Das Reiseland Island – Traum vieler Offroad-Reisender. Auf Island, so sagt man, kann man das Offroadfahren für den Rest der Welt üben. Es gibt dort Pisten, felsige Passagen, Sandwüsten, Geröllwüsten, Flussdurchquerungen und sogar Treibsand. Die Landschaft bietet nicht nur fahrtechnische Herausforderungen, sondern auch Photoshop-Schönheit in natura. In drei Folgen werden wir Selbstfahrern Tipps für Planung und Tour geben.
Der Weg nach Island
Wer Island mit dem Wagen erkunden möchte, muss sich zunächst überlegen, ob er das eigene Fahrzeug mitnehmen will, oder nicht. Für die Verschiffung bieten sich grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Fähre oder Containerschiff.
Mit der Fähre von Dänemark
Die einzige Fährverbindung vom europäischen Festland bietet die färöischen Reederei Smyril Line. Die Fähre MS Norröna legt von Hirtshals in Dänemark ab und fährt von März bis Oktober mit einem Zwischenstopp auf den Faröerinseln nach Seyðisfjörður im Osten von Island. Während der Hauptsaison vom 22. Juni bis zum 21. August braucht die Fähre drei Tage (zwei Übernachtungen), in der Mittel- und Nebensaison vier Tage (drei Übernachtungen). Die günstigsten Fährverbindungen gibt es Anfang März bis Mitte Mai und dann wieder ab Mitte September bis zum Ende der Saison.
Die Preise für die Verschiffung des Autos werden in drei Stufen nach Höhe berechnet: bis 1,90 m, bis 2,50 m und bis 3,50 m. Die maximale Länge beträgt 5 m, die maximale Breite 2 m.
(Stand: Juni 2015)
Zwei Erwachsene | Fahrzeug bis 2,5 m | Doppelkabine ohne Fenster | 2.120 Euro |
Zwei Erwachsene und zwei Kinder zwischen 3 und 11 Jahre | Fahrzeug bis 2,5 m | Familienkabine mit Fenster | 3.050 Euro |
Wer auf Jugendherbergsfeeling steht, kann sich eine Kabine mit anderen teilen und kommt dabei natürlich wesentlich günstiger weg.
Das Fahrzeug mit dem Container verschiffen
Neben der Fahrt mit der Fähre gibt es die Möglichkeit der Verschiffung des Wagens per Container. Der Vorteil: Die eventuelle lange Anfahrt sowie der tagelange Aufenthalt an Bord der Fähre entfallen und die Tage können bereits auf Island genutzt werden.
Es gibt zwei Reedereien Samskip und Eimskip, die Autos per Containerschiff nach Island bringen. Allerdings sind diese nicht besonders gut auf die Abwicklung von Einzelpersonen gerüstet. Sinnvoll ist hier die Einschaltung einer Agentur, die die Abwicklung mit der Reedereien übernimmt wie z.B. der deutsche Reiseveranstalter Kria-Tours Der Preis der Container-Verschiffung berechnet sich bei allen nach Kubikmetern und es werden beispielsweise 20 m3 – 30 m3 für einen Land Rover Defender mit einer Höhe von über 2,10 m veranschlagt. Die Kosten belaufen sich bei beiden Reedereien auf ca. 2.100 Euro für Hin- und Rückfahrt. (Stand: Juni 2015)
Dazu kommen die Kosten für den Flug nach Reykjavík. Ein Flug von Franfurt am Main nach Reykjavík kostet im August zwischen 500 und 900 Euro pro Person.
Offroader leihen, statt mitbringen
Statt sein eigenes Offroad-Fahrzeug mitzunehmen, können Island-Reisende auch vor Ort einen Geländewagen leihen. Ein sehr bekannter Anbieter für Land Rover Defender und Toyota Land Cruiser ist Isak. Mietwagen, insbesondere offroadtaugliche sind teuer auf Island. 150 Euro pro Tag in der Nebensaison und 300 Euro in der Hauptsaison müssen für ein Fahrzeug einkalkuliert werden. Der Vorteil ist natürlich, dass alle Kosten und Risiken rund um das eigene Fahrzeug entfallen. Bereits gescoutete Selbstfahrertouren inkl. geländefähiger Mietwagen bietet der isländische Reiseveranstalter Extreme Island an.
Zoll /Einreisebestimmungen
Für Island gelten einige Restriktionen bei der Einfuhr von Lebensmitteln und Spirituosen. Gekochtes Fleisch wie z.B. geräucherter Schinken oder Salami sowie ungekochte Milch oder rohe Eier dürfen nicht eingeführt werden. Pro Erwachsenem sind bei der Einfuhr insgesamt 1 Liter Wein oder Schnaps oder 6 Liter Bier und 3 kg Lebensmittel erlaubt. Besondere Vorschriften gelten zudem bei Reit- und Angelausrüstungen. Informationen zu den Zollbestimmungen gibt es auf www.tollur.is
Medizinische Versorgung und Impfungen
Die medizinische Versorgung ist hervorragend auf Island. Die europäische Krankenversicherungskarte EHIC wird akzeptiert, kostenlose Behandlungen gibt es allerdings nur in den Gesundheitszentren (heilsugaeslustöd). Es wird empfohlen einen Auslandskrankenschein für jeden Reisenden dabei zu haben.
Besondere Impfungen sind für Island nicht notwendig. Bei längeren Aufenthalten werden aber Impfungen gegen Hepatitis B sowie gegen Meningokokken und Meningitis empfohlen.
Sprache
Das Isländische ähnelt heute noch sehr dem Altnordischen, das als Ursprung des Schwedischen, Norwegischen und Dänischen gilt. Die isländische Sprache hat sich, durch die isolierte Lage des Landes, im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert. Im Isländischen gibt es noch Buchstaben, die im übrigen Europa verschwunden sind: das ð und das þ, die beide wie das englische „th“ ausgesprochen werden. Da die Buchstaben nicht ohne weiteres auf einer deutschen Tastatur geschrieben werden können, benutzt man häufig die ähnlich aussehenden Buchstaben „d“ und „P“ als Ersatz.
Die meisten Isländer, vor allem die jüngeren, sprechen Englisch. Auch die Schilder sind großteils auf Englisch. Einige Einwohner sprechen sogar Deutsch.
Das Wetter im Reiseland Island
Im Winter ist es auf Island nicht so kalt, wie man annimmt. Im Sommer bleibt es hingegen kühl. Im Winter liegen die Temperaturen durchschnittlich bei -5° bis +5° Celcius, im Sommer bei +10° bis +15° Celsius. Aber auch im August kann es nachts schon unter den Gefrierpunkt gehen. An der Süd- und Westküste sind die Temperaturen durch den Golfstrom meist milder. Die Temperatur liegt im Jahresdurchschnitt liegt bei 5° Celsius.
Das Wetter ist überaus wechselhaft, dehalb sollten Reisende für jedes Wetter gerüstet sein. Es weht fast immer Wind und es regnet häufig. Die zum Teil heftigen Winde können in den Gegenden mit wenig Vegetation leicht zu Sandstürmen werden.
Informationen über das Wetter gibt es im Internet beim Islandic Met Office oder telefonisch unter +354 522 6000 oder +354 902 0600 (Ansage). Auf der Webseite des Wetterdienstes wird außerdem eine Weather-App für Android und iPhone zum Download angeboten.
Mitternachtssonne, Polarnacht und Polarlichter
Am 21. Juni, dem längsten Tag des Jahres, ist es auf Island fast 24 Stunden hell. Nach Mitternacht ist die Sonne kurz hinter dem Horizont verschwunden, nur um gleich wieder aufzugehen. Richtig dunkel wird es dabei nicht. Um den 21. Dezember hingegen wird es kaum hell, in Reykjavík gibt es gerade mal vier Stunden Tageslicht, denn die Sonne geht dort gegen 11 Uhr auf und um 15:45 Uhr ist sie bereits untergegangen. Nördlich des Polarkreises z.B. auf Islands nördlichster Insel Grímsey wird es an diesem Tag gar nicht hell.
Während des Winters und zum Teil schon bereits ab Ende August, können Himmelsbeobachter auf Island Polarlichter zu sehen. An klaren Nächten ist das im Norden von Island sogar in 10 von 10 Nächten der Fall. Informationen über das wann und wo von Polarlichern gibt es auf der Seite des Isländischen Wetterdienstes.
Handy und Internet
Deutsche Mobiltelefone können auf Island problemlos benutzt werden. Wem die Auslands-Gebühren insbesondere für Datentarife zu teuer sind, kann sich auf Island eine günstige Daten-SIM-Karte besorgen. Es gibt dort zwei Mobilfunk-Anbieter: Síminn und Vodafone Iceland (TAL). Ein guter Anlaufpunkt dafür ist Egilsstaðir in der Nähe des Fährhafens der MS Norröna. Prepaid-SIM-Karten können zum Teil in Tankstellen, Buchläden, Postämtern oder Supermärkten erworben werden.
Die Mobilfunknetzabdeckung ist in den besiedelten Gegenden Island hervorragend. Eine Übersicht über die Netzabdeckung findet sich unter Síminn Coverage und Vodafone Coverage.
Im Hochland gibt es allerdings viele Funklöcher. Wer hier alleine unterwegs ist, sollte über ein Iridium-Satellitentelefon für Notfälle nachdenken. Die Geräte kosten um die 1.500 Euro, sie können aber auch für ca. 6 Euro am Tag gemietet werden. Anbieter von Satellitentelefonen sind z.B. Satrent oder CPN Satellite Services.
Hotels, Cafés und Touristen-Informationszentren bieten WLAN häufig kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr an. Wer Glück hat, kann außerdem an Sehenswürdigkeiten freies WLAN von einem der Touristenbusse erwischen.
Tanken und Geld
Tankstellen liegen, insbesondere im Hochland, oft sehr weit auseinander. In abgelegenen Gebieten ist es deshalb immer ratsam, den Tank an jeder Tankstelle zu füllen. Bei der Zahlung mit Kreditkarte wird eine 4-stellige PIN benötigt. Also am besten schon vorher prüfen, ob die Kreditkarte eine Geheimzahl hat. Maestro-Karten, also unsere EC-Karten, werden auch fast immer akzeptiert, oft auch in kleineren Geschäften wie Bäckereien.
Die Isländer haben keinen Euro. Bezahlt wird mit Isländischen Kronen (ISK). 150 ISK sind ungefähr 1 Euro. Die Preise liegen im Schnitt 30% über den Preisen in Deutschland, vor allem Alkohol ist teuer. Die Auswahl an frischem Obst und Gemüse ist deutlich reduzierter als bei uns. Supermärkte sind, in kleineren Dörfern, oft in Tankstellen zu finden und bieten alleine aus diesem Grund nur eine beschränkte Auswahl.
Campen auf Island
Wildes Campen ist auf Island in einigen Gegenden erlaubt, aber nicht immer gerne gesehen. In Naturschutzgebieten ist Campen grundsätzlich nur auf Camping-Plätzen erlaubt. Übernachten in der Wildnis bringt für den Geländewagenfahrer zudem das Problem mit sich, mit dem Wagen die Straße verlassen zu müssen. Das ist auf Island wegen der Schäden für die Natur streng verboten. Das tatsächliche „Offroadfahren“ also das „Neben-der-Straße-Fahren“ kann insbesondere bei Touristen, durch die hohen Bußgelder, sehr teuer werden.
Auch wenn die Isländer das mit dem wilden Campen lockerer sehen, so sollten Reisende doch auf Nummer sicher gehen und einen der vielen Campingplätze nutzen. Es gibt auf Island ca. 130 Campingplätze, die zum Teil nur im Sommer geöffnet sind. Viele Camping-Plätze sind außerhalb der Städte, mitten im Nichts, und meist so leer, so dass Offroad-Camper dort trotzdem auf ihre Kosten kommen. Im Hochland kann oft neben den Hochland-Hütten gecampt werden.
Für 105 Euro können Touristen eine Camping-Karte kaufen, die das Campen auf 42 Camping-Plätzen für 28 Nächte umsonst ermöglicht. Die Übernachtungssteuer, die 100 ISK pro Tag beträgt, muss aber trotzdem noch gezahlt werden. Mehr zur isländischen Camping-Karte auf: . Ohne Karte zahlt man um die acht Euro für eine Übernachtung als Erwachsener.
Sicher Reisen auf Island
Reisende, die nur mit einem Fahrzeug auf Island unterwegs sind, tun gut daran, ihre Reiseroute bei jemandem zu hinterlegen und sich hin und wieder mit demjenigen in Verbindung zu setzen. Es besteht außerdem die Möglichkeit, den eigenen Reiseplan online bei der Icelandic Association for Search & Rescue (ICE-SAR) http://www.safetravel.is/travel-plan/ hinterlassen. Die ICE-SAR überwacht bei Bedarf die komplette Reise oder Teilabschnitte und schickt im Zweifel ein Rettungsteam, falls der verabredete Check-in ausgeblieben ist.
Ein nützliches Gerät für den Notfall ist der Spot Messenger http://international.findmespot.com/, der im Notfall per Knopfdruck eine SMS über die Globalstar-Satelliten an die GEOS International Emergency Response Coordination Center versenden kann. Dieses Zentrum alarmiert die zuständigen Rettungsdienste weltweit. Der Spot Messenger hat auch eine Tracking-Funktion, die es Freunden ermöglicht, die Reise auf einer Online-Karte mitzuverfolgen.
Alleine reisen oder in der Gruppe?
Das Reiseland Island kann man alleine erkunden, mit Freunden oder in einer Gruppe mit einem Reiseveranstalter. Reisende, die alleine im Hochland unterwegs sind, sollten sich vorab über ihre Sicherheit Gedanken machen. Es gibt Gegenden, in denen Stunden oder Tage lang niemand vorbeikommt. Sicherer ist es daher immer, in einer Gruppe zu fahren. Will sich im Freundeskreis niemand finden, der die Islandtour mitfahren möchte, so gibt es diverse Reiseveranstalter, die Island als Selbstfahrer-Reise in der Gruppe anbieten.
- 4×4 Experience
- Isafold Travel
- Special Adventure
- Offroad Manufaktur, Hamburg
Im zweiten Teil geht es speziell um das „Offroadfahren“ auf Island und das isländische Hochland.
Fakten Island
- Fläche: 103.125km2
- Einwohner: 326.000 Einwohner, 3,1 Einwohner pro km2. Damit ist Island nach Norwegen, das immerhin fünf mal so viel Einwohner pro km2 besitzt, das am dünnsten besiedelte Land Europas.
- Sprache: Isländisch
- Staatsform: Parlamentarische Republik
- Geografisch: Liegt auf der Nordamerikanischen und der Eurasischen Kontinentalplatte. Gehört zu Europa, aber nicht zur EU.
- Zeit: Eine Stunde zurück gegenüber Deutschland (UTC), im Sommer sind es zwei Stunden, da die Isländer keine Sommerzeit haben.
- Landesvorwahl: +354
- Währung: Isländische Kronen (ISK), 1 Euro sind ca. 150 ISK
- Einreise: Personalausweis oder Reisepass (mind. noch 3 Monate nach Ausreise gültig)
Reiseführer
Im Lonely-Planet Verlag sind einige gute Reiseführer zu Island erschienen: Island Reiseführer.