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Kaffeekochen unterwegs auf Reisen

Kaffeekochen unterwegs – Das 4×4 der Camping-Kaffeekocher

„Hey, du schaust aus, als wenn du auch ein Kaffee-Nerd bist!“ „Bitte, was?“ entgegnete ich etwas irritiert. „Ja, wer einen solchen Kaffeebecher sein Eigen nennt, legt bestimmt wert auf einen guten Kaffee am Morgen!“ … und schon bin ich mitten in einem netten Gespräch mit einem kanadischen Overlander ebenfalls gerade unterwegs in Valdez, Alaska. Kaffee, für viele von uns nicht einfach nur ein Lebensmittel, sondern Lebensstil, ja fast schon ein Kult. Grund genug, dass wir uns einmal genauer anschauen, welche Möglichkeiten es für das Kaffeekochen unterwegs gibt.

Kaffee oder löslicher Kaffee?

Mag löslicher Kaffee für den Kaffee-Gourmet ein Graus sein, so praktisch ist er doch auf Reisen. Es braucht kein zusätzliches Equipment für die Zubereitung, sondern nur eine Tasse oder Becher, einen Löffel (unter Umständen nicht mal diesen) und kochendes Wasser und fertig ist der dampfende Kaffee. Während sich löslicher Kaffee in Deutschland nicht so sehr durchsetzt, trifft man diese Form des Kaffees umso öfter beispielsweise in Asien an. Hier bin ich auf einer meiner letzten Reisen auch auf den Geschmack gekommen und muss als „Kaffee-Freak“ sagen, dass es wirklich recht gute Sorten bei dieser Art von Kaffee gibt.

Die Herstellung von löslichem Kaffee ist in Kürze recht einfach beschrieben. Mahlen, Aufgießen, Trocknen. Letzteres macht oft den Unterschied im Geschmack aus, denn beim Gefriertrocknen bleiben mehr der ursprünglichen Aromen als beim sogenannten Sprühtrocknen erhalten – das nur am Rande.

Entscheiden wir uns für herkömmliches Kaffeepulver, so gibt es zahlreiche Möglichkeiten der Zubereitung, die sich auch gut für unterwegs eignen.

Verschiedene Utensilien fürs Kaffeekochen unterwegsStempelkanne

Wie funktioniert’s? Das Wasser mit dem Wasserkessel zum Beispiel auf dem Gaskocher aufkochen und das Kaffeepulver in die Kanne geben. Das nicht mehr sprudelnde Wasser aufgießen. Ich rühre den Kaffee nach dem Aufgießen einmal um, damit das Pulver möglichst gleichmäßig im Wasser verteilt wird und die Aromen optimal herausgelöst werden. Anschließend einfach den Deckel aufsetzen (teilweise werden diese auch verschraubt) und zunächst nur leicht herunterdrücken, sodass das Kaffeepulver, das sich an der Oberfläche abgesetzt hat, mit in das Wasser hineingedrückt wird. Etwa 5 Minuten ziehen lassen und den Stempel hinunterdrücken – fertig ist der duftende Kaffee.

Die StempelkanneIch habe beispielsweise eine Stempelkanne als Kombination mit einem Thermobecher seit Jahren im Einsatz und bin sehr zufrieden damit.

Fazit: Nicht nur für unterwegs eine praktische Art einen leckeren Morgenkaffee zuzubereiten!

Kaffeekochen unterwegs auf ReisenMokka-Kanne

Die meist achteckigen „Mokka-Kannen“ – oder auch „Espresso-Kanne“, „Bialetti“ oder „Caffettiera“ genannt – gibt es in verschiedene Größen und Qualitäten zum Beispiel hier oder hier (für 4 Personen). Auch bei der Espresso-Kanne ist das Kaffeekochen unterwegs denkbar einfach:

Zuerst wird die Kanne auseinandergeschraubt und der Trichtereinsatz herausgenommen. Nun wird der Kessel mit Wasser befüllt. Die Wassermenge kann nach Belieben variiert werden; das Sicherheitsventil darf allerdings nicht vom Wasser bedeckt sein. Anschließend wird der Trichtereinsatz wieder eingesetzt und mit Kaffeepulver gefüllt. Das Kannenoberteil muss wieder fest aufgeschraubt werden. Jetzt die Kanne einfach auf der Kochstelle platzieren. Dazu eignet sich sowohl ein Gaskocher als auch einer Feuerstelle (Achtung: der Griff dieser Kannen ist teilweise aus Kunststoff!).

Kaffeekochen unterwegs auf Reisen

Kaum kocht das Wasser, füllt sich der obere Kannenteil mit duftendem Kaffee. Ist der Kaffee fast fertig, macht sich die Kanne durch das Fauchen des Wasserdampfs bemerkbar.

Kaffeekochen unterwegs auf Reisen

Zur Krönung des Kaffeegenusses darf natürlich Milchschaum nicht fehlen. Milch kann man auch unterwegs zum Beispiel gut in einem kleinen Edelstahlkännchen auf dem Gaskocher erhitzen und mit einem Akku-Milchaufschäumer gelingt auch auf Tour ein prima Milchschaum.

Kaffeekochen unterwegs auf ReisenDie Espresso-Kanne ist einfach zu bedienen und benötigt außer einer Hitzequelle wie zum Beispiel den Gaskocher, der in der Regel ohnehin an Bord ist keine weitere Ausrüstung. Doch aufgepasst, die Kanne sollte rechtzeitig vom Kocher genommen werden, der Kaffee kann sonst auch bitter werden. Beim Reinigen insbesondere auf die Dichtung an der Unterseite des Kannenoberteils achten. Diese muss in Ordnung und gut gereinigt sein. Ansonsten kann sich beim nächsten Gebrauch das Wasser dort rausdrücken.

Fazit: Klassisch, einfach und gut. Für Freunde italienischer Kaffeekultur.

12-Volt-Reisekaffeemaschine

Ja, es gibt sie tatsächlich. Die 12-Volt-Reisekaffeemaschinen. Ich habe diese selbst noch nicht ausprobiert, konnte jedoch recherchieren, dass aufgrund der recht geringen Leistung eines 12-Volt-Zigarettenanzünders bzw. die vergleichsweise hohe Stromaufnahme dieser Geräte eher davon abzuraten sei.

Fazit: Modern … vielleicht etwas für Elektrofans?

Kanne und Handfilter

Zur Zubereitung könnt ihr auch einen sogenannten Handfilter und den dazu passenden Papierfilter verwenden. Der Papierfilter wird einfach in den Handfilter gesetzt. Dann wird das Wasser aufgesetzt und zum Kochen gebracht. Wer es noch etwas nostalgischer mag, kann die Zwischenzeit nutzen und frischen Bohnenkaffee mahlen, anstatt fertig gemahlenes Pulver zu verwenden. Dazu gibt es kleine, kompakte Reisekaffeemühlen, die sich gut verstauen lassen.

Kaffeekochen unterwegs auf ReisenAus dem Überbrühen mit dem Handfilter wird teilweise eine regelrechte Wissenschaft gemacht. Zunächst sollte nur das Kaffeemehl mit dem, nicht mehr sprudelnden, Wasser benetzt werden und ein paar Sekunden ziehen. Das soll eine Art Quellprozess sein, damit sich das Aroma besser entfaltet kann. Anschließend nach und nach in kreisenden Bewegungen das restliche Wasser nachgießen. Doch immer nur so viel, wie auch versickert, damit nicht zu viel Kaffee extrahiert, wodurch das Ergebnis bitter würde. (Anmerkung der Redaktion: Die schicke Matsch&Piste-Tasse findet ihr übrigens bei uns im Shop.)

Zusammenklabbarer Filter von GSISolche Handfilter gibt es von diversen Herstellern aus Porzellan, Kunststoff, Keramik oder ganz praktisch für uns Reisenden, weil leicht und zusammenfaltbar von GSI.

Fazit: Ebenfalls eine praktikable Methode für unterwegs und ein bisschen etwas für Nostalgie-Liebhaber.

Aero Press

Diese Art der Zubereitung habe ich das erste Mal in einer schicken Kaffeebar in Georgien gesehen, selbst jedoch noch nicht ausprobiert. Ich kann nur sagen, dass der Kaffee sehr lecker war.

Ähnlich wie bei der Stempelkanne wird hier der Kaffee mit Druck zubereitet, jedoch etwas anders. Der fertige Kaffee gelangt nicht in den Bereiter selbst, sondern in ein separates Gefäß, zum Beispiel direkt in einen Kaffeebecher. Darüber hinaus kommt ein Papierfilter zum Einsatz, welcher verhindert, dass Kaffeesatz in den fertigen Kaffee gelangt.

Kaffeekochen unterwegs auf ReisenWie funktioniert das Kaffeekochen unterwegs mit dem „Aero Press“ nun? Papierfilter einsetzen, Wasser kochen, Kaffeemehl in den Brühzylinder geben und auf den Kaffeebecher aufsetzen, Wasser aufgießen, Umrühren damit sich ein gleichmäßiges Wasser-Kaffee-Gemisch bildet, Restwasser auffüllen und ziehen lassen. Anschließend wird der Presskolben auf den Brühzylinder aufgesetzt und damit der Kaffee in den Becher gepresst.

Kaffeekochen unterwegs mit der AeropressIch würde sagen, eine Zubereitungsvariante für Kaffee-Nerds, ja fast schon eine Wissenschaft, die allerdings etwas zusätzliches Equipment erfordert und auch nicht ganz preiswert ist. Die Aeropress gibt es zum Beispiel bei Tigerexped.

Percolator

Ein Percolator ist im Prinzip eine Kaffeekanne, die ein besonderes Innenleben hat. Diese Kannen, welche in der Regel ein Metallröhrchen im Inneren haben, an dem ein Metallfilter für das Kaffeemehl angebracht ist, gibt es bereits seit Anfang 19. Jahrhunderts. Die Bezeichnung ist vom lateinischen „percolare“ abgeleitet, das etwa „durchsickern“ bedeutet. Das trifft es auch schon ganz gut. Zunächst wird das Wasser in der Kanne erhitzt, beispielsweise auf dem Gaskocher oder der Feuerstelle. Dadurch entsteht Druck innerhalb der Kanne und das Wasser wird durch das Metallröhrchen, nach oben gepresst. Das heiße Wasser tritt am oberen Ende aus dem Steigrohr, tropft durch eine Art Verteiler auf das Kaffeepulver und läuft wieder nach unten in die Kanne, wo es sich mit dem übrigen Wasser vermischt. Je öfter das Wasser in dieser Form zirkuliert, desto stärker wird der Kaffee.

Perkomax - Der Perkolator von PetromaxEine Kanne mit einem solchen Percolator-Einsatz gibt es zum Beispiel von Petromax. Eine simple Technik mit überschaubarem Materialeinsatz. Jedoch erfordert die Zubereitung etwas Übung, da die Kanne so lange erhitzt werden muss, bis genug Druck für die Zirkulation aufgebaut ist, andererseits soll der Kaffee auch nicht überkochen. Ein bisschen Erfahrung ist auch für die Zirkulationsdauer erforderlich, nicht, dass der Kaffee zu stark wird.

Fazit: Kaffeekochen unterwegs mit dem Percolator erfordert etwas Übung.

Cowboy-Kaffee

Für den Cowboy-Kaffee wird eine feuerfeste Kanne aus Emaille (nicht vollständig) mit Wasser gefüllt und das Kaffeepulver hineingeben. Anschließend die Kanne an den Rand des Lagerfeuers stellen und das Wasser aufkochen lassen. Sobald der Kaffee kocht, eine Tasse kaltes Wasser in die Kanne gießen. Dadurch sinkt das Kaffeepulver in der Kanne nach unten ab und der in die Tasse eingeschenkte Kaffee bleibt weitestgehend frei von Kaffeesatz. Als Cowboy-Kanne eignet sich auch der Perkomax, wenn man das Innenleben herausnimmt.

Mit dem Percolator Perkomax kann man auch Kaffee wie mit einer Cowboykanne kochen
Fazit: Nichts für den schnellen Kaffee zwischendurch, doch ein simples und gutes Prinzip für harte Kerle, die schon morgens gern am Lagerfeuer sitzen.

Türkischer Kaffee

Auch in vielen Ländern Osteuropas verbreitet ist der sogenannte Türkische Kaffee oder Mokka, ein recht starker Kaffee mit Zucker oder oft auch Gewürzen verfeinert. Zubereitet wird dieser in der sogenannten „Cezve“, einer kleinen Kaffeekanne aus Messing oder Kupfer welche auch unter verschiedene andere Namen, beispielsweise „Ibrik“ bekannt ist.

Zunächst wird das sehr feine Kaffeemehl und Zucker in die Kanne geben und mit kaltem Wasser aufgegossen. Die Gewürze (Zimt, Muskat, Kardamom, Rosenwasser, Nelken) können nach Geschmack hinzugefügt werden. Nun langsam erhitzen und dabei rühren, damit sich der Zucker auflöst. Ist der Kaffee fertig aufgekocht, so bildet sich an der Oberfläche Schaum. Die Kanne vom Kocher nehmen und einen Löffel des Schaums in jede Tasse geben. Den Kaffee ein weiteres Mal zum Kochen bringen, damit dieser eine dickflüssige Konsistenz annimmt. Den fertigen Kaffee in die Tassen einschenken und rund zwei Minuten abwarten, bis sich der Kaffeesatz am Boden der Tasse abgesetzt hat – fertig.

Fazit: Mokka ist etwas für Freunde eines kräftigen, stark koffeinhaltigen Kaffees.

Kaffeekochen unterwegs – Tipps zur Dosierung und Lagerung

Übrigens, bei der Dosierung von Kaffeepulver sollte jeder für sich ausprobieren, was am besten ist. Ein viel verwendete Angabe sind etwa 60 Gramm pro Liter, doch dies ist neben dem eigenen Geschmack von vielen Faktoren wie etwa der Zubereitungsmethode oder auch dem verwendetet Wasser und natürlich dem Kaffee selbst abhängig.

Ich selbst dosiere das Kaffeemehl immer nach Augenmaß, das funktioniert meistens ganz gut. Für den Transport des Kaffeepulvers unterwegs, habe ich gute Erfahrung mit den quaderförmigen Weithalsflaschen von Nalgene gemacht, da bleibt es trocken und das Aroma ist gut geschützt.

Warum nicht mal abwechseln?

Kaffee gehört für mich einfach zum Leben und Reisen dazu und ich habe schon viele unterschiedliche Zubereitungsmethoden ausprobiert bzw. das Resultat gekostet. Ich wechsle auch nach Lust und Laune mal wieder von einer Methode zur anderen oder probiere Neues aus.

Im Augenblick bin ich zum Beispiel wieder mal beim löslichen Kaffee gelandet. Auch hier gibt es tolle Sachen, kürzlich habe ich bei einem anderen Reisenden Chicorée-Kaffee, ein Kaffeeersatzprodukt, kennengelernt – gewöhnungsbedürftig und doch irgendwie lecker.

Der Artikel soll einfach mal einen Überblick zum Thema Kaffeekochen unterwegs geben, jedoch nicht dazu anregen nun alles neu zu kaufen und Vorhandenes zu entsorgen – verschenken oder tauschen auf zum Beispiel kleinen Flohmärkten auf Reisetreffen bieten sich an. Das vermeidet Müll und macht Spaß.

Kaffeekochen unterwegs auf Reisen

Fotos: Doreen Kühr