Endlich ist er da, dein Geländewagen. Es juckt dich in den Fingern, endlich durch einen Offroad-Park zu preschen. Wenn du noch keine Offroad-Erfahrung hast, kann das schnell gefährlich werden. Wir haben für dich ein paar Tipps für das Offroad-Fahren zusammengestellt, die du als Anfänger aber auch als Fortgeschrittener beherzigen solltest.
Natürlich, zum Geländefahren gibt es weitaus mehr als nur 10 Tipps zu berücksichtigen. Und lediglich die theoretische Kenntnis ist auch nicht ausreichend. Aber die 10 Tipps, die wir euch hier aufgeschrieben haben, solltest du auf jeden Fall kennen. Eine Warnung vorweg, diese Tipps ersetzen keinesfalls das Training mit erfahrenen Offroad-Instuktoren. Sie dienen der Vorbereitung, dem Einstimmen, dem Nachschlagen oder auch der Wiederholung.
Allrad auch im Kopf einschalten
Das Wichtigste vorab. Wenn dein Auto ins Gelände fährt, muss dein Kopf das auch tun. Atme kurz durch und gehe mental eine kurze Checkliste durch: Ist dein Fahrzeug korrekt eingestellt? Hast du deine Ausrüstung dabei und ist sie in Ordnung? Wenn du mit mehreren unterwegs bist, ist der CB-Funk eingeschaltet und auf dem richtigen Kanal? Bist du angeschnallt und deine Mitfahrer auch? Hast du alle anderen Fahrzeuge im Blick? Bist du aufgeregt? Dann warte noch einen Moment. Fahre vielleicht hinter jemand anderem her, von dem du weißt, dass er keine waghalsigen Manöver fährt. Das gibt etwas mehr Sicherheit.
Beim Offroad-Fahren ist – vor allem bei Anfängern – langsam und sicher die Devise. Gewöhne dich daran, dass du immer wieder einmal aussteigen musst, um den Weg zu begutachten oder dir die Situation genauer anzuschauen.
Nicht alles was gefahren werden kann, musst du fahren. Steigere die Schwierigkeiten langsam. So gewinnst du mehr Sicherheit und lernst dein Auto Stück für Stück kennen. Fühlst du dich bei einer Sache nicht wohl: Stopp! Suche dir jemanden erfahrenen, der dir hilft oder suche einen anderen Weg. Lass dich nicht zu irgendwelchen Fahrmanövern provozieren, die dir (noch) nicht behagen.
Die 10 wichtigsten Tipps für Offroad-Anfänger
1. Lerne dein Fahrzeug kennen
Bevor du zum ersten mal in das Gelände fährst, solltest du dich mit deinem Fahrzeug vertraut machen. Was heißt das genau? Jeder Geländewagentyp hat ein eigenes Allradsystem, unterschiedliche Abmessungen und Ausstattung. Hat dein Geländewagen normale Straßenreifen oder hast du zumindest AT-Reifen (All Terrain, 50 Prozent Straße / 50 Prozent Gelände) oder sogar MT-Reifen (Mud Terrain, 20 bis 30 Prozent Straße / 70 bis 80 Prozent Gelände)? Hast du dich mit deiner Seilwinde schon vertraut gemacht, sofern du eine hast? Hier gibt es mehr zum richtigen Umgang mit der Seilwinde und hier kannst du nachlesen, wie du deine Seilwinde warten kannst. Gerade bei Gebrauchtfahrzeugen mit Seilwinde, solltest du deine Winde genauer unter die Lupe nehmen.
Welche Ausstattung hat dein Wagen? Schaue in das Handbuch deines Wagens und der Zusatzausstattung nach oder lass dir die technischen Details von einem kundigen Freund oder Offroad-Instruktor erklären. Hat der Vorbesitzer zusätzliche Dinge eingebaut, hast du ihn sinnvollerweise schon beim Kauf danach gefragt und dir alles erklären lassen. Falls nein, wird er sicher nicht böse sein, dir im Nachhinein noch ein paar Informationen zu geben.
- Allradantrieb – manuell zuschaltbar, automatisch oder permanent, wie wird er bedient? Denke daran, dass du einen manuell zuschaltbaren Allradantrieb nicht auf festem Untergrund eingeschaltet lässt. Das führt zu hohem Reifenverschleiß und Schäden. Siehe auch unter: Die verschiedenen Allradantriebsarten.
- Untersetzung – hat dein Fahrzeug ein Untersetzungsgetriebe? Wie wird umgeschaltet? Das Untersetzungsgetriebe untersetzt alle Gänge in ein noch größeres Verhältnis. Das bedeutet der Geländewagen fährt viel langsamer, dafür aber mit wesentlich mehr Kraft. Rollt der Wagen, bremst der Motor in der Untersetzung wesentlich stärker. Das Untersetzungsgetriebe ist ein wichtiger Bestandteil eines Geländewagens. Fahrzeuge ohne Untersetzungsgetriebe, können einen sehr kurzen 1. Gang oder elektronische Bergabfahrhilfen haben, um die nötige Kraft und Bremskraft zu erreichen.
- Sperren – Hat dein Fahrzeug Sperren? Wenn ja, wo und wie werden sie geschaltet? Vergiss niemals auf festem Untergrund die Sperren auszuschalten! Hier findest du unsere Reihe, die alles über Sperren erklärt.
- Welche weiteren Systeme hat dein Offroader? – ESP, Traktionskontrolle oder ähnliches?
- Wattiefe – Wenn du durch tieferes Wasser fahren möchtest, solltest du wissen, wie tief es sein darf, ohne das du dein Auto gefährdest. Ansonsten drohen ernsthafte Schäden an Motor und Elektronik. Viele Geländefahrzeuge werden für Wasserfahrten speziell aufgerüstet. Bei älteren müssen oftmals Vorbereitungen getroffen werden, z.B. müssen Stopfen angebracht, der Lüfter abmontiert und die Zündung vor Wasser geschützt werden. Die Entlüftungen an den Achsen und Getrieben müssen hoch genug liegen und dürfen nicht verstopft sein. Bei modernen Fahrzeugen könnte das elektronische Steuergerät in Gefahr sein. Einfach nur einen Schnorchel zu montieren, reicht häufig nicht. Der gesamte Ansaugstrang muss überprüft und abgedichtet werden.
2. Sicherheit beim Offroad-Fahren
Im Gelände, wie auf der Straße, musst du dich anschnallen. Auch wenn du im Gelände eher nicht mit anderen Fahrzeugen kollidierst, so kannst du immer noch gegen einen Baum fahren, dein Fahrzeug kann kippen oder sich im schlimmsten Fall überschlagen. Also möchtest du lieber angeschnallt sein. Allein schon, wenn das Fahrzeug ein kurzes Stück rutsch und schlagartig in einer Rinne abgebremst wird, fliegst du unangeschnallt mit dem Kopf gegen die Scheibe. Um die Verletzungsgefahr auf ein Minimum zu begrenzen, sollen alle Insassen so lange sie im Fahrzeug sitzen immer angeschnallt sein.
Stelle deinen Sitz gerade und so ein, dass du Pedale, Lenkrad und Schalthebel sicher bedienen kannst und möglichst viel außerhalb des Fahrzeugs siehst. Lasse 8 bis 10 Zentimeter Luft zwischen deinem Kopf und dem Dach. Halte die Scheibe auf deiner Seite ein Drittel geöffnet. So bekommst du mit, was draußen passiert, aber im Falle eines Überschlags, kannst du nicht aus Versehen die Hand aus dem Auto strecken.
Den Arm lässig aus dem offenen Fenster hängen lassen, mag für den ein oder anderen zwar cool aussehen, ist aber saugefährlich. Arme und Hände haben nichts außerhalb des Fahrzeugs zu suchen, sondern gehören an das Lenkrad. Dabei bleiben die Daumen aus dem Lenkradinneren. Lege die Daumen immer auf das Lenkrad. Wenn durch Bodenunebenheiten plötzlich das Lenkrad verreißt, hast du ansonsten schnell einen Daumen gebrochen. Alle anderen halten sich an den Griffen oder ähnlichem fest.
In schwierigen Situationen sollten alle, natürlich außer dem Fahrer, aussteigen und außerhalb des Gefahrenbereichs warten, sofern dies möglich ist.
Wenn du aussteigst, ziehe die Handbremse an, schalte den Motor ab und lege den kleinsten Gang ein. Vor allem wenn du oder andere Personen sich um das Auto herum in verworfenem und abschüssigen Gelände bewegen. Denn es kommt schon mal vor, dass die Handbremse versagt und das Auto plötzlich losrollt.
3. Reduzierter Reifendruck beim Geländefahren
Reifendruck und Reifenprofil, alleine dazu kann schon sehr viel geschrieben werden. Daher auch hier nur eine grobe Richtline. Auf Untergründen wie Schlamm oder Sand solltest du deinen Reifendruck reduzieren. Zum einen vergrößert sich dadurch die Aufstandsfläche (kg pro cm2). Das schont die Oberfläche, damit sie besser Traktion geben kann und der Reifen kann sich so besser selbst vom Schlamm befreien. Er walkt dann stärker und drückt den im Profil gefangenen Dreck besser heraus.
Aber Vorsicht! Mit verringertem Luftdruck verändert sich das Lenk- und Fahrverhalten. Der Wagen wirkt schwammiger. Du solltest nicht zu schnell fahren. Je weniger Luft im Reifen verblieben ist, je schneller wird er durch das stärkere Walken der Flanken warm und je weniger Seitenkräfte kann er aufnehmen. Bei starken Lenkbewegungen kann er von der Felge springen. Das passiert gerne in Sanddünen, zum Beispiel wenn du im Dünental stark einlenken musst. Dann drückt das ganze Fahrzeuggewicht auf die Reifenflanke des äußeren Vorderrads.
Beachte dabei: Nicht jeder Reifen verträgt niedrige Luftdrücke gleich gut.
Als Richtlinie für den reduzierten Reifendruck kannst du folgende Werte nehmen:
- 80% des Straßenluftdrucks auf weichem und schlechtem Untergrund, Schlamm. Nicht schneller als 60 km/h fahren.
- 60% des Straßenluftdrucks für besonders weichen und nicht tragfähigen Untergrund, Sand. Nicht schneller als 20 km/h fahren.
- Weniger als 60% des Straßenluftdrucks. Weicher Wüstensand – Manche Reifen vertragen sehr wenig Luft. Der Toyo Open Country M/T ist beispielseise bekannt dafür, auch mit sehr wenig Luftdruck sicher und sehr stabil zu sein. Nicht schneller als 20 km/h fahren.
4. Offroad-Fahren auf gerader Strecke
Auf gerader Strecke zu fahren klingt einfach, ist es aber je nach Untergrund nicht. Auf einer wellblechartigen, harten Rüttelpiste musst du entweder ganz langsam fahren oder so schnell, dass das Auto von Wellenspitze zu Wellenspitze „fliegt“. Diese Geschwindigkeit liegt oft im Bereich von 70 bis 80 km/h! Spätestens jetzt solltest du alles in deinem Auto sicher befestigen. Im Grunde sollte das aber immer der Fall sein.
Im Schlamm solltest du versuchen in der Spur des Vordermanns zu bleiben. Wenn es einen gibt. Wo er langfahren konnte, gibt es dann wohl etwas festeren Untergrund, auf dem du auch weiter kommen solltest. Beobachte wie tief die Spuren sind und ob du mit deiner Bodenfreiheit noch über die hohe Mitte kommst.
Das Verlassen einer Spur kann nicht nur für Anfänger schwierig sein. Bekommen die Räder keinen Grip an der hohen Kante, drückt es dich immer wieder zurück. Fahre die Kante entweder steil an, damit du sie hochkommst oder mit dem Reifenprofil abträgst. Zur Not buddel die Kante mit einem Spaten weg. Fährst du oberhalb der Spur, kann es auch passieren, dass der Wagen unkontrolliert seitlich in die Spuren abrutscht. Absenken des Reifendrucks hilft beim Fahren im Schlamm.
Im Sand solltest du nicht immer der Spur des Vordermanns folgen. Wenn die Spur schon weich und breit ausgefahren wirkt, suche dir eine eigene. Weiche aber auch nicht zu weit ab, denn dort können ganz andere Sandverhältnisse herrschen. Ist die Spur nicht tief und nur so breit wie der Reifen des Vordermanns, kannst du auf ihr bleiben. Hier kannst Du mehr über das Fahren im Sand lesen: Offroad-Fahren: Sand.
5. Offroad-Fahren in Schräglage
Nicht nur für Anfänger ist die Schräglage beim Offroad-Fahren der Horror. Die gute Nachricht: Im Auto fühlt es sich wesentlich schlimmer und schräger an, als es tatsächlich ist. Dennoch solltest du nicht schräger fahren als du es vertragen kannst. Im Schnitt beginnt beim Menschen ein deutliches Unbehagen bei circa 20 Grad seitlicher Neigung. Nimm das Gefühl als eine sichere Grenze, auch wenn dein Auto mehr kann.
Ist im Handbuch der Kippwinkel deines Fahrzeugs angegeben, bezieht er sich auf ein stehendes Serienfahrzeug. Ist dein Fahrzeug beladen, möglichst noch mit einem Dachzelt auf dem Dach, ist es höhergelegt oder hat es eine Spurverbreiterung ist der Kippwinkel ein anderer. Zudem ist es in Bewegung, was zusätzlich dynamische Kräfte (Impuls) wirken lässt.
In jedem Fall solltest du beim Schrägfahren nicht nur als Anfänger sehr langsam und stetig fahren (beispielsweise in der Untersetzung und im 1. Gang). Fährst du nah an der Kippgrenze, kann jeder Impuls, den die höher liegenden Räder durch Unebenheiten, Wurzeln oder Ähnliches bekommen, zum Umkippen führen.
Musst du aus der Schräge herausfahren, versuche es immer Richtung Tal, niemals Richtung Berg. Fängt das Fahrzeug an zu kippen, kannst du noch versuchen mit einem beherzten Vorstoß und durch starkes Einlenken in Kipprichtung, also talwärts, das Fahrzeug abzufangen.
6. Steil bergauf
Wenn es steil bergauf geht, wir also nicht mehr von einem Bodenhügel sondern einer Auffahrt sprechen, musst du immer im rechten Winkel zur Auffahrt fahren. Beim Hochfahren zählen drei wichtige Faktoren: 1) Traktion/Grip, 2) Drehmoment und 3) Schwung.
Damit der Wagen hochfahren kann, benötigt er als erstes in jedem Fall Traktion. Drehen die Räder durch, bleibt der Wagen im günstigsten Fall auf der Stelle stehen. Im ungünstigen Fall dreht er sich zur Seite oder rutscht herunter. Beides kann zu einem Überschlag führen. Ist schon zu sehen, dass der Boden keine Traktion geben wird, versuche es erst gar nicht.
Als zweites brauchst du ausreichend Drehmoment, damit der Wagen stetig hochfährt. Je schwerer der Wagen und je steiler die Auffahrt, desto mehr Drehmoment brauchst du. Gibst du aber zu viel Gas, fangen abhängig von der Bodenbeschaffenheit und der Steilheit die Räder an durchzudrehen. Wie oben beschrieben, sollte das nicht sein.
Als drittes kommt der Schwung ins Spiel. Mit ausreichend Schwung am Anfang, kannst du bereits ein gutes Stück Strecke, vielleicht sogar alles zurücklegen. Näherst du dich der Kuppe, werden Drehmoment und Traktion immer wichtiger. Dann fangen die Vorderräder gerne an durchzudrehen, da sie bergauf entlastet werden. Es besteht die Gefahr, das du kurz vor Ende doch stehen bleibst oder sich der Wagen sogar seitwärts dreht.
Drehmoment und Schwung bestimmst du durch die richtige Wahl des Gangs, bevor du in den Hang einfährst. Dabei musst du abwägen: Ist der Gang zu klein gewählt, könnte dir bei Passagen mit weniger Traktion der Schwung fehlen um diesen Punkt zu überwinden. Du könntest auch zu viel Drehmoment bekommen, den der Untergrund nicht mehr trägt. In Folge drehen die Räder wieder durch.
Ist der Gang zu hoch gewählt, könnte dir am Ende doch noch die Puste ausgehen und du bleibst am Hang stehen. Bei Fahrzeugen mit Untersetzungsgetriebe sind oftmals der 2. oder 3. Gang in der Untersetzung die richtigen. Merke: Je härter und griffiger der Untergrund ist, desto langsamer kannst du fahren und dabei mehr Drehmoment nutzen.
Nimm vor der Kuppe etwas Gas weg, wenn dein Gefühl dir sagt, dass du nicht stehenbleiben wirst, denn sonst fliegst du zu schnell drüber und schlägst hinter dem Hügel auf.
Auf der Kuppe spielt der Rampenwinkel eine große Rolle. Ist er zu niedrig, sitzt du auf der Kuppe fest. Der Rampenwinkel wird durch den Abstand der Achsen voneinander und der Bodenfreiheit, bestimmt durch die Reifengröße, entschieden.
Nicht kuppeln, nicht schalten!
Am Hang darfst du nicht kuppeln oder den Gang wechseln. Du würdest sofort zu viel Schwung verlieren und am Hang stehenbleiben. Bleibst du tatsächlich am Hang stehen, bewahre Ruhe, auch wenn es sich vielleicht bedrohlich anfühlt. Gerade wenn du so im Hang „hängst“ stellt sich schnell ein Unwohlsein ein. Rutscht dein Auto nicht, während du am Hang stehst und den Wagen mit der Fußbremse hälst, ist alles in Ordnung und sicher.
Ein Hang wird immer im Rückwärtsgang ohne zu bremsen und über die Außenspiegel wieder heruntergefahren. Das solltest du ruhig im Vorfeld an kurzen, nicht zu steilen, Abschnitten üben.
Wie du diese Situation sicher meisterst, auch wenn der Motor zum Beispiel ausgegangen ist, kannst du im zweitägigen Matsch&Piste Offroad-Training intensiv in der Praxis lernen.
7. Steil bergab
Genau wie beim Bergauf-Fahren musst du bergab im rechten Winkel zur Abfahrt fahren. Auch hier spielt der Grip eine große Rolle. Er entscheidet, wie stark die Motorbremse beim Herunterfahren sein darf. Hast du einen zu kleinen Gang gewählt, kann dieser so stark bremsen, dass der Wagen ins Rutschen gerät. Ist der Gang zu groß, bremst der Motor zu schwach und der Wagen kann zu schnell werden.
Oft ist der 2. Gang in der Untersetzung, der richtige Gang. Sobald du angefahren bist, nimm deine Füße von den Pedalen und lass den Motor das Auto bremsen. Bremse nicht durch Treten auf das Bremspedal auf rutschigem Untergrund, der Wagen würde sich drehen.
Auf Sand und auf Schlamm ist es wichtig, dass du die Sperren drin hast. So ist gewährleistet, dass die Räder stetig drehen und den Sandkeil vor ihnen abtragen. Dieser Keil bremst das Auto vorne mehr als hinten, was zum Ausbrechen führen kann. Droht der Wagen sich seitwärts zu drehen, nicht bremsen! Gib ganz leicht Gas, der Wagen zieht sich dann wieder gerade und nimm das Gas dann wieder weg.
8. Gräben und Hügel
Gräben und Hügel sind vom Prinzip und den Anforderungen des Querens her das gleiche. Der eine ist nur nach unten gewölbt, der andere nach oben. Beim Überfahren eines Grabens gibt es mehrere Möglichkeiten. Allerdings ist die Gefahr mit dem Auto „hängen“ zu bleiben gegeben. In den meisten Fällen werden Hügel und Gräben diagonal angefahren. Wie groß oder klein der Winkel sein sollte, hängt von der Fahrzeuglänge und der Breite des Hindernis ab.
Wenn du diagonal anfährst, rollt ein Rad nach dem anderen in das Hindernis ein. Dabei kann es passieren, dass die zwei diagonal zueinander stehenden Räder (beispielsweise vorne links und hinten rechts) die Traktion verlieren. Um diese Situation zu meistern gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder fährst du mit etwas Schwung in das Hindernis, so dass der Schwung dich über den Moment ohne Traktion trägt oder du aktivierst vorhandene Achssperren. Eine Mitteldifferenzialsperre alleine reicht hier nicht aus. Wenn du dich genauer in das Thema Differenzialsperren einlesen willst, kann du das mit unserer Serie Sperriger Ausgleich – Die verschiedenen Differenzialsperren – Teil 1 tun.
9. Durchs Wasser fahren
Das durchfahren von Gewässern ist eines der kritischsten Manöver. Es geht dabei nicht um den Bach, der nicht einmal bis zur Radnabe reicht, sondern durch stehendes oder fliessendes Gewässer. Wenn es so tief ist, dass Hindernisse die dein Fahrzeug beschädigen können nicht mehr aus der Wasseroberfläche herausragen. Aber auch ein Bach, der eben noch 20 Zentimeter tief war, kann plötzlich sehr tief werden.
Im Wasser können dich alle Hindernisse erwarten, die du auch auf anderen Strecken findest. Nur siehst du sie nur schlecht oder gar nicht. Das macht es, sagen wir es mal so, spannend. Vorab, dieses Manöver fährt man niemals alleine, wenn die Möglichkeit besteht, dass der Wagen bis oder über die maximale Wattiefe eintauchen kann. Und wenn es sein muss, nur wenn du eine Winde besitzt. Der Wagen wird immer vor dem Furten an einem anderen Fahrzeug angeleint oder mit der eigenen Winde bereits am anderen Ufer gesichert. Sei dir sicher, dass deine Winde funktioniert. Auch unter Wasser.
Bevor du ein Gewässer durchfährst, solltest du den Weg genau inspizieren und wissen was die maximale Tiefe ist, die dein Auto verträgt. Nimm dir einen Stock, markiere die Tiefe die dein Fahrzeug fahren kann und gehe den Weg ab. Begutachte den Weg über die ganze Fahrzeugbreite. Den Stock benötigst Du, da die sichtbare Wassertiefe gut 30 Prozent abweichen kann. Selbst wenn du den gleichen Bach mehrfach an verschiedenen Stellen furtest, prüfe den Weg jedesmal.
Liegen Steine im Weg? Wo ist es tief (stille fliessende Oberfläche) und wo ist es nicht so tief (aufgewirbelte Oberfläche). Wie stark ist die Strömung? Wie ist der Untergrund beschaffen? Kies, Sand oder Schlamm? Bei nicht so tiefen fliesenden Gewässern ist die Gefahr, dass sich am Boden weicher Sand und Schlamm gesammelt haben, geringer als in stehenden Gewässern. In Sand und Schlamm besteht die Gefahr einzusinken. Vergewissere dich also, das der Untergrund tragfähig ist. Wenn möglich, markiere den Weg durch das Wasser mit Stöcken. Und nicht vergessen, wie sieht es am anderen Ufer aus? Kannst du dort überhaupt aus dem Wasser? Ist die Böschung flach und griffig genug?
Auch die Strömung spielt eine Rolle. Wenn es möglich ist, fahre in einem leichten Winkel mit der Strömung. Das Fahrzeug kann, wenn es wasserdicht ist, wie ein Boot aufschwimmen und abgetrieben werden (deshalb vorher das Fahrzeug mit der Winde sichern). In dem Fall hilft nur noch Türen auf und Wasser in das Wageninnere laufen lassen, damit er wieder schwerer wird. Mit allen Folgen.
Die Drehzahl des Motors sollte nicht zu niedrig sein, damit kein Wasser in den untergetauchten Auspuff eindringen kann. Der Motor sollte immer laufen, ansonsten kann in den Auspuff eindringendes Wasser den Katalysator beschädigen. Unter allen Umständen ist zu vermeiden, dass der Motor Wasser ansaugt. Dann musst du ihn ausschalten und wenn es bereits zu spät ist, ist ein ernster Motorschaden die Folge.
Die beste Geschwindigkeit ist die, die eine kleine Bugwelle vor dem Kühler erzeugt. Halte diese Bugwelle. Dadurch bleibt das Wasser am Lüfter des Motors niedrig. Fahre in einem niedrigen Gang in der Untersetzung um gegen den Wasserdruck anzukommen. Lege alle Sperren ein, damit du nach Möglichkeit gar nicht erst zum Stehen kommst. Wenn du das Wasser verlassen hast, denke daran, dass die Bremsen nass sind und ein paar mal betätigt werden müssen, bis die volle Bremskraft wieder zur Verfügung steht.
Ist der Motor im Wasser ausgegangen oder musstest du ihn abschalten, darfst du ihn nicht mehr starten. Erst muss sichergestellt sein, dass kein Wasser in den Motor (Ansaugtrakt, Turbolader, Zylinder und Auspuff) eingedrungen ist. Ansonsten droht ein kapitaler Motorschaden beim Anlassen.
Lies unseren Artikel zum Furten von fliessenden Gewässern: Tipps zum richtigen Furten von Flüssen.
10. Festgefahren
Das wichtigste zuerst: Wenn du dich festgefahren hast, akzeptiere es. Es ist nicht schlimm. Sehr oft machst du durch unüberlegtes Weiterprobieren die Sache nur schlimmer. Oder besser gesagt, das Bergen wird aufwendiger.
Wenn du etwas mehr Erfahrung hast, kannst du das eine oder andere probieren. Oftmals klappt es rückwärts, also auf dem selben Weg zurück. Oder du kannst versuchen, dich durch Aufschaukeln zu befreien. Dabei fährst du unter schnellem Wechsel, jeweils den Schwung ausnutzend, abwechselnd vor und zurück. Das geht aber nur, wenn sich der Wagen überhaupt noch bewegt.
Beobachte dein Auto sehr genau. Sinkt es nur tiefer? Fängt es an zu drehen oder zu rutschen? Dann solltest du alle weiteren Versuche selbst herauszukommen abbrechen. Wenn das Auto steht, dann steht es und es ist sicher.
Kommst du schließlich alleine nicht wieder heraus, dann steige aus und betrachte erst einmal die Lage und überlege, welche Maßnahmen von wo überhaupt sinnvoll sind. Ein unüberlegtes Reißen am Fahrzeug macht manchmal mehr kaputt als es hilft. Wenn du als Anfänger im Offroad-Fahren nicht sicher bist, was helfen würde, suche dir einen erfahrenen Offroad-Fahrer und lass dir von ihm helfen.
Doch Achtung: Oft mischen sich in solchen Situationen viele Helfer ein und alle geben, gerne auch widersprüchliche, Tipps. Wenn dann etwas schiefgeht stehst du alleine mit dem Schaden da. Also entscheide dich, mit wem du die Aktion durchführen willst und ignoriere alle anderen.
Am besten ist es, wenn alle Unbeteiligten zu ihrer eigenen Sicherheit auf einen guten Abstand gehen. Ruhe bewahren, immer an die Sicherheit denken. Sowohl beim Bergen selbst als auch beim Hantieren und Laufen am und um das Auto herum.
Mehr zum Thema Bergen im Offroad-Gelände findest du hier:
- Richtiges Bergen im Gelände – Teil 1 mit Hilfe von Seilwinden
- Richtiges Bergen im Gelände – Teil 2 mit Bergegurten und Seilen
Hast du dein Auto befreit, überlege dir, ob du auf jeden Fall dort entlang musst oder ob es einen anderen Weg gibt. Musst du dort entlang, überlege warum du steckengeblieben bist. Hast du die falsche Spur genommen oder zu wenig Schwung?
Bei allen Situationen im Gelände ist für Anfänger wie auch Fortgeschrittene dieser Punkt der wichtigste: Erscheint es dir bei näherer Betrachtung unmöglich oder zumindest zu schwierig weiter zu fahren, dann solltest du umdrehen. Höre auf dein Gefühl. Wenn es dir „nein“ sagt, fahre auch nicht.
Buchempfehlungen zum Thema Offroad-fahren für Anfänger und Fortgeschrittene
Für die Vorbereitung Zuhause und als Nachschlagewerke für unterwegs empfehlen wir die folgenden Bücher:
- Geländetraining mit dem Land Rover, Stefan Schumacher – Nicht nur für Land Rover, die Techniken gelten natürlich auch für andere Fahrzeuge.
- Four-by-four-driving, Tom Sheppard – Ein Standardwerk (Englisch)
- Festgefahren: Was nun? Von Martin-Sebastian Kreplin
© Fotos: Doreen Kühr, Nicole Woithon und AlexDee