, tolles Auto, angemessener Preis. Jeep hat sich über den Preis zumindest mit dem neuen Wrangler 4xe rausgeschossen. 80.000 Euro für ein Auto, was noch weniger Nutzen als ein Grenadier hat, ich denke, er wird sich nur noch schwer als der beliebte Offroader verkaufen. Das dürfte wieder dem Grenadier in die Karten spielen, hat er doch das gleiche im Gelände sehr fähige Achskonzept und kann er, zumindest auf dem Papier, mit besseren Geländewerten aufwarten. Für Jeep-Kunden, die darauf Wert legen, ist das eine echte Alternative.

Dann sind da noch die gerade im Ausland sehr beliebten Pick-ups, die im Alltag nicht geschont werden. Jeder der auf den Grenadier als Nutzfahrzeug gesetzt hat, wird sich wohl doch wieder diesen Pick-ups zuwenden. Ausreichend geländegängig und ein viel höherer Nutzwert, bei der Hälfte bis zu einem Drittel des Preises eines Grenadier. Selbst als Familien- und Alltagswagen kann ein Double-Cab herhalten. Nicht ohne Kompromisse, denn als Stadtauto ist ein Pick-up eher ungeeignet.

Gut, einen Pick-up will Ineos Automotive noch bringen. Es wird spannend zu sehen, wann er kommt und wie er positioniert wird. Mercedes und VW mussten erfahren, was passiert, wenn der Pick-up zu hoch eingepreist wird. Als Luxus-Lifestyler hat sich der Pick-up nicht in Masse durchgesetzt, als umgebautes Reisefahrzeug spielt er zumindest in der 4×4-Szene eine Rolle. Eine gute Staffelung vom günstigen Modell als Nutzfahrzeug bis hoch zu einer luxuriösen Top-Edition hat sich als gut für den Verkauf erwiesen. Ein Thema, welches auch der Grenadier hat.

Bei den Nutzfahrzeugen stehen in Deutschland zudem Kastenwagen hoch im Kurs, die derzeit auch in der 4×4-Reiseszene Kunden von den klassischen 4×4 abziehen. Das schmälert auch die Kundschaft für den Grenadier, die überlegen, was das richtige Schlecht-Wege-Reisefahrzeug wäre.

Der Markt ist also überschaubar für ein Fahrzeug mit Attributen eines echten 4×4. Auch wenn wir uns in der Szene so ein Auto wieder gewünscht haben, so sind wir doch für den Gesamtmarkt eher eine Minderheit. Kann diese Minderheit einen Automobilhersteller, der nicht alleine und nur einem Fahrzeugtyp am Markt agiert, tragen?

Zielgruppe und Preis

Kommen wir also zum Preis, ein nicht unerheblicher Faktor. Der Preis ist meiner Ansicht nach direkt mit der Verwendung eines Fahrzeugs gekoppelt. Und es gibt auch noch einen psychologischen Effekt (bei dem ich explizit die Land Rover Fahrer ausnehme, die sind davon befreit). Dieser Effekt besagt, dass jemand, der sich etwas Neues bei gleichem oder höherem Preis kauft, eine Verbesserung erwartet. Er will mehr und besseres haben als vorher.

Der Ineos Grenadier als (angekündigtes) Nutzfahrzeug

Schauen wir also auf den Grenadier so wie er uns angekündigt wurde. In den ersten Marketing-Videos, ich erwähnte es schon, sehen wir den Grenadier als das Nutzfahrzeug, das alles in die abgelegensten Gebiete transportiert. Das Auto, dem alle, die richtig anpacken, schmachtend entgegen sehen. Würden diese hart arbeitenden Farmer tatsächlich mindestens 65.000 Euro ausgeben, um damit Futter über Äcker zu fahren und das kranke Kalb reinzubringen? Andersherum gedacht, erwartet jemand, der rund 79.000 Euro oder mehr für ein Auto bezahlt, dann nicht auch mehr Luxus, Komfort und Ausstattung? Es sollte vielleicht erwähnt werden, dass ein undichter Zementsack überall blöden, aggressiven Staub hinterlässt und die Polster doch ganz schön ruinieren kann.

Platz für 871 kg oder weniger.
Platz für 871 kg oder weniger.
Zu wenig Zuladung für ein echtes Nutzfahrzeug

Die Zuladung beträgt maximal 871 kg abzüglich jedes Mitfahrers und ggf. noch eines Anhängers. Bietet der Grenadier traumhafte 350 kg Stützlast und ein Gesamtzuggewicht von 7.000 kg, scheint es mir so, als wenn der geneigte Nutzer sich besser noch einen Anhänger dazu kauft, denn Ladung kann der Nutzer wohl besser im Zugbetrieb transportieren als im Fahrzeug. Ehrlich gesagt, mit 3,5 t voll ausgelastet im Heck, würde ich mich mit einem 2,7 t schweren Grenadier tatsächlich wohler fühlen als in einem rund 2 t leichten Pick-up. Wir wollen ja nicht, dass der Schwanz mit dem Hund wedelt.

Die Geländefähigkeiten dürften in diesem Preissegment eher selten in Gänze und aller Härte in Anspruch genommen werden. Vergessen wir nicht ein Farmer oder Handwerker hat in erster Linie einen Job zu erledigen. Er wird den einfachsten und sichersten Weg suchen und sein Ziel wird erreichbar sein, denn er fuhr zu seinem Ziel schon bevor es den Grenadier gab. Und er muss auf die Wirtschaftlichkeit achten. Leichtere Pick-ups werden hier ohne Probleme mithalten, können, ja sogar Vorteile bieten.

Sehe ich in die Preislisten bei Toyota, Isuzu oder Nissan, bekomme ich für gut die Hälfte einen robusten gestandenen 4×4-Pick-up Double-Cab mit einer Tonne Zuladung. Der Grenadier kommt in der leichtesten Variante mit 2.629 kg Leergewicht auf eine maximale Zuladung von 871 kg, ohne Fahrer, Beifahrer und bei zu 90 % gefülltem Tank. Realistisch bleiben dann am Ende vielleicht 700 bis 750 kg übrig, ohne Anhänger. Das ist für mich nicht die Definition eines Nutzfahrzeugs.

Der Ineos Grenadier als Reisefahrzeug

Dann wäre da das Segment des Reisens. Mit seinem Preis von annähernd 75.000 Euro ohne Extras ist der Grenadier Station Wagon nur bedingt die Reisebasis erster Wahl. Da ist auch wieder der Toyota Land Cruiser sowohl von der Fahrzeugtechnik als auch vom Preis das Maß, lässt er doch genug Luft für den Um- und Ausbau nach oben. Für 57.000 Euro bekommen wir dieses Synonym für Zuverlässigkeit und Geländegängigkeit mit hervorragenden Ausstattungsmerkmalen in vergleichbarer Variante mit Automatikgetriebe. Als Schaltwagen startet er noch günstiger. Schon in der Serienausstattung wäre ich besser bedient als mit dem Grenadier. Mit den Top-Land-Cruiser Modellen Executive und TEC-Edition, höre ich preislich dort auf, wo der Grenadier mit wesentlich weniger Ausstattung gerade erst anfängt.

Ich denke angesichts des Preises des Grenadiers auch an Menschen, beispielsweise eine Person im Alter 55+, die vielleicht kurz vor der vorgezogenen Rente steht und eine Lebensversicherung ausbezahlt bekommt. Oder eine junge Familie mit zwei gut verdienenden Erwachsenen, die etwas angespart haben und jetzt steht einmal Geld für den Traum auf 4×4-Rädern zur Verfügung. Aber es kann nur einmal ausgeben werden.

Das ist eine sehr preisbewusste Klientel. Dort wird sehr gut überlegt, wie das Geld eingesetzt wird. Wenn wir hier 100.000 Euro als ungefähre Schallgrenze ansehen, dann wird klar, dass das Basisfahrzeug möglichst zuverlässig und mit einem gewissen Komfort ausgestattet sein sollte. Dabei muss es genug Luft nach oben lassen, um den Rest in dessen Um- und Aufbau stecken zu können. Die Zuverlässigkeit spielt eine wesentliche Rolle, da womöglich der Großteil der Personen keine Lust (mehr) hat, auf irgendeiner Piste unter das Auto zu kriechen.

Da stellt sich dem zukünftigen Reisenden die Frage, will er lieber Achssperren inkl. deren Gewicht haben oder doch lieber eine Solaranlage, um autarker zu sein? Wer es mit seinem Traumwagen ruhiger angehen, lieber Pisten als schlammige Rückewege fahren will, der wird sich wohl eher für die Solaranlage entscheiden. Leider hat er da beim Grenadier nicht wirklich eine Wahl. Er kauft mit, was er vielleicht gar nicht wirklich braucht, da die Optionen der Modelle nicht sinnvoll aufgesplittet wurden. Dem Grenadier hätte es gut getan, einige Dinge als aufpreispflichtige Extras anzubieten, um so den Einstiegspreis niedriger zu halten oder es gar dem Aftermarkt zu überlassen. So könnten Kunden sich den Wagen über die Zeit weiter aufbauen. Das schont den Geldbeutel. Jetzt heißt es aber, alles oder nichts.

Das Auto für den Farmer?A
Der Ineos Grenadier Station Wagon.

Jedenfalls wäre Reisen der Hauptzweck für mich persönlich. Ich übertrage deshalb mein Reisesetup, das ich als durchaus üblich bezeichnen würde, auf den Grenadier. Mit Dachzelten bin ich durch. Bleibt nur im Auto zu schlafen oder in einem Klappdach. Bei bestehender Rücksitzbank ist das Schlafen im Heck unmöglich, was nicht ungewöhnlich in der PKW-Klasse ist. Die muss also raus oder es muss ein praktisches Klappdach her. Da bleibt die Frage, wie und zu welchem Preis das zu bewerkstelligen wäre. Das Dach kann nicht wie bei einem Defender einfach abgeschraubt und ersetzt werden. Es muss abgetrennt werden. Nicht, dass dies nicht auch bei anderen Fahrzeugen gemacht wird, aber hier muss auch die gesamte Dachkonsole des Grenadiers berücksichtigt werden. Findige Betriebe werden Lösungen anbieten, aber es wird seinen Preis haben. Spätestens hier wird die 100.000 Euro Grenze geknackt.

So ein Hubdach hat zudem sein Gewicht. Die Differenz, die zum Standarddach dazu kommt, muss wieder von der Nutzlast abgezogen werden, ebenso wie ein Dachzelt. Um es vergleichbar zu machen, folgt mein Setup mit dem Defender 110 in Zahlen:

  • 2 Personen: 150 kg
  • 1 Hund (der muss mit): 30 kg
  • Dachzelt (weil kein Klappdach in Sichtweite ist): 50 kg
  • 2 x 20 Liter Wasser: 40 kg oder im Wüstensetup 2 x 20 Liter Diesel + 1 x 20 Liter Wasser: 54 kg
  • 1 x Diesel-Zusatztank: 40 kg
  • Innenausbau: 50 kg
  • Kühlbox: 24 kg
  • Privatsachen: 15 kg
  • Camping Ausstattung: 25 kg

Kommt dann noch Offroad-Kram dazu:

  • Winde, Seil und Windenstoßstange: 80 (bis 100) kg
  • Sandbleche: 10 kg
  • Bergekiste: 10 kg
  • Werkzeug: brauchen wir nicht beim Grenadier, 0 kg

Ich komme da auf gut 550 kg Zusatzgewicht. Kommt noch ein Ersatzrad mit, steigt es auf 575 kg. Wir fahren also mit einem gut 3,3 t schweren Grenadier los. Mit dem Defender und Klappdach sind wir gut 700 kg leichter. Würden wir einen Toyota Land Cruiser HZJ 78 nutzen, ebenso vergleichbar, dann lägen wir immer noch 500 kg unter dem Grenadier.

Das kann man so akzeptieren, aber wer wirklich ins Gelände oder in Sanddünen will, der wird um jedes Kilo weniger froh sein.

Offroad und Spaß

Gibt es den reinen Offroader? Das Auto mit dem wir nur durch das Gelände fahren? Ja, natürlich. Das sind dann meistens ältere Fahrzeuge, die schon gelitten haben und für den Spaß im Gelände herhalten müssen und nicht selten so aufgebraucht werden. Dieses Schicksal wird dem neuen Grenadierwagen und auch frischen Gebrauchten wohl nicht drohen.

Sehen wir uns die Geländewerte an, ist der Grenadier in der Spitze unterwegs, trotz seiner Länge. Ein paar Kritikpunkte bleiben: das Gewicht und exponierte empfindliche Teile. Es wird sich zeigen, wenn Otto-Normalgeländefahrer damit unterwegs sind, ob sich da Probleme ergeben.

In Bezug auf die bereits angesprochenen Verwendungen wird sich ein preisbewusster Käufer fragen, ob diese Fähigkeiten benötigt werden. Sind sie den Preis wert und wichtiger sind als Zuladung? Dann bleiben Kunden übrig, die ein ernsthaftes Geländefahrzeug primär zum Personentransport mit zusätzlicher Ladung benötigen. Beispielsweise Hilfsorganisationen, Rettungsdienste und gäbe es einen anderen Motor als den von BMW, auch das Militär.

Wenn also nicht gerade der „Habenwill-Faktor“ zuschlägt, ist die Geländegängigkeit immer im Zusammenhang mit der Aufgabe und Wirtschaftlichkeit des Fahrzeugs zu sehen. Ich denke, hier wird der Grenadier immer wieder auf dem Prüfstand stehen.

Zudem könnte ihn in dieser Disziplin der neue Bronco im Nacken sitzen. Er soll auch mit den in der Szene geschätzten klassischen Werten auf den Markt kommen, ihm fehlt nur die Starrachse vorne. Damit ist er aber nicht alleine. Beim aktuellen Mercedes G ist das auch so und beim Hummer sucht man diese vergebens. Kein E-Antrieb, sondern V6 und Reihen-Vierzylinder mit Automatik- oder Schaltgetriebe. Gezielt als Rivale zum Jeep Wrangler ins Feld geschickt, soll er auch hervorragende Winkel und Wattiefe aufweisen. Er ist zudem modular aufgebaut, damit er leicht umgebaut und angepasst werden kann. Wie es sich für einen Schlammwühler gehört, soll er ebenso wie der Grenadier von innen mit dem Kärcher zu reinigen sein. Derzeit sind die Werte noch nicht bekannt, es wird aber spannend zu sehen, wie er sich machen und wo er preislich liegen wird.

Alltag und Lifestyle

Bleibt zum Schluss Lifestyle und Alltag. In dem Bereich tummeln sich die Kunden eines Land Rover Discovery, New Defender, BMW X5 oder X6, Toyota Land Cruiser, Mercedes GLE oder Jeep Grand Cherokee. Alles Fahrzeuge, die wir auch nicht im Gelände oder auf der Baustelle sehen werden. Aber es ist ein Markt. Die Frage ist, kann der Grenadier dort mithalten?

Als cooler Familien- und Alltagswagen dürfte er in jedem Fall tauglich sein. Hier entfaltet er auf jeden Fall Nutzen und vielleicht auch Spaß. Genug Ladekapazität auch für schmutzige Hunde bietet er für diesen Zweck allemal. Bequemes Sitzen, genug Platz, übersichtlich und gute Fahrleistungen, wenn man generell nichts gegen Leiterrahmen und Starrachsen hat. Wir werden sehen, wie sich die für das Gelände gedachte Four-Link-Vorderachse und die Kugelumlauflenkung macht. Jeep Wrangler Fahrer kennen die Fahrleistungen auf der Straße. Um sie erträglich zumachen ist ein Stabilisator nötig, den der Grenadier auch hat. Für sehr gute Fahrleistungen auf der Straße mit Starrachsen sind aber andere Konzepte nötig, siehe auch noch das Vorgängermodell der jetzigen Mercedes G-Klasse.

Endlich vernünftig Platz zum Sitzen, auch im Fond.
Endlich vernünftig Platz zum Sitzen, auch im Fond.

Ein Grund, der für ihn spricht ist, dass er tatsächlich einen gewissen, wenn auch geringeren Komfort mit echter Geländegängigkeit verbindet. Diese Geländegängigkeit ist in Westeuropa nur kein Thema. Auf südeuropäischen Pisten halten auch die genannten SUV’s problemlos mit, keine Frage. Wenn es härter zugeht, sind diese Fahrzeuge aber raus. Wo sind diese Fähigkeiten also tatsächlich noch gefordert? Wo fährt die Familie Stunden über schlechte Wege, muss Verwerfungen und Furten queren und das möglichst komfortabel? Zumindest nicht in unseren Breitengraden, aber es gibt weltweit noch genug dieser Gegenden.

Für diesen Lifestyle-Bereich als Alltags-Allrounder für die ganze Familie bietet der Ineos Grenadier in meinen Augen zu wenig Extras und Gimmicks. Das reißt auch die Belstaff-Jacke nicht raus, die als Goody mit dabei ist. Alle seine Komfort-Ausstattungsmerkmale bis auf die Zusatzbatterie finden wir schon in einem Mittelklassewagen. Bei solch einem Preis muss ein Auto mehr bieten. Top-Sound- und Entertainmentanlage, Mehr-Zonen-Klimaautomatik, Innenraumkomfort mit hochwertigen Materialien, die gut verarbeitet sind und all die ganzen Funktionen und Assistenten, die heute en vogue sind. Eher unerwartet dürfte daher die Kugelumlauflenkung sein, die anno 2023 zumeist in Nutzfahrzeugen zu finden ist und die immer ein kleines Spiel hat.

Hier tut sich für mich zudem ein Widerspruch auf. Der Grenadier will puristisch sein, ist es aber nicht. Der Preis lässt auch alles andere als Purismus erwarten, dafür reicht aber die Ausstattung dann wieder nicht. Der Grenadier ist also diesbezüglich im Niemandsland gefangen. Für das, was er sein will, ist er zu teuer. Für den Preis den er hat, bietet er zu wenig.

Der Ruf

Es gibt keinen. Aber in der Fernreise-Szene, in kommerziell-gewerblichen und in hilfs- und behördlicher Verwendung ist ein Ruf zuverlässig zu sein, enorm wichtig. Niemand will stranden, dass bedeutet im günstigsten Fall immer noch Ärger und Kosten. Deshalb wird gerne auf erwiesenen zuverlässige Fahrzeuge wie importierte Land Cruiser mit nachgerüsteter Abgasreinigungstechnik gesetzt. Ansonsten gilt, alles was das Fahrzeug am Fahren hält, bitte möglichst einfach. Ich rede gar nicht davon, ob das wirklich so notwendig ist, aber die Psychologie dahinter spielt eine Rolle. Und der Wunsch nach Fahrzeugen mit einfacher Technik ist existent und ich erlebe ihn immer wieder. Wie wird der Grenadier ohne ein bisher erkennbares weltweites Servicenetz, aber mit modernster BMW-Motorentechnologie diesbezüglich aufgenommen werden? Da bleibt nur eines, er muss sich den Ruf des Unkaputtbaren erst erarbeiten.

Ineos Automotive ist jedenfalls davon überzeugt und bietet 5 Jahre Gewährleistung unabhängig von der Laufleistung. Zumindest in Europa sollen Ersatzteile innerhalb von 24 Stunden verfügbar sein und der nächste Werkstattbetrieb maximal 50 Kilometer entfernt. Ich finde das sehr ambitioniert für einen Hersteller mit derzeit nur einem Modell. Sollte es gerade am Anfang zu Problemen kommen, wäre Ineos gut beraten, bereits ausreichend Rückstellungen eingeplant zu haben. Übrigens, wer die 5-Jahre-Gewährleistung als tollen Benefit anpreist, sollte daran denken, dass diese einen Teil des Preises ausmachen. Jeder Grenadier Besitzer zahlt also in den Topf ein. Es ist also nicht nur eine freundliche Leistung des Herstellers, sondern es kann ein Versuch sein, Startprobleme unter dem Teppich zu halten und er Kunde zahlt beim Kauf dafür.

In diesem Zusammenhang habe ich mich schon gefragt, warum der Motor in der Leistung gedrosselt wurde. Gemäß einiger Medien-Kollegen, die den Grenadier getestet haben, wurde das gemacht, um der Langlebigkeit zuträglich zu sein. Glaubt man aber der Ineos, dass der Grenadier sehr robust ist, dann besteht doch kein Grund zur Drosselung. Schaut man sich den Wagen von unten an, würde ich die robuste Bauweise bestätigt sehen. Längs- und Querlenker sehen doppelt so stark wie bei anderen aus, wie aus dem Vollen gefräst. Mal abgesehen davon, ob das wirklich notwendig ist und tatsächlich einen Mehrwert bedeutet, wäre in dem Fall nicht eher mehr Leistung gefordert? Steckt hier irgendwo noch eine Schwachstelle drin? Beim Grenadier wurden anscheinend zwei grundsätzliche Forderungen an einen Geländewagen trotz aller anderen sehr guten Werten gegensätzlich umgesetzt. Anstatt ein leichtes Fahrzeug mit guter Leistung zu bauen, wurde das Auto schwer gebaut und die Leistung gedrosselt.

OSW-Effekt

Eines ist ganz entscheidend, der sogenannte One-Second-Wow-Effekt. Dehnen wir diesen Spruch etwas, sollte der Grenadier zu Beginn Schwächen offenbaren, wird es schwer, noch erfolgreich zu werden. Umgekehrt ist es einfacher. Will ihn erst einmal jeder haben, werden spätere Probleme eher akzeptiert und geduldig auf die Lösung gewartet. Einzig weil der Besitz alleine schon erstrebenswert scheint.

Ansonsten hat Ineos Automotive nur mit der Geschichte des Enfant Terrible aufzuwarten, der gegen den grünen Zeitgeist ein Auto auf den Markt bringt, dass in den Augen vieler besorgter Zeitgenossen die ganze Umwelt kaputt fährt. Auch wenn sie dabei vergessen, dass die Welt außerhalb Westeuropas etwas anders aussieht und Verbrennerfahrzeuge gerade mit Allradantrieb noch immer unverzichtbar sind. Meistens als Nutzfahrzeuge, um einen Job zu erledigen, wofür ein möglichst günstiges Auto mit viel Zuladung…ach, wir drehen uns im Kreis.

Mein persönliches Fazit

Schade, schade, aber ich denke, hier wurde eine Chance vertan. Einige werden jetzt natürlich auf die Idee und das Konzept, den Motor oder die geländerelevanten Fahrzeugdaten hinweisen. Ja, gut, aber noch gibt es andere, die ebenfalls gut da stehen. Und meistens, wenn man von der Mercedes G-Klasse absieht, für weniger Geld. Das ist daher an dieser Stelle kein Argument für mich.

Natürlich, jeder Hersteller kann jederzeit die Parameter ändern. In meinen Augen ist es letztendlich kein Auto geworden, den sich die meisten in der Offroad- und Reiseszene so gewünscht haben und den sie sich gut und gerne leisten können. Habe ich das Recht, das zu kritisieren? Nein. Darf ich enttäuscht sein? Ja.

In anderen Märkten wie Australien, den USA oder verschiedenen afrikanischen Länder, wo es gern gesehen wird, dass das Alltagsfahrzeug gute Geländeeigenschaften hat, wird der Grenadier sicherlich besser angenommen werden. Dort wird auch mit teureren Fahrzeugen nicht zimperlich umgegangen. Das ist ja eher so ein deutsches Ding. Er wird seine Käufer finden, sicherlich. Sofern er fehlerfrei und ohne Patzer bleibt.

Gegen die Uniformität tut er dankenswerterweise in jedem Fall etwas. Nur fehlt ihm das, was ihn so absolut besonders macht, das absolut spartanische oder eben das absolute Ausnahmetalent im Gelände oder der absolute Nutzwert. So ist er für mich nur ein Auto, das vieles sein will, mit mehr als nur der notwendigen Elektronik und zu wenig davon für diesen Preis. Einen Einsatzzweck konnte ich für mich nicht ausmachen. Wir haben so einige Fahrzeuge im Bestand, jeder hat einen Zweck, vom Pick-up über den Geländeleidenden über ein Reisemobil bis zur komfortablen 4×4-Limousine. Einfach, weil wir diese unterschiedlichen Autos und Konzepte mögen. Der Grenadier würde meiner Ansicht nach nichts davon wirklich kompromisslos gut können. Da, wo er am besten erscheint, im Gelände, ist der Kompromiss der hohe Preis.

Ich weiß nicht, ob das die Ironie des Schicksals ist, aber lustigerweise, wenn ich mir die ersten Videos zum Grenadier ansehe, z.B. das #02 „Our Mission“ wird dort die Mission, der Zweck und Sinn des Grenadiers gezeigt. Es kommt nur keiner darin vor, weil es ihn noch nicht gab. Aber anscheinend können alle diese dort gezeigten Fahrzeuge, der Lada 4×4, der Toyota Land Cruiser, der Land Rover Defender und der Jeep Wrangler „den Job“ auch alle erledigen. Nur eben viel günstiger.
© Fotos: Ineos Automotive

  1. Guter Artikel, könnte fast von mir sein :-)

    Natürlich ist der Gren zu teuer und zu schwer geworden – im Vergleich zu den ersten Versprechen von Ineos. Auch die von Dir angesprochenen Hilfsdienste (ich bin auch in so einem) brauchen Zuladung und da haben wir ein Problem. Jetzt kommen ja wahrscheinlich bald neue Standradführerscheine bis 4,25 Tonnen, dann könnte es wieder anders aussehen. Viele Hilfsdienste nehmen einen Ford Ranger oder Hilux und lasten den auf 3,5 Tonnen auf – ob das im Gelände dauerhaft sicher und robust ist, ist eine andere Sache. Die Navara Rahmen sprechen da eine andere Sprache.
    Du schreibst, dass es genug andere Alternativen gibt – die sehe ich in Deutschland kaum. Bei den Standard Löschfahrzeugen für die Feuerwehren sind wir auch wegen dem Schulungsaufwand und dem Fahrverhalten auf nassen, laubigen und winterlichen Straßen froh wenn der ganze Stall permanenten Allrad hat, da würde ich mir sehr schwer tun einen Pickup oder Geländewagen mit Zuschaltallrad zu nehmen. Der neue zivile G 463a ist noch teurer als der Gren und mit mind. 18 Zoll Felgen noch weiter weg von einem echten Offroader für einen Hilfsdienst. Was bleibt dann übrig? Ein rundgelutschtes Ei wie der Mitzubishi Pickup mit perm. Allrad? Ein Iglhaut Sprinter der zwar große Räder hat aber dadrauf keine Schneeketten fahren darf? Eine große Initiative dass die Hilfsdienste den neuen Militär G 464 mit Euro III zulassen dürfen?
    Man müsste den Grenadier abspecken – eine Version auf 130 km/h begrenzt mit 3 Liter Iveco F1C und wahlweise Schaltgetriebe oder Automatik und 16 Zoll Rädern mit 285/75R16 machen – für 52.900.- € brutto und 1 Tonne Zuladung und dann so auch für die Streitkräfte. Alle Elektronik die man nicht zur Zulassung barucht, alles raus.

    Das man mit einem neuen Grenadier nicht ins Gelände kann, sehe ich überhaupt nicht so. Was hält mich davon von ab damit zum verlorenen See zu fahren? Ok, in Rumänien in einem Hohlweg an einem Baum entlang zu schrammen tut beim 1. Mal weh … :-)

    Grüße

    L.

    P.S. Schade das der Boss von Red Bull gestorben ist, sonst hätte man mit dem analog zu Jim evtl. eine Neuauflage des Pinzgauers durchziehen können :-). Der 718 mit einem gescheiten Diesel Motor in bezahlbar wäre der Traum für viele Hilfsdienste.

    1. Hallo, danke für Deinen Kommentar. Natürlich kannst Du mit dem Grenadier ins Gelände. Nur das Gewicht macht in weichem Sand so gar keinen Spaß. Per Piste kannst Du damit überall hin, auch zum verlorenen See. Was die rumänischen Hohlwege angeht, ich weiß ja vorher was ich tue und ob ich mein Auto dem aussetze. Ist die Entscheidung „ja, mache ich“ darf ich hinterher auch nicht weinen. Wo ich aber Probleme sehe sind die Kühleranordnung, der Kühlerschutz (filigrane Netze, die sich sehr schnell zusetzen) die alle vor und oberhalb der Vorderachse angeordnet sind und das hauchdünne Blech, das hinten den Auspuss schützt. Das ist schnell beschädigt. Und wieder das Gewicht. Ein hohes Gewicht ist auf Sand und im Schlamm schlichtweg schlecht. Es mag gehen, klar, aber das ist eben nicht „kompromisslos“ auf Offroad getrimmt. Auch mind. ein Massekabel ist an einer Schlamm- und Dreckfangstelle angeordnet, was Kabel- und Kontaktgammel bedeutet. Aber, das alles weiß man ja vorher und kann eine Entscheidung treffen. Gruß AWo

    2. Pinzgauer, ja, das wäre es, aber mit einem E-Motor pro Achse und einem ordentlichem Range Extender, der dann weit weg vom Fahrpersonal eingebaut sein kann! Elektro heißt ja nicht gleich den ganzen digitalen Quatsch eines Teslas mit verbauen! Beim Extender denke ich an so einen Wankelmotor, die gibt es auch als Diesel, nicht die effizientesten, aber in der Summe besser als ein direkt antreibender Hubkolbenmotor, der selten im optimalen Arbeitspunkt läuft!

  2. Natürlich ist Gewicht = Feind.
    Aber das Leistungsgewicht spielt auch eine Rolle, gerade im Sand.
    Wenn ich mit einem 110er 300 Tdi mit 113 PS und 260Nm „überall“ hinkomme, geht es mit doppelter Leistung und Drehmoment und Wandler auch wenn ich 20% schwerer bin. Der alte Defender hat den Vorteil dass es für ihn Reifen mit hohen Querschnitten gibt. Die 265/70R17 vom Grenadier sind für 3,5 Tonnen am Limit.
    Wenn es rutschig / schlammig wird, zählt jedes Kilo. Das war vor 40 Jahren schon so, bei Militärvorführungen waren die Mercedes / Puch Leute immer froh wenn es nicht geregnet hat, dann im Schlamm war der G im Gegensatz zum Land Rover zu schwer. Wenn es trocken war und über Felsen war der G mit 2 Achssperren vorne.

    1. Es ist nicht nur eine Frage der Leistung für den Vortrieb, aber auch, gerade wenn es länger dünenaufwärts geht. Das Gewicht lässt Dich auf weichem Sand einfach einsacken, unabhängig von der Leistung. Und die Reifengröße ist definitiv auch ein Thema im Sand. Je größer der Durchmesser, desto besser.

  3. Hallo Andreas, gut geschrieben und die entsprechenden Punkte passend hervorgehoben.

    Neben dem ganzen „Hobby“ wie reisen, campen und ein bisschen off-road, fehlt dort auch alles zum Thema Umweltschutz, Nachhaltigkeit oder was sonst heute alles so in aller Munde ist.
    Wäre das Fahrzeug puristisch mit dem Nötigsten gekommen (ala Dacia), wäre das auch zuträglich dem Gewicht, ergo dem Verbrauch, ergo der Akzeptanz. Die Töchter der glücklichen Besitzer sind alle in einer Vereinigung zur Rettung der Welt, das werden schwierige Diskussionen werden -mit Sicherheit.

    Gerade für ein freiheitsliebendes Fahrzeug, wie für den Grenadier, wären doch mal nachhaltige Materialien nicht verkehrt gewesen. Das wäre auch gut für`s Ego, toller live-style nebenbei und durchaus gewichtsreduzierend. Zur Not könnte man dann auch ein altes Reetdach als Sitzbezug nutzen? Interessant wäre auch ein kleineren Motor der nicht unbedingt 15l im Mittel verbraucht und der vor allem in jeder Garage oder auch am Bürgersteig repariert werden kann. Ersatzteile könnte man im Zweifel dann von irgendeinem anderen Fahrzeug zurechtbiegen und verbauen. Beim hochmodernen 3L BMW-Motor fehlt mir die Fantasie wie das im Busch so laufen kann….

    Aber von diesem Hype sind wir ja weg, denn es ist ja ein „Spass-Utility-Vehicle“, bissl Matsch, bissl Kindergarten, bissl Eisdiele. Der Verbrauch ist dann im Mittel zwischen 15-18l, wahlweise Diesel oder Benzin. Die grüne Plakette bekommt er aber! Elektro war bis vor kurzer Zeit noch Teufelszeug, Wasserstoff das Mittel der Wahl. Damit bleibt zumindest das Versprechen an die Zielgruppe der coolen Mums and Dads. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass der Grenadier von einer coolen Mum nicht so cool einzuparken wäre, wie mit einem G63?! Zumindest kann man das Einparken dem G63 komplett überlassen und muss keine Blamage fürchten. Mein Jung würde sagen „cool Papa“.

    Nun, „think big“ ist auch cool aber es gibt halt Hersteller die machen das schon seit über 100 Jahren und wissen wie man Autos baut und diese natürlich auch vermarktet. Ganz wichtig: Service, Service, Service! Aber es gibt kein ausgebautes Service Netz und nur eine Handvoll Händler. Das kann man 2023 sicherlich alles über das I-Net machen, bei einem rustikalen Grenadier mit der kaufkräftigen Zielgruppe > 40, wäre sicherlich der traditionelle Weg zum Händler, mit Schnittchen und Bierchen und einem netten Wochenende im Off-Road Park, der bessere Weg gewesen um Vertrauen und vor allem Begierde aufzubauen.

    Dennoch: ich wünsche dem Fahrzeug einen gelungenen Start, es wird eine Bereicherung und hoffentlich können die selbst gesteckten Ziele gehalten werden ;-)

    Grüße

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