Wie bitte, Ihr wollt dorthin fahren? Und das auch noch mit dem eigenen Auto? Seid Ihr verrückt geworden? So oder so ähnlich sind die üblichen Reaktionen, wenn wir Offroadreisende anderen von unserem Plänen berichten. Oft sind diese Bedenken unbegründet. Ganz klar, passieren kann immer etwas und daher ist eine gute Reisevorbereitung so wichtig um Risiken zu minimieren und dann entspannt zu reisen.
Offroadreisen machen Spaß und sie sind eine unserer größten Leidenschaften. Viele Offroad- und Fernreisende sind derzeit oder waren in unterschiedlicher Weise von der Covid-19-Krise betroffen. Grenzen können nicht überquert werden, Routen müssen geändert werden, sichere Stell oder Abstellplätze oder Rücktransportmöglichkeiten für das Fahrzeug werden gesucht. Besonders die Overlander, die auf Langfahrt sind, benötigen sichere Stellplätze, während andere einfach nur nach Hause wollen und nach Transportmöglichkeiten Ausschau halten. In diesen Zeiten ist es schön zu sehen, wie die Reise-Gemeinschaft mit vielfältiger Hilfe zusammenhält!
Vielleicht denkt der ein oder andere von euch auch gerade jetzt verstärkt darüber nach, wie wir uns auf den Fall vorbereiten können, wenn wir unterwegs Hilfe benötigen oder ein Notfall eintritt.
Eine gute Reisevorbereitung ist das A und O
Wie wir uns als Offroadreisende auf krankheits- oder unfallbedingte Situationen gut vorbereiten können, dazu haben wir euch kürzlich schon einige Tipps gegeben: Gesundheit auf Reisen – gute Vorbereitung ist wichtig. Viele andere Aspekte wie etwa die Suche eines sicheren Schlafplatzes, unauffälliges Verhalten (soweit das mit unseren Fahrzeugen möglich ist), Parken und Beaufsichtigen des Fahrzeuges, Umgang mit Wertgegenständen und Bargeld, der berühmte Zweit-Geldbeutel, Sicherheitsausrüstung und vieles mehr sind in Teilen selbstverständlich und hier hat jeder seine eigenen Vorgehensweisen und Wohlfühlsituationen. Dazu haben wir euch auch schon viele Informationen und Hinweise gegeben. Schaut euch dazu beispielsweise mal die 15 Tipps für mehr Sicherheit auf Offroad-Reisen, die Ausrüstung für Offroad-Reisen, unseren Überblick zu Notfall-Satelliten-Messengern oder ein paar spezielle Tipps für Offroad-Reisen im Winter an. Zur Sicherheit auf Reisen gehört auch eine gute Vor- und Nachbereitung eures Offroaders und der sichere Umgang mit dem Fahrzeug.
Ein wirklich wichtiges und grundsätzliches Thema der Reisevorbereitung wird häufig vernachlässigt. Und dabei lässt es sich im Vorfeld so gut vorbereiten. Vielleicht liegt es daran, dass wir, wenn wir auf eine Reise gehen, nicht als erstes daran denken. Es geht um Papierkram.
Reisedokumente und nützliche Informationen gut sortiert und griffbereit
Papierkram? Ja, Papierkram. Es hat viele Vorteile und ist eine große Hilfe, wenn Dokumente und vor allem wichtige Unterlagen gut sortiert sind. Wir alle wissen das aus dem täglichen Leben. Denn mit der Suche zu beginnen, wenn etwas dringend benötigt wird, ist nervig und unnötig. Bei der Reisevorbereitung ist es daher sehr hilfreich eine Reisemappe mit wichtigen Unterlagen zusammenzustellen.
In diese Mappe könnt ihr alle wichtigen Dokumente bzw. Kopien davon ablegen, habt sie unterwegs immer dabei und müsst auch in Notfallsituationen nicht lange danach suchen. Eine ähnliche Version dieser Mappe könnt ihr einer vertrauenswürdigen Person zu Hause übergeben. Dabei kann es sinnvoll sein, sie jemandem zu geben, der sich mit der Art der Reise auskennt und gleichzeitig dem Reisenden nicht so nahesteht, dass er im Ernstfall nicht emotional gebunden ist und rational helfen kann.
Wenn ihr einen solchen kompletten Ordner zusammengestellt habt, muss im Notfall niemand mehr nach Dokumenten und Daten suchen. Das beginnt bei der Telefonnummer zum Sperren verlorener Kreditkarten und geht über Dokumentenkopien für die leichtere Ersatzbeschaffung bis hin zu wichtigen Unterlagen und Kontaktdaten für den Fall eines medizinischen Notfalls.
Was gehört erfahrungsgemäß in eine solche Sammlung hinein?
- Notfall-Kontaktdaten: wer soll im Notfall informiert werden und wie ist er zu erreichen. Das packt ihr am besten griffbereit und sichtbar gleich als erstes oben in den Ordern. Ein kleiner Zettel mit diesen Informationen passt auch ins Portemonnaie oder in die Passhülle und kann euch nicht nur beim Reisen wertvolle Dienste erweisen.
- Weitere Kontaktdaten: Reisende, Ansprechpartner, Postempfänger zu Hause, Werkstatt des Vertrauens u.v.a.m.
- Wichtige Adressen und Telefonnummern: z. B. Vertretungen des Reiselandes im Heimatland, Vertretungen des Heimatlandes im Reiseland, Auswärtiges Amt, Visaservice, Karten- und Kontosperren, Pannendienst, ggf. Arbeitgeber.
- Kontaktdaten des Hausarztes (und weiterer Ärzte) und ggf. eine Liste mit den regelmäßig benötigten Medikamenten und Krankheiten.
- Fahrzeugdaten: Marke, Typ, Kennzeichen, Fahrgestellnummer, Farbe, Sicherheitscodes für die Wegfahrsperre, das Radio usw., besondere Merkmale.
- Routenplan: ungefähre Strecke mit Daten soweit möglich: An dieser Stelle kann – zumindest bei extremeren Routen – auch vereinbart werden, dass die Kontaktperson im Heimatland regelmäßig über die Route informiert wird, um eine bessere Suche bei vermissten Personen zu ermöglichen. An diese Stelle können auch Unterlagen bereits vorgebuchter Hotels, Ausflüge und ähnliches einsortiert werden. Dann am besten im Rahmen der Reisevorbereitung gleich chronologisch sortieren.
- Angaben zu den bestehenden Versicherungen: Kontaktdaten, insbesondere der Auslandsreiseversicherung, Auslandsschutzbrief, Krankenversicherung, Rentenversicherung, etc.
- Vollmachten bzw. Kopien davon: z.B. Vorsorgevollmacht, Bankvollmacht, Kfz-Vollmacht. Solche Vollmachten können im Notfall vieles erleichtern, doch gerade diesbezüglich muss jeder selbst entscheiden, wie weit er geht und wem er in welchem Umfang vertraut!
- Kopien von wichtigen Dokumenten und Verträgen: Reisepass, Visum, Fahrzeugpapiere, Impfpass, Fahrkarten, Buchungen, Transportunterlagen, Bank, Versicherungen, Miete, etc.
Was sonst noch?
Ihr könnt auch noch ein paar mehr Kopien wichtiger Dokumente hinzufügen, die typischerweise an den Grenzen oder bei Behörden vorgelegt werden müssen. An manchen Grenzen werdet ihr nach Kopien gefragt und es ist dann einfacher, diese bereits zur Hand zu haben. Auch ein paar Passfotos können abhängig von der Reiseregion und -dauer für zusätzliche Genehmigungen und Visa unterwegs nützlich sein.
Es gibt sicherlich viel Spielraum, wie ihr eine solche Reisemappe füllen könnt. Dies richtet sich danach, wohin ihr reist, wie lange ihr unterwegs sein werdet und unter welchen Umständen. Ihr könnt so auch entscheiden, was ihr tatsächlich mitnehmt und was ihr zu Hause aufbewahrt (wenn möglich). Diesbezüglich sollte jeder das sammeln, was ihm wichtig erscheint und am besten zur eigenen Situation passt.
Die sichere Aufbewahrung der Dokumente und Kopien will wohlüberlegt sein
Ihr könnt natürlich auch einige dieser Unterlagen digitalisieren und sie so sicher und unterwegs zugänglich aufbewahren. Dabei gibt eine Menge von Möglichkeiten, beispielsweise Clouddienste, Speicherkarten, USB-Sticks, robuste, mobile Festplatten du vieles mehr, ihr kennt das alles.
Mobile Datenträger bergen jedoch eine gewisse Verlust- und Diebstahlgefahr. Unbefugtem Datenzugriff kann mit Verschlüsselungsalgorithmen und Passwörtern oder gar einer Zwei-Faktor-Authentifizierung vorgebeugt werden. Doch aufgepasst, so hat sich manch einer schon schnell selbst von seinen Daten ausgesperrt. Clouddienste bieten eine Möglichkeit die digitalisierten Dokumente online abzulegen, sodass sie von unterwegs erreichbar sind. Die Sicherheitsstandards dabei sind unterschiedlich und je nach Reiseregion kann der online Zugriff erschwert oder unmöglich sein. Vielleicht doch lieber in Papierform aufbewahren? Die gewählte Form der Ablage ist sicherlich auch abhängig von den persönlichen Vorlieben und dem eigenen Sicherheitsbedürfnis.
Wichtig ist, dass alle wichtigen Dokumente jederzeit verfügbar und im schnellen Zugriff sein sollten. Benötigt ihr sie, ist der falsche Zeitpunkt zum Suchen und Herumschlagen mit komplizierten Sicherheitsmechanismen. Daher ergibt der gute alte Ordner mit papierhaften Unterlagen im digitalen Zeitalter in diesem Fall durchaus Sinn.
Mit guter Reisevorbereitung lässt sich entspannt reisen
Übrigens, um an die zu Anfang erwähnten Bedenken vieler Außenstehender anzuknüpfen: Die Gefahr als Reisender Opfer von etwa Naturkatastrophen, Raubüberfällen, massiver Korruption oder Terror zu werden, halte ich aus Erfahrung für vergleichsweise sehr gering. Zur falschen Zeit am falschen Ort kann natürlich jeder von uns sein, auch daheim. Nützliche Informationen zur Vorbereitung bietet hier etwa das Auswärtige Amt mit seinen Reise- und Sicherheitshinweisen, den Reisewarnungen und auch mit der App Sicher Reisen. Die Nutzung der Krisenvorsorgeliste „Elefand“ kann je nach Reiseregion empfehlenswert sein. Ebenso kann es in verschiedenen Regionen sinnvoll sein, dass ihr zusätzliche Informationen etwa über Botschaften, Konsulate oder die Seiten der diplomatischen Vertretungen anderer Länder hinzuzieht und euch so ein Gesamtbild verschafft. Doch wie auch bei der Gesundheit auf Reisen, sind es wahrscheinlich eher die kleineren Missgeschicke und Dinge, die zu Hause auch passieren können und die uns auf Reisen dann kurzzeitig ausbremsen.
Diese Zeilen erheben nicht den Anspruch, dass die genannten Punkte in jeder Situation passen und dass dies der einzig richtige Weg ist, sich gut vorzubereiten. Zudem hat Sicherheit viel mit dem subjektiven Empfinden jedes einzelnen Reisenden zu tun. Vielmehr soll euch dieser Artikel eine Anregung geben, um nicht unvorbereitet loszufahren. Das Wichtigste ist, gut präpariert zu sein für den Fall, der hoffentlich nicht eintritt! Ein völliges Ausschließen von Risiken ist natürlich nicht möglich.
Doch ihr seht schon, mit guter Reisevorbereitung und Augenmaß lässt sich entspannt reisen und Spaß haben. Vielleicht habt ihr auch den ein oder anderen Tipp auf Lager oder Erfahrungen hierzu, die ihr gerne teilen möchtet?
Noch mehr Reisetipps findet ihr hier auf Matsch&Piste.
Gute Reise!