Sardinien oder Korsika, immer wieder die Frage nach der schöneren, eindrucksvolleren Insel im Mittelmeer. Wir, Regine und Martin und unsere beiden Kinder, haben uns dieses Mal für Sardegna entschieden.
Wie nahezu immer auf unseren Touren, waren wir mit unserem ausgebauten VW-Bus unterwegs. Mit seiner Höherlegung und der AT-Bereifung ein idealer Begleiter auf den doch häufig sehr schlechten Pisten am Meer und in den Bergen im Landesinneren von Sardinien oder Sardegna, wie es im italienischen heißt. Unser Bus war diesmal mit einem Kajak, Schnorchelausrüstung, Wander- und Kletterzeugs und einigen Kites beladen, auf das unterwegs keine Langeweile aufkommt. Dazu noch einiges an Photoequipment, um die Insel auch ins rechte Licht rücken zu können.
Wie meist auf Sardinien, geht unsere Reise los mit einem Aufenthalt in Palau um im La Maddalena Archipel Kajak zu fahren und zu schnorcheln. Danach sind wir eigentlich im Uhrzeigersinn einmal rund herum. Nach ein paar Tagen paddeln, schnorcheln und relaxen ging es dann aber wirklich weiter. Unser erstes Ziel war das Capo Testa. Von hier hat man Korsika bereits im Blick.
Im La Maddalena Archipel
Am Capo Testa
Eigentlich sollte unser erstes Ziel der Spiaggia Posada werden, doch das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Als wir das Capo Testa verlassen, fängt es an heftigst zu regnen und zu gewittern. In Posada angekommen ist die Piste raus zum Strand dermaßen aufgeweicht, dass wir uns mühsam durch Schlamm und Morast kämpfen müssen. Manchmal steht der Bus bis zu den Naben im Wasser.
Am „Parkplatz“ angekommen müssen wir erkennen, dass eine Übernachtung in dieser Schlammwüste nahezu unmöglich ist. Dazu sind weitere Regenfälle für die Nacht vorhergesagt. Daher kehren wir um und fahren noch ein Stückchen weiter.
Am nächsten Morgen hat es aufgehört zu regnen. Irgendwo in einem kleinen Dorf versorgen wir uns mit Frühstück.
Jetzt geht es aber weiter zu einem weiteren Stammplatz für uns auf Sardinien, dem Spiaggia Berchidda. Allerdings fahren wir nicht auf den großen Strandparkplatz südlich des Rio Berchidda, sondern in das Gebiet nördlich davon. Hier gibt es zwei Zugänge. Von Süden ab der Piste zum großen Parkplatz und von Norden vom Capo Comino. Den Zugang von Süden haben wir vor ein paar Jahren noch sehr bequem fahren können, doch seit einigen Jahren wird die Piste immer schlechter. Die Furt ist tief und weich und die weitere Piste extrem ausgewaschen.
Auch für unseren Seikel-Bus eine Nummer zu heftig und da wir eh vom Norden kommen ist die Zufahrt über das Capo Comino naheliegender. Direkt hinter dem Leuchtturm endet die asphaltierte Straße und geht in eine Sand- und Steinpiste über. Nicht immer wird dies ohne Höherlegung gehen, zudem ist die Orientierung im Gebiet nicht immer einfach. Aber wenn man mal da durch ist, dann ist man da, am Spiaggia Berchidda.
Wir bleiben hier den Nachmittag und nutzen den Sandstrand und den aufkommenden Wind zum Kiten (nein, nicht zum Kite-Surfen, sondern zum Power- oder Speedkiten mit Lenkdrachen). Später fahren wir aber dann doch weiter, weil wir für den Abend noch etwas besonderes vorhaben: Den Besuch von zwei Höhlen mitten im Valle Lanaitto…
Tiscali
Als wir am späten Nachmittag an der Höhlenforscher-Station im hinteren Valle Lanaitto ankamen, waren die letzten Tagesgäste mit ihren Geländewagen bereits abgereist. Die Piste ins Tal ließ sich dieses Jahr recht gut befahren. Kein Vergleich zu unserem letzten Besuch hier oben vor rund sieben Jahren. Wir nutzen die Gelegenheit die Grotta de sa Oche und die Grotta de su Bentu alleine und auf eigene Faust zu besuchen. Während man doch eine ganze Strecke in die Grotta de sa Oche gehen kann, ist die Grotta de su Bentu leider nach einigen Metern bereits abgesperrt. Schade… Später fahren wir dann noch ein wenig das Tal weiter hinauf und suchen uns einen schönen Platz für die Nacht, da wir am nächsten Morgen über den „Schluchtensteig“ hinauf zum Nuraghendorf Tiscali wollen.
Cala Goloritze
Nach der Wanderung nach Tiscali fahren wir dann am Nachmittag weiter. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag von Su Golgo zur Cala Goloritze absteigen, aber als wir auf dem Hochplateau ankommen, müssen wir feststellen, dass anscheinend mehrere hundert Andere auch diese Idee haben. Nichts für uns und ein Plan B muss her. Und der liegt in ca. 60 km Entfernung mit der Gola di Pirincanes. Eine Schluchtenwanderung ohne Weg, dafür vielfach mitten im Flussbett. Auch wenn das Wasser hüfthoch steht. Da wir direkt am Einstieg übernachten, haben wir die Schlucht am nächsten Vormittag für uns alleine.
Nach den Tagen in den Bergen zieht es uns nun doch wieder ans Meer, genauer gesagt an die Costa Rei. Neben dem tollen Sandstrand wollen wir auch mal wieder die Flamingos beobachten, die an der Lagune von Piscina Rei in einer größeren Kolonie leben. Das Wetter bleibt mal wieder wechselhaft. An einem Tag brennt die Sonne vom Himmel, am nächsten Tag ist der Himmel grau in grau. Für den Fotografen schlägt dann die Stunde, wenn pünktlich zum Sonnenuntergang der Himmel aufreißt.
Vom Meer zum Bergwerk
Nach zwei Tagen verlassen wir dann die Costa Rei mit dem Ziel Costa Verde. Bis wir dort angelangten, wird es allerdings noch ein wenig dauern. Zunächst werden wir noch zur Mineria d’argento di M. Narba fahren, für mich mit eine der schönsten (verfallenen) Bergwerksanlagen Sardiniens. Wir hatten die Mine vor ein paar Jahren zufällig entdeckt, aber kaum Zeit für einen Besuch gehabt. Zu finden ist die Mine auch nicht ganz leicht. Am besten geht dies von San Vito aus, auch wenn das Navigationssystem eine Anfahrt von Süden her vorschlägt.
In San Vito gibt es einen leicht zu übersehenen Wegweiser, der uns am örtlichen Fußballplatz in Richtung Süden führt. Die Straße ist zunächst asphaltiert, was sich aber bald ändern wird. Weiter hinten im Tal muss dann das Flussbett auf einer „Dammfurt“ überquert werden. Wenn hier das Wasser läuft, wie bei unserem ersten Besuch, mag es etwas heikel werden. Danach geht es weiter auf schlechter Piste, bis das Bergwerk erreicht ist. Die Mine war übrigens bis in den 1960iger Jahren noch in Betrieb. Gegründet 1872 und bis nach dem ersten Weltkrieg eine wichtige Quelle für Blei- und Silbererze. Danach wurde es langsam ruhiger um diese grandios gelegene Mine.
Nach einer ausgiebigen Besichtigung (alles natürlich auf eigene Verantwortung und Gefahr!!) fahren wir weiter westwärts. Am Nachmittag nähern wir uns Villacidro und fahren entlang des Lago di Montimannu ins hintere Concas de Piscina Irgas. Hier wollen wir durch das Bett des Riu d’Oridda aufsteigen, vielleicht sogar bis zum Wasserfall, oder aber auch nur bis zu einer der vielen einladenden Badegumpen.
Zunächst einmal warten aber über 10 Kilometer staubige, aber zunächst recht gut befahrbare Schotterpiste auf uns, als wir den Lago di Montimannu passiert haben. Erst nach der Forststation wird die Piste noch einmal schlechter und schmaler. Auf dieser Strecke gibt es übrigens eine Quelle mit bestem Trinkwasser. Hier decken wir uns mit Wasser für die nächsten Tage ein.
Am nächsten Morgen gehen wir zeitig los, immer am Riu d’Oridda entlang. Manchmal müssen Steilstufen oberhalb, z.T. mit leichter Kletterei, umgangen werden. Die Natur ist grandios, in einer der Gumpen konnten wir sogar eine kleine Wasserschlange beobachten. Zurück am Bus gibt es noch einen frisch gepressten Espresso und dann fahren wir weiter in Richtung Costa Verde.
An der Costa Verde
Die Costa Verde ist ein ein Traumstrand mit Bergbauvergangenheit. Jetzt in der Vorsaison wird es geduldet, direkt auf dem Parkplatz am Strand zu übernachten. Allerdings ist das nicht so unser Ding. Wir freuen uns schon ein wenig auf den netten Campingplatz. Dort, schön im Schatten, werden wir die Nacht verbringen. Vorher jedoch bleiben wir noch am Strand und genießen die Sonne, die Wellen, das Meer.
Da wir dieses mal keine Mountain-Bikes dabei haben, fahren wir am nächsten Mittag weiter, aber nicht ohne noch eine kleine Wanderung durch die Dünenlandschaft zu machen und die Relikte des Bergbaus zu besuchen. Die Pisten rund um die Costa Verde sind in diesem Jahr absolut problemlos zu befahren. Die erste (klarwasser) Furt ist bestens präpariert und die zweite („Rostwasser“) Furt wurde mit einem kleinen Damm versehen und ist daher trocken.
So ist es auch kein Wunder, dass wir sogar einen Sportwagen auf dem Parkplatz am Strand gesehen haben. Wir fahren weiter nach Norden und machen einen Abstecher ins Landesinnere. Bei Abbasanta wollen wir die Nuraghene Losa besuchen, welche als eine der besterhaltenen Wohnburgen auf Sardinien gilt. Auf dem Weg zurück zur Küste werden wir noch in Seneghe unsere Olivenöl-Vorräte auffüllen um dann am Abend auf dem kleinen Stellplatz Sa Abba Drucche, nördlich von Bosa, bei einer Pizza den Sonnenuntergang zu genießen.
Nuraghene Losa
Wir bleiben noch bis Mittag am Strand und beim Schnorcheln und stellen für uns fest, dass wir hier doch mal ein paar Tage mit Seekajaks Station machen sollten.
Bevor wir weiter fahren, wollen wir aber noch den Torre Argentina besuchen. Auf meinen Satellitenbildern konnte man dort in der Nähe eine Menge Autos inklusive weißer Ware erkennen. Allerdings ist jetzt die Piste runter zur Küste abgesperrt. Ein Durchkommen ist nur zu Fuß möglich. Besonders interessant sind hier auch die Felsgebilde, die die stetige Brandung hier geformt hat. Na ja, vielleicht das nächste Mal vom Kajak aus.
Viel haben wir heute nicht mehr vor. In Alghero wird eingekauft und dann ab zu einem weiteren Lieblingsplatz in der Nähe vom Torre de Bantine Sale. Ein Logenplatz über dem Meer und doch ein kleiner Strand. Der Weg dahin, kaum mehr als eine grad so befahrene Feuerschneise ist jetzt sogar in unserer Navi-Karte und so ist es nicht verwunderlich, dass wir diesmal nicht ganz alleine sind. Noch haben wir ein paar Tage Zeit, bevor wir wieder auf die Fähre müssen. Alle sind sich einig, dass wir noch einmal ins La Maddalena Archipel sollten. Unterwegs wollen wir aber noch in Berchidda unsere Weinvorräte und in der kleinen Käserei unterhalb von Tempio Pausania noch ein wenig Käse (ganz leckerer Ricotta Salata) einkaufen.
Ausklang im La Maddalena Archipel
Zurück in Palau verbringen die Tage mit Paddeln und Schnorchel, oder einfach den Blick übers Meer genießend. Und was gibt es schöneres, als einen Urlaub bei einem solchen Sonnenuntergang ausklingen zu lassen. Später am Abend gingen dann auch noch die Sterne auf. Erst Jupiter und Venus, dann Castor und Pollux und der Polarstern…
Für uns steht schon einmal fest: Wir werden wiederkommen, auf die schöne Insel Sardegna.
Über den Autor
Martin Bittner reist seit Jahren mit Familie und dem VW California durch Europa. Bilder von den Reisen zeigt er unter www.skotPHos.de. Neben Sardegna gehören auch Griechenland und Nordskandinavien zu seinen bevorzugten Reisezielen.
© Fotos: Martin Bittner