Alaska – Ein Traum vieler Reisenden. Ein Muss, für alle, die auf der Panamericana unterwegs sind. Doch hält das Land, was es verspricht? Malte und Ali waren in Alaska unterwegs und haben für euch ein paar Tipps zusammengestellt. Und klären gleich auch die Frage: Lohnt sich Alaska überhaupt?
Der äußerste Nordwesten der USA ist für viele eine Traumdestination. Die Assoziationen mit Alaska reichen dabei von Weite, Einsamkeit und Wildnis bis zur großen Freiheit fernab jeglicher Zivilisation. Für viele Reisende mit dem eigenen Fahrzeug, die rund um die Panamericana unterwegs sind, ist Alaska hingegen der Anfang oder das Ende einer langen Reise. So wird aus der Traumdestination ein bedeutender Punkt am nördlichen Ende einer der Traumstraßen der Welt.
Wir haben Alaska am Ende unserer knapp zweijährigen Reise durch Süd- und Nordamerika bereist und geben mit diesem Artikel einen Überblick über mögliche Routen, unsere Erlebnisse im hohen Norden und versuchen die schwierige Frage zu beantworten, ob sich die vielen Kilometer nach Alaska lohnen.
Einige Fakten über Alaska
Alaska ist der 49. und mit rund 20 Prozent der Gesamtfläche der flächenmäßig größte Bundesstaat der USA. Die Größe der Fläche steht in krassem Kontrast zu der niedrigen Bevölkerung von insgesamt nur knapp 800.000 Menschen. Damit hat Alaska mit rund 0,4 Einwohnern pro Quadratkilometer die geringste Bevölkerungsdichte aller US-Staaten (zum Vergleich: in Deutschland leben rund 231 Menschen auf einem Quadratkilometer).
Der Staat reicht im Norden bis an das Nordpolarmeer, im Süden wird er vom Golf von Alaska begrenzt. Im Osten liegt die Grenze zu Kanada und im Westen das Beringmeer. Damit ist Alaska vollständig vom Rest der USA separiert und ist die größte Exklave der Welt. Der mit 6.190 m höchste Berg Nordamerikas, der Denali, liegt in Alaska.
Routen nach Alaska
Um die US-Exklave mit dem eigenen Fahrzeug zu erreichen, ist man grundsätzlich auf dem Alaska Highway unterwegs. Es gibt einige Variationsmöglichkeiten, je nachdem aus welcher Richtung man kommt. Wir haben vom Jasper Nationalpark in den kanadischen Rocky Mountains den direkten Weg gewählt und mussten rund 2.500 km zurücklegen.
Vom westlichen British Columbia aus gibt es den reizvollen Cassiar Highway, der von Kitwanga aus nordwärts verläuft und nach etwa 750 km etwas westlich von Watson Lake ebenfalls auf den Alaska Highway trifft. Im Norden, kurz vor der US-Grenze gibt es als Variante noch den Klondike- und den Top of the World Highway über Dawson City. Egal für welche Route man sich entscheidet, es sind viele Kilometer zu bewältigen bevor man endlich vor dem berühmten Alaska-Schild posieren kann.
Eine entspanntere, aber auch kostspieligere Variante sind die Fähren des Alaska Marine Highways. Die Fähren fahren durch die sogenannte Inside-Passage, die den bis nach British Columbia hinabreichenden Küstenstreifen Alaskas umfasst.
Wir haben uns auf dem Rückweg für eine Fährpassage von Skagway in Alaska nach Prince Rupert in British Columbia entschieden und waren begeistert von der Landschaft und der Tierwelt, die wir von Bord des Schiffs zu sehen bekamen. Diese Variante der An- oder Abreise legen wir jedem ans Herz, der ein paar Dollar erübrigen kann und sich einige der vielen zu fahrenden Kilometer ersparen möchte. Hier gibt’s weitere Informationen zur Fährfahrt Kanada – Alaska.
Strecken in Alaska
Wir haben insgesamt einen Monat auf dem Alaska Highway und in Alaska verbracht. Neben den Kilometern, die wir zurückgelegt haben, um Alaska zu erreichen, sind wir in dem Bundesstaat selber noch einmal rund 1.800 Kilometer gefahren. Wir haben die klassische Runde gedreht. Zunächst nach Norden in Richtung Fairbanks, auf dem Parks Highway in Richtung Anchorage, wir haben einen Abstecher auf die Kenai-Halbinsel südlich von Anchorage unternommen und sind dann zurück in Richtung Kanada gefahren. Wahnsinnig viele Straßen gibt es in Alaska ohnehin nicht, aber natürlich gibt es wiederum Varianten und Abstecher, die man unternehmen kann.
Vor allem der Dalton Highway nach Prudhoe Bay, der nördlichste Punkt, den man mit dem Auto erreichen kann, ist für viele Reisende ein reizvolles Ziel. Hier liegt der echte Anfang der Panamericana. Allerdings kann man nicht mit dem Auto an das Nordpolarmeer heranfahren, sondern die Fahrt endet ganz unromantisch vor einem Ölfeld, an dem ein Schild auf die Zufahrtsbeschränkungen für private Fahrzeuge hinweist. Für das letzte Stück ans Meer kann man jedoch eine Tour buchen und dort sein Glück bei der Suche nach Eisbären versuchen. Trotz des plötzlichen Endes der Straße soll die 670 km lange, holprige Fahrt über den Nordpolarkreis hinsichtlich Einsamkeit und Wildnis sehr lohnenswert sein. Was man allerdings immer bedenken muss: die ganze Strecke muss man auch wieder zurück fahren.
Lohnt sich Alaska? – Unser Eindruck
Dieser Aspekt war für uns psychologisch auf der ganzen Tour nach Alaska etwas schwierig. Wir wussten immer, dass wir jeden Kilometer, den wir nach Norden zurücklegen auch auf der Rückfahrt wieder zu bewältigen haben werden. Das gleiche gilt übrigens für die meisten Kilometer, die man ganz im Süden auf Feuerland zurücklegt, ansonsten ist die Tour durch Patagonien aber eine in dieser Hinsicht sehr komfortable Rundtour.
Um die Fahrt in den hohen Norden etwas entspannter zu gestalten und einige Abstecher zu unternehmen, sollte man die Zeit möglichst großzügig planen. So kann man die eine oder andere Regenphase überbrücken, muss den Kilometerschnitt nicht allzu sehr in die Höhe treiben und kann so richtig eintauchen in die fantastische Landschaft Alaskas.
Wir haben uns am Ende unserer Reise nicht mehr genug Zeit genommen, zu sehr hatten wir schon das Reiseende im Hinterkopf. Wir haben viel diskutiert, wie wir den Abstecher in einer entspannteren Verfassung oder am Anfang der Reise empfunden hätten und sind der Meinung, dass Alaska auch dann nicht unbedingt zu unseren Lieblings-Reiseabschnitten gehört hätte. Zudem haben wir unterwegs mit anderen Alaska Rückkehrern gesprochen, die überwiegend unser Empfinden teilten. Aber woran liegt das?
Landschaftlich ist Alaska wunderschön. Schneebedeckte Berge, türkisblaue Seen, spektakuläre Gletscher, Fjorde, in denen sich Wale tummeln und dichte, dunkelgrüne Wälder. Allerdings kannten wir fast all das schon aus dem Yukon im Norden Kanadas. Die Landschaften wiederholen sich und, wie so oft, ist man irgendwann etwas übersättigt und hält nicht mehr für jede Aussicht unterwegs an.
Man fährt immer neue, wunderschöne Strecken, aber irgendwann kommt auch dabei ein wenig Langeweile auf. Ein bewährtes Mittel gegen zu viel Eintönigkeit ist eigentlich immer, sich mehr Zeit zu nehmen, sich länger an einem Ort aufzuhalten, die Gegend intensiver zu erkunden und auch das Auto mal stehen zu lassen und richtig einzutauchen in die Natur. Dafür sollte allerdings das Wetter einigermaßen mitspielen. Wir hatten an einigen Tagen Glück und haben ein paar Wanderungen unternommen, die ganz großen Highlights blieben aber auch dabei aus.
Den berühmten Denali Nationalpark kann man mit dem eigenen Auto kaum noch besuchen. Ein einziger Campingplatz (Teklanika River Campground) etwas weiter im Park, ist mit dem eigenen Fahrzeug zugänglich. Vorausgesetzt man bleibt mindestens drei Nächte und ergattert einen der beliebten Plätze. Ansonsten bleibt nur der sehr gut gebuchte, kostenpflichtige Shuttle-Bus, mit dem man Rundtouren durch den Park unternehmen kann. Aus dem Bus bricht angeblich kaum noch jemand zu Wanderungen auf, da die Angst besteht, im Anschluss im nächsten Shuttle keinen Platz mehr zu finden. Mit dieser Art von Parkbesuchen tun wir uns grundsätzlich etwas schwer, wir haben uns einfach viel zu sehr an ein individuelles Erkunden von Landschaften und Nationalparks gewöhnt. Dennoch sollen die Touren, auch hinsichtlich der Sichtung von Wildlife sehr eindrucksvoll sein.
Unsere Top-Ausflugstipps für Alaska
Besuch eines Schlittenhunde-Kennels zum Beispiel buserdog.com. Man erfährt viel über die Zucht und das Leben der Schlittenhunde, die Herausforderungen während der strapaziösen Schlittenhunde-Rennen und kann den arbeitswütigen Tieren sehr nahe kommen.
Ein Besuch des Denali Nationalparks. Der Park kann mit reservierungspflichtigen Shuttle-Bussen besucht werden oder mit dem eigenen Fahrzeug bei Aufenthalt auf dem Teklanika River Campground. Alle Informationen findet man unter www.nps.gov/dena. Ausblicke auf den Mount Denali gibt es übrigens kostenlos von verschiedenen Aussichtspunkten im südlich des Nationalparks gelegenen Denali State Park.
Ein Rundflug mit einem Kleinst- oder Wasserflugzeug. Je nach Flug gibt es zum Teil Zwischenlandungen und die Möglichkeit unterwegs auszusteigen. Von Anchorage aus gibt es diverse Flugoptionen über den Denali Nationalpark, zu Gletschern, zur Bären-Beobachtung oder zu den entlegenen Inseln im Golf von Alaska. Informationen zum Beispiel unter anchorage.net
Tipps für Wanderungen
Auf der Kenai-Halbinsel zu den Russian River Falls. Am Ende der rund 7 km langen, einfachen Wanderung kann man im Sommer Lachse den Fluss hinauf springen sehen. Ein Stück den Fluss hinab können Angler beim Lachse Fischen beobachtet werden.
Gold Mint Trail in der Nähe von Palmer. Dieser einfache Wanderweg schlängelt sich an einem Fluss entlang durch wunderschöne Landschaften. Hinter jeder Biegung eröffnen sich neue, tolle Ausblicke. Die Länge kann man je nach Lust und Energie wählen, indem man einfach irgendwann umdreht.
Camping in Alaska
Die Camping-Situation in Alaska ist sehr entspannt. Es gibt ausreichend Campingplätze, vor allem aber findet man an nahezu allen Strecken kleine Abzweigungen zu einsamen Plätzen an Seen, im Wald oder sogar mit herrlicher Aussicht über die Landschaft, an denen man kostenlos und völlig unbehelligt übernachten kann. So frei und wild haben wir die Campingmöglichkeiten auf unserer gesamten Reise nicht vorgefunden.
Es gibt einfach verdammt wenig Menschen in Alaska – dafür aber umso mehr Moskitos. Diese Plagegeister können einem das Leben im Freien ganz schön vermiesen. Wir haben gesprüht, gecremt, Spiralen abgebrannt und versucht, immer alle Türen und Fenster geschlossen zu halten. Trotzdem standen wir oft inmitten von Schwärmen stechwütiger Insekten und haben nachts ganze Moskito-Familien im Auto erlegt.
Wir sind mit einem Land Rover Defender unterwegs und unser Alltag findet zu großen Teilen draußen statt. Die alltäglichen Verrichtungen haben uns im Norden allerdings immer mehr zu schaffen gemacht, weil wir uns in einem permanenten Moskito-Abwehr-Modus befanden. Je wilder und einsamer ein Campingplatz ist, desto mehr Insekten tummeln sich dort. Da bringen einem auch die idyllischsten, wilden Stellplätze manchmal nichts.
Persönliche Präferenzen
Mit einem größeren Fahrzeug mag die ganze Situation schon etwas anders aussehen. Wie so oft hängt alles sowohl von den äußeren Gegebenheiten wie dem Wetter und dem Reisefahrzeug, als auch von den persönlichen Präferenzen, der Stimmungslage und der Abenteuerlust ab.
Wir gehören zu den Reisenden, die gerne vor Ort etwas unternehmen, möglichst nicht jeden Tag fahren und viel Zeit in der Natur verbringen wollen. Wir fahren auch gerne mal eine Strecke der Strecke wegen (wie beispielsweise die Lagunen-Route in Bolivien), nach ein paar Tagen reicht uns das Fahren dann aber auch wieder. Alaska hat bei aller Begeisterung für die dortigen Landschaften vielleicht einfach nicht perfekt zu uns, unserem Fahrzeug und unserer Stimmung gepasst.
Zudem hatten wir Pech, dass wir sehr wenig Wildlife gesehen haben (übrigens ganz anders als im Yukon). Aber das ist eben, wie auch das Wetter, einfach Natur und damit können wir grundsätzlich ganz gut leben. Wahrscheinlich hätte uns im Nachhinein betrachtet die Strecke ins nördliche Kanada gereicht, in Kombination mit der Fährpassage durch die Inside-Passage. Aber als wir es schon mal so weit in den Norden geschafft hatten, wollten wir uns den letzten Abschnitt auch nicht mehr nehmen lassen.
Tipps für Alaska-Reisende
Allen Reisenden, die sich auf den Weg in den Nord-Westen der USA begeben, möchten wir mit auf den Weg geben, sich möglichst viel Zeit zu nehmen. Wir würden dazu raten, lieber einen kleineren Teil intensiv zu erkunden, als alle erdenklichen Strecken abzufahren. Dass sich reichlich Mückenmittel im Gepäck befinden sollte, ist hoffentlich deutlich geworden.
Die Hauptrouten sind heutzutage alle ohne größere Vorkehrungen zu bereisen. Allerdings sollte sich das Reisefahrzeug in einem möglichst guten Zustand befinden. Ersatzteile zu beschaffen oder eine Werkstatt zu finden, kann je nach Streckenabschnitt zumindest zeit- bzw. kostenintensiv werden. Auf dem letzten Teil des Alaska Highways kurz vor der Grenze fahren keine Busse mehr, reguläre Post gibt es nicht und die regelmäßige Lebensmittellieferung kostet die dortigen Einwohner umgerechnet rund 600 Euro. Daran ist erkennbar, dass Lieferungen aller Art eine größere Herausforderung darstellen.
Auf dem Dalton Highway über den Nordpolarkreis gelten darüber hinaus Mindesttarife für einen Abschlepper in Höhe von 6 USD pro Meile Fahrt und Anfahrt. Jegliche Zwischenfälle sollte man zu Gunsten der Reisekasse und Zeitplanung also möglichst vermeiden.
Zwischen Mitte Juni und Mitte August ist Hauptsaison. Dann schlängeln sich wahre Wohnmobil-Karawanen gen Norden. Dennoch bleibt überall ausreichend Platz und Einsamkeit. Lediglich südlich von Anchorage auf der Kenai-Halbinsel haben wir es als etwas voll empfunden. Dort sind viele Urlauber mit Miet-Wohnmobilen unterwegs.
Tour-Alternativen
Es gibt noch einen alternativen Weg, um die totale Wildnis und Einsamkeit Alaskas zu erleben. Es werden unzählige Touren angeboten, bei denen man mit Kleinst- oder Wasserflugzeugen in ganz entlegene Gebiete fliegen kann. Von völlig isolierten Lodges aus kann man dann Fischen, Bären beobachten, Paddeln und vieles mehr. Leider werden für solche Abenteuer häufig Preise von 1.000 USD pro Person und Tag aufgerufen. Wer das Geld in so eine Tour investiert, erlebt mit Sicherheit aber ein ganz besonderes und wildes Stück Alaska.
Fazit – Lohnt sich Alaska oder nicht?
Für die meisten wird es wohl bei einem Roadtrip und vielleicht einer Fährpassage bleiben. Egal ob es nur das Häkchen am Anfang oder am Ende der Panamericana-Reise ist oder ob man so richtig eintaucht in eine völlig andere Welt ganz am Ende Nordamerikas. So viel Einsamkeit und Abgeschiedenheit findet man an kaum einem anderen Ort.
Die endlosen Sommertage in Alaska zu erleben und einmal Teil dieser rauen Naturschönheit zu sein, wird auf jeden Fall eine Erinnerung für den Rest des Lebens sein. Die vielen Stunden im Auto, die Moskitos oder den einen oder anderen Regentag hat man schnell vergessen. Aber auch denjenigen, die sich vor den vielen Kilometern nach Alaska scheuen, sei versichert, dass sie auch im Yukon in Nord-Kanada bereits die Landschaften, die Einsamkeit und die Wildnis erleben können, die sich die meisten Reisenden von Alaska erträumen.
Mehr über die Reise von Malte und Ali erfahrt ihr auf ihrem Blog dulliexploring.com, das 2017 unter den Top-20 der deutschen Offroad-Reiseblogs war.
Wenn ihr selbst eine Langzeitreise oder eine Reise auf die Panamericana plant, dann lest doch noch diesen Artikel von Alexandra: Der Weg zur Langzeitreise
Nicht genug von Alaska? Hier gibt es noch Videos und Geschichten von The Sunnyside, die auch in Alaska unterwegs waren:
Fotos: © Alexandra und Malte Ramthun, Karten: © Nicole Woithon-Dornseif