Island – Landschaften wie aus dem Bilderbuch und die absolute Einsamkeit. Kein Wunder, dass Island zu den Traumzielen der meisten Offroad-Reisenden gehört. Im ersten Teil unseres Island-Specials haben euch allgemeine Informationen zu Island gegeben. In diesem Teil geht es speziell um das Offroad-Fahren auf Island.
Allgemeines zum Fahren auf Island
Zum Autofahren auf Island reicht der normale deutsche bzw. europäische Führerschein aus. Die grüne Versicherungskarte ist nicht Pflicht, aber empfehlenswert. Die übliche Ausstattung, wie Warndreieck, Verbandskasten und Warnweste, sollte dabei sein. Für größere Geländewagen ist ein Feuerlöscher vorgeschrieben, für alle anderen ist das sicher auch kein Nachteil. Seit 1968 besteht Anschnallpflicht und auch tagsüber muss das Licht eingeschaltet bleiben.
Innerhalb der Ortschaften sind 50 km/h erlaubt, außerhalb 90 km/h, sofern die Straße asphaltiert ist. Auf Schotterpisten außerhalb von Ortschaften gilt 80 km/h. Alkohol am Steuer ist bei den Isländern absolutes No-go, hier gilt die Null-Promille-Grenze. Handys dürfen vom Fahrer während der Fahrt nur mit Freisprechanlage benutzt werden.
Die Ringstraße – einmal rund um Island
Die nahezu komplett asphaltierte Hringvegur (Ringstraße), Islands Nationalstraße Nr. 1 (Þjóðvegur 1), verläuft mit einer Gesamtlänge von 1.339 km einmal um die ganze Insel herum. Die wichtigsten Städte liegen direkt an der Ringstraße, ebenso wie die meisten bekannten Touristenattraktionen. In urbanen Gebieten ist die Ringstraße meistens zweispurig, aber es gibt einige einspurige Brücken. Hier gilt: Das Fahrzeug, welches näher an der Brücke ist, hat Vorfahrt. Im Zweifelsfall anzuhalten ist eine gute Idee, denn die Isländer fahren oft wenig defensiv.
Besondere Verkehrsschilder auf Island
Neben den üblichen Verkehrszeichen gibt es für Gefahrenstellen eine Reihe von Schildern, die es bei uns nicht gibt. Unübersichtliche Straßenkuppen, uneinsehbare Kurven, einspurige Brücken, Furten oder das Ende eines asphaltierten Straßenabschnitts sind mit speziellen Schildern gekennzeichnet. Gerade beim Übergang von Asphalt zu Schotter kommt es häufig zu Unfällen. Insbesondere bei hoher Geschwindigkeit kann der Fahrer dort schnell die Kontrolle über das Fahrzeug verlieren.
Wer sich im Vorfeld bereits über die isländischen Verkehrsschilder informieren möchte, der kann sich auf der Seite von safetravel.is die Verkehrsschild-App (nur für Android) herunterladen oder auf Wikipedia nachsehen.
Auch wenn es Warnschilder für Schafe gibt, so stehen diese Schilder nicht immer da, wo auch Schafe sind. Denn Schafe gibt es auf Island fast überall. Bei Schafen auf oder an der Straße sollte der Fahrer immer langsam und vorsichtig fahren, da die Tiere gerne unvermittelt die Straßenseite wechseln. Schafe haben immer Vorrang, wer ein Schaf oder ein anderes Tier anfährt, muss mit erheblichen Geldbußen rechnen.
Die häufig anzutreffenden Zauntore auf den Pisten sind nicht dafür da, Autofahrer auszusperren, sondern um Schafe einzusperren. Durchfahren ist erlaubt, aber es gilt, wer ein Gatter öffnet, muss es hinter sich wieder schließen.
Offroad-Fahren auf Island – Wellblechpisten vom Feinsten
Abseits der Ringstraße sind die wenigsten Straßen geteert. Die zum Teil wellblechartigen Pisten fordern Fahrzeug und Fahrer einiges ab. Was nicht fest ist, wird auf diesen Pisten mit Sicherheit losgerüttelt. Mitunter auch Dinge, die vorher fest waren. Ausgerissene Reserveradhalter, gebrochene Federn und beschädigte Inneneinrichtungen sind übliche Randerscheinungen beim Pistenfahren auf Island.
Es gibt im Grunde zwei Möglichkeiten solche Wege zu befahren: Sehr langsam, um das Fahrzeug und alles was an Ausrüstung darin ist, zu schonen oder so schnell, dass das Fahrzeug von Welle zu Welle „fliegt“ und dadurch die Erschütterungen reduziert werden. Das erfordert jedoch fahrerisches Können, Aufmerksamkeit und ein vernünftiges und intaktes Fahrwerk, welches für das Fahrzeuggewicht mit Beladung ausgelegt ist.
Empfehlenswert ist bei Wellblechpisten das Ablassen von Luft aus den Reifen. Mit Dreiviertel und sogar der Hälfte des Drucks, fährt es sich wesentlich angenehmer. Voraussetzung dafür ist allerdings eine vorsichtige Fahrweise und ein Kompressor, um die Reifen später wieder aufzupumpen.
Abenteuer pur – Das Fahren im Hochland
Die Hochlandstrecken sind mit einem „F“ gekennzeichnet. Das steht für Fjallvegur (Bergwerg). F-Straßen sind unbefestigte Wege, die zwar gewartet werden, zum Teil aber trotzdem fahrerisches Können voraussetzen. Die bekanntesten Hochlandpisten sind die Kaldidalur-, die Kjölur- und die Sprengisandur.
Die Hochlandstraßen werden selten vor Ende Juni/Anfang Juli vollständig geöffnet und die Saison endet dort im September. Informationen zu den geöffneten und gesperrten Strecken gibt auf dieser Seite: Opening dates of mountain roads. Ebenso hängt an Tankstellen meist eine aktuelle Karte aus..
Nicht allradbetriebene Mietwagen dürfen nicht auf den F-Straßen gefahren werden. Auch mit geländegängigen Mietwagen sind nicht alle Routen zum Offroad-Fahren auf Island erlaubt, das betrifft u.a. die Kjölur-Route Nr. 35. Wer mit dem Mietwagen unterwegs ist, sollte sich am besten also vorher erkundigen, welche Straßen erlaubt sind und welche nicht.
Am besten vor der Abfahrt über den Straßenzustand informieren
Im Hochland ist es vor dem Aufbruch immer ratsam, sich bei Rangern oder Hüttenwärtern über den aktuellen Straßenzustand erkundigen. Nicht selten sind Pisten von kleinen Allradfahrzeugen wegen hochwasserführender Flüsse nicht befahrbar.
Die Icelandic Road and Coastal Administration IRCA, die ca. 13.000 km Strecke betreut, bietet zusammen mit der Iceland Association for Search and Rescue ICE-SAR einige Dienste an, um sich über die Situation der Strecken und aktuelle Warnungen zu informieren. Für den aktuellen Straßenzustand gibt es den Road Viewer und für Warnungen gibt es die Webseite Safetravel.is. Informationen per Telefon gibt es beim Isländischen Straßenamt in Reykjavík Tel. +354-1777 (von 8:00 bis 16:00 Uhr). Auch auf der Seite der Straßenmeisterei Islands gibt es Hinweise zu den Straßenverhältnissen.
Mehr zu Sicherheit während der Fahrt in entlegene Gebiete finden sich im ersten Teil.
Brücken sind im Hochland eher die Ausnahme als die Regel
Im isländischen Hochland sind Brücken selten bis gar nicht vorhanden. Hier heißt es, die Flüsse zu furten, ein typisches Merkmal für das Offroad-Fahren auf Island. Je nach Strecke kann das häufiger passieren. Flüsse sollten nur mit Allrad-Fahrzeugen überquert werden, die für eine Flussdurchquerung entsprechend ausgerüstet sind. Welche Ausrüstung generell auf Island benötigt wird, erfahrt ihr im dritten Teil.
Aber auch mit der entsprechenden Ausrüstung ist Furten nicht immer ein Kinderspiel. Was beim Furten zu beachten ist, könnt ihr hier nachlesen: Tipps zum richtigen Furten von Flüssen
Wo war noch gleich der Weg?
Auf vielen Strecken im Hochland ist es schwierig, die eigentliche Piste zu erkennen. Reifenspuren führen nicht immer über die ursprüngliche Piste, ihnen zu folgen kann teuer werden.
Die Strecken sind normalerweise mit Stöcken, manchmal auch mit Steinen gekennzeichnet. Teilweise fehlen die Stöcke oder sind umgefallen, den Weg zu finden ist deshalb häufig schwierig. Hier empfiehlt es sich, nach GPS-Koordinaten zu fahren oder einfach auszusteigen, um nach der Piste zu suchen.
Offroad-Fahren ist auf Island verboten!
Wirkliches Offroad-Fahren, also Fahren abseits von Straßen und Pisten, ist auf Island streng verboten und kann sehr teuer werden. Wer meint, ihm könne nichts passieren, weil keiner dabei ist, der liegt falsch. Denn schon ein Foto von einem schönen Nachtplatz neben der Piste, ins Internet gestellt, ruft zuweilen die isländische Polizei auf den Plan.
Dass das Fahren neben der Piste absolut verboten ist, hat einen guten Grund: Da Island direkt unter dem Nordpolarkreis liegt, ist die Zeit, in der die Pflanzen im Jahr wachsen können, sehr kurz. So kann das Fahren neben den ausgewiesenen Pisten eine Zerstörung verursachen, die Jahrzehnte bis Jahrhunderte braucht, um sich zu regenerieren. Durch Wind und Regen können vorhandene Schäden noch verschlimmert werden.
Es gibt nur einige ganz wenige Ausnahmen: Im Winter z.B. darf auf ausreichend dicker und geschlossener Schneedecke auch neben den Pisten gefahren werden. Diese Regel wird im Frühjahr aufgehoben.
Selbst das Abstellen eines Wagens auf einem Steinplateau fünf Meter neben der Straße kann einen vierstelligen Eurobetrag kosten. Schon das Ausweichen, damit ein anderes Fahrzeug passieren kann, ist unerlaubtes Fahren neben der Piste.
Übernachten im Hochland
Im Hochland gibt es eine Vielzahl von Hütten, die zumindest im Sommer geöffnet sind. Sie werden von Privatleuten oder von Wandervereinen betrieben. In Hütten, die von Privatleuten betrieben werden, gibt es oft kleine Snacks wie Sandwiches oder Suppen. In den Hütten der Wandervereine kann man nichts kaufen, hier gibt es aber meist einen Aufenthaltsraum mit Kochgelegenheit.
Die Hütten der Wandervereine haben oft einen Hüttenwart, der alles in Ordnung hält und den Gästen Rat und Auskunft gibt. An einigen Hütten gibt es sogar Ranger. Reisende sollten sich bei Hüttenwarten und/oder Rangern auf jeden Fall nach der aktuellen Straßensituation erkundigen.
Betreiber von Wanderhütten sind z.B. Ferðafélag Íslands, Ferðafélag Akureyrar und Útivist. Eine schöne Übersichtskarte von Wanderhütten (Stand: 2007) gibt es auf der Seite von Dieter Graser.
Die Übernachtung in den Wanderhütten kostet zwischen 25 und 35 Euro pro Nacht je nach Ausstattung der Hütte. Neben den meisten Hütten ist Camping für knapp 10 Euro möglich. ebenso wie auf größeren Campingplätze wie z.B. in Landmannalaugar. Zusätzlich zu den Wanderhütten können Reisende auf Bauernhöfen übernachten, Anbieter finden sich auf der Seite: Icelandic Farm Holidays
Schon den ersten Teil unseres Island-Specials gelesen?
© Fotos: Nicole Woithon-Dornseif
Verkehrsschilder: Wikipedia, gemeinfrei[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]