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Sardinien mit Kleinkind: 10 Insel-Highlights für Roadtrip-Eltern

Karibisch anmutende Sandstrände, massig Sehenswürdigkeiten und eine wildromantische Natur: Sardinien ist die wohlbekannte Wundertüte des Mittelmeerraums. Im Hochsommer überfüllt, bietet das Eiland Ende September ideale Reisebedingungen für betont stressfreies Familien-Camping. Sardinien mit Kleinkind: Die Top-10 unserer selbst gemachten (Bus-)Erfahrungen mit Nachwuchs an der lieblichen Ostküste inklusive Offroad-Routen-Tipps.

1.) No highway to hell: Über die Kunst einer gelungenen An- & Rückreise

Eine richtig gemachte Anfahrt vertreibt Kummer und Sorgen. Das gilt vor allem, wenn der Gradmesser des allgemeinen Wohlbefindens im Maxi Cosi-Kindersitz verweilt. Und da für die meisten Sardinien-Urlauber aus dem deutschsprachigen Raum eine mehr oder weniger lange Anreise inklusive Fähre am Programm steht, gilt es, sich am Gemütszustand der Jüngsten zu orientieren. Klingt banal, kann aber kriegsentscheidend sein.

Um kräftezehrenden Autobahnetappen den Schrecken zu nehmen sowie Frust zu vermeiden, empfiehlt es sich auch Pausen außerhalb des Fluchtfahrzeugs einzuplanen. Genauso machen wir es auch: Von der mittäglichen Stärkung in der bezaubernden Altstadt von Padua auf der Hinfahrt, über einen obligatorischen Fotostopp am schiefen Turm von Pisa auf der Rückfahrt bis hin zur Buchung der nächtlichen Überfahrten samt Kabine zwecks Regenerationsmöglichkeit. Unterhaltsame Abenteuer liegen sprichwörtlich am Wegesrand einer An- bzw. Rückfahrt und wandeln die lästigen Pflichtkilometer zum erfolgreichen Auftakt des gemeinsamen Urlaubs bzw. können für einen gelungenen Reiseausklang sorgen. Ein bisschen Aufgeschlossenheit und die passende Einstellung vorausgesetzt. Übrigens: Nützliches Zubehör für Reisen mit Kleinkind gibt es auch hier nachzulesen.

2.) Tal des Rio Posada: Urlaubsbeginn trifft Mittelalteridylle

Wo startet man den Urlaub, wenn gefühlt an jeder Ecke respektive Bucht der ideale Strandabschnitt wartet? Sicher nicht verkehrt für den Beginn eines Sardinien-Aufenthalts mit Kleinkind kann hier die Region rund um das kleine Örtchen Posada genannt werden. Knapp 70 Kilometer vom Fährhafen Golfo Aranci entfernt, liegt es im Norden der malerischen Ostküste und bietet mit dem gleichnamigen Campingplatz ein kleines, familiengeführtes Areal in unmittelbarer Nähe eines mehreren Kilometer langen Strandes. Perfekt um anzukommen, erste Ausflüge in das azurblaue Wasser zu wagen, sich durch das kulinarische Angebot der angeschlossenen Pizzeria zu schlemmen und generell einen Gang runter zuschalten.

Da wir in den tiefen unseres Stauraums hochmotiviert unsere Wanderkraxe eingepackt haben, nehmen wir auch die 2 Kilometer entfernten Altstadt Posadas in Angriff, die sich malerisch an einen kleinen Berg schmiegt und dessen aus dem 13. Jahrhundert stammende Castello della Fava, mit einem tollen Panoramaausblick lockt. Überhaupt: In das mittelalterliche Labyrinth aus engen Gassen und verborgenen Plätzen kann man sich schnell verlieben, nicht umsonst gilt Posada als eines der schönsten Dörfer Italiens. Während unser Nachwuchs mit neuem Stofftier glücklich durch alte Torbögen flitzt, können wir erstmals stilecht mit Aperol Spritz auf den Urlaub anstoßen. Entspannung und Abwechslung liegen in Posada sowohl für Eltern als auch für die jüngsten Reiseteilnehmer erfreulicherweise nah beieinander.

Der Rio Posada mit seinen zahlreichen Nebenflüssen prägt das gleichnamige Tal.
Mit etwas Geduld lassen sich auf versteckten Pfaden so manch einsame Bucht entdecken.
Beeindruckende Panoramaaussicht vom Castello della Fava.

3. Bèrchida beach und Su Meriacru – Rüttelpiste zum Hochgenuss

Als passionierter Geländefahrer ist man ständig auf der Suche nach ungeteerten Wegen. Auch im Urlaub, trotz familiärer Besatzung und übergewichtiger Reiseausstattung. Damit man vor lauter Schielen auf die unzähligen Pistenabzweigungen vor Ort nicht von der Straße abkommt, bietet es sich natürlich an, bereits bei der Reiseplanung so mach Urlaubs-Sehenswürdigkeit aufgrund seines Offroad-Potenzials zu wählen.

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Trackbook Sardinien

So geschehen auch beim Bèrchida Beach, dessen Online-Recherche via Google-Maps nicht nur eine knapp 4 Kilometer lange Offroad-Anfahrt offenbarte, sondern auch ein kulinarisches Highlight der Reise zufällig zum Vorschein brachte. Die staubige Rumpelpiste hält dann natürlich keine ernsthaften fahrerischen Herausforderungen parat, wartet jedoch auf halber Höhe mit dem Familienbetrieb Su Meriacru auf, einem Restaurant mitten im Nirgendwo mit traditionellen Speisen und lokalen Zutaten. Ein Boxenstopp begeistert nicht nur mit hervorragender Pasta und Vino, sondern verzaubert auch Theo aufgrund der märchenhaften Idylle mitten in der Natur sowie der zahlreichen Anwesenheit anschmiegsamer Fellträger.

Dermaßen gestärkt freuen wir uns umso mehr auf eine Abkühlung im kühlen Wasser. Bevor es jedoch so weit ist, parken wir den T5 am vorgelagerten, riesigen Parkplatz, auf dem wir für 12 Euro pro Nacht auch campieren dürfen. Der Nachsaison sei Dank stehen nur ein paar dutzend Fahrzeuge und wir möchten uns gar nicht ausmalen, wie es hier zu Hochzeiten zugeht.

Vorbei an ein paar kleinen Kiosks und einem Strandrestaurant, eröffnet sich uns dann ein wahrer Augenöffner von Sandstrand. Mehrere Kilometer breit, feinsandig und mit türkisfarbenen Wellen garniert, fühlen wir uns fast in die Karibik versetzt. Aufgrund der Ausmaße wie auch der überschaubaren Frequenz, suchen wir uns ein einsames Fleckchen und lernen schnell die familienfreundlichen Eigenschaften des Bèrchida Beach schätzen: Ein sachter Einstieg ins glasklare, ruhige Meer, die Anwesenheit aufmerksamer Rettungsschwimmer sowie zahlreiche potenzielle Spielkameraden aufgrund zahlreicher Familien. Als einziger Wehrmutstropfen stellt sich der Standplatz heraus. Fußläufig knapp 10 Minuten entfernt, befindet sich der leicht abschüssige Parkplatz schutzlos der Sonne ausgesetzt und nach Sperrstunde sorgen nur mehr 2 desolate Dixie-Klos für ein Mindestmaß an Infrastruktur. Rustikal, da hilft es nur die Tage am Meer zu verbringen.

Kilometerlanger Sandstrand und kaum was los. Sardinien at it´s best in der der Nachsaison.
Ein Stellplatz, kein Schatten und über 32 Grad. Es gibt schlimmere Orte um Ende September zu campieren.
Das Su Meriacru war unser kulinarisches Highlight der Reise. Gut versteckt und weit ab vom Schuss gelegen bietet es ein einmaliges Ambiente.

4. Batterien laden am Golf von Orosei

Nach zwei autarken Tagen in ermattender Hitze erliegen wir schließlich den Erzählungen einer Schweizer Jungfamilie über die Verlockungen eines nur 12 Kilometer entfernten Campingplatzes. Und tatsächlich, als wir am weitläufigen Gelände des Camping Cala Ginepro einchecken, sind wir positiv überrascht. Wieder beschert uns die Nachsaison eine spärliche Belegung mit üppiger Platzwahl, wir können zwischen gleich 3 unterschiedlichen Strandabschnitten wählen und finden die von Pinien und Wacholder bestimmte Umgebung sehr ansprechend.

Selbst der offizielle Familienstrand entpuppt sich als ewig flach und kinderfreundlich, dass auch wir erstmals wieder entspannt den ein oder anderen Blick in ein Buch werfen können. Mehrere Spielplätze und Eisdielen lassen Theos Herz zusätzlich höher schlagen, doch auch wir gönnen uns so manch Duschsession, rationieren unsere Essens- und Wasservorräte auf oder lassen die Seele in der mitgenommenen Hängematte baumeln. Vom Horror befürchteter Animationsbeschallung oder einer gefängnisähnlichen Stellplatzauslegung keine Spur, mit dem Cala Ginepro haben wir ein bequemes und überaus kinderfreundliches Basislager zur Erkundung der nahen Umgebung gefunden.

Besonders mit Kind lernt man die Annehmlichkeiten eines gut ausgestatteten Campingplatz zu schätzen.
Fast schon voll: Normalerweise waren unsere besuchten Strände noch weniger stark frequentiert.

5. Le Ginestre: Picknicken mit Fischreiher & Co

Heute brechen wir zeitig zu einem Tagesausflug in den Naturpark Le Ginestre auf. Dazu geht es für uns Richtung Süden, wo wir beim nahen Orosei auf eine schmale Staubpiste abbiegen und uns langsam wieder der Küste entgegen schlängeln, bis wir vor dem Schranken eines kleinen Zollhäuschens zu stehen kommen. 5 Euro Eintritt trennen uns vor dem Zugang zu diesem besonderen Küstenabschnitt und der Heimat zahlreicher Wasservögel. Nach Abgabe unseres Obolus und dem strengen Hinweis des Wärters nicht im Park nächtigen zu dürfen, geht es über eine Holzbrücke endlich auf die extrem lang gezogene Halbinsel.

Gleich schlägt uns die besondere Szenerie in ihren Bann, es weht ein Hauch von Afrika durch die offenen Fenster. Eine feine Schotterstraße führt uns am rückwärtigen Teil eines natürlichen Süßwasserkanals entlang, an dem wir Einheimischen nicht nur bei der Muschelernte über die Schulter blicken, sondern auch exotische Vögel friedlich in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Leider laufen uns die schon öfters hier gesichteten Flamingos nicht vor die Linse, aber eine Gruppe großer Fischreiher tut es auch.

Je näher wir dem ruhigen Wasser kommen, desto mehr Leben tut sich für unseren staunenden Theo auf. Wir folgen der Piste hinein in den schattigen Schutz der hoch aufragenden Pinien und Kiefern, wobei nach kurzer Zeit unzählige Fahrzeugspuren in unterschiedliche Richtungen abzweigen. Uns steht hier die volle (Pisten-)Freiheit zur Verfügung: Matschig anspruchsvoll zur Süßwasserbucht oder sandig mit Wurzeln durchzogen doch zum Strand? Wir entscheiden uns für letzteres, rollen durch den beinahe verlassenen Park bis wir ein passendes Plätzchen unmittelbar am Strand für uns entdecken. Auch hier sind wir vom pittoresken, kilometerlangen Strand hin und weg, selbst wenn dieser stark abfällt und mit Minikieselstein anstatt feinem Sandstrand ausgestattet ist. Das Meer präsentiert sich heute aber von seiner ungemütlichen Seite, also machen wir es uns ohnehin im windgeschützten Bereich gemütlich und verzichten auf einen Badeausflug. Der Park lädt sprichwörtlich zum spannenden Erkunden ein, wartet zusätzlich mit Strandkiosken, WC-Anlagen sowie öffentlichen Grillplätzen zum längeren Verweilen. Ein Abenteuertag vergeht hier wie im Flug.

Einfahrt zum kleinen, aber sehr feinen Naturschutzgebiet Le Ginestre.
Wenn der Asphalt aufhört, fängt es für Allradfahrer erst an interessant zu werden.
Diesmal haben wir den Strand ganz für uns alleine.

6. Urlaub am Bauernhof auf Italienisch

Auf Sardinien mit Kleinkind ist Abwechslung ist Pflicht, zumindest was unseren Nachwuchs angeht. Deswegen legen wir eine Pause von Sonne, Strand und Meer ein, wechseln die Tapeten und schrauben uns im Hinterland in der Nähe von Dorgali zum Country House S’Ozzastru hinauf. Ein Agriturismo-Abstecher ist angesagt. Da Theo das Landleben inklusive Kühe melken, Traktorfahrt und dergleichen liebt, wollen wir ihm natürlich diesen Wunsch erfüllen und sind auf die sardische „Urlaub am Bauernhof“-Variante sehr gespannt.

Kurvenreich geht es auf über 400 Meter, das Meer entschwindet dem Blick und die Landschaft wird wieder karger. Ein zerschlissenes Hinweisschild lotst uns von der Bundesstraße auf eine unscheinbare Abzweigung, spuckt uns plötzlich vor den Toren der gesuchten Unterkunft aus. Von außen unscheinbar, präsentiert sich uns innen das rund 100 Quadratmeter große Gelände von seiner besten Seite. Der Bauernhof wie auch die restlichen Gebäude wissen im schicken Landhausstil zu begeistern, werden von grünen Oasen zum Verweilen aufgelockert, bieten einen Kinderspielplatz sowie eine Poolanlage mit großartigem Ausblick auf die umgebende Hügelkette.

Natürlich beziehen wir einen Stellplatz in unmittelbarer Nähe zum kühlen Nass und richten es uns gemütlich ein, bevor wir auf große Entdeckungstour gehen. Ziegen füttern, Schweine streicheln, eine Abkühlung im Pool, Schaukeln, mit den Nachbarskindern spielen… die To-Do-Liste für unseren Sohnemann scheint gar nicht enden zu wollen. Um das Angebot auch bewältigen zu können, bleiben wir gleich 2 Nächte hier und kommen so auch in den Genuss der eigenen Bio-Produkte direkt vom Hof. Und was man auch nicht unerwähnt lassen sollte: Von den vielen aufregenden Eindrücken ermattet, verabschiedet sich unser Abenteurer bereits früh ins Träumeland und gönnt uns damit abendliche Elternfreizeit mit vino blanco und dolce unter einem romantisch funkelnden Sternenzelt.

Wenn Urlaub am Bauernhof mit so einem Pool aufwartet, kann man mehr als zufrieden sein.
Home is where you park it. Das gilt im Besonderen für unseren Jüngsten!

7. Wander- und Badespaß am Ende der Welt

Nach unserem tierischen Ausflug am Bauernhof setzen wir uns weiter in den Süden ab, fahren etwa 2 Stunden bis uns eine immer enger werdende Küstenstraße in die schroffe Kulisse des fast 880 Meter hohen Monte Ferru führt. Windungsreich geht es nun hügelig voran, bis uns eine Stichstraße zu dem versteckt in einem Talkessel liegenden Campingplatz Coccorrocci führt. Die Anlage liegt genau zwischen einem grob geschotterten Strandabschnitt und den sich erhebenden Ausläufern des mit Eisenberg übersetzten Bergmassivs.

Der herbe, unberührte Charme mit verhältnismäßig viel Bewuchs und dem Fehlen jeglicher anderen Behausungen gefällt uns auf Anhieb. Die wenigen, der zumeist eher alternativ angehauchten Camper verleihen der Anlage ein gewisses Hippie-Flair und Theo findet quasi unmittelbar nach dem Aussteigen neue Spielkammeraden. Ein familienfreundliches Pool, ein kleiner Spielplatz sowie ein angeschlossenes Restaurant sorgen für das perfekte Maß an Luxus.

Da das Gebiet rund um den Monte Ferru bekannt für seine Wander- und Mountainbike-Wege ist, wollen aber auch wir nicht auf der faulen Haut liegen. Vor allem ein Ausflug zu den nahen Wasserfällen und Naturbecken ist Pflicht, also ziehen wir Wanderschuhe über und machen uns mit Badehose sowie mit Drohne ausgestattet auf Erkundungstour. Knapp 5 Kilometer folgen wir einem Schotterpfad in den Kessel hinein, manchmal steil bergauf und dann abschnittsweise wieder bergab. Zwar keine Alpen, aber die regenvollen, tiefen Wolken, das schwüle Wetter sowie Theo in seiner Wanderkraxe, lassen auch mich ins Schwitzen kommen.

Entlohnt werden wir aber von der vielleicht schönsten, natürlich entstandenen Bademöglichkeit ganz Sardiniens. Am Fuße eines nur spärlich plätschernden Wasserfalls entdecken wir ein, wie aus einem National Geographic-Beitrag entstammendes Naturbecken. Umrahmt vom bronzefarbigen Gestein des Monte Ferru, in einer urwaldgleichen Vegetation eingebettet und völlig alleine, nutzen wir natürlich die einmalige Gelegenheit für ein ausgiebiges Privatbad. Dermaßen erfrischt erklimmen wir auch noch die höher gelegenen (Bade)-Abschnitte, müssen fortan aber die Einsamkeit mit ein paar weiteren Besuchern teilen. Mit Blick auf die urtümliche Umgebung zu unseren Füßen und den hier versteckten Besonderheiten, können wir jetzt schon diese herrliche „Sackgasse“ jedem ans Herz legen, der auch mit Nachwuchs ein wenig seinem Entdeckerdrang folgen will.

Das einsames Wandergebiet Monte Ferru wartet mit einem besonderen Charme auf.
Wanderausflug erste Reihe fußfrei: So klappen mit Theo auch längere Ausflüge problemlos.
Badespaß unterwegs in einem der zahlreichen natürlichen Badebecken.

8. Santa Maria Navarrese: Basislager mit 100% Wohlfühlfaktor

Unsere Fahrt geht weiter in den Süden zur Costa Rei bis nach Villasimius und hier ist sie: Die große Restmasse der Späturlauber inklusive voller Strände und komplett ausgebuchter Luxus-Camping-Plätze. Alles Umstände, welchen wir möglichst rasch wieder entfliehen wollen. Wir treten also wieder den taktischen Rückzug in den ruhigeren Norden zu einsameren Gefilden an und werden am Camping Mareblu nähe Lotzorai fündig. Unter hohen Pinienwäldern unmittelbar am wunderschönen Sandstrand von Santa Maria Navarrese gelegen, setzen wir Anker, klappen das Hochdach auf und genießen hier wieder die überaus spärliche Belegung.

Fast unmittelbar in erster Reihe mit Blick auf den breiten Sandstrand stehend, befinden wir uns auf einem von Jungfamilien und Langzeit-Reisenden dominierten Campingplatz, dessen Ausstattung vielleicht schon etwas in die Jahre gekommen ist, aber aufgrund seiner kinderfreundlichen Rahmenbedingungen sowie geografischen Lage, sich als idealer Ausgangsort zur Erkundung naheliegender Sehenswürdigkeiten anbietet.

Die Ostküste wartet an jeder Ecke mit tollen Bademöglichkeiten auf.
Selten findet man so zahlreich kinderfreundliche Strände wie an der Ostküste von Sardinien.

9. Golgo-Hochebene & Baunei – Tümpel, Tiere & Dorfidylle

Heute entscheiden wir uns mit dem Besuch der Golgo-Hochebene wieder für ein Aktivprogramm. Statt Strandsandalen werden abermals die Bergschuhe übergestreift und über Lotzorai fahren wir auf der SS125 einer immer schmaler werdenden, mit Serpentinen gespickten Panoramastraße zum Supramonte Gebirgszug hinauf. Wir erreichen das heimelige, auf 480 Meter thronende Bergdorf Baunei, wo wir weiter der Beschilderung nach Su Golgo folgen.

Eng und kurvenreich geht es entlang einer Felswand hinauf, bis man einige Kilometer später durch lichte Steineichenwälder sanft bergab in die breite Golgo Hochebene hineinfährt. Karger, freier und durchzogen von mäandernden Abzweigungen präsentiert sich das vor uns ausbreitende Naturreservat. Eingerahmt von den hellen Flanken des Supramonte, eröffnet sich uns ein eindrucksvolles Wanderparadies, in dem sich allerhand wild lebende Tierarten ihren beschaulichen Lebensraum erobert haben.

Theo kommt gar nicht aus dem Staunen heraus: Mehr oder weniger zutraulich streunende Kühe, Esel, Ziegen und Schweinen lassen sich unter Zuhilfenahme einiger Leckerlies problemlos streicheln. Zu erkunden gibt es hier ebenfalls einiges. Von der romantischen Wallfahrtskirche San Pietro aus dem 18. Jahrhundert, über Europas tiefstem Karstloch (295 Meter), bis hin zu verwunschen wirkenden Tümpellandschaften oder den zahlreichen Wanderpfaden mit diversen Naturmonumenten. Ein Nachmittag voller neuer Eindrücke vergeht hier wie im Flug.

Praktisch: Mit dem Agriturismo Rifugio Goloritze gibt es sogar ein sympathisches Restaurant mit regionaler Küche, das zur Stärkung einlädt oder mit lokalen Ausflugstipps aufwarten kann. Als wir im Licht der späten Nachmittagssonne dann unseren Heimweg antreten, rundet ein Bummel durch das beschauliche Bergdorf Baunei unseren Wandertag erfolgreich ab und gibt uns Gelegenheit, unsere schwindenden Vorräte aufzufüllen.

Sardinien mit Kleinkind
Tierische Begegnung: Schwer zu sagen auf welcher Seite die Neugier größer ist.
Die Golgo-Hochebene ist ein Paradies für erkundungsfreudige Trekking-Fans.
Beeindruckender Ausblick oberhalb von Baunei.

10. Offroad-Abstecher nach Cala Sinsine

Unsere sardischen Tage neigen sich dem Ende zu und wir wollen heute einer der schönsten Buchten der Ostküsten einen Besuch abstatten. Dank einiger Voraus-Recherche sollte die am Plan stehende Cala Sinsine nicht nur oben genannte Voraussetzungen leicht erfüllen, sondern laut Google-Maps auch mit einer abenteuerlichen Offroad-Anreise aufwarten können. Das erfreut zwar mein Fahrerherz, erfordert aber einige Vorausplanung in Hinblick auf den Rest der Besatzung. Da die Stichstraße zum Wunschstrand von der bereits bekannten Goglo-Hochebene abzweigt, gönnen wir uns noch eine herzhafte Mittagsjause im Agriturismo Rifugio Goloritze, lassen Theo etwas herumtoben, bevor wir rechterhand der Kirche San Pietro auf eine schmale Piste einbiegen und hoffen, dass ein einsetzender Mittagsschlaf unseren Jüngsten die ungeteerte Anreise erträglicher gestalten lässt.

Gemächlich geht es erstmals durch die einsame Hochebene und es dauert keine 10 Minuten, bis Theo durch das kontinuierliche Wippen der Federung friedlich im Träumeland angekommen ist. Rund 15 Kilometer sollten uns bevorstehen, von leicht machbar bis hin zu schwer passierbar gibt es unterschiedlichste Beschreibungen der Strecke. Wir sind auf jeden Fall gespannt und genießen die romantische Fahrt durch die Einsamkeit der dicht bewachsenen Hochebene. Der gut befahrbare Weg weicht immer mehr einer steinigen Schotterpiste und führt uns jetzt langsam sowie gewunden in die Karstschlucht bergab.

Abschnittsweise müssen wir immer öfters deutlich an Fahrt herausnehmen, damit es den schlafenden Theo in seinem Kindersitz nicht sprichwörtlich aus dem Schlaf schaukelt. Mittlerweile fahren wir neben einem ausgetrockneten Flussbett entlang, im Schatten der zu beider Seiten massiv aufragender Steinwände. Bis auf einen Motorradfahrer mit Reifenplatzer sowie einem einheimischen Defender voller fußfauler Touristen, begegnen wir keiner Menschenseele.

Nach knapp 70 Minuten endet unsere abenteuerliche Fahrt in einer Sackgasse und wir sind gezwungen, per Pedes die letzten 2 Kilometer zum Strand zurückzulegen. Ausgerüstet mit genügend Proviant sowie einem ausgeschlafenen Nachwuchs in der Kraxe, wandern wir gut gelaunt durch die duftende Schlucht direkt zum wunderschönen, eindrucksvollen Kiesstrand Cala Sinsine.

Dort angekommen empfängt uns glasklares Wasser in unterschiedlichsten Türkistönen und wir wähnen uns fast in der kitschigen Werbung einer Hochglanzbroschüre. Wenig frequentiert, da fast nur unproblematisch per Schiff erreichbar, verbringen wir hier einige sonnenverwöhnte Stunden, bauen hohe Steinburgen und genießen diese unglaubliche Szenerie. Für Ende September gibt es wahrscheinlich kaum bessere Orte in Europa, um mit Kleinkind einen unvergesslichen Spätsommer-Urlaub verbringen zu können, an den man sich auch später noch gerne mit Vergnügen erinnern wird.

Malerische Umgebung auf dem Weg zur Cala Sinsine.
Einsames Offroaden auf der 15 Kilometer langen Anfahrt mit kaum Gegenverkehr.
Angemessene Abkühlung nach einer launigen Offroad-Tour.