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Five Mountains Tour - 5M Tour

Zum fünften Mal: die Five Mountains

Eine 4X4-Klassenfahrt von Andreas Pflug

Unsere Reise endet in Slowenien in einer Autowerkstatt. War klar, wir sind ja auch mit Defendern unterwegs. Spaß beiseite: Das hätte mit jedem anderen Auto auch passieren können! Lea und Lexis TD5 hat durch einen aufgequollenen Luftfilter so viel Sand angesogen, dass dem Turbo die Schaufelrädchen rasiert wurden. Reminder: check it often! Vor diesem sympathischen Werkstattbesuch (Danke Marco, OF Series Scout, für den Kontakt!) hatten wir aber eine sehr schöne Zeit auf der Five Mountains mit OF Series. Und davon erzähle ich euch heute ein bisschen. (Inklusive Interview mit dem One-and-Only Flashy Andreas Pflug)

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Unsere Reise beginnt in Ancona mit dem Check-in für die Fähre nach Patras, Griechenland. Danach folgten acht Tage griechische Schotterpisten, albanische Brücken, Schluchten und heiße Quellen. Andreas Pflug und sein Team haben auch dieses Jahr wieder tolle Strecken in atemberaubender Landschaft für die Teilnehmer ausfindig gemacht. Wir haben alte Bekannte getroffen und neue Menschen kennengelernt, hatten Offroad bis zum Abwinken und ein sowas von traumhaftes Camp zum Abschluss, dass wir dort spontan noch eine weitere Nacht geblieben sind. Obendrein hat Petrus es gut mit uns gemeint und uns mit sattem Sonnenschein beglückt.

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Apropros Wetter: Andreas hatte mit seiner Orga in diesem Jahr einige Hindernisse zu bewältigen: Da wäre zum einen die Sache mit dem Schiff und der Tatsache, dass spontan eine gesamte, Monate im Voraus gebuchte Fährlinie komplett abgesagt wurde. Zum anderen, die vorangegangenen Naturkatastrophen Anfang und Mitte September in Griechenland. Erst die verheerenden Waldbrände und kurze Zeit später dann die Überschwemmungen. Die Strecken in Griechenland führten uns an einem Tag in die Flut-Region der Ebene von Thessalien. Wir fühlten uns an das Ahrtal erinnert und waren beeindruckt davon, wie weit hier die Aufräumarbeiten schon fortgeschritten waren.

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Und weil ich in meinem Artikel von 2019 und 2021 schon so viel über diese Veranstaltung geschwärmt habe und euch damit in diesem Jahr nicht schon wieder den Mund wässrig machen möchte, habe ich mir überlegt, euch den Mann hinter OF Series vorzustellen. Im ersten Camp in Patras habe ich ihn mir geschnappt und ihm Fragen zu seinem Antrieb und der Idee hinter dem Offroad-Reise-Abenteuer Five Mountains gestellt.

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Andreas Pflug – Flashy

Doreen: „Morgen startet die fünfte Ausgabe der Five Mountains. Ich finde das ist ein cooles Jubiläum. Ich hab dazu fünf Fragen an dich, Andreas. Die Five Mountains, wie kam es dazu?“

Andreas: „Das ist eine relativ kurze Geschichte. Wir haben ja unter dem Namen OF Series tatsächlich schon seit 2012 in Deutschland diese großen Offroad-Festivals veranstaltet. Früher noch in Mitteldeutschland, genauer in Hessen bei Sondra. Als diese dann größer wurden, haben wir sie in die Tagebaue der Niederlausitz und auch bei Profen in der Nähe von Leipzig verlegt. Das ging irgendwann nicht mehr: Natura 2000, Renaturierung im Allgemeinen, Naturschutz auf jeden Fall. Jedenfalls haben wir keine Gelände mehr für die Veranstaltungen bekommen. Unsere Attitüde war, dass wir Festivals an Orten machen, wo man sonst offroadmäßig nicht offiziell hin durfte. Das bedeutete, dass alle Veranstaltungen mit riesigen Sondergenehmigungen verbunden waren und es gab absolut keine Limits. Man konnte überall fahren und wir konnten unsere Ideen ausleben. Wir haben zum Beispiel einen Fackel-Trail am Seeufer gemacht. Wer dabei war, weiß, was wir da alles für schöne Sachen auf die Beine gestellt haben!“.

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Doreen: „Wir waren dabei! Das war wirklich cool am Baggersee, damals!“.

Andreas: „2018, während eines privaten Urlaubs auf dem Balkan kam mir die Idee eines rollenden Festivals. Warum nicht sowas in Ländern machen, wo es noch ein bisschen einfacher ist. In diesem Fall sind das halt die Länder des Balkans. Das Konzept entspricht einer Offroad- Klassenfahrt und 2019 haben wir die Idee das erste Mal umgesetzt. Wir haben damals gehofft, dass wir für diese Idee 30 Teams begeistern können, wurde dann aber mit 100 Anmeldungen überrollt und das hat uns (von 0 auf 100) wortwörtlich vor ganz neue Probleme und Aufgaben gestellt. Es war eine großartige Veranstaltung. Natürlich nicht perfekt, aber trotzdem ein riesiger Erfolg! Alle haben gesagt: ‚Das machen wir wieder!'“

Und das hätten wir dann auch gemacht, aber dann kam Corona und aus dem ‚wir machen das noch größer‘, wurde dann ein ‚wir machen das innerhalb von Corona ein bisschen kleiner‘. Immerhin, trotzdem noch 42 Fahrzeuge! Wir hatten damals fünf Länder geplant. Am Ende ging die Tour dann noch durch ein oder besser gesagt anderthalb Länder. Nämlich Slowenien. Und weil während der Tour auch in Slowenien Gebiete zu Risikogebieten gezählt wurden, haben wir dann live mit einem Tag Vorlauf noch eine Strecke für die verbliebenen Tage in Kroatien geplant. Und dann morgens die Teilnehmer über die Grenze nach Istrien gescheucht. Es war eine riesen Gaudi und alle waren total happy. Dann kam die Corona-Hochphase und es ging gar nichts mehr in Europa.

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Als sich 2021 dann abzeichnete, dass die Normalität zurückkehrte, haben wir die Veranstaltung ausgebaut. Wir starteten mit 154 Fahrzeugen inklusive der Crew und hatten das wirklich große ‚Glück‘, dass wir es mit einem besonderen Wetter-Phänomen zu tun bekamen. Genauer gesagt, mit einem Zyklon, der dafür gesorgt hat, dass wir statt geplantem Sonnenschein und schönem Wetter mit Sturm, Hagel, Regen und sogar mit Schnee konfrontiert wurden. Es war trotzdem eine schöne Tour, obwohl wir von einigen Strecken dringend abraten mussten.

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Weil wir den familiären Faktor nicht verlieren wollten – und ich weiß, das klingt im Kontext der Größe der Veranstaltung seltsam – haben wir nach 2021 die Gruppengröße der Teilnehmer (ohne die Crew) auf 100 Teams beschränkt. Das haben wir 2022 umgesetzt, und beflügelt von dem Erfolg, haben wir uns eine (fast) eigene Fähre gegönnt. Mit dieser sind wir dann mit der ganzen Gruppe nach Griechenland geschippert und von da über Nordmazedonien bis nach Belgrad gefahren. Eine absolut fantastische Tour mit einem so hohen positiven Feedback, dass wir tatsächlich direkt innerhalb der Tour schon beschlossen haben: Wir machen nächstes Mal noch mal ähnliche Länder. Gut, dazu kam das Problem, dass die Fährlinie nach Patras aus heiterem Himmel eingestellt wurde und wir riesige Probleme hatten, überhaupt eine Fähre zu kriegen. Die Fähre wurde dann auch noch zu teuer. Aber das ist jetzt alles Wurscht, denn jetzt sind wir ja hier!“

Doreen: „Kurze Zwischenfrage: Hast du bei allen Veranstaltungen die Teams auf die Größe von 100 Fahrzeugen reglementiert, also auch bei der Six Dunes?“

Andreas: „Six Dunes ist generell auf 40 Teams beschränkt, weil Marokko schwieriger ist. Dort wollen wir nicht mit einer zu großen Gruppe einfallen, aber wenn man ganz ehrlich ist, würden wir dort auch nicht mehr Teilnehmer zusammenkriegen, weil die Veranstaltung länger ist, das Konzept vom Zeitbedarf größer (man braucht mindestens drei Wochen). Und es kostet auch offen gesagt auch einfach mehr. Die Fähre ist teurer, wir haben dort mehr Hotels und die Vorbereitung ist insgesamt teurer. Daher der höhere Preis. Aus diesem Grund begrenzen wir die Teilnehmer bei der Six Dunes auf 40, denn das ist exakt die Anzahl der Zimmer eins unserer Lieblingshotels und unseres Partners in Merzouga.“

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Doreen: „Was treibt dich an, solche Touren zu organisieren?“

Andreas: „Ich arbeite gerne mit Menschen und ich mache Menschen gerne glücklich! Das mag jetzt doof klingen, aber im Grunde ist es das. Das ist der primäre Grund, warum ich das mache. Einer der Gründe, warum ich das definitiv nicht mache ist Geld. Ich mache das nicht aus Profitgründen, was auch die meisten Teilnehmer schnell feststellen, weil wir im Vergleich zu anderen Anbietern ein wirklich einmaliges Konzept zu einem wirklich günstigen Preis bieten.“

Doreen: „ Also ich fasse zusammen: Du möchtest Menschen glücklich machen, aber du liebst auch das Limit und den Stress!“

Andreas: „Ja, ich mag die Herausforderung. Es gibt von Depeche Mode einen schönen Song, den ich sehr mag. Der heißt ‚everything counts in large amounts‘, der meinen Antrieb eigentlich gut beschreibt. Ich denke gerne groß und ich spiele gerne groß. Wenn ich schon eine Veranstaltung mache, dann soll sie groß sein. Das ist unterhaltsamer, da mit zunehmender Größe auch größere Handlungsmöglichkeiten einhergehen.

Klassisches Beispiel: Wir machen unser Tour immer im Herbst und wir brauchen Camps. Wenn wir versuchen würden, mit einer Gruppe von fünf Personen einen Campingplatz zu finden, sagen wir mal in Serbien, am 4. Oktober, hätten wir keine Chance, weil die alle geschlossen sind! Kommt man aber und sagt ‚Hallöchen, wir sind 120 Autos…‘, dann klingeln die Kassen in den Augen der Leute und dann wird jedes Camp extra noch mal für uns aufgemacht. Eines von zahlreichen Beispielen, bei denen die Organisation echt Freude macht. Und sowas jedes Jahr neu zu organisieren, denn bei uns gibt es kein copy&paste, macht einfach Spaß!“

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Doreen: „Was ist das Lustigste, was du bei allen Veranstaltungen bisher erlebt hast?“

Andreas: „Super schwere Frage und danke, dass du sie mir schon zwei Minuten vorher gestellt hast! Das ändert aber nichts daran, dass ich tatsächlich nicht ein singuläres Event im Kopf habe, wo ich sage, das war jetzt das aller, aller Lustigste, weil die Anzahl der Mini-Spaß-Momente so groß ist, dass man sie eigentlich kaum zusammenfassen kann. Bei der Gruppengröße passieren so viele wirklich lustige Sachen, dass sie kaum zählbar sind. Man könnte jetzt einen auf Fremdschämen machen und sagen ‚Ja, da war der eine Teilnehmer (und wenn er das hört oder liest, wird er wissen, dass er gemeint ist) der es geschafft hat, obwohl die Motorleuchte schon lange rot leuchtete, in den Dünen von Marokko trotzdem Vollgas weiter zu fahren, was ihn den kompletten Motor gekostet hat.‘ War für ihn nicht lustig, inzwischen ist es aber für alle lustig, auch für ihn. Oder der gleiche Teilnehmer, der danach mit nem 45° quer stehendem Rad ins Camp kam und meinte nur, dass das so noch in Ordnung ist! Das war lustig! Aber es sind wirklich viele kleine Dinge und das ist für mich auch das Schöne an der Tour, dass man das gar nicht an einer Sache fest machen kann.“

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Doreen: „Wenn du kein Limit hättest (Zeit, Geld, Regularien in den Ländern usw.) was wäre dein nächstes BIG THING?“

Andreas: „Oh, das ist tatsächlich ein sehr problematisches Thema, politisch gesehen, weil dieses ‚Next BIG THING!‘ haben wir ja bereits geplant und dann kam sehr, sehr viel ganz Böses und Bitteres dazwischen. Wir hatten eine Veranstaltung geplant, die heißt ‚Seven Rivers‘ (bitte nicht über den Namen lachen, wir sind da echt unkreativ!) Hier sollte alles einen etwas anderen Charakter haben. Geplant war die Veranstaltung in Russland für die Region Murmansk. Genauer das Oblast Karelien, wenn das jemandem etwas sagt, inklusive der Halbinsel Kola. Das war ein ziemlich großes Projekt. Sehr viele Leute haben sich dafür interessiert …“

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Doreen: „Ja, ich hatte mich auch angemeldet!“

Andreas: „Das wurde erst ausgebremst einfach nur durch die Corona-Pandemie, wo Russland einen Land- Border-Lock hatte. Man konnte theoretisch mit dem Visa via Flieger rein, aber das schon sehr schwer. Mit dem Auto ging es gar nicht, keine Chance. Dann hat Russland angefangen, einzelne Länder auf die ‚ich mag dich nicht‘-Liste zu setzen, was auch dazu geführt hat, dass unser lieber Scout Marco bis heute nicht nach Russland darf. Aber ich sag mal so, was niemand übersehen kann ist, dass Russland sich gerade im Angriffskrieg mit einem anderen Land befindet und damit brauch man nicht weiter drüber reden. Absolutes no go, auch wenn das inzwischen vielleicht sogar gehen würde. Wir haben es erst einmal komplett gecancelt.

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Es gibt wahrscheinlich noch eine Menge anderer Ziele aber vom Realismus her, muss man die ja auch mit dem Auto erreichen können, was im Fall Russland durchaus gegeben wäre. Georgien ist zum Beispiel auch ein wunderschönes Land, aber die Anfahrt ist schon extrem. Aserbaidschan, Georgien, das Kaspische Meer – alles großartige Ziele. Aber vom Konzept unserer Veranstaltung her, muss man das mit dem eigenen Fahrzeug machen und in einer halbwegs sinnvollen Zeit auch schaffen. Dementsprechend egal, wie unabhängig man von allen anderen Dingen denken würde, muss es irgendwas Richtung Westeuropa sein. Die Alpen z.B. sind nichts, was ich interessant fände. Zum einen, weil man das auch alleine fahren kann und zudem Tausende oder Millionen von Offroadern jedes Jahr in den Westalpen unterwegs sind. Würd ich nie machen wollen.

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Ich finde es immer spannend, Länder zu machen, die nicht unbedingt den Ruf haben Tourismusländer zu sein. Völlig zu Unrecht meistens. Klassisches Beispiel: Bosnien. Wie viele Leute alleine nicht nach Bosnien fahren würden … aber es ist ein großartiges Land! Oder Serbien (wobei ich gerade gehört habe, dass die anfangen Truppen zusammen zu ziehen, deshalb sag ich das jetzt mal lieber nicht) aber so der Balkan an sich, quasi der wilde Balkan oder eben auch der wilde Osten. Deshalb wäre meine Antwort, wenn Frieden wäre, dann tatsächlich dieses Projekt: Russland.“

Doreen: „Welches Fahrzeug, das noch nie gestartet ist, würdest du total gerne mal am Start der Five Mountains sehen?“

Eine Concord! Also mit guten Reifen. Ich nehme jetzt mal ‚Six Dunes‘ mit rein, weil die machen wir ja auch! Die Six Dunes ist ganz offiziell die erste Reiseveranstaltung gewesen, wo der neue Ineos Grenadier mitgefahren ist. Das Team ist auch heute wieder mit dabei und fährt konkret den zweiten in Deutschland zugelassen Ineos Grenadier. Damals noch zugelassen ohne Papiere sondern mit COC und Sondergenehmigung, weil das noch gefehlt hat.

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Die haben den Ineos Grenadier mittwochs vom Händler abgeholt und am Donnerstag mit dem Akkuschrauber irgendwie noch ein Stück Holz rein gemacht, als Ausbau. Dann sind sie Freitag losgefahren und waren Sonntag auf der Fähre und sind mit uns gestartet. Das war schon cool und eigentlich wäre das für Ineos auch ne geile Story gewesen. Naja gut, wollten die irgendwie nicht.

Ansonsten, da ich kein Marken oder Fahrzeugfetisch habe, kann ich tatsächlich kein wirkliches Fahrzeugen benennen, wo ich sagen würde: Das muss unbedingt mal mit! Gerade weil ja auch du zum Beispiel Markus kennst, mit seinem schönen W123 Mercedes. Zu dem 2021 am Anfang der Tour noch irgendein Teilnehmer abschätzend gesagt hat: ‚Wenn der mitfährt, dann kann das nix Anspruchsvolles werden!'“

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Doreen: „Also wir sind nicht dran geblieben an dem, wir haben es versucht!“

Andreas: „Und ich hab dann gesagt ‚Sei mal nicht so vorschnell, der liebe Markus ist Fahrtrainer für Mercedes (unter anderem in Dubai) und der kann richtig Auto fahren!‘ Und die Kiste ist auch fies umgebaut, auch wenn der nur Heckantrieb hat. Das ist so, als wenn du versuchst mit Walter Röhrl mitzuhalten, nur weil du mehr PS hättest. Das klappt nicht!“

Doreen: „Also Concord!“

Andreas: „Joa, Concorde oder Air Wolf! Eins von beiden.“

Ein paar Impressionen von der Tour:

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Fotos und Video: Dirtyroads Fotografie