Von Österreich bis zum Himalaja und durch alle Länder die dazwischenliegen: So oder so ähnlich könnte man das zweite Buch der Vollblut-Reisenden Sabine Buchta und Peter Unfried mit wenigen Worten beschreiben. Dass man damit diesem abenteuerlichen Bericht über eineinhalb Jahre unterwegs in einem Oldtimer-Reisegefährt natürlich in keiner Weise gerecht wird, ist klar und erschließt sich dem Leser bereits auf den ersten Seiten. Wir nehmen Platz am Beifahrersitz von „INDER – KINDER – KABELBINDER“. Im Oldtimer durch den Orient zum Himalaja“.
464 Seiten dick, ein Taschenbuch wie ein kleiner Holzscheit. Als ich das Druckwerk meiner reisenden Landsmänner in Händen halte, bin ich von der physischen Präsenz mit den 64 Fotos und zahlreichen Kartenabbildungen erst mal etwas eingeschüchtert. So viel eng bedruckter Lesestoff ist man gar nicht mehr gewohnt. Das soll man alles lesen? Und wie man das liest!
Sabine, Peter, August – Unterwegs mit Unikaten
Ich muss gestehen, die Hauptdarsteller des Buches waren mir im Vorhinein gänzlich unbekannt. Das macht jedoch nichts, da bereits die Einleitung so charmant verfasst ist, dass man sich als Leser mit dem locker-alternativen Ehepaar aus dem beschaulichen Neulengbach in Niederösterreich rasch anfreundet. Das seit vielen Jahren mit dem Reisevirus infizierte Duo bestehend aus der sport- bzw. kulturbegeisterten Lehrerin und dem nur schwer aus der Ruhe zu bringenden Schlossermeister und Landmaschinentechniker, wird aber erst mit August komplettiert. August ist seines Zeichens ein 1113er Rundhauber Mercedes aus dem Jahre 1966, liebevoll vom Feuerwehrfahrzeug zum mobilen Eigenheim für Fernreisen optimiert.
Nachdem ihre erste Reise im Oldtimer-LKW durch Afrika (siehe Interview) geringfügig länger dauerte (aus 6 Monaten wurden 30) und schlussendlich sogar in einer Buchveröffentlichung mündete, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie das Fernweh wieder in unbekannte Länder ziehen ließ.
Doch diesmal ging es in den Orient, mit dem groben Endziel eines der bekanntesten Overlander-Destinationen schlechthin: dem Himalaja.
Was den zwei stets neugierig gebliebenen Freigeistern während der 1,5 Jahre andauernden und 42.000 Kilometer langen Reise in ihrem 9,5 qm großen Reisewagen alles widerfahren ist, wird dem Leser auf den zahlreichen Seiten auf überaus unterhaltsame Art und Weise geschildert.
Home is where you wear Dirndl
Dass sich das Buch dabei vom Kanon der gewohnten Reiseliteratur unterscheidet, merkt man nicht erst bei der Lektüre, sondern dies fängt bereits beim beigefügten Lesezeichen an: einem schlichten Kabelbinder. Autorin Sabine pflegt einen subjektiv-lockeren Erzählstil, dem man gerne und leicht folgt, der manchmal augenzwinkernd daherkommt, aber stets deren positive Lebenseinstellung widerspiegelt.
Diesem Umstand verdanken die zwei Fernreisenden auch die zahlreichen und lesenswerten Begegnungen auf ihrer Reise. Egal ob in der Türkei, in Pakistan, Indien oder sonstwo: Beide sind stets aufgeschlossen, versuchen aktiv in Kontakt mit Land und Leute zu treten, fürchten sich vor (fast) keiner noch so exotischen Kulinarik und lassen sich auch von desaströsen Pisten oder unsicheren Reiserouten nicht abschrecken.
Bei einigen Schilderungen in Inder – Kinder – Kabelbinder gibt’s zusätzlich eingeschobene Kommentare von Peter, die eine zweite, männliche Sichtweise einbringen. Es ist jedesmal unterhaltsam zu lesen, wenn man sieht wie „Mann“ oftmals ganz andere Prioritäten und Sichtweisen pflegt als „Frau“.
Ski fahren im Iran, Tauchen im Oman oder mit Lederhose und Dirndl ins Tadsch Mahal: Bis die beiden in Nepal auf Trekking-Tour gehen können und zwischen den sie umgebenden Siebentausender den 50. Geburtstag von Peter feiern, fliegen die Kapitel nur so vorüber und man liest noch von allerhand spannenden Erlebnissen, bis die drei letztendlich wieder in der österreichischen Heimat einrollen.
Fazit
Man merkt, mit welchem Herzblut das Buch verfasst wurde. Als Leser ist mir zwischen den Zeilen oftmals jenes begeisternde Gefühl vermittelt worden, welches man als Overlander nur allzu gut kennt: Die Begeisterung, unsere großartige Welt auf vierrädrige Art und Weise erkunden zu können! „Inder – Kinder – Kabelbinder“ ist ein ideales Buch, um sich Inspirationen und Mut für die eigene nächste große Reise zu holen. Und ich bin mir sicher, dass wir noch einiges von den zwei in naher Zukunft hören bzw. lesen werden.
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