Andrew Healey war schon immer gerne unterwegs. Und dies die letzten 26 Jahre mit dem Bus. Also mit einem richtigen Bus, nicht mit einem Van, denn Andy war viele Jahre Busfahrer in England und Fahrzeugmechaniker. Irgendwann begann er Land Rover Magazine zu lesen und wurde vom Reisevirus infiziert. Er kaufte sich selbst einen Landy und es folgten die ersten Abenteuertrips. Damals ahnte er noch nicht, wohin ihn das führen würde. Genau das hat er uns in diesem Interview zu Beginn seiner 4×4-Weltreise erzählt.
Andy, wie bist Du auf die Idee zu dieser 4×4-Weltreise gekommen?
Vor einigen Jahren bekam ich die Gelegenheit mit einer Gruppe Overlander meinen Defender nach Südafrika zu verschiffen und dachte mir, wow, ein „once in a lifetime trip“, warum nicht? Es war eine wundervolle Reise. Und erst als ich eines Abends voller Faszination in die züngelnden Flammen eines Lagerfeuers in der Mitte der Kalahari Wüste sah, realisierte ich, dass ich gerade genau das tat, wovon ich viele Jahre in den Geländewagenmagazinen gelesen hatte. Nach diesem – mit zwei Monaten viel zu kurzen – Afrikatrip wollte ich einfach weitermachen damit. Sechs Jahre später bin ich nun zu meiner Weltreise gestartet.
Welche Reiseroute hast Du geplant?
Zunächst habe ich eine klassische Overlander Route in Nordamerika geplant. Derzeit bin ich in Halifax, wohin ich den Landy verschifft habe. Von hier plane ich einmal durch Kanada zu fahren, dann nordwärts nach Tuktoyaktuk. Tuktoyaktuk liegt ganz im Norden Kanadas, in den Nordwest-Territorien. Anschließend soll mich meine Reise weiterführen, natürlich zu so klingenden Orte wie Dawson City, Top of the World Highway, Prudhoe Bay, Fairbanks, Homer, MCarthy und zurück nach Kanada. Hier möchte ich auch eine Overlanding Show besuchen. Danach würde ich gerne nach Vancouver Island fahren und von dort aus die Vereinigten Staaten von Amerika in einer Rundreise für ein halbes Jahr anschauen. Sechs Monate lang aufgrund der Gültigkeit des Visums. Den Winter stelle ich mir vor in der Baja California zu verbringen. Ein Overlander Traum. Später zurück aufs mexikanische Festland und dann nach Süden. Belize wäre toll und auch Honduras und Panama liegen auf dem Weg. In einige der Mittelamerikanischen Länder kann ich leider nicht einreisen, da mein Landy ein Rechtslenker ist. Ich werde dann einfach nach Mexiko zurückfahren und von dort nach Kolumbien verschiffen.
Ein weiterer Traum den ich in die Tat umsetzen werde ist es, die Panamericana in Südamerika zu bereisen. Ganz bis in den Süden nach Feuerland und dann wieder nach Norden nach Brasilien zu fahren. Na und dann könnte Australien auf dem Plan stehen, mal sehen. Zwölf Monate könnte ich dortbleiben und dann über Südkorea, Russland, die Mongolei und die Stans nach Europa reisen. Vielleicht sogar noch einen Abstecher nach Afghanistan machen. Wenn ich dann noch Zeit und Geld habe, biege ich nach Afrika ab. Wer weiß das jetzt schon? Bis dahin kann sich noch so viel ändern. Zurück in Europa wird mir dann wahrscheinlich langweilig und ich fahre einfach wieder los.
Planst Du die Routen im Voraus oder entscheidest Du spontan?
Ich habe nur eine ungefähre Route im Kopf und möchte spontan bleiben. Dinge können passieren unterwegs und ich möchte mich gerne einlassen auf das was da kommt. Ein fester Zeit- und Routenplan wäre da nur hinderlich.
Welche Reisen hast Du bereits vor der 4×4-Weltreise unternommen?
Zuvor habe ich viele Länder in West-, Süd, Nord- und Osteuropa bereist. Und dann war da natürlich noch der schon erwähnte Afrikatrip durch Südafrika, Botswana und Namibia. Tja, und jetzt bin ich gerade in Kanada. Wie cool ist das?
Wie hast Du Dich auf die 4×4-Weltreise vorbereitet?
Ich habe viel recherchiert. Sehr viel. Zu den einzelnen Gebieten, Geschichte, Klima und Wetter, benötigte Dokumente für Fahrzeug und für mich, Visa -und Einreisebestimmungen der einzelnen Länder, Währungen und vieles mehr.
Ich folge seit Jahren vielen anderen Reisenden in den sozialen Medien um zu sehen, was sie erleben, welche Erfahrungen sie machen und teilen. Immer wieder habe ich auch Overlanding Shows besucht um mit vielen Menschen über ihre Reisen und Erfahrungen zu sprechen.
Damit fühle ich mich gut vorbereitet. Und doch prasselten wenige Tage vor Abfahrt gefühlt natürlich noch 5 Milliarden Dinge, die noch erledigt werden mussten, auf mich ein. Flüge, Versicherungen und vieles mehr habe ich in letzter Minute noch geklärt.
Wie hast Du das Fahrzeug für die Reise vorbereitet? Erzähle uns ein bisschen was zu Deinem Fahrzeug, bitte.
Der Landy ist ein 110er Defender mit einem Klappdach. Ein typisches Reisesetup, was mir genug Raum auch bei schlechtem Wetter bietet, Er ist Baujahr 1991, ich selbst habe ihn in 2001 gekauft. Angetrieben wird er durch einen zuverlässigen und robusten 200 Tdi Motor. Technisch habe ich das Fahrzeug selbst vorbereitet, ich bin Fahrzeugmechaniker. So kenne ich alles an meinem Auto und kann es selbst reparieren. Mittlerweile hat das Auto mehr als 450.000 Kilometer gelaufen und fährt perfekt.
Wie lief die Verschiffung nach Kanada ab?
Ich habe mit IVSS verschifft. Sie sind unter Overlandern in UK sehr bekannt und Marten beantwortet Dir wirklich jede dämliche Frage, die Du ihm stellst. Du weißt ja wie wir Overlander sind und wir wollen, dass wirklich alles gut klappt, wenn wir unser Fahrzeug – unser rollendes zu Hause – für die Verschiffung aus der Hand geben.
Die Verschiffung hat super geklappt. Ich habe von Liverpool nach Halifax verschifft. Es war sehr entspannt. Das Schiff kam lediglich nur drei Tage zu spät an, nichts Besonderes also. Ich war die Zeit in einem netten Hotel in Halifax und habe mir die Ausstellungen zum Titanic Unglück angesehen. Dies jährte sich zum 15. April wieder, also genau zu der Zeit wo ich in Halifax war. Durch die Verspätung des Schiffes musste ich mit der Abholung meines Landys über das Wochenende warten, denn am Wochenende hat das Speditionsbüro geschlossen. Montags ging dann alles ganz schnell, alle waren sehr hilfsbereit und freundlich. Ein bisschen Papierkram und ich hatte meinen fahrbaren Untersatz unversehrt wieder. Die Reise konnte beginnen.
Worauf freust Du Dich bei dieser 4×4-Weltreise am meisten?
Ich freue mich auf das Draußensein, auf Camping und darauf viele Menschen zu treffen, sie kennenzulernen, mit ihnen zu sprechen. Das macht das Reisen für mich aus. Ich möchte einfach diese Erfahrung genießen, denn für mich ist es eine lebensverändernde Reise nach all den Jahren des stressigen Berufslebens. Mal sehen wo mich diese Reise hinführen wird. Ich freue mich auf die kommenden Erlebnisse!
Hast Du auch Angst oder Bedenken vor irgendetwas?
Beim Wildcampen habe ich noch etwas Bedenken. Nachts irgendwo alleine zu stehen, wo ich mich so gar nicht auskenne, verursacht noch Unbehagen. Gute Plätze zu finden fällt mir noch schwer. Gerade bin ich etwas außerhalb von Quebec. Es ist April und die Campingplätze haben geschlossen. Ich habe jedoch einen tollen Platz über die App iOverlander gefunden. Es ist ok. Ich muss mich daran gewöhnen gute Übernachteplätze zu finden. Andererseits mag ich lost places. Doch alleine dort, nachts übernachten, naja, da können die Gedanken schon ganz schön anfangen zu wandern. Es muss sich erstmal einspielen, das wird schon.
Die Beantragung von Visa und Grenzübergänge sind ebenfalls etwas, wovor ich Respekt habe. Ich kenne zwar einige Grenzübergänge aus Afrika mit ein wenig Papierkram, doch daran werde ich mich noch gewöhnen müssen. Sprachbarrieren sind auch so ein Ding. Aber umso länger ich unterwegs bin, desto entspannter bin ich. In einigen Gegenden werde ich mit Kriminalität zu tun haben, Roadblocks in Südamerika bereiten mir Sorgen. Wir werden sehen. Doch insgesamt habe ich wenig Bedenken und bin guter Dinge. Gute Gesellschaft leistet mir Bob, mein Glücksbringer. Bob ist ein Geschenk meiner Tochter und ihres Freundes.
Welchen Rat würdest Du jemandem geben, der ebenfalls eine solche Reise unternehmen möchte?
Mach es einfach, bewege Dich vom Sofa runter und mache es! Bereite Dich gut vor. Wo geht es hin und welche Probleme gibt es da? Reichen die finanziellen Mittel? Gründe dagegen gibt es immer, doch irgendwann musst Du es einfach machen.
Als ich damals aus Afrika wieder daheim war, habe ich mir selbst ein Datum gesetzt, wann ich unterwegs sein wollte. Und habe es einfach gemacht. So bin ich jetzt unterwegs auf meiner 4×4-Weltreise. Ein tolles Gefühl!
Also, setze Dir ein Datum, bereite Dich bis dahin vor und recherchiere so viel wie möglich. Dann halte Dich an Dein Abfahrtsdatum. Plane nicht zu sehr ins Detail. Mache keinen exakten Zeit- und Routenplan. Heute fahre ich zum Beispiel doch nicht zu meinem gestern noch angepeilten Ziel. Denn ich habe hier einen Ahornsirup Farmer getroffen und er hat mir angeboten mir heute die Gegend zu zeigen. Also bleibe ich hier. Das sind die Dinge die unterwegs passieren und auf die wir uns einlassen sollten. Klasse, oder?
Denke nicht daran was alles unterwegs passieren könnte und was schieflaufen könnte. Denn wenn Du das tust, wirst Du daheim nicht mal über die Straße auf die andere Seite gehen.
Vielen Dank an Andrew Healey für dieses tolle Interview
Wenn ihr die 4×4-Weltreise von Andy verfolgen möchtet, dann schaut mal bei Landyandy4x4 auf YouTube, Facebook oder Instagram vorbei. Oder auf der Webseite von Andrew Healey. Auf YouTube veröffentlicht Andy jede Woche ein Video, auf Instagram versucht er viele aktuelle Bilder von seinem Trip zu zeigen (je nach Mobilfunkempfang natürlich). Das verschlingt zwar alles viel Zeit, doch es macht ihm Spaß und es ist toll, dass er uns an der Reise teilhaben lässt.
Von dieser Reise werden wir sicher noch einiges hören. Vielleicht schreibt der Andy ja mal einen spannenden Reisebericht? Wir wünschen Dir eine tolle, erlebnisreiche Reise, Andy!
Übrigens, noch mehr spannende Interviews findet ihr hier auf Matsch&Piste in unserer Rubrik Interviews.
© Fotos: Andrew Healey, Caryhs Martin, Rhiannon Healey