Was muss ich vor dem Kauf einer Seilwinde beachten? Welche Zugkraft benötige ich? Ist die Geschwindigkeit wichtig? Muss ich etwas an meinem Fahrzeug verändern? Sind Kunststoff- oder Stahlseile besser? Welches Zubehör brauche ich für meine Winde? Wie benutze ich eine Winde richtig und wie pflege ich sie? Alles Fragen, die sich Offroader vor und nach dem Kauf einer Seilwinde stellen. Wir haben für euch die Antworten zusammengetragen.
Eine Seilwinde kann elektrisch, mechanisch oder hydraulisch angetrieben sein. Die elektrischen ziehen Ihre Energie aus dem Bordnetz, die mechanische wird über den Motor angetrieben und die hydraulische über eine vom Motor angetriebene Hydraulikpumpe. In diesem Artikel geht es um die weit verbreitete elektrische Winde.
Welche Zugkraft benötige ich?
Die Frage, die sicherlich im Vordergrund steht: Wie hoch muss die Zugkraft der Winde sein? Welches Gewicht muss die Winde sicher und ohne Überlastung ziehen können? Als Leitfaden sollte hier gelten, dass die Winde in erster Linie zur Eigenbergung gedacht ist. Also ist das zulässige Gesamtgewicht des Fahrzeugs das Kriterium. Davon sollte dann ca. der anderthalbfache Wert genommen werden.
Bei einem Fahrzeug mit 3.000 kg zulässigem Gesamtgewicht (Position F1 im Fahrzeugschein), sollte die Winde eine maximal Zugkraft von ca. 4.500 kg haben. Am besten wird dann auf den nächst höheren, verfügbaren Wert aufgerundet.
Aber Obacht! Die angegebene Zugkraft der Winde ist nicht in jeder Situation gleich. Je mehr Seillagen sich auf der Winde befinden, je geringer wird sie. Die maximale Kraft ist nur bei der ersten Wicklung gegeben, also wenn das Seil fast abgerollt ist.
So reduziert sich bei der T-Max 12000 mit 5,5 t Zugkraft, diese bei der zweiten Lage bereits auf 4,6 t, bis hin zu 3,8 t bei der vierten Lage Seil. Der Einsatz von mindestens einer Umlenkrolle erhöht die Zugkraft, dazu aber später mehr.
Beachtet auch, das die Zugkraft irgendwo abgestützt werden muss. Sonst zieht ihr das Windenfahrzeug einfach über den Boden. Um die Last abzufangen kann nötigenfalls das Windenfahrzeug an einem festen Anker befestigt werden oder mit LKW-Unterlegkeilen gehalten werden. Im Zweifelsfalle das Gewicht des gezogenen Fahrzeugs reduzieren (Alle aussteigen lassen, entladen). Es kann auch der Rollwiderstand verkleinert werden, indem vor den Rädern freigeschaufelt wird.
Weitere Kriterien bei der Auswahl
Ein weiteres Kriterium bei der Auswahl ist die Baugröße. Für manche Fahrzeuge, wie den Suzuki Jimny GJ oder den Isuzu D-MAX, gibt es nur einige wenige Winden, die passen. Eine zu groß dimensionierte Winde, kann auch zu viel Leistung verlangen. Batterie und Lichtmaschine müssen in der Lage sein, der Winde ausreichend Leistung zu geben. Aber auch hier hilft eine Umlenkrolle, wie ihr später lesen könnt.
Praxisbeispiel Zuglast
Wieviel Zuglast kann denn überhaupt entstehen? Liegen wir da unter dem Gewicht des Fahrzeugs oder beim dreifachen? Ein Beispiel soll erläutern, wie ihr auch unterwegs abschätzen könnt, wie hoch die Zuglast sein wird.
Nehmen wir ein Fahrzeug mit 2.500 kg tatsächlichem Gewicht. Ist das unbekannt, immer das zulässige Gesamtgewicht ansetzen. Das Fahrzeug steht auf einer Steigung mit 10% in niedrigem Schlamm. Die Achsen sind also frei. Dann errechnet sich die Zuglast wie folgt:
1. Niedriger Schlamm
Für den niedrigen Schlamm wurde ein Faktor von 0,33 ermittelt. Andere Untergründe haben andere Faktoren.
2.500 kg x 0,33 = 825kg Zuglast
2. 10% Schräge
Für jedes Grad Schräge sollten noch einmal 1,6% des Fahrzeuggewichts aufgeschlagen werden.
Zuerst rechnen wir per Dreisatz die Gradzahl der Steigung aus: 10% Steigung = 4,5° (100% = 45°)
Dann die 1,6% des Fahrzeuggewichts: 2.500 kg x 0,016 = 40kg
Zum Schluss den Aufschlag durch die Steigung: 40 kg x 4,5 = 180kg
3. Zuglast ermitteln
Die Zuglast beträgt also 825kg + 180kg = 1.005kg.
Wie befestige ich die Seilwinde am Fahrzeug?
In den meisten Fällen wird eine Windenstoßstange die Winde aufnehmen. Für die einzelnen Fahrzeuge werden verschiedene Modelle angeboten. Je nach Ausführung und Fahrzeugtyp müssen auch am Kühlergrill des Fahrzeugs Änderungen vorgenommen werden. Wer mit dem Fahrzeug auf öffentlichen Straßen unterwegs ist, sollte auf die Eintragungsfähigkeit der Stoßstange beim TÜV achten.
Am besten ist es, wenn mit der Stoßstange ein Teilegutachten geliefert wird. Im Zweifelsfalle den Fachhändler oder den Prüfer vom TÜV fragen, worauf geachtet werden muss und ob das Wunschmodell eintragungsfähig ist. Die Befestigungen an Fahrzeug und Winde sollten mit ordentlichen Schrauben erfolgen. Sie sollten eine Festigkeit von mindestens 8.8, besser 10.9, haben. Hat die Stoßstange eine Aufnahme für ein Seilfenster, muss das Lochbild zu dem Seilfenster der Winde passen.
Woher bekommt die Seilwinde Strom?
Hat die Winde ein großes Gewicht zu ziehen, braucht sie viel Strom. Da gehen schnell mehrere hundert Ampere durch die Leitung. Beispielsweise gibt die Firma Warn für ihr Modell 9.5cti eine Stromaufnahme von 452 Ampere bei 4,3 Tonnen Zuglast an.
Um diese Leistung sicher bereitstellen zu können, bedarf es eines ausreichend dimensionierten Kabelquerschnitts und guter korrosionsfreier Kontakte. Ein großzügig gewählter Kabelquerschnitt ist nötig, damit sich das Kabel nicht erhitzt. Denn je wärmer es wird, desto weniger Leistung wird transportiert und es kann durchbrennen. Beim Verpressen der Kabelschuhe muss sauber gearbeitet werden. Die Leiter dürfen keine Oxidationsspuren und losen Metallspuren haben, denn das führt später zu Kontaktkorrosion.
Es muss der richtige Kabelschuh gewählt werden. Es gibt Press-, Rohr- und Quetschkabelschuhe. Beim Verpressen selber sollte das Material aus einem Herstellersystem kommen, da diese das beste Ergebnis garantiert. Es gibt 5 Kabelklassen, wobei meistens ein normaler Mehrdrahtleiter (Klasse 2) oder ein feindrähtiger Mehrdrahtleiter (Klasse 5) verwendet wird. Das feindrähtige Kabel, auch Schweisserkabel genannt, ist bei gleichem Querschnitt wesentlich flexibler und einfacher zu verlegen. Es verlangt beim Kabelschuh aber eine Dornpressung, wohingegen das steifere normale Kabel eine Sechskantpressung braucht. Nur bei korrekter Pressung werden auch die in den Normen IEC 61238-1, DIN EN 60999 und DIN EN 60352-2 geforderten Abzugsmomente für die einzelnen Verbindungsarten erreicht.
Das Kabel sollte möglichst nah an der Batterie mit einer trägen Sicherung geschützt werden.
In unserem Beispiel müsste bei 1 Meter Kabellänge bereits ein Querschnitt von mindestens 43 mm2 benutzt werden. Mit 50 mm2 wären bei 1 Meter Kabel bis maximal 6,3 kW oder 530 Ampere möglich. Auch hier sollte der Fachberater den richtigen Kabelquerschnitt bei gegebener Länge angeben können.
Wie ihr den richtigen Kabelquerschnitt ermittelt, könnt ihr hier erfahren. Kabelquerschnitt. In der Praxis werdet ihr aber immer unter den errechneten Werten liegen. Eine WARN Zeon 12 bräuchte rechnerisch einen Querschnitt von 170mm2, in der Praxis also ein Kabel von 180mm2. Da nur selten die volle Leistung abgerufen wird und es ab 70mm2 schwierig wird noch sinnvoll ein Kabel zu verlegen, werdet ihr meistens zwischen 50 und 70 mm2 auskommen.
Es ist ein guter Kontakt zur Batterie und zur Masse nötig, damit es nicht zu Ausfällen durch einen Zusammenbruch der Spannung während des Betriebs kommt. Daher empfehlen wir eine separates Massekabel zurück zur Batterie zu legen und nicht über die Karosserie zu gehen.
Die Einsatzzeit der Winde kann deutlich verlängert werden, wenn der Motor im Windenbetrieb mitläuft und die Winde einen Teil ihres Stroms durch die Lichtmaschine erhält. Im Wettbewerb werden deshalb größere Lichtmaschinen oder eine zweite Batterie eingebaut.
Muss die Winde schnell sein?
Nein, das muss sie nicht unbedingt. Für den gelegentlichen Einsatz ist eine langsamere Winde vollkommen ausreichend. Schnelle Winden werden nur im Wettbewerb benötigt. Je langsamer die Winde zieht, desto sicherer ist ihr Einsatz.
Was ist denn nun besser: Kunststoffseil oder Stahlseil?
Die Diskussion, welche Art von Seil benutzt werden soll, wird teilweise heftig geführt. Stahl- oder Kunststoffseil? Das ist hier die Frage. Dabei hat jedes nach Einsatzgebiet und Häufigkeit seine eigenen Vor- und Nachteile.
Solange keines der Seile beschädigt ist und die Lastgrenzen eingehalten werden, sind beide Seile gleich sicher. Die wirkliche Gefahr geht von schweren Gegenständen am Ende des Seils aus. Reißt beispielsweise die Befestigung am Fahrzeug, übrigens der häufigste Unfallgrund, ist es egal ob Stahl- oder Kunststoffseil im Einsatz sind. Der Gegenstand am Seilende fliegt durch die Gegend und ist lebensgefährlich.
Kunststoffseile haben den Ruf sicherer zu sein. Reißt das Seil, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es peitschenartig durch die Gegend schleudert etwas geringer. Die Seilenden fallen zu Boden und haben nicht genug Eigengewicht. Aber auch ein Stahlseil fliegt nicht hunderte Meter marodierend durch die Gegend. Sind alle Personen außerhalb des Gefahrenbereichs, was immer der Fall sein sollte, ist das Stahlseil genauso sicher. Grundsätzlich gilt bei der Arbeit mit Seilen unter Last, dass sich niemand im Gefahrenbereich aufhalten darf.
Ein echter Vorteil von Kunststoffseilen ist das geringe Gewicht. Wer oft und viel mit dem Seil in der Hand läuft, z.B. bei Wettbewerben wird sich sehnlich ein Kunststoffseil wünschen. Aber auch auf das Gesamtgewicht des Windensystems hat das Gewicht des Seils großen Einfluss. Ein 100 Meter langes Kunststoffseil mit 10 mm Durchmesser wiegt gut 6 kg, ein vergleichbares Stahlseil schon 55 kg.
Kunststofffasern haben allerdings einige Nachteile. Selbst bei guter Pflege, ist da der schnellere Verschleiß. Ob UV-Strahlung der Sonne, Chemikalien wie Öl oder Kraftstoff, mechanische Oberflächenbelastung wie Reiben, Hitze und Scheuern oder zu enge Knicke, das Kunststoffseil leidet unter viel mehr Einflüssen als ein Stahlseil. Manch einer, der seine Seilwinde regelmäßig im Einsatz hat, tauscht daher das Kunststoffseil pauschal einmal im Jahr. Das ist auch der empfohlene, maximale Wechselintervall. Im Forstbetrieb beispielsweise, oder dort wo das Seil oft über den Boden gezogen, gescheuert und gequetscht wird, hat das Stahlseil die Vorteile auf seiner Seite. Es ist gegen diese Art der Beanspruchung widerstandsfähiger, wenn auch nicht immun. Auch gegen Öle und andere Chemikalien ist das Stahlseil unempfindlich.
Bei 120 Grad fangen die Fasern an zu schmelzen. Die Lagen direkt auf der Trommel sind unter Belastung durchaus Temperaturen von bis zu 80 Grad ausgesetzt. Das schwächt das Material. Daher müssen die ersten Lagen direkt auf der Trommel immer mit einem Schutzschlauch versehen sein. Auch starre Umlenkkeile für Kunststoffseile, wie sie in einigen Shops angeboten werden, sollten tabu sein. Zum einen erzeugen sie die unerwünschte Reibungswärme und zum anderen führen sie das Seil über einen engen Radius, so dass die Fasern sehr ungleich belastet werden. Auch das schwächt das Kunststoffseil.
Bei all diesen Einflüssen haben die Stahlseile die Nase vorne. Chemie, Hitze, Sonne und die meisten Untergründe schaden ihnen nicht. Sie können nur mit drehbaren Umlenkrollen genutzt werden, daher stellt sich die Problematik mit Umlenkkeilen erst gar nicht. Wird am Seilende eine Kausche anstatt eines Hakens verwendet, ist es dort zudem etwas leichter.
In der Erstausstattung sind Seilwinden oft mit grob gewickelten Stahlseilen versehen. Bei diesen reiben die einzelnen Sehnen unter Last stärker aneinander oder sie werden zusammengedrückt, was den Verschleiß fördert. Ist ein solches Seil einmal verschlissen, empfiehlt es sich, auf ein verdichtetes Seil zurückzugreifen. Diese sind wesentlich robuster und haltbarer als die grob gewickelten Varianten. Ansonsten bedarf es bei einem Stahlseil keiner besonderen Pflege. Fett ist nicht zu empfehlen, es lagert sich nur mehr Dreck und Staub an. Es dauert schon eine ganze Weile, bis ein intaktes Stahlseil ernsthafte Rostprobleme bekommt. Dann ist es wahrscheinlich eh schon so alt, dass es gegen ein neues ausgetauscht werden sollte.
Hier gehen wir näher auf das Thema in Bezug auf Schäkel ein.
Welches Windenfenster ist das richtige?
Die Wahl des Seils hat Auswirkungen auf die Wahl des Windenfensters. Stahlseile sollten ein Rollenfenster haben, damit das Seil das Fenster nicht mit der Zeit beschädigt. Kunststoffseile hingegen sollten durch ein möglichst tiefes Fenster ohne Rollen geführt werden. Eine tiefe Ausführung hält den Knickwinkel des Seiles klein und das Kunststoffseil kann den groben Dreck am Fenster abstreifen. Das würde bei Rollen nicht funktionieren, er würde dann mit auf die Rolle gezogen werden, worunter das Seil zu leiden hätte.
Muss ich mein Fahrwerk anpassen?
Durch das zusätzliche Gewicht von Seilwinde, Seil und Stoßstange kann eine Anpassung des Fahrwerks der Vorderachse notwendig werden. Die Winde wiegt zwischen 25 kg und 50 kg, wie auch die Stoßstange. Kommt noch ein Stahlseil hinzu addieren sich noch einmal gut 30 kg, je nach Länge. Da kommen schnell 80 bis 100 kg zusammen. Möglicherweise belastet noch weiteres Gewicht, wie ein Ersatzrad, die Vorderachse. Zur Klärung sollte ein Fahrwerks-Spezialist aufgesucht werden. Dieser kann feststellen, ob das vorhandene Fahrwerk ausreicht oder eine Änderung vorgenommen werden muss.
Was ist eigentlich ein Handgreifzug?
Von Seilwinden-Besitzern oftmals belächelt, fristet der Handgreifzug ein unberechtigtes Schattendasein. Dabei hat dieses manuell zu bedienende Gerät in mancher Hinsicht deutliche Vorteile gegenüber einer Winde. Als Ergänzung zur Winde ist er geradezu ideal.
Am auffälligsten sind wohl die Größe und die Mobilität. Wird die Winde nach der Montage zu einem ständigen Begleiter, die immer Wind und Wetter ausgesetzt ist und deren Gewicht ständig herumgefahren wird, kann der Greifzug in der Garage bleiben, wenn er nicht benötigt wird. Das ist gerade für diejenigen interessant, die eher selten im Gelände unterwegs sind.
Der Handgreifzug kann eine Bergehilfe sein, wo ein Fahrzeug nicht mehr hinkommt. Er kann an alle Fahrzeugseiten angeschlagen werden, sofern entsprechende Aufnahmen da sind. Damit kann er hervorragend Sicherungsaufgaben übernehmen, beispielsweise um ein Umkippen des Wagens zu verhindern. Ebenso ist sein Einsatz sinnvoll, um eine Windenbergung vorzubereiten. Beispielsweise indem das Fahrzeug zuerst angehoben wird, wenn es sich bereits am matschigen Boden „festgesaugt“ hat. Aber auch das Herausziehen oder Ablassen eines Fahrzeugs nur unter Zuhilfenahme des Greifzuges ist möglich.
Allerdings ist der Greifzug nichts für häufige Einsätze, wie es im Wettbewerb oder in Wüstendünen der Fall ist. Die Bedienung ist langsam und kann sehr schweißtreibend sein. Auch was die Zugleistung angeht ist früher Schluss, manuell betätigte Handgreifzüge gibt es bis zu einer Zuglast von ca. 3,2 Tonnen.
Sofern das Seil ohne Beschädigung ist und alles verwendete Zubehör mindestens das gleiche Working-Load-Limit (WLL, maximale Arbeitslast) oder höher aufweist, ist der Greifzug sehr sicher. Eine Überlastung kann manuell nicht herbeigeführt werden. Wird versucht, zu viel Last zu bewegen, greifen Scherstifte als Sicherheitsmaßnahme und verhindern ein weitere Erhöhung der Last.
Wie bediene ich einen Handgreifzug?
Der Handgreifzug besitzt drei Hebel: Einer zum Einziehen des Seils, einer zum Herauslassen und einen, der die Klauen die das Seil festhalten löst. Dann kann das Seil frei durch das Gerät gezogen werden. Je nach Arbeitsrichtung wird eine Verlängerung auf den jeweiligen Hebel gesetzt und dann hin- und her bewegt. Mit jedem Hub wird das Seil in die gewünschte Richtung bewegt.
Wie wird die Seilwinde bedient?
Im Grunde funktionieren Winden immer gleich. Die Bedienungselemente sind bei den einzelnen Herstellern auch ähnlich angebracht. Sie wird über eine Kabel- oder zusätzlich über eine Funkfernbedienung bedient. Dort gibt es mindestens einen Schalter für die beiden Laufrichtungen, abrollen oder einrollen. An der Winde selber ist ein Hebel, der das Getriebe entweder mit dem Motor verbindet oder für den Freilauf trennt. In diesem Modus kann das Windenseil von Hand herausgezogen werden, z.B. um es zügig zum Anschlagspunkt zu bringen.
Dimensionierung und Sicherheit – Wahl des Bergematerials
Wenn bei der Bergung nicht nur das Windenseil benutzt wird, sondern weiteres Bergematerial zum Einsatz kommt (Baumgurt, Schäkel, Umlenkrolle), dann gilt es auch dort die maximal erlaubte Belastung zu beachten.
Auf ordentlichem Bergematerial, was nicht einfach nur mit den Attributen „Offroad“ und einer möglichst hohen Bruchlast versehen ist, steht in jedem Fall die Arbeitslast (WLL – Working Load Limit). Der Unterschied zwischen den beiden Werten ist ein gravierender. Die Bruchlast gibt die Last an, wann das Bergemittel reißt. Und zwar dann, wenn es neu ist und das Bergemittel immer korrekt verwendet wurde. Leider wird genau diese Angabe so gerne zur Werbung benutzt, da sie mindestens um den Faktor 2 über dem WLL liegt.
Genau darin liegt ein großes Sicherheitsrisiko. Wurde das Bergemittel nur einmal über seinem WLL belastet, sinkt die Bruchlast ab. Wie weit, weiß keiner. Das birgt die große Gefahr, ungewollt bei der nächsten Belastung unterhalb der angegebenen Bruchlast die Grenze zu überschreiten. Das kann zu großen Schäden für Leben und Material führen.
Die WLL-Angabe hingegen, gibt an wie stark das Material immer wieder belastet werden kann, ohne jemals Einbußen zu erfahren. Vorausgesetzt es ist nicht anderwertig beschädigt worden. Mit anderen Worten, nur das angegebene WLL ist die absolut sichere, verlässliche Angabe zur maximalen Last. Auf vernünftigem Bergematerial aus dem Fachgeschäft, wie beispielsweise für Forstbetriebe, ist daher nur oder zumindest auch die WLL angegeben. Ihr solltet kein Material verwenden, wo nur die Bruchlast angegeben wurde.
Grundsätzlich sollten alle Teile, die unter Zugbelastung stehen, mindestens die gleiche Arbeitslast WLL besitzen wie das Windenseil. Der große unbekannte Faktor, zu dem ihr auch keine Antwort bekommen werdet, ist der Anschlagspunkt am Fahrzeug. Was dieser, auch abhängig von seinem Zustand, an Zugkraft aufnehmen kann, kann niemand voraussehen.
FTF – Forest Tractive Forst – mehr Sicherheit beim Bergen
Seit Anfang 2018 gibt es eine neue Kennzeichnung, die den Arbeitslastwert WLL ersetzt: FTF, das steht für Forest Tractive Force. Ihr müsst nur den richtigen Wert passend zu eurer Winde auswählen und für alle Einsatzmöglichkeiten ist das Material ausreichend dimensioniert. Hier findet ihr Details dazu: FTF – Das neue Maß.
Welches Zubehör zu meiner Seilwinde brauche ich?
Eine Winde oder ein Greifzug alleine reichen in vielen Situationen nicht aus, oftmals ist weiteres Zubehör nötig. Zu einer vollständigen Bergeausrüstung gehört vor allem:
Umlenkrollen: Zu jeder Bergeausrüstung gehört mindestens eine Umlenkrolle. Sie ist sehr nützlich und kann flexibel eingesetzt werden. Die Zugkraft kann mit ihrer Hilfe in eine andere Richtung umgelenkt, verdoppelt oder beides werden. Die Rolle kann auch über ein Führungsseil als Umkipp-Sicherung oder zum Transport von Lasten eingesetzt werden.
Soll mit der Umlenkrolle die Last halbiert werden, muss das Windenseil mit seinem Ende wieder am Windenfahrzeug angeschlagen werden. Dann ist das Flaschenzugprinzip erfüllt, da es dann mehr als ein tragendes Seil gibt. Wird das Seil über die Umlenkrolle einfach nur zu einem anderen Anschlagspunkt geführt, kann zwar die Richtung geändert werden, aber die Last wird nicht halbiert.
Schlägt der Bergende also seine Winde durch die Umlenkrolle an das eigene Fahrzeug an, halbiert sich die Belastung für die Winde, oder mit anderen Worten, es kann die doppelte Last gezogen werden. Das schont die Seilwinde und sie erhitzt weniger schnell. Dadurch halben sich allerdings Geschwindigkeit der Winde und die nutzbare Länge des Seils.
Durch Umlenkung der Kraft erlaubt die Umlenkrolle, dass in nahezu beliebigen Winkel gearbeitet werden kann. Können Winde und Anschlagspunkt nicht in eine Linie gebracht werden, können eine oder mehrere Rollen dazu genutzt werden, das Seil umzulenken. Geschickt eingesetzt kann mit mehreren Umlenkrollen das eigene Fahrzeug seitwärts ohne Fremdhilfe versetzt werden. Je nach Einsatz sollten ein bis drei Umlenkrollen im eigenen Bergeset vorhanden sein.
Die Umlenkrolle kann zur Passage sehr schräger Abschnitte als Seitensicherung für die Fahrzeuge eingesetzt werden. Wird parallel zur Fahrtstrecke ein Seil zwischen den Bäumen gespannt, das kann beispielsweise das Windenseil eines anderen Fahrzeugs sein, kann dort die Umlenkrolle eingehangen werden. Ein zweites Seil wird dann als Schlaufe am Dachgepäckträger festgemacht und in die Rolle eingelegt. Jetzt kann das gesicherte Fahrzeug die Passage wagen.
Schäkel: Diese universellen Verbinder sollten in ausreichender Menge, Größe und WLL mitgeführt werden. Es gibt sie aus Stahl oder aus Nylon, sogenannte Soft-Schäkel. Letztere haben einen großen Sicherheitsvorteil, denn wenn die Aufnahme abreisst, wird der Softschäkel nicht zum Geschoss. Bei einer aufwendigeren Bergung werden zum Teil 4 bis 5 Stück benötigt. Sie dienen zur Befestigung von Umlenkrollen, Haken, Gurten und Seilen an Baumankergurten, Fahrzeugen oder anderen Aufnahmen.
Baumankergurte: Von diesen nützlichen Gurten sollten gleich mehrere dabei sein. Sie dienen primär dazu die Bäume zu schonen, die bei der Bergung miteinbezogen werden. Aber sie schonen auch das eigene Bergematerial. An ihnen wird der Windenhaken oder eine Umlenkrolle mit einem Schäkel befestigt.
Dicke Lederhandschuhe: Bei der Verwendung von Stahlseilen reißen schon mal einzelne Stahlfasern und stehen dann ab. Gleitet das Windenseil durch die ungeschützte Hand oder fährt der Bediener mit der Hand über das Seil, kann dies zu schmerzhaften Verletzungen führen.
Was muss ich beim Einsatz der Winde beachten?
Bevor es überhaupt mit der Bergung los geht, heißt es Ruhe zu bewahren und die Situation erst einmal zu betrachten. Sind alle Fahrzeuge sicher oder droht ein Fahrzeug abzurutschen? Dann sollte ruhig aber zügig zunächst das Fahrzeug gesichert werden. Je weniger Personen bei der Bergung beteiligt sind, desto besser. Klare Absprachen und Ansagen sind nötig. Steht fest, wie die Bergung durchgeführt werden soll, kann es losgehen. Eine Person sollte die Anweisungen geben, wenn möglich von einer Position aus, von der sie die Situation überblicken kann.
Wird eine Winde eingesetzt, gibt es einiges zu beachten. An erster Stelle steht immer die Sicherheit, insbesondere, wenn mit einem Stahlseil oder Stahlschäkeln gearbeitet wird. Wenn das Seil reißt, kann es zu einer tödlichen Peitsche werden und ein Treffer von einem umherfliegenden Schäkel ist ebenfalls mehr als nur unangenehm.
Daher gelten einige Grundregeln und es gibt je nach Situation weitere Sicherheitsmaßnahmen:
- Es darf nur intaktes Bergematerial verwendet werden. Beschädigte Seile, Rollen oder Gurte bedeuten Lebensgefahr und können zu Schäden führen.
- Finger weg von fremden Bergematerial, gerade wenn dort nur die Bruchlast angegeben ist. Ihr wisst nicht, wie es vorher benutzt und behandelt wurde. Möglicherweise ist die tatsächliche Bruchlast schon weit unterschritten.
- Niemand darf sich im im Bereich des Windenseils unter Last oder zwischen den Fahrzeugen aufhalten. Nur die unmittelbar zur Bergung notwendigen Personen sollten sich in den Fahrzeugen oder an den entsprechenden Positionen befinden.
- Für alle anderen gilt: Der Abstand sollte so groß oder die Position so gewählt werden, dass einem das Seil beim Reißen nicht erreichen kann. Mindestens 1 1/2 Seillängen.
- Der Haken der Winde sollte mit der Öffnung nach oben eingehangen werden. Sollte er brechen, bewegt er sich Richtung Erde und nicht nach oben.
- Verlängert Gurte, Schlingen usw. niemals mit einem Stahlschäkel. Verwendet dazu immer einen Softschäkel mit gleicher oder höherer WLL.
- Ein Stahlseil sollte zwingend, bevor Spannung darauf gegeben wird, mit einem Bergegurt oder einer Schlagschutzmatte umwickelt werden. Das Gewicht der Auflage drückt im Falle des Reißens das Windenseil zu Boden.
- Das Bergematerial sollte nur an Aufnahmen befestigt werden, die für eine Bergung und die auftretenden Kräfte geeignet sind.
- Ab einer Zugkraft von 70 Prozent der zugelassenen Zuglast, sollte eine Umlenkrolle verwendet werden. Deren Verankerung muss die Gesamtlast mit ausreichender Sicherheit bewältigen können.
- An den Fahrzeugen, die vorwärts zum Windenseil stehen, sollte die Motorhaube aufgestellt werden, um den im Fahrzeug befindlichen Windenbediener zu schützen. Er erhält dann seine Anweisungen möglichst von einer außen stehenden Person, die die Gesamtsituation überblicken kann.
- Das Seil nicht mit plötzlich auftretenden Lasten (Schocklast) beanspruchen. Diese können ein Vielfaches der zugelassenen Last erzeugen.
- Das Seil nicht bis zum Schluß abrollen. Es müssen ein paar Windungen auf der Trommel verbleiben. Normalerweise müssen dies 5-6 Windungen sein. Im Handbuch der Winde sollte dies genau beschrieben sein.
- Beim Ziehen am Hang sollte niemand unterhalb der schräg am Hang stehenden Fahrzeuge stehen oder laufen.
- Die Winde periodisch verwenden, um eine Überlastung zu vermeiden. Mit einer Umlenkrolle kann die Winde entlastet werden.
- Nach der Windenbenutzung das Windenseil ab- und in sauberen Lagen wieder aufrollen. Den Haken dabei nicht direkt mit der Hand halten, sondern eine Handschutzschlaufe verwenden. Ansonsten können Finger und Hand im Seilfenster eingequetscht werden. Ein nicht ordentlich aufgerolltes Seil kann beschädigt werden und bei der nächsten Nutzung zu einer Schocklast führen. Beim Aufrollen die vorgeschriebene Richtung auf der Trommel beachten.
Sind alle Sicherheitsmaßnahmen beachtet und die Bergematerialien an den richtigen Stellen angebracht, kann es losgehen. Nach Möglichkeit sollte der Anseilpunkt für die Winde in gerader Linie liegen.
Werden Schäkel verwendet, so muss der Bolzen zunächst vollständig eingedreht werden und dann eine halbe Umdrehung wieder heraus. Ist das Windenseil nicht gut aufgerollt gewesen, dieses zunächst weiter abrollen und dann unter Spannung sauber wieder aufrollen. So werden ruckartige Seilsprünge (Schocklast) auf der Rolle vermieden.
Im ziehenden Fahrzeug sollte jemand sitzen und die Fußbremse betätigen. Der Fahrer des Wagens, der geborgen werden soll, muss in den ersten Gang und Untersetzung schalten und mit eingeschalteten Sperren die Räder leicht in die Zugrichtung mitdrehen lassen.
Sobald der Wagen zum Stehen kommt, auskuppeln, damit sich das Fahrzeug nicht tiefer eingräbt. Während die Winde benutzt wird, sollte der Motor des Windenfahrzeugs mit leicht erhöhter Drehzahl laufen.
Was kann ich tun, wenn ich das Fahrzeug mit der Seilwinde nicht freibekomme?
Zieht sich das stationäre Fahrzeug mit der Seilwinde heran, kann dieses mit der anderen Seite an einem Baum oder einem weiteren Fahrzeug mittels Bergegurt befestigt werden. Schafft es die Winde nicht, das Gewicht zu bewegen oder tut sie sich bereits schwer, sollte eine Umlenkrolle benutzt werden. Aber Vorsicht! Einfach immer nur mehr Kraft anzuwenden, kann zu Schäden führen. Es können Fahrzeugteile abreißen oder das Fahrzeug verzogen werden, wenn zu viel Kraft oder diese an der falschen Stelle angewandt wird.
Bevor ihr also einfach immer mehr Kraft ins Spiel bringt, sucht nach anderen Möglichkeiten. Als erstes gilt es, das Fahrzeug leichter zu machen. Lasst Personen aussteigen (warum saßen sie überhaupt noch im Wagen?), nötigenfalls den Wagen entladen. Würde es helfen das Fahrzeug leicht anzuheben oder die Räder freizuschaufeln? Zieht man vielleicht besser in die andere Richtung? Wenn das Fahrzeug in Vorwärtsrichtung stecken geblieben ist, dann sind die Erfolgsaussichten den Wagen rückwärts raus zu ziehen höher. Dort ist je nach Untergrund der Boden auch schon etwas verdichtet.
Sobald direkt an dem festsitzenden Fahrzeug gearbeitet wird, muss dieses gegen Wegrollen gesichert werden, sollte es schräg in einem Hang stehen. Das Windenseil sollte, wenn möglich, entlastet werden.
Muss die Seilwinde Schwerstarbeit leisten, kann sie überhitzen, daher ist es besser sie in kurzen Intervallen zu benutzen. Droht sie dann doch zu überhitzen, kann über das Motorgehäuse der Winde Wasser zur Kühlung gegossen werden.
Was muss ich nach dem Einsatz der Seilwinde beachten?
Ist der Einsatz der Seilwinde beendet, sollte sie in einen Zustand gebracht werden, der eine erneute Bergung ohne Probleme möglich macht. Das bedeutet: im Leerlauf das Windenseil soweit abrollen, wie es zum Bergen abgerollt wurde, um es dann noch einmal aufzurollen. Achtung: Es sollten immer sechs Umdrehungen auf der Rolle verbleiben.
Das Wiederaufrollen des Seils funktioniert zu zweit besser. Eine Person steht vor der Seilwinde und bedient sie mit einer Hand, mit der anderen Hand führt er das Seil so, dass es sich Lage für Lage nebeneinender aufrollt. Bei Stahlseilen immer einen ausreichend dicken Handschuh verwenden. Dabei sollte mit der Hand ein sicherer Abstand zum Windenfenster eingehalten werden. Das Seil sollte sich weder auf der einen Rollenseite knubbeln, noch sollte das aufrollende Seil quer über die darunter liegende Lage geführt werden.
Die zweite Person hält das Seil an dessen Ende auf Spannung. Am Windenhaken sollte eine kleine Schlaufe angebracht sein, die gegriffen wird, wenn der Windenhaken in das Seilfenster eingezogen wird. Das verhindert böse Quetschungen der Finger.
Muss ich eine Seilwinde regelmäßig warten?
Wie jedes andere technische Gerät auch muss eine Seilwinde gewartet und gepflegt werden. Das verlängert nicht nur die Lebensdauer der Winde, sondern garantiert auch, dass sie im entscheidenden Moment zur Verfügung steht und sicher arbeitet. Neben der Sichtprüfung auf Undichtigkeiten und Beschädigungen sollten Seilwindenbesitzer den Wartungsvorgaben des Herstellers folgen. Besondere Pflege braucht eine Winde nach Einsätzen unter besonderen Bedingungen wie z.B. nach dem Eintauchen in Wasser oder Schlamm. Wie so eine Wartung geht, könnt ihr hier lesen: Windenwartung.
Das Seil braucht, als wesentlicher Bestandteil der Winde, ebenfalls viel Aufmerksamkeit. Neben dem ordentlichen Aufrollen muss es auf Verschleiß und Beschädigungen überprüft werden. Dazu wird das Seil vollständig abgerollt und wieder aufgerollt.
Stahlseile können während dessen mit einem aushärtendem Fett oder Drahtseilfett eingesprüht bzw. eingerieben werden. Auch vorgefettete Seile sollten nachgefettet werden. Das Fett verhindert die Reibung zwischen den verdrillten Seilelementen unter Last, die zu starkem Verschleiß führt. Zusätzlich dient es dem Korrosionsschutz. Kunststoffseile können gewaschen werden.
Außerdem sollten, wenn vorhanden, vor dem nächsten Einsatz der Seilwinde, die Batterien in der Fernbedienung überprüft werden.
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Bei Matsch&Piste gibt es noch eine ganze Reihe Artikel zum Thema Seilwinde und Bergen. Hier könnt ihr das richtige für euch raussuchen:
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- WARN Seilwinden – Winden mit Tradition und Qualität
Wir bedanken uns bei Jeroen Jansen, Inhaber des Mammut-Parks, Stadtoldendorf für seine Unterstützung.
© Fotos: Nicole Dornseif, Andreas Woithon