„Das ist die letzte Düne, dann haben wir es geschafft. Diesmal nehme ich etwas mehr Anlauf, damit wir nicht wieder auf der Kuppe stecken bleiben.“ Ich gebe Gas und presche über die Düne. Im Dünental angekommen, setzt der Wagen ruckartig auf, ein kurzer Knall. Puh. Geschafft.
Einige Kilometer später ein Knacken, der Motor heult auf und der Wagen bleibt mit einem schleifenden Geräusch stehen. Ein Blick unter das Auto verrät: Das hintere linke Achsrohr ist verbogen. Eine Werkstatt in der nächsten nordafrikanischen Stadt stellt später noch einen Bruch der Steckachse fest.
So oder so ähnlich muss es den Besitzern eines Land Rover 110 Defender Reisemobils ergangen sein, als sie mit ihrem Fahrzeug in der Sahara unterwegs waren. Tatsache ist, dass es beim zügigen Durchfahren eines Dünentals passierte. Das Fahrzeug ist schwer: Hubdach, Zusatztanks, Innenausbau, Dachgepäckträger mit Kisten, Sandbleche usw.
Auch ordnungsgemäße Beladung schützt nicht vor Achsschaden
Doch selbst bei normal beladenen Fahrzeugen, kann eine Bodenwelle oder Ausspülung je nach Geschwindigkeit zum Achsschaden führen. Die in dem Wagen verbauten Achs-Softpuffer, die einen Achsdurchschlag abfangen sollen, können einen Druck von bis zu 2.000 kg auf 10 cm abbauen. Durch ihre Länge von 11 cm beginnen sie damit auch gut 5-6 cm früher als die Land Rover Originalpuffer, was ein weicheres Abfedern zur Folge hat. Bei diesem, durch das kinetische Gewicht besonders harten, Aufprall, haben aber selbst diese sogenannten Softbumps nichts genutzt. Deshalb hat sich der Achskörper verbogen und Steckachse schliff in Folge am Achsstumpf bis sie heiß wurde und brach.
Die Bilder zeigen die Schäden: Links die Krümmung des Achsrohrkörpers. Rechts die gebrochene, abgeschliffene Steckachse, die Reibspuren im Achsstumpf und die durch die Reibungshitze schwarz angelaufenen Teile.
Nun steht der 110er bei re Rallye- und Expeditionsservice in Rösrath bei Köln. Werkstatteigentümer Ralf Ehlermann wird den Schaden beheben und gleichzeitig dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder passiert. Er wird die Achse mit einer, im Rallye-Wettbewerb erprobten, Achskörperverstärkung versehen. Seine Erfahrung aus über 20 Jahren Rallye-Fahrzeugbau, bis hin zur Rallye Dakar, sind dort eingeflossen.
Auch für Reisefahrzeuge sinnvoll
Haben wir das Einsatzgebiet für solche Verstärkungen bisher nur Wettbewerbsbereich vermutet, zeigt dieser Fall, dass es auch für Fahrzeuge mit hohem Gewicht, eine sinnvolle Maßnahme bedeuten kann. Selbstverständlich müssen Federn und Dämpfer bereits auf das Fahrzeuggewicht und das primäre Einsatzgebiet des Fahrzeugs abgestimmt sein. Wer aber gerne das Stückchen mehr an Sicherheit haben und den Grenzbereich etwas nach oben verschieben möchte oder genau weiß, dass er dem Fahrzeug alles abverlagen wird, der sollte über den Anbau einer Verstärkung nachdenken.
Die Lösung von Ralf Ehlermann gibt es in zwei Ausbaustufen: Die erste und für den oben geschilderten Fall vollkommen ausreichende Variante, verstärkt und schützt die Achsrohrkörper. Die zweite Variante ersetzt einige Teile des Differentialgehäuses und wird in dieses integriert. Ein externer Differentialschutz wird nicht mehr benötigt.
Für die meisten 4×4 Fahrzeuge zu haben.
Die Verstärkung kann an alle Starrachsen montiert werden, bei denen Achsrohre und Differentialgehäuse aus dem selben Material bestehen und schweißbar sind. Ist das Gehäuse aus Gusseisen, muss die Machbarkeit vorab geprüft werden. Das heißt, die verstärkte Achse kann auch bei anderen Fahrzeug-Marken als Land Rover verbaut werden.
Die Verstärkung der Achsrohrkörper besteht aus ventilierten Unterzügen aus 3 mm dickem, besonders hartem Stahl. Die Unterzüge verlaufen nicht U-förmig von Achsmitte zu Achsmitte, sondern beginnen genau an der Schwachstelle unterhalb der Achse und verstärken sie dort, wo es nötig ist. Sie ziehen sich auf der Vorderseite bis zur Mitte. Durch diesen Aufbau ist die Achse zusätzlich von vorne und unten gegen Beschädigungen geschützt und im Gegensatz zu Systemen von anderen Anbietern leichter. Unter den Achsrohren gehen 20 mm Bodenfreiheit verloren. Früher hat Ehlermann mir größeren Profilen gearbeitet, aber über die Jahre haben sich diese 20 mm sogar im Rallyesport als vollkommen ausreichend erwiesen. Die größere Fläche zusammen mit den Ventilschlitzen sorgt für eine verbesserte Kühlung.
Vorderseite und Rückseite einer Achsverstärkung nach dem Schweißen.
Wer das Maximum an Stabilität der Achse haben möchte oder in den Wettbewerbsbereich gehen will, sollte sich zumindest bei der Vorderachse für die große Lösung mit integriertem Differentialschutz entscheiden. Dabei wird nicht nur die dünne Blechkappe des Differentials durch eine verstärkte Stahlschale aus dem Baggerschaufelstahl „Hardox“ ersetzt, sondern auch der unteren Teil des Gehäuses. Hierbei werden 2 cm Bodenfreiheit gewonnen und durch die flachere Form des Deckels entsteht eine Gleitfläche. Das Fahrzeug prallt weniger gegen das Hindernis, sondern gleitet eher darüber.
Der Differentialschutz von innen und von außen gesehen.
Bezugsquelle: re Rallye- und Expeditionsservice
Preis auf Anfrage